Die HF.at Finalvorschau: Red Bull Salzburg – Vienna Capitals
-
marksoft -
3. April 2015 um 11:03 -
5.216 Mal gelesen -
0 Kommentare
Es ist angerichtet! Ab kommenden Dienstag steigen in der Erste Bank Eishockey Liga die Finalspiele um den Meistertitel. Der große Favorit aus Salzburg bekommt es mit den Vienna Capitals zu tun. Können die Wiener ihren Erfolgslauf fortsetzen und dem nächsten Favoriten in die Suppe spucken? Oder holt sich Salzburg den erwarteten Titel?
Red Bull Salzburg (1) – Vienna Capitals (5)
Saisonbilanz: 5:1 Siege, 10:3 Punkte, 24:14 Tore
356 Spiele hat es gebraucht, bis die beiden Finalisten der Erste Bank Eishockey Liga Saison 2014/15 feststanden. Mit Red Bull Salzburg steht eine Mannschaft im Finale, die bereits im vergangenen Sommer als haushoher Favorit um den Titel in die Meisterschaft gestartet war. Die Mozartstädter erwiesen sich dann auch erwartungsgemäß als sehr dominant und gewannen nicht nur die Phase 1 der Meisterschaft, sondern wenig später auch die Pick Round. Noch beeindruckender sind die Details dieser bislang so starken Salzburger Saison: 63 Spiele haben die Cracks in der EBEL absolviert, nur 17 davon gingen verloren. In den Play Offs konnte lediglich der VSV in Spiel 2 gewinnen, seither sind die Salzburger ungeschlagen und haben nun schon sieben Partien in Folge gewonnen.
Da konnte man es sich nach dem Sweep gegen den KAC auch schon leisten, seinen Spielern zwei Tage frei zu geben und zu regenerieren. Die Mozartstädter werden also richtig entspannt, aber auch ohne Spielrhythmus in diese Finalserie gehen. Allerdings ist das kein Argument, denn auch die Vienna Capitals haben schon eine Woche vor dem Beginn des Finales den Sack zugemacht und konnten ebenfalls Kräfte sammeln, anstatt sich in einer langen Halbfinalserie aufzureiben.
Bei den Wienern dreht sich derzeit sehr viel rund um Trainer Jim Boni, der als Heilsbringer gehandelt wird, weil unter ihm die Mannschaft zu jener Stärke gefunden hat, die man eigentlich von ihr die gesamte Saison über erwartet hatte. Dass die Hauptstädter im Finale stehen hätte im vergangenen Sommer kaum jemanden gewundert. In unserer Kaderbewertung des vergangenen Septembers landeten die Hauptstädter auf Rang 2, hinter Red Bull Salzburg. Eine echte Sensation ist es also nicht, dass die Vienna Capitals jetzt im Endspiel stehen, wenngleich der Weg dorthin steiniger war, als man das erwarten durfte.
Nach sehr guten Leistungen in der Champions Hockey League kam bald der Frust. Trainer Tom Pokel hatte zwar offensichtlich eine ordentliche Mannschaft zusammengestellt und mit dieser auch sehr starke Grundlagenarbeit betrieben, konnte sich aber innerhalb der Kabine nicht durchsetzen. Ihm fehlte das Feuer, innerhalb der Mannschaft gab es Opponenten gegen den Coach, die neu aufblühten, als Pokel schließlich gefeuert wurde. Davor humpelte man durch eine durchwachsene erste Meisteschaftsphase und war in der Pick Round so richtig schlecht unterwegs.
Also holte die Vereinsführung Feuerwehrmann Jim Boni, der nicht viel verändern musste – außer die Einstellung der Spieler. Er entfachte neues Feuer, forcierte die unzufriedenen Spieler und voila – das Werkl begann zu laufen. Dass die Hauptstädter im Verlauf der Play Offs auch noch weitgehend von Erkrankungen oder gar längeren Verletzungen verschont geblieben unterstützte den Lauf, der allerdings erst zwei Auftaktniederlagen im Viertelfinale gegen Fehervar brauchte, um in Gang gesetzt zu werden. Dieses Comeback schweißte die Mannschaft zusammen und zeigte auch den Weg, wie man diese Post-Season bestreiten wollte: mit nie endendem Kampfgeist, viel Einsatz und jeder Menge Körperkraft.
