Kaderbewertung: Wiederholt Dornbirn den Erfolgslauf des Vorjahres?
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marksoft -
31. August 2016 um 08:23 -
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Einer guten Saison folgte bei den Bulldogs Dornbirn seit ihrem Einstieg in die Erste Bank Eishockey Liga immer eine schlechtere. In den ersten vier Jahren in der höchsten Spielstufe schafften die Vorarlberger zwei Mal die Play Offs, zwei Mal waren sie nur Zuseher. Dabei wechselten sich Erfolg und Misserfolg jeweils ab, dem Gesetz der Serie entsprechend müsste der DEC demnach heuer die Top 8 verpassen…
Nicht nur geografisch befindet sich Dornbirn innerhalb der Liga ein wenig im Abseits, auch was die Einschätzungen bezüglich der Leistungsfähigkeit des noch realtiv „jungen“ EBEL Teams werden die Vorarlberger beständig unterstützt. Trotz begrenzter Mittel haben es die Bulldogs aber geschafft, sich einen Ruf als hart arbeitendes Team zu erarbeiten und sich immer im Kreis der Play Off Kandidaten zu bewegen.
Die vergangene Saison war eine sehr gute, die allerdings ein wenig vom Viertelfinale getrübt wurde. Allerdings zu Unrecht, denn dort schied der DEC gegen Znojmo aus. Jenes Team also, das später bis ins Finale vorstoßen sollte, um dort den Vizemeistertitel zu erobern. Dornbirn konnte aber mehr als zufrieden sein, denn nach dem Grunddurchgang belegte das Team von Trainer Dave MacQueen den ausgezeichneten sechsten Platz und hatte erstmals in der Vereinsgeschichte die Direktqualifikation geschafft. In der Zwischenrunde war dann zwar keine Platzverbesserung drin, aber trotzdem deuteten die Zeichen für die Zukunft auf Fortschritt.
Doch dann mussten die Bulldogs einige ganz wichtige Abgänge kompensieren. Das passierte in der Vergangenheit immer wieder, denn Vorarlberg wird von vielen Spielern als Sprungbrett gesehen und auch der Verein selbst präsentiert sich als Team, in dem man sich profilieren kann. Dennoch erweckten die Dornbirner in den bisherigen Pre-Season Spielen den Eindruck, als würde man mit der neu zusammengestellten Mannschaft nicht an die Erfolge des Vorjahres anschließen können.
###Die Ausgangslage
Im Sommer 2015 hatten die Bulldogs ihre Schwachstellen ganz eindeutig analysiert und dort angesetzt. Ein Blick auf die Statistiken zeigt, wie sehr man sich verbessert hat:
Statistische Fakten 15/16:
Power Play: 16,43% (7.)
Penalty Killing 83,67% (6.)
Fairplay 13,00 Min/Sp (8.)
Scoring Effizienz 8,59% (7.)
Goalkeeping 91,37% (6.)
Tore geschossen: 126 (5.)*
Tore erhalten: 108 (2.)*
*zwecks Vergleichbarkeit nur aus dem Grunddurchgang
Herausragend war vor allem die Verbesserung im Bereich der Defensive. Stand man hier in der Saison 2014/15 noch auf dem 12. und damit letzten Platz was die kassierten Tore betrifft, verbesserte sich der DEC in der letzten Spielzeit auf Platz 2! Auch das Penalty Killing wurde bei weniger Strafen deutlich besser und das Bild einer guten Defensive rundete sich dadurch umso stärker ab. Das Spiel nach vorne blieb auf konstantem Niveau und so konnten sich die Vorarlberger nicht ohne Grund in den Top 6 platzieren. Dabei war man klarer Weise auch Nutznießer einiger Aussetzer von ursprünglich höher eingeschätzten Teams, dennoch wurde die Konstanz der Vorarlberger belohnt.
Für 16/17 hat man im Bereich der Defensive etwas Qualität einbüßen müssen und mit David Madlener einen ausgezeichneten Backup verloren. Hier muss man ein Fragezeichen setzen und auch was Trainer Dave MacQueen betrifft ist nicht alles Gold was glänzt. Er bevorzugt einen kämpferischen Ansatz in seinem System, dennoch fehlt es dem Team in engen Spielen sehr häufig an Varianten in seinem Spiel. Im Sturm scheint man auch heuer wieder gut aufgestellt zu sein, hier stimmen Qualität und Quantität. Auch wenn die Bulldogs letzte Saison sehr gut agierten, müssen die Vorarlberger immer im Auge behalten, dass sie nicht das Team haben, um eine Meisterschaft vorne mitzudiktieren. Sie sind auch davon abhängig, was die Konkurrenz macht und dass sich ein direkter Mitbewerber einige Ausrutscher reicht. Ansonsten sind die Top 6 realistischer Weise eher außer Reichweite, die Play Off Plätze sollte der DEC aber durchaus angreifen und damit den Trend mit verpasster Post-Season nach Viertelfinalteilnahme im Vorjahr durchbrechen können.
