Wann ist ein Mann ein Mann?
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Alexander Tomanek -
19. Oktober 2011 um 10:40 -
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Die NHL hat begonnen und die österreichische Medienlandschaft berichtet mehr denn je. So lesen wir fast täglich über die heroischen Taten von Thomas Vanek, Michi Grabner und Andreas Nödl. Sogar die Bedeutung von Statistiken wie „Time-on-Ice“ (TOI) oder „Shots-on-Goal“ (SOG) hat sich mittlerweile rumgesprochen.
Abseits von einzelnen österreichischen Highlights hat sich aber vergangenes Wochenende noch einiges getan. Ryan Nugent-Hopkins (Edmonton Oilers) und John Tavares (New York Islanders) haben beide Hattricks erzielt. Was daran so besonders ist? Beide Cracks haben ihren 22. Geburtstag noch vor sich. Tavares ist seit einem Monat 21 Jahre und RNH überhaupt erst 18 Jahre alt.
Die beiden Spieler stehen für mich jedoch nur stellvertretend für die junge Welle in der NHL. Ovechkin, Crosby, Johnson, Kane, Stamkos, Tavares, Hall und eben Nugent-Hopkins. Sie alle wurden „first-overall“ gepickt und somit bereits als künftige Super-Stars gedrafted. Doch der Unterschied zu den Jahren davor: Sie alle haben nach dem Lock-Out und den verschärften Regeln sofort den Sprung in die NHL geschafft, ohne Umwege übers College oder Minor-Leagues. Viele von ihnen tragen trotz ihrer Jugend bereits ein „C“ oder „A“ auf ihrer Brust, als Zeichen ihrer Leader-Rolle im Team.
Vor allem die Edmonton Oilers haben es mir angetan. Mit Jordan Eberle, Magnus Paajarvi (der schwedische Trattnig) Taylor Hall und eben Ryan Nugent-Hopkins haben sie vier absolute Top-Youngsters in ihren Reihen, die den Fans in Alberta wohl bald wieder Play-Off-Feeling in den Westen Kanadas bringen werden.
Worauf ich mit all diesen Namen hinaus will? Mir ist schon bewusst, dass diese Spieler zu den Auserwählten gezählt haben, als die Werte „Talent und Eishockey“ weltweit vergeben wurden. Aber umgelegt aufs österreichische Hockey haben auch wir Jahr für Jahr Spieler, die in den heimischen Nachwuchsligen alles zerreißen und in ihren Jahrgängen absolute Top-Stars sind.
Doch beim Einbau in die Kampfmannschaft geht so gut wie gar nix weiter. Die einzig logische Schlussfolgerung scheint, dass der Schritt von einer der nordamerikanischen Junior-Leagues in die NHL tatsächlich kleiner ist als jener von der österreichischen U-20 in die EBEL?
Der klassische Werdegang in Österreich ist ja bekanntlich der vom Kindersuperstar (0 bis 17 Jahre), über das Talent, auf das man baut (18 bis 21 Jahre), zum guten jungen Spieler, dem es noch an Erfahrung mangelt (21 bis 24 Jahre) bis hin zum ausgemusterten Mitt-Zwanziger, der aufgrund seines Alters zu viele Punkte kostet und deshalb vom erweiterten Nationalteamkaderspieler zum frustrierten Nationalliga-Amateurspieler mutiert.
Aber sollten nicht gerade Jungstars wie Nugent-Hopkins mit seinen schmächtigen 79 kg bei 186 cm Körpergröße als Beispiel dienen, dass man auch mit 18 Jahren schon reif für Erwachsenen-Hockey ist?