Sind "Unnötige Härteeinlagen" notwendig?
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Arno Maier -
9. August 2011 um 20:14 -
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Es sind nur noch wenige Wochen bis zum Start der neuen Saison. Die Vorbereitungen laufen auch Hochtouren. Die Trainer suchen nach ihren stärksten Formationen. Try-Outs sowie interne Rangkämpfe entscheiden, welche Spieler sich in ihrer Mannschaft einen Startplatz in der kommenden Saison sichern koennen.
Grundsätzlich finden diese "Revierkämpfe" ohne größere Probleme und Verletzungen statt und die besten Spieler setzten sich durch. Welche Härte hier zwischen den Mannschaftskameraden erlaubt ist wird von dem jeweiligen Trainer bestimmt.
Am Freitag 9. September startet die Zwischenrunde und damit beginnt die Punktejagd. Spätestens dann werden wir erkennen können, welche Taktik von den Trainern vorgegeben wird.
Die Trainer fordern von ihren Spielern immer öfter körperbetontes, nach vorne orientiertes offensives Eishockey. Ich freue mich immer, wenn ich diese Forderungen der Trainer lesen kann. Daraus resultieren für mich tolle Bodychecks und nicht zuletzt vielen Torchancen und vor allem viele sehenswerte Tore. All das sind für mich entscheidenden Faktoren für volle Stadien und steigende Zuschauerzahlen.
Die für das Marketing verantwortlichen Funktionäre bereiten sich ebenfalls bis zum 9. September vor. Sie können zwar nicht für Siege ihrer Mannschaft sorgen, aber dafür, dass in den Stadion ein großes sportliches Zuschauerevent stattfindet. Was aber passiert, wenn die Heimsiege ihrer Mannschaft ausbleiben?
Ebenfalls im Hintergrund laufen die Vorbereitungen der Schiedsrichter. Schulungen, Regelkunde sowie Test über den Fitnesszustand müssen von den "Schiris" absolviert werden. In Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen der EBEL, der Vereine und den Schiedsrichtern werden die Weichen für manche Regelauslegungen der kommenden Spielsaison gestellt.
Damit ist nicht gemeint, dass das bestehende Regelwerk neu erfunden wird. Die Eishockeyregeln sind im offiziellen Regelbuch des IIHF 2010-2014 (INTERNATIONAL ICE HOCKEY FEDERATION) festgelegt. Trotzdem sind bestimmte "Änderungen" sowie "Interpretationen der Regelauslegung? möglich.
Sind nun "Unnötige Härteeinlagen" tatsächlich "notwendig"?
Was ich damit meine möchte ich am Beispiel Regel 528 - FAUSTSCHLÄGE ODER UNNÖTIGE HÄRTE (Regelbuch des IIHF) kurz erläutern: Die Konsequenzen für Raufereien, bei denen die Handschuhe ausgezogen werden sind klar definiert: Der Spieler, der die Handschuhe bei einer Schlägerei oder Auseinandersetzung absichtlich auszieht, erhält eine Disziplinarstrafe von einer Dauer von 10 Minuten wobei für den Spieler, der damit beginnt Faustschläge auszuteilen eine Matchstrafe vorgesehen ist und somit vom restlichen Spiel ausgeschlossen werden muss. Zusätzlich sind Spielsperren für weitere Spiele vorgesehen.
Von den Schiedsrichtern wird hier von den Vereinen mehr Fingerspitzengefühl gefordert. Immer öfters wird die erste Raufhandlung eines Spiels oft nur mit einer 2 +2 Minutenstrafe (mit oder ohne 10 Min. Disziplinarstrafe) für beide Raufbolde geahndet, obwohl das Regelwerk eine andere Regelauslegung vorsieht.
Vereinsverantwortliche kritisieren oft die Kleinlichkeit von Schiedsrichterentscheidungen, da dadurch kein richtiges Spiel aufkommen kann was für die Fans wichtig ist. Sie wünschen sich öfters einen Zweikampf ?Mann gegen Mann?, auch wenn dieser Zweikampf ohne Handschuhe ausgetragen wird.
Zugegeben, ein toller Faustkampf der fair zwischen zwei Spielern ausgetragen wird, kann durchaus für Stimmung sorgen und das Spiel, das an Spannung verloren hat ?wieder?beleben.
Ich erlaube mir hier eine Interpretation aus der Sicht eines Schiedsrichters:
Ein Faustkampf im Eishockey wird dann als fair angesehen, wenn beide Raufbolde die ?gleichen Chancen? haben, kein dritter Spieler in die Auseinandersetzung einwirkt und der Kampf sofort beendet wird, sobald die Schiedsrichter die Spieler auffordern, den Kampf beenden und diese dem auch nachkommen. Sollen die beiden Raufbolde sofort gemäß Regelwerk bestraft werden oder genügt eine ?kurze? Verweildauer in der Kühlbox um anschließend wieder am Spiel teilnehmen zu können. Wo liegt hier die Grenze zur "Unnötigen Härte", die im Eishockeysport nichts zu suchen hat?
Spätestens am 9. September werden die Zuseher erkennen können, wohin die Weichen gestellt werden.
Bild: hockeyfans.at / MKL