Die HF.at Play Off Vorschau: Red Bull Salzburg - VSV
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marksoft -
13. März 2016 um 13:10 -
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Meister Salzburg geht als Favorit in das Halbfinalduell mit dem VSV – das ist die allgemeine Meinung. Aber ist das wirklich so? Die Villacher haben selbst im Grunddurchgang gegen die Mozartstädter überzeugt und dürfen sich berechtigte Hoffnungen auf das Finale machen. Aber sind Hoffnungen genug?
Red Bull Salzburg (1) – Villacher SV (7)
Saisonbilanz: 2:2 Siege, 6:6 Punkte, 10:10 Tore
Zum vierten Mal in Folge steht Salzburg in einem EBEL Halbfinale, in den letzten 11 Jahren schafften es die Bullen nur ein Mal nicht in die Vorschlussrunde. Keine Frage, wenn sich ein Standort Eishockeyhauptstadt Österreichs nennen kann, dann darf es das derzeit die Mozartstadt machen. Tut sie aber nicht, auch wenn man im Vorjahr den Meistertitel souverän geholt hat und auch vor der Spielzeit 2015/16 als großer Favorit gehandelt wurde.
Aber die Leichtigkeit des letzten Jahres ist weg, schon in der regulären Saison tat man sich ungleich schwerer als noch ein Jahr zuvor. In der ersten Runde der Play Offs musste man schließlich sogar in ein Spiel 7 gegen den KAC und man sah erstmals so etwas wie Problemfelder in der Mannschaft von Dan Ratushny. Dazu soll auch der Trainer selbst zählen, denn hinter vorgehaltener Hand hört man schon seit Monaten von Unruhe im Team. Ratushny spricht zu wenig mit seinen jungen Spielern, forciert die Legionäre, die Österreicher sind unzufrieden. Dass die Red Bulls dann auch noch ein offensichtliches Problem auf der Torhüterposition haben ist unübersehbar. Und es könnte auch einen entscheidenden Faktor in der Serie gegen den VSV ausmachen.
Die Kärntner waren schon in den 4 Spielen der ersten Meisterschaftsphase ein unangenehmer Gegner für die Salzburger. Das Team aus der Draustadt gewann beide Auswärtsspiele im Volksgarten, während es allerdings auch beide Heimpartien gegen die roten Bullen verlor. 2:2 Siege, 6:6 Punkte, 10:10 Tore – ausgeglichener geht es nicht. Exakt 10 Jahre nach dem letzten Titelgewinn darf man in Villach wieder von einem Finale träumen. Dort stand man das letzte Mal 2006/07, verlor.... ja, gegen die Salzburger. Vier Play Off Serien gab es bereits gegen die Mozartstädter, drei Mal gingen die Villacher als Verlierer vom Eis.
Auf der einen Seite steht eine erfahrene, abgebrühte und teure Truppe, die in den letzten Jahren das erfolgreichste Team der EBEL war. Auf der anderen eine junge, hungrige Mannschaft ohne herausragende Scorer, aber mit einem Siegeswillen und einem Trainer, der mit allen Wassern gewaschen ist. Der VSV mag zwar „nur“ als Nummer 7 in die Play Offs gegangen sein, hatte aber dabei auch etwas Pech. Immerhin verpasste man die Top 6 nach der ersten Phase um nur einen Punkt. Man war also immer voll dabei, musste aber ärgerlicher Weise den Umweg über die Qualifikation gehen. Dort holte man sich Selbstvertrauen – und das en Masse. Keine andere Mannschaft hat nach der ersten Meisterschaftsphase so viele Spiele gewonnen wie der VSV – 12 Siege in den letzten 15 Spielen, das kann sich sehen lassen.
Ebenso die Leistung im Halbfinale, in dem man der erfahrenen Mannschaft der Vienna Capitals mit einer sehr kompakten und disziplinierten Defensivtaktik den Zahn zog. Recht viel anders wird man die Adler auch gegen Salzburg nicht erwarten dürfen. Das Team von Greg Holst steht defensiv sehr stabil, macht die Räume vor dem Tor dicht und lässt herzlich wenig zu. Dass man dann mit J.P. Lamoureux auch noch den besten Torhüter der Liga zwischen den Pfosten stehen hat, kommt ergänzend hinzu. In 5 Viertelfinalpartien ließen die Villacher nur 9 Gegentore zu, nie waren es mehr als zwei. Das ist eine Ansage, auch in Richtung der Bullenoffensive!
