Die HF.at Play Off Vorschau: Fehervar – Vienna Capitals
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marksoft -
5. März 2015 um 10:39 -
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Überraschungsteam gegen eine der großen Enttäuschungen. Fehervar geht mit Heimrecht gegen die zuletzt dahinstrauchelnden Vienna Capitals ins Viertelfinale und will auch weiterhin allen Experten trotzen. Wie viel ist für die Ungarn wirklich drin oder können die Capitals endlich den Erwartungen gerecht werden?
Fehervar AV19 (4) – Vienna Capitals (5)
Saisonbilanz: 3:3 Siege, 6:6 Punkte, 16:13 Tore
Am Ende wollte niemand die Vienna Capitals picken und Fehervar musste als Vierter in den „sauren Apfel“ beißen. Die Ungarn konnten in der aktuellen Saison alle überraschen, waren im vergangenen Sommer noch bestenfalls als Play Off Anwärter gehandelt worden. Jetzt spielen sie sogar mit Heimrecht gegen die Vienna Capitals, die ihrerseits als großer Meister-Mitfavorit in die Spielzeit gegangen waren.
Doch seither ist viel passiert, bei den Vienna Capitals sogar sehr viel. Nach sehr gutem Saisonstart stürzten die Hauptstädter immer weiter ab und fielen in der Zwischenrunde sportlich in ein schwarzes Loch. Die Vereinsleitung reagierte und holte unmittelbar vor den Play Offs einen neuen Trainer. Eine Verzweiflungstat, über deren Wirkung man streiten kann. Wenn Rückkehrer Jim Boni die Wiener auf die Erfolgsspur zurück bringt fragt keiner mehr nach dem Zeitpunkt dieser Aktion, fliegen die Wiener in Runde 1 raus vielleicht schon.
Wirklich viel ändern konnte Jim Boni ohnehin nicht. Der Rhythmus in der EBEL ist schon seit geraumer Zeit zumindest Play Off ähnlich, die Trainingseinheiten zwischen den Spieltagen sind da meist regenerativ angesetzt. Eines kann Boni aber – und dafür wurde er auch geholt: motivieren! Kein Wunder, dass er sport-bekannte Stehsätze permanent wiederholt und seiner Mannschaft wieder Selbstvertrauen einzuimpfen versucht. Die Wiener 12 ihrer letzten 15 Spiele verloren und in der Pick Round 33 Gegentore zugelassen. So viele wie keine andere Mannschaft! Und das von einem Team, das eigentlich als defensiv stark gegolten hat. Diese Defensivleistung muss ohne Frage deutlich erhöht werden, wollen die Wiener gegen die überraschend starken Ungarn bestehen.
Ein Blick auf die direkten Saisonduelle zeigt, dass in dieser Serie Spannungspotential steckt. Beide Teams konnten jeweils 3 Siege feiern, wobei Fehervar die letzten beiden Duelle für sich entschied. Daraus werden die roten Teufel auch Selbstvertrauen schöpfen und versuchen, möglichst gleich zu Beginn das mögliche Aufbäumen der Hauptstädter zu unterbinden. Mit Liga Topscorer Andrew Sarauer, dem ewigen Dauerbrenner Frank Banham und Brandon Marino haben die Magyaren eine starke Phalanx an Stürmern im Kader. Insgesamt fällt die Kaderdichte aber nach hinten hin ab, was ein kleiner Vorteil für die Vienna Capitals zu sein scheint. Dafür verfügen die Ungarn ohne Zweifel über die bessere erste Linie und dadurch auch die deutlich größere Gefährlichkeit im Power Play. Das führt klarer Weise auch zu einer ausgezeichneten Effizienz vor dem gegnerischen Tor, eine Eigenschaft, die man bei den Wienern vergeblich sucht.
