Die Schiedsrichter – das dritte Team am Eis
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Marc Brabant -
29. September 2011 um 10:38 -
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Fehler passieren im Sport in jedem Spiel, nicht nur bei den Athleten, sondern auch bei den Schiedsrichtern, aber überall auf dieser Welt wird nichts lieber getan, als über die Fehler der Schiedsrichter zu diskutieren. Ja, es ist eben nicht leicht ein Referee zu sein. Ich möchte in den folgenden Zeilen als Nicht-Schiedsrichter einen Blick auf die Unparteiischen der EBEL werfen, hoffentlich ohne Foul.
Fakt ist, ohne Schiedsrichter können wir nicht spielen, daran geht kein Weg vorbei. Somit ist der bekannte Ausspruch „Die Schiedsrichter sind das dritte Team am Eis“ völlig richtig. Aber warum hat sich das dritte Team im letzten Jahr so schwer getan? Einerseits sicherlich durch teilweise sehr schwache Leistungen, andererseits aber auch durch fehlenden Respekt ihnen gegenüber.
1. Respekt
Natürlich ist Eishockey ein sehr emotionaler Sport und ich würde jetzt nicht die Wahrheit schreiben, wenn ich sagen würde, dass ich nie meinen Mund gegenüber dem Schiedsrichter aufgemacht habe, leider oftmals auch sehr vehement. Mit dem Abstand zum aktiven Sport merkt man aber, dass das eigentlich total sinnlos war, denn eine Entscheidung wurde (fast) noch nie aufgrund einer starken Beschwerde oder Beschimpfung zurückgezogen.
Aber warum macht man es dann? Weil es leider Teil der Eishockeykultur in Österreich geworden ist, den Referee als Sündenbock darzustellen. Ich kann mich in der letzten Saison an viele Interviews erinnern, wo die Spieler/Trainer den Schiedsrichter als Ausrede vorgeschoben haben, interessanter Weise immer nur die Spieler/Trainer derjenigen Mannschaft, die im Rückstand lag bzw verloren hat. Ein Zufall? Wohl nicht.
Warum wird das dritte Team ausgepfiffen, sobald es das Eis betritt, obwohl noch gar nicht gespielt wurde? Fehlender Respekt. Pfiffe gegen die „Refs“ schon vor dem Spiel gibt es bspw. in der NHL fast nie, dort gehen auch die Superstars ohne Murren auf die Strafbank. Da gibt es vielleicht eine kleine „Anmerkung“ in Richtung Referee beim Vorbeifahren, aber keine langen Diskussionen. Lange Diskussionen würden auch mehr Zeit in der TV-Übertragung bedeuten und gerade in Übersee ist der Spruch „Zeit ist Geld“ ein sehr Bedeutender.
Zudem kommt noch ein wichtiger Punkt dazu: die Vorbildwirkung gegenüber unserem Nachwuchs. Was soll sich ein junger Athlet denken und lernen, wenn er zum Spiel der „Großen“ geht und die Unparteiischen gleich einmal vor dem Spiel schon beschimpft werden und seine Idole dann sehr eindeutig auf den „Schiri“ während des Spiels einreden?
Fazit: Wenn wir nicht alle die Leistung der Schiedsrichter und somit auch ihre Fehler respektieren werden, dann wird sich nicht viel zum Positiven ändern. Respekt bedeutet aber nicht, dass man über Fehler nach dem Spiel nicht diskutieren darf, hier sind harte aber faire Diskussionen sogar erwünscht. Nur durch konstruktives Feedback kann eine Weiterentwicklung stattfinden.
2. Selbstvertrauen
Neben dem Respekt auf der Seite der Spieler/Trainer/Betreuer ist es aber auch unerlässlich, dass das dritte Team Selbstvertrauen ausstrahlen muss. Wenn ich als Spieler einen unsicheren Schiedsrichter vor mir sehe, ja dann ist klar, dass ich da versuche seine Meinung zu ändern. Ein Referee muss was darstellen, muss seine Entscheidungen mit voller Überzeugung treffen (auch wenn er in der Situation nicht sicher ist) und kann ruhig ein wenig arrogant wirken, dass ist für mich dann ein Schiedsrichter. Hier sehe ich das größte Entwicklungspotenzial unserer Referees, aber das kann man lernen und das werden sie auch unter Anleitung vom neuen Schiedsrichter-Boss Lyle Seitz meistern.
Fazit: Die Entwicklung des Selbstvertrauens auf der einen Seite und des Respekts auf der anderen Seite muss Hand in Hand gehen.
3. Nachwuchs/Rahmenbedingungen
Fakt ist, dass der Schiedsrichter-Job ein Nachwuchsproblem hat. Wenige mögen bei bescheidenen Honoraren, langen Fahrten (die auch viel Urlaub verbrauchen) und rauen Spielen eine Pfeife in die Hand nehmen, noch viel weniger ehemalige aktive Spieler. Oftmals sind es Sportler die bereits früh im Nachwuchs aufgehört haben und somit doch ein kleines Stück ihres Eishockeytraums zu verwirklichen versuchen. Ist auch gut so, noch besser wäre es, wenn wir 2-3 ehemalige Spieler als Vorbild in der Liga sehen würden. Liga: Fragt mal bei Roland Schurian nach, den habe ich unlängst getroffen und hätte grundsätzlich Interesse.
Fazit: Man sollte mehr Anreize schaffen. Ein Schiedsrichter sollte angesehen sein, man sollte respektabel dazuverdienen können und die Möglichkeit bekommen bei entsprechender Leistung auch international forciert zu werden. So könnte auch die Teilnahme bei der Weltmeisterschaft oder bei der Olympiade ein großes Ziel sein.
In Summe geht es um das Produkt Eishockey. Wenn sich Spieler, Trainer und Schiedsrichter gegenseitig respektieren bzw. die oben angesprochenen Punkte verbessern, dann profitieren nicht nur die Beteiligten davon, sondern auch der gesamte Eishockeysport.
Schlussanmerkung:
Bisher sind die Schiedsrichter (hinsichtlich fragwürdiger Entscheidungen) nicht in Erscheinung getreten, ein gutes Zeichen, weiter so!
Bild: Reinhard Eisenbauer / eisenbauer.com