In größeren Dimensionen denken
-
Alexander Tomanek -
2. Oktober 2011 um 11:02 -
1.319 Mal gelesen -
0 Kommentare
Gregor Baumgartner ist zu alt. Gregor Baumgartner ist zu langsam. Gregor Baumgartner kann keine Tore mehr schießen. Das war letzte Saison wohl keine Einzelmeinung. Diese Statements wurden mittlerweile revidiert. Dafür gibt es zwei Gründe: Zum Einen: Gregor Baumgartner selbst. Zum Anderen: Ein langfristiger Vertrag, aufgrund dessen der Flügelstürmer in der laufenden Saison einen Fixplatz im Kader der Black Wings hat.
Baumgartner spielt seit acht Jahren in der EBEL und war stets ein konstant guter Scorer (knapp 0,7 Punkte pro Spiel). Letztes Jahr hatte er dann eine durchwachsene Saison (wie auch das gesamte Linzer Team). Hätte Manager Perthaler und der Vorstand nach lediglich acht Toren und acht Assists am gebürtigen Steirer festgehalten, wenn sein Kontrakt ausgelaufen wäre?
Ich habe Gregor vor dem Zweitrundenspiel in Wien vor wenigen Wochen getroffen und ihm zu seinem Tor in Runde 1 gratuliert. „Schön, dass mir das Erste gleich mal gelungen ist – da fällt mal einiges an Druck ab“, bestätigte der Flügelstürmer. Ich selbst hatte oben im Kommentatorenkammerl bei Servus TV noch gar nicht richtig Platz genommen und schon war Saisontreffer Nummer Zwei erzielt. Es läuft wieder. Mit Oullette und Leahy gemeinsam im Sturm, mit einem Trainer, der dem Goalgetter scheinbar das nötige Selbstvertrauen zurückgegeben hat. In der Sportwoche hat Baumgartner gemeint, er habe diesen Sommer härter trainiert, als im Jahr davor und dies sei wohl sein Erfolgsrezept. Mag durchaus stimmen. Ist für mich aber nur ein kleiner Teil des Puzzles.
Viel wichtiger: Gregor Baumgartner hat sein Selbstvertrauen wieder gefunden. Er hat auch letztes Jahr sicher nicht härter oder genauer geschossen, ist auch nicht schneller eisgelaufen. Er hatte nur eine Abwärtsspirale, aus der er sich mental nicht mehr befreien konnte. Und wenn ein Sportler beginnt nachzudenken, ist das meist der erste Schritt bergab. Baumgartner hat dieses Tief überwunden und mir nun auch persönlich bestätigt, dass er sich gerade aufgrund der letztjährigen bescheidenen Saison heuer umso stärker fühlt. Weil er gelernt hat, auch mit einer schlechteren Phase umzugehen.
Der Schluss, den ich daraus ziehe: Wenn ich als sportlicher Leiter einmal von einem Spieler überzeugt bin, dann sollte ich in größeren Dimensionen denken. Eine persönliche schlechte Saison kann vielerlei Gründe haben, heißt aber nicht, dass derselbe Spieler nach einem erholsamen Sommer und der einen oder anderen Veränderung im eigenen Umfeld nicht wieder in der ursprünglichen Stärke und Konstanz zurückkehrt. Wenn man auf Karrieren von Sportlern zurückblickt, betrachtet man diese ja auch zumeist in Jahren oder noch weiter gefassten Zyklen. Solche Ansätze könnten den ein oder anderen Transfer überflüssig machen und stattdessen die nötige Konstanz in einen erfolgreichen Kader bringen.