Die HF.at Play Off Vorschau: Black Wings – Vienna Capitals
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marksoft -
21. März 2015 um 06:18 -
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Eine Paarung, die man für ein Halbfinale in der EBEL fast schon erwarten hätte können. Die Vienna Capitals sind als Mitfavorit in die Meisterschaft gestartet, die Black Wings einer der größten Herausforderer. Nun steht man sich in Runde 2 gegenüber, der Ausgang ist nach den Erkenntnissen des Viertelfinales völlig offen. Oder doch nicht?
Black Wings Linz (2) – Vienna Capitals (5)
Saisonbilanz: 5:1 Siege, 11:4 Punkte, 21:5 Tore
Neue Serie, neues Spiel, neues Glück. Runde 1 haben beide Mannschaften mehr oder weniger knapp überstanden, jetzt wartet das Viertelfinale auf die beiden Rivalen, die sich schon den ein oder anderen denkwürdigen Kampf geliefert haben. Nur noch 4 Siege trennen eines dieser Teams vom Finaleinzug – vier Siege, die es aber erst einmal zu erringen gilt.
Wie schwer das sein kann haben die Black Wings im Viertelfinale erfahren. Die Linzer setzten sich erst gestern in Spiel 7 gegen Meister Bozen durch und haben in dieser Serie gezeigt, wie wichtig der Heimvorteil sein kann. Diesen haben die Linzer auch im Duell mit den Capitals, haben dadurch auch den Vorteil, dass sie das Halbfinale zu Hause eröffnen dürfen – und auch in einem möglichen Entscheidungsmatch vor eigenem Publikum antreten können.
Die Stahlstädter stehen zwar schon seit einiger Zeit im Play Off Einsatz, so richtiges Play Off Hockey spielten sie aber erst im letzten Viertelfinalspiel. Bis dahin zeigten die Oberösterreicher ein merkwürdiges Gesicht. Nie richtig stabil in der Abwehr, immer wieder mit haarsträubenden Fehlern und leichten Gegentoren, dazu vorne mit meist nur einer wirklich gefährlichen Angriffslinie. Ausgerechnet in Spiel 7 änderte sich zumindest das Offensivverhalten. Plötzlich war es nicht Reihe 1, die traf, sondern ausschließlich die zweite Formation. Genau diese doppelte Gefährlichkeit war es, welche die Oberösterreicher während der regulären Saison so ausgezeichnet hatte und sie zu einer der stärksten Offensivabteilungen der Liga machten. Die Reihe um Rob Hisey hatte jetzt einige Tage Kreativitätspause, jetzt scheint sie aber zumindest in den Play Offs angekommen zu sein. Die erste Formation ist das schon lange – und sie hat mit Brian Lebler auch noch einen ausgesprochenen Capitals-Spezialisten, denn die Wiener tun sich sehr häufig sehr schwer mit der Durchschlagskraft dieses Mannes.
Was im Spiel der Oberösterreicher im Viertelfinale auffiel: diese Kaderdichte der regulären Saison ist nicht mehr da. Die dritte Linie fällt deutlich ab, die vierte wird kaum mehr eingesetzt. Merkwürdig, denn Trainer Rob Daum stellte die Reihen im Vergleich zu den ersten 54 Runden um, seither funktioniert es aber in der Offensive nicht mehr ganz so gut bei den Black Wings. Und auch defensiv hat sich ein gewisser Schlendrian eingenistet, der dazu führte, dass die Linzer nicht an ihre Schmerzgrenzen gingen und sehr viele Gegentore in Runde 1 zuließen.
Das hat man auch bei den Vienna Capitals gesehen, die gegen Szekesfehervar in den entscheidenden Momenten hinten stabil standen und mit Matt Zabe entgegen der regulären Saison auch noch einen sehr guten Goalie hinter sich wussten. Nach vorne konnte das Team von Jim Boni zwar weiterhin nicht wirklich überzeugen und zeigte gewisse Abschlussschwächen, immer dann, wenn es wichtig wurde, haben die Wiener aber getroffen. Das tat dem angeknacksten Selbstvertrauen der Hauptstädter gut und auch wenn sie im Sommer des Vorjahres noch als Meisterschaftskandidat in die Saison gestartet sind, werden sie sich nun als Außenseiter in dieser Serie „verkaufen“.
Das können die Caps auch sehr gut argumentieren, denn keine andere Mannschaft der Erste Bank Eishockey Liga lag den Hauptstädtern so schlecht wie die Linzer. 6 Spiele absolvierte man in der laufenden Saison schon, fünf davon gewannen die Black Wings. Diese holten auch 11 von 12 möglichen Punkten gegen die Wiener. Es sieht also alles danach aus, als würde die Favoritenrolle klar verteilt sein.
