Kaderbewertung: Bleibt Ljubljana das Kellerkind der Liga?
-
marksoft -
3. September 2016 um 13:43 -
6.649 Mal gelesen -
0 Kommentare
Wieder einmal geht Olimpija Ljubljana nicht ohne Sorgen in die neue Saison. Die Spieler der Slowenen sind für Fans, Medien und Experten außergewöhnlich. Finanziell gibt es bei den Drachen kaum etwas zu holen, sportlich ist man der Prügelknabe der Liga und alles andere als der letzte Platz wird ihnen nicht zugetraut. Ist das auch 2016/17 so?
Im Grunde ist Olimpija Ljubljana so etwas wie der Stachel im Hintern der EBEL. Die Slowenen sind finanziell völlig unstabil, die Spieler bekommen meist nur eine Marginale der vereinbarten Gehälter und dann kommt da auch noch die Tatsache, dass immer kurz nach dem Jahreswechsel die Leistungsträger abwandern, um zumindest noch irgendwo Geld verdienen zu können. Die EBEL sieht zu, kann nichts dagegen machen, denn Ljubljana hält sich an alle Vorgaben. Es fehlt der Liga einfach ein wirklich hieb- und stichfestes Lizenzierungsverfahren. Mit einem solchen wäre Ljubljana schon lange nicht mehr Teil der Erste Bank Eishockey Liga.
Im vergangenen Sommer wurde dann auch noch offensichtlich, dass der slowenische Verband Olimpija protegiert, denn die Drachen hätten beinahe ihren Spot verloren. Doch das Slowenische Eishockey braucht ein Team in der EBEL, damit die Spieler für die Nationalmannschaft vorbereitet werden. Jesenice hätte gerne ein Comeback gefeiert, wurde letzten Endes aber verhindert. Also wird auch dieses Mal Ljubljana mit den alten Sorgen in der Liga spielen. Ob das sportlich wirklich wertvoll ist sei dahingestellt.
Im vergangenen Jahr überraschten die Drachen mit einigen Österreichern, die bei ihnen anheuerten, um zumindest Spielpraxis zu bekommen. Auch für 16/17 fanden die Slowenen wieder einige Legionäre, was immer wieder für Stirnrunzeln führt. Die gesamte Szene weiß um die Situation in Ljbuljana, allerdings gelten die Slowenen auch als Sprungbrett für eine Verpflichtung bei einem anderen Team in Europa.
###Die Ausgangslage
Wenn man gedacht hatte, die vorletzte Saison könnte nicht mehr unterboten werden, der sah sich von den Slowenen letztes Jahr schwer enttäuscht. Wieder einmal landeten sie am letzten Platz im Grunddurchgang, in der Zwischenrunde hatte man nicht einmal mehr den Status des „Züngleins an der Waage“. Der Ruf des Kanonenfutters wurde gestärkt.
Statistische Fakten 15/16:*
Power Play: 11,11% (12.)
Penalty Killing 72,81% (12.)
Fairplay 10,1 Min/Sp (3.)
Scoring Effizienz 7,15% (12.)
Goalkeeping 89,75% (11.)
Tore geschossen: 85 (12.)
Tore erhalten: 172 (12.)
*zwecks Vergleichbarkeit nur aus dem Grunddurchgang
Es tut fast schon weh, auf die letzten Jahre bei Olimpija zu schauen. Die Statistiken zeigen, dass sich das Team nicht weiter entwickelt. Im Gegenteil, man wird im Vergleich zur Konkurrenz immer schwächer. Das Power Play ist sogar noch einmal schlechter geworden. In den 44 Partien des Grunddurchgangs trafen die Slowenen nur 25 Mal mit einem Mann mehr. Im Vergleich dazu das beste Power Play Team der Liga: die Linzer schossen 230 Treffer in Überzahl. Eine andere Welt... Das Penalty Killing konnte etwas gesteigert werden, war aber noch immer das schlechteste der Liga. Dann hatte man auch noch kein Glück mit dem Torhüter, der in den vergangenen Jahren meist zu den herausragenden Akteuren gezählt hat und rutschte in der Torhüterwertung weit ab. Nach vorne klappte ganz wenig, die Drachen sind nicht nur das Team mit den wenigsten Torschüssen, sondern auch jenes mit den wenigsten erzielten Treffern. Gleichzeitig lässt man so viele Gegentore zu wie keine andere Mannschaft.
