Nach der Saison ist vor der Saison
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Marc Brabant -
7. August 2011 um 15:05 -
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Blicken wir zurück: Donnerstag 14. April 2011, 7tes entscheidendes Spiel in der Stadthalle Klagenfurt, Overtime, Spielminute 63: Thomas Koch schießt seine Bullen (damals noch) zum Meistertitel. Verdient? Meiner Meinung nach auf die Serie gesehen: ja.
Jetzt stehen wir Mitte August, die Mannschaften stehen schon am Eis und die Meisterschaft beginnt in wenigen Wochen. Wie die Zeit vergeht.
Während in den Medien ab diesem Zeitpunkt von der Pre-Season, zu Deutsch Vor-Saison, gesprochen wird, beginnt meines Erachtens die Vor-Saison schon viel früher und kann in zwei Phasen unterteilt werden:
Phase 1:
Aus Sicht des Managements werden die Weichen für die Zukunft bereits unmittelbar nach der Saison (oftmals auch schon früher) gestellt: es wird gescoutet, gerechnet (budgetiert) und verhandelt. Idealerweise sollte in dieser Phase Trainer und Management eng zusammenarbeiten um eine schlagkräftige Mannschaft für die neue Saison zu formen.
Phase 2:
Aus Sicht der Spieler beginnt die Pre-Season ab dem ersten Eistraining (das individuelle Sommer-Trocken-Training soll hierbei nicht betrachtet werden). Es zwickt da und dort, man hofft sein bestelltes Material (vor allem Eisschuhe und Schläger) pünktlich zu bekommen und von Verletzungen gerade in der wichtigen Vorbereitung verschont zu bleiben. Und ganz wichtig: man sucht seinen Platz in der Mannschaft. Es entscheidet sich in dieser Phase wer Leader am Eis ist oder wer in der Kabine das Sagen hat, sprich: es entwickelt sich eine Hierarchie, die meines Erachtens ganz wichtig für den Erfolg ist. Begleitet werden diese Prozesse meistens durch Teambuilding-Aktivitäten.
Aus meiner Sicht wird der zukünftige Erfolg einer Mannschaft zu einem großen Teil schon in der Phase 1 (Spielerauswahl) bestimmt: Schafft es der Trainer (in Abstimmung mit dem Management) Spieler einzukaufen, die eine ?Mannschaft? werden können. Gerade dieses spezielle Händchen für Spieler zu haben, zeichnet für mich einen guten Trainer (neben dem Coaching) aus. Die Trainingsgestaltung ist in den Zeiten der Trainer-Assistenten aus meiner Sicht nicht mehr zentrales Thema.
Nochmals: meiner Meinung nach wird eine erfolgreiche Mannschaft schon während des Sommers durch die Einkäufe geboren. Ob sie sich dann auch erfolgreich (im Sinne von sportlichen Erfolgen) entwickelt ist eine andere Sache und liegt nicht nur am ?Teamgefüge?, sondern natürlich auch am sportlichen Talent der Mannschaft. Sollten jedoch in Phase 1 die ?falschen? Spieler (eigensinnig, nicht teamfähig, private Probleme, etc.) eingekauft werden, wird es über die Saison sehr schwer werden, Erfolg zu haben. Dann wird nämlich wertvolle Energie für interne Streitereien verbraucht, die viel besser am Eis beim Training oder beim Spiel genutzt werden könnte.
Und eines noch: Das schöne am Sport ist, dass dabei nicht immer das Geld die entscheidende Rolle spielt! (MB)
Bild: GEPA (Wolfgang Jannach) / EC Red Bull Salzburg