Die Salzburger hatten da schon deutlich mehr Probleme in den letzten Wochen und Monaten. Vor allem in der Abwehr offenbarte der Meister große Lücken, kassierte nicht weniger als 35 Gegentore in den 10 Spielen der Pick Round und in den sieben Spielen gegen den KAC war man auch sehr häufig hinten anfällig. Das lag auch an den Torhüterleistungen, die mitunter das Prädikat „mangelhaft“ verdienten. Genau das könnte auch den großen Unterschied in dieser Serie ausmachen: der VSV hat einen herausragenden Keeper, der Spiele im Alleingang entscheiden kann, während Salzburg heuer eher weniger auf die Stärke seiner Goalies bauen kann. Gegen den KAC, der ähnliche Probleme hatte, reichte es trotzdem, beim VSV wird man noch größere Probleme bekommen. Zu gut stehen die Adler hinten, zu stark traten sie auf und darüber hinaus sind die Villacher auch noch ausgeruht, während die Red Bulls erst am Freitag Spiel 7 gegen den KAC zu absolvieren hatten.
Sicher, die Euphorie ist bei den Bullen noch gegenwärtiger, während der VSV zwar körperlich fit und mit vollem Kader antreten kann, allerdings wieder in den Play Off Modus finden muss. Die Salzburger hadern hingegen mit nicht unwichtigen Ausfällen, haben aber trotzdem was den Kader betrifft die besseren Möglichkeiten. Das letzte Duell mit dem VSV liegt schon etwas zurück: am 15.11. standen sich die beiden Teams letztmalig gegenüber – das sind vier Monate, eine halbe Ewigkeit im Sport!
Salzburg wird versuchen, offensiv viel Druck auf die Villacher Abwehr auszuüben und auch Strafen zu ziehen. Die Red Bulls verfügen in den Play Offs bislang über ein sehr starkes Power Play, das doppelt so häufig trifft als jenes der Kärntner. Wenn diese es schaffen, disziplinert zu bleiben und hinten kompakt zu stehen, dann hat der VSV mehr als nur eine Chance. Die Salzburger sind heuer schlagbar, bei weitem nicht mehr so dominant wie noch vor 12 Monaten und haben zudem Schwächen im Abwehrverhalten. Die große Frage wird sein, ob sich in dieser Serie die Qualität der Einzelspieler, die für Salzburg spricht, durchsetzt oder doch das Teamgefüge eines VSV. Ein fast schon zu Tode zitierter Spruch lautet „Offense wins hearts, defense wins championships“. Die Defensive spricht ganz klar für Villach, das in der diesjährigen Saison mit seiner Kompaktheit und dem Auftreten ganz stark an Bozen aus dem Jahr 2014 erinnert. Damals waren die Südtiroler nicht aufzuhalten und holten den Titel. Der VSV muss jetzt erst einmal vier Spiele gegen Salzburg gewinnen, unmöglich ist das nicht und auch in der Rolle des Underdogs fühlt man sich sichtlich wohl. Es wäre angesichts der letzten Leistungen keine Überraschung, wenn nach dem Semifinale feststehen würde, dass es heuer einen neuen Titelträger geben wird...
Hockeyfans.at Prognose: VSV in 6 Spielen
Die Termine des Duells:
13.03.16, 17:40 Uhr: Red Bull Salzburg (1) – VSV (7)
15.03.16, 19:40 Uhr: VSV – Red Bull Salzburg
18.03.16, 19:40 Uhr: Red Bull Salzburg – VSV
20.03.16, 20:15 Uhr: VSV – Red Bull Salzburg
*22.03.16, 19:15 Uhr: Red Bull Salzburg – VSV
*24.03.16, 19:15 Uhr: VSV – Red Bull Salzburg
*27.03.16, 17:30 Uhr: Red Bull Salzburg – VSV
*...falls notwendig