10 Spiele hat Laibach in der gesamten letzten Saison gewonnen. Seit dem 22. Jänner allerdings kein einziges mehr. Die Qualifikationsrunde wurde mit einem Erfolg gegen Villach begonnen, die Adler waren aber danach das einzige Team, das sich den Drachen geschlagen geben musste. Neun Niederlagen in Folge führten zum abgeschlagenen letzten Platz und damit einem frühen Saisonende.
Ähnliches darf man wohl auch für die neue Spielzeit erwarten. Der Kader ist mager besetzt, die Qualität ist nicht EBEL-tauglich und dann muss man auch noch erwarten, dass die Spieler weiterziehen. Schon jetzt ist die wohl größte Frage des Jahres, wann der erste Crack seine sieben Sachen packen wird... Olimpija wird Punktelieferant bleiben und weiterhin muss man sich fragen, warum hier nicht von der Ligaseite reagiert wird, um diesem Treiben ein Ende zu setzen. Die Spieler geben alles, doch so wie es in den vergangenen beiden gelaufen ist kann man die Slowenen nicht mehr als konkurrenzfähig ansehen.
Die Drachen werden sich schwer tun in dieser Liga, in der die Teams immer tiefer besetzt sind und ihre Leistungen immer früher in der Saison abrufen können. Es fehlt an allen Ecken und Enden und so kann das Ziel fast nur lauten: nicht Letzter werden! Selbst das ist eine „Mission Impossible“, vor allem wenn man bedenkt, dass gerade in der Zwischenrunde meist das Geld schon knapp wurde und dadurch die besten Spieler weg waren.
HF.at Prognose: Platz 12
###Kaderbewertung Olimpija Ljubljana – Torhüter und Abwehr:
Torhüter:
Abgänge: Olivier Roy
Zugänge: Jakup Raisp, Jeff Frazee,
In der Vergangenheit hatten die Slowenen immer wieder ein gutes Händchen für Goalies. Immer wieder holten die Slowenen Torhüter, die dann zu anderen EBEL Teams weiter zogen. So auch letzte Saison mit Olivier Roy, dessen Leistungen beim schlechtesten Team der Liga durchaus gut waren. Jetzt ist Roy in Villach und dieses eine Jahr in Laibach hat sich ausgezahlt. So wird das auch Jeff Frazee sehen, der nach Stationen in Dänemark und der DEL2 beim EBEL Nachzügler anheuerte und wieder so ein Goldgriff sein könnte. Der 29-jährige Amerikaner kann auf sehr ordentliche Statistiken verweisen. Möglicher Weise bekommt er aber Konkurrenz, denn immer wieder gibt es Gerüchte, wonach Sloweniens Teamtorhüter Robert Kristan, derzeit noch ohne Verein, ebenfalls in Laibach landen könnte. Ob das passiert muss aber abgewartet werden. Als Backups stehen mit Jakup Raisp und Tilen Spreitzer zwei junge Leute bereit, die noch keine Minute in der EBEL absolviert haben und daher völlig unbeschriebene Blätter sind. Sie haben Junioren- bzw. INL Hockey gespielt und können mit Sicherheit noch nicht jene Rolle spielen, wie es von Frazee erwartet wird.
Es ist auch heuer so: im Ligavergleich ist man wenig aufregend besetzt, wenngleich Jeff Frazee zumindest das Potential hat, wieder ein guter Keeper zu sein. Tore wird er jede Menge kassieren, ein Jahr in Laibach ist somit auch eine gute Übung für die Nerven. Für einen Nachzügler, der viele Torschüsse zulässt wird die Torhüterposition die wichtigste Stelle im Kader sein. Und dafür ist sie zu schwach besetzt.
