Kaderbewertung: Der logische Meister heißt wieder Salzburg
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marksoft -
13. September 2016 um 09:02 -
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Alles andere als das Triple für Red Bull Salzburg wäre eine Sensation – mit diesen Voraussetzungen startet der Meister und Titelverteidiger aus der Mozartstadt in die EBEL Saison 2016/17. Aber sind die Bullen wirklich so stark, dass sie nur über sich selbst stolpern können?
Zwei Mal in Folge sind die Red Bulls nun schon Meister geworden, in den letzten drei Jahren standen sie immer im Finale und haben drei Mal in Serie den Grunddurchgang gewonnen. Die Mannschaft aus Salzburg ist das Non Plus Ultra der Liga, kein anderes Team drückt dem Eishockeysport hierzulande seinen Stempel so nachdrücklich auf, wie das die Mannschaft aus dem Hause Red Bull macht.
Allerdings hat sich im vergangenen Jahr etwas geändert. Hatten die Salzburger vor zwei Jahren ein neues Niveau erreicht, das für den Rest der Liga unerreichbar blieb, schwankten die Bullen letzte Saison durchaus gehörig. Schon im Grunddurchgang gab es keine derartige Dominanz mehr, in den Play Offs waren die Mozartstädter gegen den KAC und danach auch den VSV schwer in Bedrängnis. Ganz so weit weg wie die Salzburger es schon waren scheinen sie nicht mehr zu sein.
Dass der Titelverteidiger fast schon traditionell zumindest als Mitfavorit auf die abermalige Meisterschaft ins Rennen geht ist logisch. Im Fall von Salzburg ist es aber so, dass der Meister 2017 eigentlich wieder nur aus dem Hause Red Bull kommen kann. Der Kader hat sich nur marginal verändert, Neo-Trainer Greg Poss kann weiterhin auf eine bärenstarke Mannschaft bauen, die technisch, physisch und auch vom Tempo über jeden Ligakonkurrenten zu stellen ist. Selbst die ewigen Schmährufe sind ob einer derartigen Überlegenheit leiser geworden. Die Konkurrenz musste die Übermacht neidlos anerkennen.
Dennoch will die Konkurrenz nicht kampflos aufstecken. Auch wenn dieser Salzburger Kader am Papier praktisch nicht zu schlagen sein wird, der Rest der Liga hat aufgestockt und will die Bullen in Bedrängnis bringen. Es ist trotzdem ein Start-Ziel Sieg der Poss Mannen zu erwarten und es ist auch keine Überraschung, dass die Bullen das einzige Team aus der EBEL sind, das in der Champions Hockey League noch mit dabei ist.
###Die Ausgangslage
Schleichend sind die Salzburger letzte Saison gestartet. Die ersten drei Partien wurden verloren, erst dann fanden die Bullen ihren Tritt und gewannen von den folgenden 12 Spielen nicht weniger als 11. Mitte November leistete sich der Meisterfavorit noch einmal drei Niederlagen in Folge und wirkte auch danach nicht immer stabil. Erst ab Spiel 4 des Halbfinales wurden die Salzburger richtig stark und marschierten schließlich zum Titel.
Statistische Fakten 15/16:
Power Play: 18,7% (3.)
Penalty Killing 87,1% (1.)
Fairplay 14,7 Min/Sp (11.)
Scoring Effizienz 10,67% (1.)
Tore geschossen: 168 (1.)*
Tore erhalten: 112 (6.)*
*zwecks Vergleichbarkeit nur aus dem Grunddurchgang
Auch die Statistiken verraten, dass die Salzburger nicht mehr ganz so dominant waren wie im Jahr davor. Keine Frage, die Offensive war weiterhin das Maß aller EBEL Dinge und erzielte so viele Tore wie keine andere Mannschaft. Auch die Effizienz kann sich sehen lassen. Ein kleiner Ausreißer war das Power Play, das sich um fast 7% verschlechterte und daher „nur“ noch das drittbeste der Liga war. Fast schon traditionell weit hinten befanden sich die Red Bulls in Sachen Fair Play – hier kassierte man sehr viele Strafen, besserte das aber meist mit dem besten Penalty Killing der Liga aus. Dass die Konkurrenz nicht geschlafen hat, zeigt sich auch bei den kassierten Toren. 112 Mal griffen die Goalies der Bullen im Grunddurchgang hinter sich – genau so oft wie in der Saison davor. Damals war das noch die beste Defensive der Liga, dieses Mal reichte dieser Wert nur noch für Rang 6.
Die Salzburger spielten schnell, technisch hochwertig und waren über eine ganze Saison gesehen gemeinsam mit Znojmo das einzige Team, das wirklich konsequent Druck im Angriffsdrittel erzeugen konnte. Das ging so weit, dass sich die Gegner erst gar nicht aus dem Defensivdrittel befreien konnten.
