Team A spielt gegen Team B und ist auf der Verliererstraße. Es sind nur noch zwei Sekunden zu spielen, der Frust bei Team A sitzt nach einem soeben erhaltenen Empty-Net-Tor tief und nun kommt es zu einem allerletzten Face-Off im Mittelkreis. Die Scheibe wird von den Mittelstürmern auf die Seite gespielt, daraufhin gibt der Center von Team A dem Center vom siegreichen Team B, der dem Weg der Scheibe folgt einen brutalen Cross-Check ins Kreuz. Gleichzeitig beginnt der linke Flügel von Team A, seinem Gegenüber beim Bully (konsequenterweise also dem rechten Flügel von Team B), seinen Schläger zwischen den Beinen hochzuziehen. Beide Attacken werden durch die Schlusssirene relativ schnell beendet. Team B fährt in sein Drittel, um den Erfolg kurz zu feiern, Team A tut dasselbe, jedoch halt ohne den Teil mit dem Feiern.
Ich finde solche Aktionen letztklassig und unsportlich. Ich denke und hoffe, mit dieser Meinung nicht ganz alleine da zu stehen. Zumindest bei den wahren Fans dieses Sports, denen es um etwas mehr geht, als nur darum, sich am Sieg des persönlich favorisierten Vereins für einen Abend lang aufzugeilen.
Zwei Teams spielen 60 Minuten gegeneinander, versuchen alles, um mehr Tore zu schießen und zu gewinnen, mitunter müssen auch Fouls herhalten, sei es, um den Gegner zu stoppen, sei es, um ihn einzuschüchtern. Alles gut und schön. Fouls (und damit einhergehend die eine oder andere Rauferei) gehören genauso zu einem Eishockeymatch wie schön herausgespielte Treffer. Aber wenn alles entschieden ist und nur noch wenige Sekunden zu spielen sind, dann zeigt sich , ob ein Sportler auch tatsächlich an „Fair Play“ und „Respekt“ gegenüber anderen Spielern, Schiedsrichter, und Fans interessiert ist.
In der NHL sind Fights in den letzten fünf Minuten eines Spiels, wie auch in der Overtime verpönt. Daher schreibt das Regulativ vor, dass die Anstifter eines solchen Kampfes härter zu bestrafen sind als in den ersten 55 Minuten eines Spiels. Das kann sogar den Trainer betreffen, sollte er absichtlich Provokateure aufs Eis schicken, die dem anderen Team in einer bereits entschiedenen Partie noch einen Denkzettel verpassen sollen.
Was geschieht in Österreich? Gar nix. So wurden auch im beschriebenen Anlassfall weder Strafen ausgesprochen, obwohl alle vier Schiedsrichter die Vergehen gesehen haben müssen. Noch hat es sonst jemanden gejuckt. Selbst die siegreiche Mannschaft hat die beiden Attacken einfach weggesteckt und sich über den Erfolg gefreut. Aber warum muss ich mir das als siegreicher Spieler gefallen lassen? Als Bestrafung für die erzielten Tore? Wer gibt den Verlierern das Recht, hier Frustabbau am Gegenspieler üben zu dürfen?
Ich finde es toll, wenn in den Pausen Initiativen der Spieler auf den Leinwänden ausgestrahlt werden, in welchen sie zu Fair Play auch auf den Rängen aufrufen. Gehe da völlig d’accord. Allerdings müssen sich dann die EBEL-Cracks auf dem Eis auch dementsprechend respektvoll verhalten. Eine Schnalzerei in den letzten Sekunden eines Spiels anzuzetteln, erinnert eher an ein beleidigtes Kind, das bei „Mensch-ärgere-Dich-nicht“ verloren hat, als an einen Eishockeyprofi mit Vorbildwirkung.
Übrigens, die beiden von mir kritisierten Cracks waren Kyle Wanvig und Michael Köfeler. Ich habe die Namen aber bewusst erst zum Ende dieses Blogs erwähnt. Erstens, damit sich auch die – in diesem Fall – Villacher Fans ein ojektives Urteil bilden können, andererseits, weil es nicht um die beiden Spieler an sich geht, sondern um das Verhalten, welches sich quer durch die Liga eingebürgert hat. Charakter und Fair Play eines Menschen zeigen sich in der Niederlage. Auf und außerhalb der Eisfläche.
Foto: hockeyfans.at / MKL