Bewertung: 1,5 von 5 Punkten
Abwehr:
Abgänge: Miha Logar, Andrej Tavzelj
Zugänge: Sacha Guimond, Jonathan Harty, Kristaps Bazevics
172 Gegentore in 44 Grunddurchgangsspielen, 40 in 10 der Zwischenrunde – die Abwehr von Olimpija war kein besonderes Bollwerk. Wie schon in den Jahren zuvor setzten die Slowenen auch 2015/16 jede Menge Abwehrspieler ein – nicht weniger als 12 waren es schließlich. Das lag daran, dass auch in diesem Mannschaftsteil rasch die Leistungsträger weggingen und man danach junge Slowenen einsetzte. Allerdings gab es auch Lichtblicke: was die zugelassenen Torschüsse betrifft, steht Ljubljana auf Rang 9 in der Liga. Das heißt, dass zwar an und für sich gut gearbeitet wurde, wenn aber etwas aufs Tor ging, dann war das nicht selten auch ein Treffer. Diese Standhaftigkeit verschlechterte sich mit Fortdauer der Saison zusehends. Anders als noch im vergangenen Sommer bleibt die Abwehr der Slowenen dieses Mal aber zu einem Großteil zusammen. Nur zwei Spieler, die auch am Ende der Saison unter Vertrag standen, wechselten den Verein. Kein Wunder, dass es nur so wenige sind: der Rest suchte schon ab Jänner das Weite. Neu im Team sind drei Legionäre, von denen der junge Kristaps Bazevics auf Try Out Basis in der slowenischen Hauptstadt ist. Der Lette spielte zuletzt in Finnland, dort aber auch nicht auf höchstem Niveau. Der Kanadier Jonathan Harty kennt das europäische Eishockey auch schon. Er ist ein Defensivspezialist, der in Frankreich und Schweden über 100 Partien absolviert hat. In Ljubljana will er jetzt auf sich aufmerksam machen und seine etwas eingeschlafene Europakarriere wieder in Schwung bringen. Mit gerade einmal 28 Jahren wäre er im besten Eishockeyalter, während Landsmann Sacha Guimond mit 25 Jahren noch sehr jung für einen EBEL Legionär ist. Er hat schon eine Saison in der Slowakei gespielt, war letztes Jahr aber wieder in die ECHL zurückgekehrt. Dazu haben die Drachen mit Bostjan Groznik, Kristjan Cepon und David Planko noch drei Einheimische unter Vertrag, dennoch ist die Abwehr mit nur 6 Verteidigern mehr als dürftig besetzt. Es fehlt weiterhin die Tiefe und auch der Offensivpunch in dieser Defensive, die wohl einmal mehr die schlechteste der Liga werden dürfte.
Bewertung: 1,5 von 5 Punkten
###Kaderbewertung Olimpija Ljubljana – Angriff und Trainer:
Angriff:
Abgänge: Gregor Koblar, Luka Kalan
Zugänge: Gilbert Gabor, Kristof Potocnik, Raphael Bussieres, Chris Langkow, Adis Alagic
Auch im Angriff hatten sich die besten Spieler schon während der letzten Saison neue Arbeitgeber gesucht, sodass es nur noch wenige Abgänge im Sommer gab. Dafür haben die Drachen mit Adis Alagic einen Mann aus Villach kommend verpflichtet, der bei den anderen EBEL Vereinen keinen Vertrag mehr bekommen hat. In die AHL zum KAC wollte der 22-Jährige nicht und jetzt muss er bei den Slowenen auf sich aufmerksam machen. Ansonsten könnte die Eishockeykarriere früher zu Ende sein, als ihm das lieb sein wird. Neu im Team ist auch Raphael Brussieres, ein bald 23-jähriger Kanadier. Er hat in den letzten Jahren versucht, sich in der AHL durchzusetzen, wurde aber verstärkt in der ECHL eingesetzt. Also folgte nun der logische Schritt nach Europa, wo er aber kein rasend großes Interesse generieren können. Für ihn dürfte Ljubljana nur ein Sprungbrett sein, mit 40 Scorerpunkten in 56 ECHL Einsätzen kann man von ihm zumindest ein paar Offensivimpulse erwarten. Ein ganz anderes Kaliber ist da schon Chris Langkow, Center und 27 Jahre alt. Der Kanadier kam in 234 ECHL Partien auf 158 Scorerpunkte und konnte auch in der AHL in 148 Jahren Erfahrung sammeln (44 Punkte). Interessant könnte Neuzugang Gilbert Gabor sein, der mit demnächst 21 Jahren schon sehr viel Erfahrung in Nordamerika und auch Europa gesammelt hat. Er bringt einen starken Körper mit und war in der NAHL letzte Saison mit 64 Punkten aus 59 Spielen sehr gut unterwegs. Die EBEL ist aber noch einmal eine andere Stufe und der junge Mann wird sich hier beweisen müssen.