HF.at Prognose: Platz 7 bis 10
###Kaderbewertung Dornbirner EC – Torhüter und Abwehr:
Torhüter:
Abgänge: David Madlener
Zugänge: Tomas Stroj
Die Bulldogs aus Dornbirn haben auch vergangene Saison ein gutes Händchen in der Torhüterfrage bewiesen. Der Franzose Florian Hardy wurde seinem guten Ruf gerecht und erwies sich als außerordentlich stabile Nummer 1. Mit einer Fangquote von 92,3% war der Nationalteamtorhüter die Nummer 5 innerhalb der Liga, mit einem Gegentorschnitt von 2,28 sogar die Nummer 3. Je länger die Saison dauerte, umso anfälliger wurde allerdings auch Hardy, was sich vor allem in den Play Offs zeigte. Hier waren die Nerven angeschlagen, dennoch wird der Franzose auch in der neuen Saison einer der besten Torhüter der Liga sein.
Die wichtigste Veränderung gibt es hinter Hardy, denn mit dem überaus talentierten David Madlener verloren die Bulldogs einen starken Rückhalt. Der Backup spielte immerhin 19 Partien und wurde letzten Endes nicht nur vom aktuellen Arbeitgeber aus Klagenfurt kontaktiert. Auch die Black Wings aus Linz waren am 24-Jährigen dran, hatten letzten Endes aber das Nachsehen. Für die Vorarlberger ein schmerzhafter Abgang, der erst einmal ersetzt werden muss. Nicht jedes Team verfügt über einen Zweiergoalie, den man ohne Sorgen in ein EBEL Match schicken muss.
Ganz ohne Bauchweh wird man das wohl auch nicht mehr machen können in Dornbirn. Der erst 20 Jahre alte Thomas Stroj kam im Austausch zu Madlener vom KAC und wird nun die Rolle des Backups einnehmen. Der gebürtige Villacher ist auf EBEL Niveau noch ohne Erfahrung, wurde in den letzten Jahren in der EBYSL und auch in der INL eingesetzt. Es läuft also alles darauf hinaus, dass Florian Hardy mehr Spiele bekommen wird, was wiederum an die Substanz geht und für die entscheidende Phase der Meisterschaft womöglich Wirkungen zeigen kann.
Bewertung: 3,0 von 5 Punkten
Abwehr:
Abgänge: Jonathan DAversa, Christoph Duller
Zugänge: Kevin Schmidt, Mark Kompain, Philip Siutz, Hannes Kotinsky
Vor zwei Jahren noch die Achillesferse der Mannschaft avancierte die Defensive letzte Saison zum Prunkstück im System von Dave MacQueen. Man machte einen Riesensprung nach vorne, war mit den zugelassenen Gegentoren im Spitzenfeld zu finden und hatte ein ausgeglichenes Torhüterduo. Bei den Goalies gab es eine entscheidende Veränderung (siehe oben) und auch in der Abwehr muss man einen schwer zu ersetzenden Abgang verkraften. Abwehrboss Jonathan DAversa wechselte ligaintern zu den Black Wings nach Linz. DAversa war beim DEC vor allem für den Spielaufbau verantwortlich, zog die Fäden im Power Play und musste für Gefahr von der blauen Linie sorgen. Ein Führungsspieler, dessen Qualitäten man nicht nur an den Punkten (waren zuletzt rückläufig) messen kann. Für ihn holten die Vorarlberger den Deutsch-Kanadier Kevin Schmidt, der nach fünf Jahren in Hamburg nach dem Aus der Freezers plötzlich ohne Verein dastand. Auch Schmidt gilt als Offensivverteidiger, der in der DEL aber ganz deutlich am Weg nach unten war (nur noch 5 Scorerpunkte nach jeweils über 20 die Jahre davon). Er wird in der EBEL darüber hinaus auch noch eine ganz andere Rolle als in Hamburg spielen müssen – nämlich die des Abwehrbosses. Das können die harten Arbieter wie Michael Caruso, Nick Crawford oder Olivier Magnan nämlich nur bedingt. In der Defensivarbeit dürften die Bulldogs zwar weiterhin ähnlich stark sein, wie letzte Saison, was die Offensivqualitäten von hinten heraus betrifft gibt es allerdings Fragezeichen. So denkt man beim DEC darüber nach, Cody Sylvester statt als Stürmer in Power Plays als Verteidiger aufzustellen. Die Kooperationsspieler (mit Bregenzerwald) Siutz, Kompain und Kotinsky sorgen für die Tiefe im Kader, ob sie viel EBEL Eiszeit bekommen werden wird sich weisen. Immerhin haben die Bulldogs aber 8 gelernte Verteidiger im Kader, wenn auch noch Cody Sylvester nach hinten stößt hat man zumindest 3 brauchbare Linien.
