Znojmo: Mit nur 1 Million Budget ein Play Off Dauergast
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marksoft -
22. Februar 2015 um 09:21 -
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Der HC Orli Znojmo steht auch heuer in den Play Offs der Erste Bank Eishockey Liga - schon wieder! Die Tschechen haben seit dem Einstieg in der Saison 2011/12 immer den Sprung unter die besten acht Teams der Liga geschafft und dabei gezeigt, dass man nicht nur mit viel Geld zum Erfolg kommen kann. Im Gegenteil: mit einer Million Euro verfügen die Südmähren über eines der kleinsten Budgets der Liga.
Als der HC Orli Znojmo in der Saison 2011/12 in die Erste Bank Eishockey Liga kam war das ein Versuch von beiden Seiten. Die Liga erweiterte ihr Geschehen erstmals in einen ganz traditionellen Eishockeymarkt, ohne zu wissen, wie das Produkt EBEL in der Tschechischen Republik angenommen wird. Und für Znojmo war es ein noch größeres Risiko. Die tschechischen Fans gelten als schwierig, was Neuerungen betrifft. Vor allem, wenn man sich dabei in die Hände einer von Ausländern kontrollierten Liga gibt.
Sicher, die Zusammenarbeit war nicht immer friktionsfrei, es gab immer wieder laute Aufschreie, ja sogar Drohungen aus Znojmo. Unvergessen die Viertelfinalserie in der letzten Saison gegen die Black Wings aus Linz, als sogar die Polizei eingeschaltet wurde und man sich nicht viele Freunde innerhalb der Liga gemacht hat. Dennoch ist man bei den Adlern sportlich ein Dauergast im Viertelfinale. Und das mit einem fast schon lächerlich kleinen Budget von 1 Million Euro. Im Vergleich zu den derzeit in den Top 6 spielenden direkten Konkurrenten aus Salzburg, Wien, Linz und Villach hat man deutlich weniger finanielle Ressourcen zur Verfügung. Ganz zu schweigen von einem KAC...
Und trotzdem haben die Südmähren zum vierten Mal in Folge die Play Offs erreicht. Allerdings konnte der HC Orli Znojmo bislang noch nie eine Serie für sich entscheiden. Aktuell belegt man den dritten Tabellenplatz in der Pick Round und dürfte sich den Viertelfinalgegner "aussuchen". Noch wichtiger: man hätte Heimrecht in Runde 1! Mit etwas Glück könnte sich sogar die Qualifikation für die Champions Hockey League ausgehen, was in der Tschechischen Republik für eine noch deutlichere Resonanz sorgen würde. Und das mit nur 1 Million Euro Budget...
"Einige Teams sind ein bisschen besorgt, wie wir das schaffen, aber die meisten respektieren und bewundern unsere Arbeit", sagt Dipl. Ing. Pavel Ohera, der nicht immer unumstrittene Präsident der Tschechen. Die Adler bauen dabei entgegen dem Ligatrend verstärkt auf einheimische Spieler bzw. Legionäre aus der Slowakei. "Wir sind stolz auf unsere tschechischen Wurzeln und wollen daher auch tschechische und slowakische Spieler in ihrer Entwicklung fördern", so der Präsident. "Weil wir einer der ärmeren Vereine in der EBEL sind, können wir mit unseren finanziellen Möglichkeiten nicht die Qualität an kanadischen Spielern holen, wie ein reicherer österreichischer Verein. Einerseits war das also eine Entscheidung der Finanzen, andererseits auch der eines von uns festgelegten Plans. Falls es passt und wir es uns auch leisten können, dann holen wir auch Verstärkungen aus Nordamerika. Wieso nicht? Aber unser Mannschaftskern wird das nie sein. Unsere Basis wird immer aus Tschechen und Slowaken bestehen."
Das große Ziel des HC Orli Znojmo für die kurz- bis mittelfristige Zukunft ist es, sich finanziell auf breitere Füße zu stellen. Der Verein sei zwar stabilisiert, aber derzeit drehe man jeden Cent zwei Mal um, was bei der Kaderplanung Einschränkungen bedeutet. Daher ist man auf der Suche nach Partnern und Sponsoren. Dabei geht es nicht nur um tschechische, sondern auch um internationale Betriebe, die in den EBEL Märkten Fuß fassen möchten.
Zufrieden zeigen sich die Tschechen mit der Entwicklung der Zuschauerzahlen. In der zweiten tschechischen Liga waren nur noch 1.500 Fans in der Hostan Arena, nun nähert man sich ganz langsam einem Schnitt von knapp 3.000 Fans pro Partie an. "Das ist für eine kleine Stadt wie Znojmo großartig", ist Präsident Ohera glücklich. "Im Derby gegen Wien waren heuer über 4.000 Fans da und wir hoffen, dass uns die Fans in ähnlichem Umfang auch in den Play Offs unterstützen."