Im Tor haben beide Teams in dieser Saison kleinere Probleme gehabt. Bei den Capitals spielt Matt Zaba zwar kompakt, aber nicht herausragend. Ähnlich ergeht es den Ungarn mit Christian Engstrand, der zwar ein Guter seines Faches ist, aber auch schon den ein oder anderen Fehler einstreut. Unvergessen sein Eigentor gegen die Black Wings. Defensivprobleme sieht man derzeit aber eher bei den Wienern aufkommen, denn Jamie Fraser ist derzeit mit einer Gesichtsverletzung fraglich. Sollte der wichtige Verteidiger tatsächlich ausfallen hätten die Hauptstädter, bei denen auch Schlacher noch verletzt ist, nur 6 Verteidiger zur Verfügung – einer davon der noch Play Off unerfahrene Dominic Hackl. Das ist dann schon sehr dünn gegen einen Gegner, der für seine fordernde Spielweise bekannt ist.
Weil die Vienna Capitals das Heimrecht mit einer schwachen Performance aus der Hand gegeben haben müssen sie für ein Weiterkommen unbedingt ein Match in Ungarn gewinnen. Keine einfache Aufgabe, denn Fehervar hat zu Hause in dieser Saison 20 von 27 Partien für sich entschieden. In Szekesfehervar wird die Mannschaft von Jim Boni ein lauter und kochender Hexenkessel erwarten, den es erst einmal zu besänftigen gibt. Gleichzeitig haben die Wiener selbst vor eigenem Publikum in dieser Saison ganz massive Probleme. Nicht einmal die Hälfte aller Heimspiele wurden erfolgreich beendet (12 von 27). Keine Frage, die eigenen Fans wollen nach einer derart schwachen Heimleistung erst einmal zurückgewonnen werden. Das geht nur mit Kampf, Einsatz und vor allem Siegen.
Dieses Duell gab es in den Play Offs übrigens schon einmal: im Jahr 2010 setzten sich die Capitals mit 4:1 Siegen gegen die Ungarn durch, scheiterten aber später in der historischen Halbfinalserie gegen Linz. Für Fehervar ist es die vierte Teilnahme an EBEL Play Offs, in eine zweite Runde vorgedrungen sind die roten Teufel allerdings noch nie. Neben dem Aus gegen Wien gab es 2012 ein Scheitern gegen Ljubljana (2:4), letzte Saison wurde man vom späteren Meister aus Bozen sogar in den Urlaub gesweept.
Es ist eine sehr enge Serie zu erwarten, in der die Kleinigkeiten über Sieg und Niederlage entschieden. Oder aber auch Verletzungen. Sollte Jamie Fraser den Wienern tatsächlich länger fehlen, wird es mit nur 6 Verteidigern ganz, ganz schwer, diese Serie erfolgreich zu überstehen. Das Tief, in das sich die Vienna Capitals manövriert haben ist schon ein sehr lange andauerndes und es wird schwer werden, sich daraus zu befreien. Die Ungarn wirken heuer viel gefestigter als noch in den letzten Saison, haben einen tieferen Kader und konnten vor allem durch sehr ruhige, besonnenen und immer zielgerichtete Arbeit überzeugen. Die Balance scheint im Team zu stimmen, die Schwächen liegen vor allem in der Defensive begraben. Hier müssten die Boni-Schützlinge ansetzen, ob sie das mit ihrer heuer chronischen Abschlussschwäche aber können wird sich weisen. Wenn es Jim Boni nicht schafft, die Siegermentalität in diese Mannschaft zurückzubringen, dann wird es schwer werden für die Hauptstädter. Wie schwer, das zeigten die Ungarn in der Zwischenrunde. Und seither ist nicht so viel Zeit vergangen, dass sich an der Leistungsfähigkeit besonders viel verändert haben dürfte.
Hockeyfans.at Prognose: Fehervar in 5 bis 6 Spielen
Die Termine des Duells:
Fr, 06.03.2015 (19:15): Fehervar AV19 (4) – Vienna Capitals (5)
So, 08.03.2015 (17:30): Vienna Capitals – Fehervar AV19
Di, 10.03.2015 (19:15): Fehervar AV19 – Vienna Capitals
Fr, 13.03.2015 (19:15): Vienna Capitals – Fehervar AV19
*Mo, 16.03.2015 (19:30): Fehervar AV19 – Vienna Capitals
*Mi, 18.03.2015 (19:15): Vienna Capitals– Fehervar AV19
*Fr, 20.03.2015 (19:30): Fehervar AV19 – Vienna Capitals
*...falls notwendig