Dass die Black Wings dem im Halbfinale nicht mehr viel entgegenzusetzen hatten kam den Hauptstädtern zu Gute. Sie waren in jedem Match besser, zogen verdient ins Finale ein und fordern dort jetzt eine Mannschaft, gegen die man sich in dieser Saison praktisch immer schwer getan hat. In sechs direkten Duellen gab es fünf Siege für Red Bull Salzburg, allerdings konnten die Hauptstädter den Bullen das Leben durchaus schwer machen. Nur wenige Teams können in dieser Saison von sich behaupten, dass sie so viele Tore gegen die Mozartstädter erzielt haben, wie die Wiener. Dennoch kassierten die Boni-Schützlinge auch relativ viele Gegentore gegen Salzburg – zwei Faktoren, die schon andeuten, in welche Richtung sich diese Finalserie entwickeln könnte. Die Vienna Capitals werden ohne Zweifel versuchen, dass sie weiterhin hartes Körperspiel forcieren und so den Salzburgern "weh“ tun. Den ersten beiden Bullen Gegnern ist das nur bedingt gelungen, aber ganz so einfach war es dann doch nicht für die Red Bulls, sich ins Finale vorzuarbeiten, wie das am Papier mit 8:1 Siegen aussieht.
Was die Wiener auf jeden Fall brauchen ist ein Matt Zaba in Überform, eine starke Defensive und vor allem trotz allem Einsatz auch noch die nötige Disziplin. Schon gegen Linz machte man sich das Leben in Unterzahl unnötig schwer, gegen die Salzburger mit 4 fast gleichwertigen Angriffsformationen kann das noch mehr nach hinten los gehen. Wie man überhaupt sagen muss, dass die Mozartstädter insgesamt deutlich tiefer besetzt sind – egal ob im Angriff oder in der Abwehr. Beeindruckend vor allem die Performance von John Hughes (9 Spiele in Serie gepunktet), Ryan Duncan (5 Spiele) und Brett Sterling (5 Spiele). Aber auch die Capitals haben „heiße“ Spieler in ihren Reihen: Rafael Rotter hat schon 13 Punkte in 11 Partien gescort, Kris Foucault ist mit 5 Toren aus den letzten vier Partien ebenso „on fire“, wie es so schön heißt. Das gilt auch für Matt Zaba, der sich im Vergleich zur regulären Saison gesteigert hat und mit einer Fangquote von 92,39% aufzeigen konnte. Noch besser läuft es aber für Salzburgs Schlusmann Luka Gracnar und seinen 93,98% in den bisherigen Play Offs.
Die Vienna Capitals werden versuchen müssen, dass sie vor allem zu Beginn der Serie irgendwie ein Break gegen eine Mannschaft aus Salzburg schaffen, die schon lange kein Match mehr in den Beinen hat. Je länger die Serie dauert, umso mehr ist zu erwarten, dass die Red Bulls ihre Stärken ausspielen können. Das war im Viertelfinale so, das war im Halbfinale so. Auf Dauer ist die Qualität im Bullen Kader von den Hauptstädtern nicht zu matchen. Das kann man nur mit Euphorie, Kampfgeist, Einsatz und auch der nötigen Portion Glück wett machen. Und wer weiß, vielleicht geht die Euphorie rund um Jim Boni ja weiter – sei sie berechtigt oder nicht – und die Hauptstädter schaffen das Wunder. „10 Jahre später“ sozusagen, denn Boni war es auch, der die Wiener 2005 zum Titel führte. Seither standen sie nur ein einziges Mal im Finale, in dem sie aber vor zwei Jahren vom KAC gesweep wurden. Red Bull Salzburg wurde damals im Halbfinale rausgeworfen, die Mozartstädter könnten also Revanche nehmen und sich nach vier Jahren wieder zum Champion krönen. In der letzten Saison gab es gegen Underdog Bozen eine enttäuschende Finalpleite – das könnte man mit einem Erfolg gegen die Wiener vergessen lassen. Die Parallelen zum Vorjahr sind aber da: Probleme zum Auftakt, danach ein Sweep im Halbfinale und im Finale war dann der Wille des HCB einfach größer. Und genau auf dieses Duell läuft es wieder hinaus: die Fähigkeiten der Red Bulls gegen den Willen der Vienna Capitals….
Hockeyfans.at Prognose: Salzburg in 6 bis 7 Spielen
Die Termine des Duells:
07.04.15, 19:30: Red Bull Salzburg (1) – UPC Vienna Capitals (5)
10.04.15, 19:30: UPC Vienna Capitals - Red Bull Salzburg
12.04.15, 17:45: Red Bull Salzburg - UPC Vienna Capitals
14.04.15, 19:30: UPC Vienna Capitals - Red Bull Salzburg
*16.04.15, 19:30: Red Bull Salzburg - UPC Vienna Capitals
*19.04.15, 17:45: UPC Vienna Capitals - Red Bull Salzburg
*21.04.15, 19:30: Red Bull Salzburg - UPC Vienna Capitals