Der Kader bleibt im Vergleich zur letzten Saison fast unverändert und dürfte sogar etwas besser sein als noch im Jahr davor. Thomsa Raffl kehrt nach seinem Nordamerika-Abenteuer zurück. Er war vor zwei Jahren noch MVP der EBEL und wird mit seiner Präsenz die Mannschaft pushen. Dazu hat man mit einem Bernhard Starkbaum den aktuell besten rot-weiß-roten Torhüter im Kader, mit Raphael Herburger einen hoffnungsvollen Österreicher und einige starke Legionäre geholt. Das deutet auch heuer auf eine sehr starke Mannschaft aus Salzburg hin, die weiterhin das Potential hat, diese EBEL zu dominieren. Kein anderes Team ist derzeit in Sicht, das den Abstand wegwischen könnte. In den letzten neun Jahren haben die Red Bulls sechs Mal den Titel geholt, es wäre kein Wunder, wenn 2017 der nächste folgen würde. Es geht ausschließlich um die Meisterschaft für die Mannschaft von Greg Poss. Alles andere wäre fast schon eine Sensation.
HF.at Prognose: Platz 1
###Kaderbewertung Red Bull Salzburg – Torhüter und Abwehr:
Torhüter:
Abgänge: Fabian Weinhandl, Juuso Riksman
Zugänge: Bernhard Starkbaum
Dass man im Tor mit einem Fragezeichen starten würde war schon vor der letzten Saison klar. Mit Fabian Weinhandl und Luka Gracnar war das Risiko dann doch zu groß und die Bullen holten für die letzte Meisterschaftsphase mit Juuso Riskman noch einen erfahrenen Helfer. Das reichte für den Titel, aber für die neue Saison hat man hier noch einmal richtig Geld in die Hand genommen. Bernhard Starkbaum kehrt nach vier Jahren in Schweden wieder in die EBEL zurück und wird die neue Nummer 1 beim Meister. Der stärkste Keeper, den Österreich derzeit zu bieten hat (neben Mathias Lange) und dazu noch das Talent Luka Gracnar als Backup? Besser geht es fast nicht mehr als das, was die Salzburger hier aufzubieten haben. Gracnar hat in der letzten Saison etwas abgebaut, spielte aber 48 Partien und bleibt mit seinen erst 22 Jahren ein Mann für die Zukunft. Ein solches Torhütergespann gibt dem Trainer die Möglichkeit zu rotieren und immer den stärksten Mann aufzustellen. Keine Frage: das ist das beste Goalieteam der Erste Bank Eishockey Liga!
Bewertung: 5 von 5 Punkten
Abwehr:
Abgänge: Philipp Lindner, Dominique Heinrich
Zugänge: Bobby Raymond, Mark Flood, Mathieu Roy
Mit Dominique Heinrich haben die Salzburger einen sehr prominenten Abgang in diesem Bereich zu verkraften. Vor allem offensiv mit seinen 50 Scorerpunkten aus 72 Spielen war der gebürtige Wiener herausragend und schon seit Jahren einer der Leistungsträger im Team. Nun spielt Heinrich bei Örebro in Schweden und hinterlässt ein offensives Loch im Kader. Das hinreichend gefüllt werden, denn die Legionäre Bobby Raymond und Mark Flood sind sehr starke Offensivverteidiger, die nicht nur für den Aufbau einiges beitragen können, sondern auch das Power Play stärker machen werden. Die Last der Offensive wurde wieder etwas aufgeteilt, während die Defensivaufgaben mit Mathieu Roy von einem weiteren Brocken erledigt werden können. Der Kanadier bringt viel Kraft ins Spiel und wird vor dem Tor aufräumen. Dazu noch ein Zdenek Kutlak, der mit seiner Routine Ruhe in die Hintermannschaft bringt, was auch für das ewige Kämpferherz Matthias Trattnig gilt. Alexander Pallestrang wird wohl nur die Rolle des 7. Verteidigers bekommen, während Layne Viveiros mit seinen 21 Jahren schon letzte Saison eine Talentprobe abgegeben hat und sich weiter etablieren dürfte. Insgesamt wirkt man etwas besser aufgestellt, das einzige Manko könnte sein, dass man nur sieben Verteidiger zur Verfügung hat. Verletzungen können hier schnell ein Problem werden. Allerdings wartet im Nachwuchsbereich eine Phalanx von Spielern darauf, ihre Chance in der EBEL zu bekommen. Alles in allem also eine Steigerung im Vergleich zum Vorjahr.