Doch Play Offs sind ein ganz anderes Kapitel. Noch dazu wurde den Linzern in Runde 1 viel abverlangt, das Duell mit Bozen hat nicht nur Kraft, sondern womöglich auch personelle Ressourcen gekostet. Mike Ouzas schied gestern verletzt aus, es ist fraglich, wann der Nummer 1 Goalie bei den Stahlstädtern ins Tor zurückkehren kann. Es könnte ein Schlüssel werden, wie gesund die Stahlstädter bei den Torhütern agieren können. Thomas Dechel ist ein Backup, der seine Sache in einzelnen Spielen gut machen kann, eine ganze Serie hindurch wird für ihn aber wohl die ein oder andere Nummer zu groß sein. Zwar war auch Ouzas in Runde 1 alles andere als überzeugend, was er kann hat er aber in der Zwischenrunde gezeigt. Fit und in Höchstform wäre das eine sehr große Hürde für die ohnehin nicht gerade vor Effizienz explodierende Capitals Offensive.
Die Wiener werden hinten einiges mehr zu tun bekommen, als sie das noch im Viertelfinale erfahren haben. Die Black Wings sind neben Salzburg das einzige Team, das im Offensivdrittel mit fünf Mann richtig viel Druck machen kann und dazu auch noch sehr durchschlagskräftig ist. Hier wird ein Schlüssel darin liegen, dass man das Offensivspiel der Oberösterreicher in den Griff bekommt. Wie das gelingen kann hat der HC Bozen gezeigt: aggressives Körperspiel, Forechecking und konsequent das Tempo mitgehen. Das gefällt den Stahlstädtern ganz und gar nicht, kostet aber auch enorm viel Kraft. Die Capitals müssen eisläuferisch absolut auf der Höhe sein und im Angriffsdrittel ebenso effizient agieren, wie das Bozen vorgemacht hat. Die Linzer sind hinten anfällig, vor allem wenn sie nicht ihr gesamtes Potential abrufen.
Eine solche Spielweise würde aber auch große Disziplin erfordern, wobei die Hauptstädter mit der ruppigen Gangart aus der ersten Runde auf Dauer wahrscheinlich nicht durchkommen werden. Die Linzer sind zwar nicht das beste Power Play Team, aber gerade in den entscheidenden Momenten von Spielen können sie sich auf ihre Special Teams verlassen. Also heißt es für Jim Boni und seine Mannschaft, die Strafbank zu meiden und hart, aber immer fair zu bleiben. Die Linzer sind nicht unschlagbar, sie haben ihre Achillesferse gezeigt, der HCB hat das aber über 7 Spiele nicht zu 100% ausnützen können.
Die Black Wings gehen als leichter Favorit in diese Serie. Es wird einiges darauf ankommen, wie sich die Situation im Tor und die Verletzung von Mike Ouzas entwickelt. Wenn es hier keine positiven Nachrichten gibt, dann könnte dieses Halbfinale schneller vorbei sein, als sich das so mancher denkt. Mit vollem Kader sieht die Sache aber anders aus, wobei hier der Unterschied auch im Mannschaftsgefüge sein könnte. Bei de Black Wings gab es zuletzt Gerüchte, wonach die Nerven auch in der Kabine nicht ganz so ruhig sind und die Linzer ein gewisses Teamgefüge vermissen lassen. Dieses ist in den letzten Wochen auch dank Jim Boni in Wien wieder gewachsen. Der Trainer der Hauptstädter ist ein Motivator, an Systemen konnte er in den letzten knapp 4 Wochen ohnehin nicht viel verändern. Der leichte Vorteil der Hauptstädter besteht auch in zwei Tagen mehr Pause, was vor allem in den ersten Partien der Serie mehr Kraftreserven bedeuten könnte. Die Erfahrungen von Overtimes und das damit verbundene Zusammenrücken innerhalb einer Mannschaft kennen die Capitals ebenfalls aus Runde 1, die Linzer spielten noch eine Overtime in diesem Jahr. Dafür aber ein Spiel 7, das einen ähnlichen zusammenschweißenden Effekt haben wird. Apropos Spiel 7: das sollten die Capitals wenn möglich vermeiden, denn die Stahlstädter haben nun schon 6 Mal in der Vereinsgeschichte ein EBEL Game 7 absolviert –und noch immer gewonnen! Die Wiener haben heuer kein technisch hochwertiges Team, das ein Spiel gestalten oder dominieren kann. Aber sie sind ähnlich dem HC Bozen eine kampfstarke Truppe, die kratzt, beißt und kämpft. Eigenschaften, die den Black Wings nicht besonders schmecken und daher ist für den Fall von gesunden Kadern von einer ausgeglichenen und langen Serie auszugehen. Das größere Potential im Kader haben die Linzer, die sich normaler Weise schon alleine wegen ihrer Offensivwaffen durchsetzen müssten. Aber was ist in den Play Offs schon normal?
Hockeyfans.at Prognose: Black Wings in 6 bis 7 Spielen
Die Termine des Duells:
22.03.15, 17:30: LIWEST Black Wings Linz (2) – UPC Vienna Capitals (5)
24.03.15, 19:15: UPC Vienna Capitals - LIWEST Black Wings Linz
26.03.15, 19:15: LIWEST Black Wings Linz - UPC Vienna Capitals
29.03.15, 17:30: UPC Vienna Capitals - LIWEST Black Wings Linz
*31.03.15, 19:15: LIWEST Black Wings Linz - UPC Vienna Capitals
*02.04.15, 19:15: UPC Vienna Capitals - LIWEST Black Wings Linz
*05.04.15, 17:30: LIWEST Black Wings Linz - UPC Vienna Capitals
*...falls notwendig