Dazu kommen noch die Slowenen, angeführt von Ziga Pesut, der letzte Saison bester Scorer bei den Drachen war und mit 27 Punkten aus 46 Spielen auffällig agierte. Er spielt schon das vierte Jahr bei Olimpija, die Zustände beim Hauptstadtclub dürften bei ihm also nich wirklich Überraschung hervorrufen. Auch Anze Ropret kennt die Liga gut, spielt er doch schon seine 10. Saison – und das mit erst 26 Jahren! Dazu kommen Matej Hocevar und Ales Music als weitere Lokalmatadoren, die schon seit Ewigkeiten bei den Drachen aktiv sind. Ergänzt wird der Kader von einigen jungen Slowenen, die zu viel Eiszeit kommen werden, ob sie jedoch großen Einfluss auf die ohnehin magere Torausbeute haben können wird sich zeigen.
Der Angriff ist wie in jüngster Vergangenheit sehr dünn besetzt, auch wenn man in den Vorbereitungsspielen durchaus überraschen konnte. Mehr als zwei Linien, die wirklich gefährlich sein können, werden die Slowenen über eine lange EBEL Saison nicht aufs Eis bringen. Es bleibt dabei: viele Tore werden sie nicht schießen, ob es reicht, um den ein oder anderen Sieg mehr als im letzten Jahr zu feiern darf zumindest bezweifelt werden.
Bewertung: 2,0 von 5 Punkten
Trainer:
Abgang:
Zugang:
Die Drachen aus Ljubljana sind es ja gewohnt, dass Spieler noch während der Saison zu anderen Teams wechseln. In der letzten Saison gab es neben dem Tor aber den schmerzhaftesten Abschied am Trainerstuhl. Der Deutsche Fabian Dahlem machte mit dem, was er in Laibach zur Verfügung hatte einen großartigen Job. Er sprach alle Probleme offen an, arbeitete mit den Spielern – egal wer es dann am Ende noch war- professionell auf jedes Spiel hin und schafft es auch, seine Mannschaft immer gut einzustellen. Man braucht schon einen breiten Rücken, um diese Drachen über fast zwei Jahre zu führen und das wusste man auch beim Verein selbst. Als Dahlem schließlich Ende Jänner ein Angebot aus Deutschland vorgelegt bekam ließen ihn die Drachen ziehen. Gemeinsam mit Bojan Zajc bildete er das Trainerduo, sein damaliger Co übernahm die Slowenen (wieder einmal) und wird auch heuer der Chef hinter der Bande sein. Das kennt Zajc schon aus der Vergangenheit. Immer wieder wurde er vom Co-Trainer zum Headcoach befördert, bekam dann einen neuen Mann vorgesetzt und wanderte in seine alte Position zurück. Zajc ist mit seinen 50 Jahren ein Fixbestandteil von Olimpija und kennt den Verein wie seine Westentasche. Normaler Weise ist er so etwas wie das Bindeglied zwischen der Mannschaft und dem Trainer, jetzt muss er selbst coachen. Die Aufgabe ist die selbe wie jedes Jahr: es geht nicht um den Titel, mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit noch nicht einmal um die Play Offs. Es geht darum, die Mannschaft so lange wie möglich konkurrenzfähig zu halten und die Slowenen im Team so in Schuss zu bringen, dass sie dann im Nationalteam für die internationalen Aufgaben bereit sind.
Bewertung:2,0 von 5 Punkten
Gesamtwertung: 7,0 von 20 Punkten
###Die Zwischenwertung in der HF.at Kaderbewertung:
1. Black Wings Linz 15,0 Punkte
2. KAC 14,0 Punkte
3. Dornbirn Bulldogs 13,0 Punkte
3. Innsbrucker Haie 13,0 Punkte
5. Graz 99ers 11,0 Punkte
6. Olimpija Ljubljana 7,0 Punkte