Bewertung: 3,5 von 5 Punkten
###Kaderbewertung Dornbirner EC – Angriff und Trainer:
Angriff:
Abgänge: Kyle Greentree, Philip Putnik, Marek Zagrapan
Zugänge: Cody Sylvester, Dominic Haberl, Charlie Sarault, Daniel Ban, Maximilian Hohenegg.
Auch heuer gibt es im Sturm der Dornbirner viele neue Namen, allerdings hat das mehr etwas mit der Kadertiefe zu tun. Zwar ist mit Kyle Greentree ein Mann weg, der fast 50 Scorerpunkte gemacht hat, ansonsten konnte die Offensivabteilung aber trotz Begehrlichkeiten anderer Mannschaften gehalten werden. Das heißt, dass Arniel, Siddall, DAlvise und Co. weiterhin auf Torjagd im Ländle gehen. Das ist nicht selbstverständlich, dennoch schätzen die Spieler das Umfeld beim DEC und so kann man auf einen starken Kern setzen. Den Abgang von Greentree und Marek Zagrapan sollen Charlie Sarault und Cody Sylvester kompensieren. Sarault ist mit 24 Jahren noch relativ jung und hat neben ECHL auch AHL Erfahrung. In der ECHL konnte der Center herausragend scoren, nun hofft man in Vorarlberg, dass man hier einen neuen Top-Scorer gefunden hat. Cody Sylvester ist der Bruder des ebenfalls beim DEC agierenden Dustin und könnte auch in der Verteidigung eingesetzt werden. Dazu verfügen die Bulldogs über das, was man in Graz gerne hätte: einen Kern an Österreichern, der auch in der EBEL bestehen kann. Niki Petrik und Kevin Macierzynski sind zwar keine Leader, können die ihnen zugeteilte Aufgabe aber durchaus erfüllen. Stefan Häussle hat sich letzte Saison einen Stammplatz erkämpft und dürfte in der dritten Linie zum Einsatz kommen. Martin Grabher-Meier konnte zwar letzte Saison nicht mehr an das herausragende Jahr davon anknüpfen und sucht nach seiner Konstanz, er ist mit seinen bald 33 Jahren aber ein inländischer Routinier, der viel Erfahrung in den Beinen hat. Insgesamt also gute Vorzeichen für eine starke und auch in der Tiefe sehr gut besetzte Offensivabteilung.
Bewertung: 3,5 von 5 Punkten
Trainer:
Abgang: -
Zugang: -
Dave MacQueen bleibt auch im fünften Jahr in Folge der Trainer in Dornbirn, womit die Vorarlberger Konstanz beweisen und inzwischen nach Linz den zweitlängst dienenden Coach in der EBEL haben. Nach den Rängen 10, 8 und 10 in den ersten drei Jahren konnten die Bulldogs letzte Saison erstmals den Schritt in die Top 6 machen und damit wurde die Arbeit des Coaches bestätigt. MacQueen gilt als ausgezeichneter Motivator, der immer fair ist und seine Mannschaft gut im Griff hat. Allerdings ist er was das Spielsystem betrifft limitiert und es fehlen oftmals auch neue Ideen. Die Einkaufspolitik hat sich in den letzten Jahren fast immer als gut erwiesen und wenn MacQueen Schwachstellen festgestellt hat, wurden diese sehr rasch und zielgerichtet behoben. Siehe die Verbesserung der Defensive im letzten Jahr. Jetzt gilt es für ihn, dass er die Leistungen seiner Mannschaft auch über mehrere Saisonen konstant halten kann. In Vorarlberg hat man Geduld, man tätigt keine schnellen und unüberlegten Entscheidungen. Mehr denn je gilt aber auch für die Vorarlberger: für den Erfolg braucht man bei kleinen Vereinen noch mehr Glück, als bei den finanzstarken Ligagrößen. Glück nicht nur am Eis, sondern vor allem auch ein glückliches Händchen bei den Spielern und vor allem auch was Verletzungen von Schlüsselspielern betrifft.
Bewertung:3,0 von 5 Punkten
Gesamtwertung: 13,0 von 20 Punkten
###Die Zwischenwertung in der HF.at Kaderbewertung:
1. Black Wings Linz 15,0 Punkte
2. Dornbirn Bulldogs 13,0 Punkte
3. Graz 99ers 11,0 Punkte