Bewertung: 4,5 von 5 Punkten
###Kaderbewertung Red Bull Salzburg – Angriff und Trainer:
Angriff:
Abgänge: Konstantin Komarek, Marco Brucker, Brett Sterling, Ben Walter, Per Ledin, Luciano Aquino
Zugänge: Thomas Raffl, Raphael Herburger, Bill Thomas, Brett Olson, Michael Schiechl
Das ist sie also, die beste Offensive der Liga! Keine andere Mannschaft hat so viele Tore geschossen, agierte effizienter als der Sturm der Salzburger. Die Red Bulls konnten aus dem Vollen schöpfen und haben es geschafft, vier wirklich starke Linien zusammenzustellen. Daran wird sich weiterhin nichts ändern, wenngleich man durchaus prominente Abgänge zu verzeichnen hatte. Dafür kehrt mit Thomas Raffl ein auf EBEL Niveau sehr dominanter Spieler zurück. Raphael Herburger wird sich bei den Bullen beweisen müssen und nach drei Jahren in der Schweiz, wo er zurückhaltend scorte, etwas mehr Offensivoutput bringen müssen. Mit Brett Sterling haben die Bullen ihren drittbesten Scorer und besten Torschützen verloren. Diese Rolle könnte Bill Thomas einnehmen, der in der Vorbereitung und der CHL als Scharfschütze vom Dienst aufgetreten ist. Auch Brett Olson hat das Potential in dieser Liga einer der beste Center zu werden und die Offensive der Salzburger weiterhin so produktiv bleiben zu lassen. Immerhin haben die Bullen mit John Hughes und Ryan Duncan weiterhin die beiden besten Scorer aus dem Vorjahr an Board, auch sonst hat sich bei den Österreichern nicht viel verändert. Daniel Welser, Manuel Latusa, Andreas Kristler – alles erfahrene Spieler, die ihre Rollen im Team übernehmen werden. Mit Michael Schiechl kam ein weiterer Stürmer, der nach langem Hin und Her aus Wien an die Salzach übersiedelte. Er sorgt für mehr Tiefe im Kader, der allerdings ohnehin schon sehr stark besetzt ist. Dazu noch einige junge Spieler, die sich ihre Sporen in der EBEL verdienen und da ist er wieder, dieser Mix, der so überhaupt nicht aufzuhalten sein dürfte. Etwas Besseres wird man in der EBEL nicht finden.
Bewertung: 5,0 von 5 Punkten
Trainer:
Abgang: Dan Ratushny
Zugang: Greg Poss
So konstant weit vorne Salzburg in den letzten Saisonen immer in der EBEL zu finden war, so stark war auch die Fluktuation am Trainerstuhl. Auf Don Jackson folgte Dan Ratushny – dieser holte den Titel und wanderte in die Schweiz weiter. Die Red Bulls erweisen sich immer mehr als Sprungbrett für Trainerkarrieren, heuer versucht sich Greg Poss an der Salzach. Der Deutsch-Kanadier hat viel Europaerfahrung, coachte in Iserlohn, Nürnberg und Mannheim und war auch Trainer beim Team Germany. In den letzten Jahren war Poss Chef beim ECHL Team der Florida Everblades, jetzt kehrt er nach Europa zurück.
In Salzburg sind die Ewartungen hoch, sehr hoch sogar. Allerdings hat er auch das beste Spielermaterial der Liga zur Verfügung. Es gibt Stimmen, die behaupten, dass es schon eine große Kunst wäre, dieses Team nicht zum Titel zu führen. Poss weiß, wie man Erfolg hat. Er war Meister in der DEL und auch in der ECHL. Bislang hat er keine Fehler gemacht, sein Team in der CHL auf Kurs gehalten. Die Herausforderung wird es sein, in der EBEL eine ganze Saison lang das Niveau zu halten und nicht nachzulassen. Greg Poss ist nicht ohne Grund nach Salzburg gekommen, er will wieder im europäischen Hockey Fuß fassen. Der Ehrgeiz, den Titel zu holen wird er haben, denn auch wenn Salzburg in Österreich eine Top-Adresse ist, für Europa sind die Bullen nur ein Sprungbrett. Und es wäre wenig überraschend, wenn Greg Poss dieses Brett nützen würde…
Bewertung: 4,0 von 5 Punkten
Gesamtwertung: 18,5 von 20 Punkten
###Die Endwertung in der HF.at Kaderbewertung:
1. Red Bull Salzburg 19 Punkte
2. HC Orli Znojmo 16,5 Punkte
2. Vienna Capitals 16,5 Punkte
4. Black Wings Linz 15,0 Punkte
4. VSV 15,0 Punkte
6. HC Bozen 14,5 Punkte
7. KAC 14,0 Punkte
8. Dornbirn Bulldogs 13,0 Punkte
8. Innsbrucker Haie 13,0 Punkte
8. Fehervar AV19 13,0 Punkte
11. Graz 99ers 11,0 Punkte
12. Olimpija Ljubljana 7,0 Punkte