Thomas Vanek verliert sein Saubermann-Image
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marksoft -
2. November 2014 um 09:01 -
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Thomas Vanek hat für das österreichische Eishockey viel geleistet. Als er mit 14 Jahren nach Nordamerika ging und später die NHL eroberte war er in einer Nation der Ski- und Fußballfans ein echter Nationalheld. Spätestens seit den OIympischen Spielen in Sotschi blättert der Lack des Saubermannes allerdings ab. Jetzt hat er auch in Nordamerika Probleme.
Als Thomas Vanek im Jahr 1998 als 14-jähriger Bursche ohne große Englischkenntnisse nach Nordamerika auswanderte, um die Eishockeywelt zu erobern, kannte ihn in Österreich noch kaum ein Mensch. Selbst nachdem er in der Juniorenliga und der Collegemeisterschaft immer mehr ins Blickfeld geriet und am laufenden Band punktete, war er in Europa kaum am Radar.
Im Jahr 2003 wurde Vanek schließlich in der ersten Runde als Nummer 5 gedraftet und somit auch in den rot-weiß-roten Medien ein Thema. Als er danach allerdings in der AHL eingesetzt wurde, war er trotz herausragender Leistungen wieder nur sporadisch in den Schlagzeilen. Das änderte sich nachdem Vanek den Sprung in die NHL geschafft hatte. Fortan war er das große Vorbild für viele junge Spieler, die alle diesen Weg gehen wollten die beste Liga der Welt als Ziel hatten. Spieler wie ein Michael Grabner und auch Michael Raffl hätten es mit Sicherheit schwerer gehabt, im Ausland und später auch in der NHL Fuß zu fassen, wenn das kleine Österreich nicht plötzlich auch mit Interesse der NHL Scouts bedacht worden wäre.
Im Jahr 2007 wurde Vanek schließlich zu Österreichs Sportler des Jahres gewählt. Eine echte Sensation bei einer Preisvergabe, in der sich sonst nur Fußballer und Skifahrer matchten. Er hatte in der NHL den PlusMinus Award gewonnen und 43 Tore erzielt. Der gebürtige Badener war auf dem Höhepunkt seines Schaffens und erhielt im Juli auch noch einen Megavertrag, der ihm 50 Millionen Dollar einbrachte. Damit war Thomas Vanek mit einem Schlag auch der bestbezahlte Sportler Österreichs.
Seither war Vanek oft auch unreflektiert der Held der österreichischen Sportmedien. Er hatte es "da drüben" geschafft, heiratete seine Collegeliebe, wurde Vater und kam auch immer wieder zum Nationalteam bzw. besuchte im Sommer die Heimat. Trotz aller sportlichen Erfolge hatte er seine Bodenhaftung nicht verloren, er spielte den Lockout trotz besserer Angebote sogar in Graz...
Und dann kam Sotschi. Die Partynacht bei den Olympischen Spielen ließ den Status des NHL Stars hierzulande deutlich sinken. Plötzlich war Vanek "nur" mehr ein Mensch, kein Held mehr. Er war einer der Sündenböcke dafür, dass im ÖEHV Team vieles falsch lief und man die Jahrhundertchance gegen Slowenien nicht nützen konnte. Der Lack begann zu blättern, für viele Fans war er schon ab. Dazu kam auch noch der fehlende sportliche Erfolg, denn Vanek wurde aus Buffalo weg getradet, setzte sich bei den Islanders nicht so richtig durch und enttäuschte später die Fans in Montreal.
Im vergangenen Sommer unterschrieb Vanek schließlich einen neuen Vertrag in seiner zweiten Heimat Minnesota. Wieder war der Stürmer in den Schlagzeilen, in Nordamerika hatte er sein Saubermann-Image noch immer, wenngleich ihn die Fans schon längst als "lazy player" bezeichneten und seine zurückgehenden Statistiken kritisierten. Im Sommer wurde Vanek schließlich zu einer Einvernahme im Zusammenhang mit einem Glücksspielring geholt, betonte aber immer seine Unschuld und dass er mit den Behörden kooperiere.
Wieder wurde es ruhig, bis letzte Woche eine kleine Bombe platzte. Es gab in diesem Zusammenhang ein Geständnis und plötzlich war auch der Name "Thomas Vanek" wieder in den Schlagzeilen. Sportlich wartete der Österreicher in Minnesota noch immer auf ein Tor, auf der anderen Seite tauchte ein ominöser 230.000 Dollar Scheck auf, der vom Österreicher stammen soll, der damit Wettschulden beglichen hat. Und schon war Vanek im Zusammenhang mit einem Geldwäsche- und illegalem Glücksspielring in den News...
Gestern gab Thomas Vanek dann ein Statement ab, das sich wie ein kleines Schuldeingeständnis liest. "Ich bin nicht stolz auf die Entscheidungen, die ich gemacht habe. Als Mensch muss ich aber weiter machen und von meinen Fehlern lernen. Ich sehe es als schlechte Entscheidungen, es gibt keinen Grund, das zu beschönigen oder daraus etwas zu machen was es nicht ist. Ich habe eine schlechte Wahl getroffen, aber ich fühle, dass ich daraus gelernt habe und mein Leben weiter leben werde."
Weiters stellte Vanek fest, dass er nicht spielsüchtig sei und auch kein Glücksspiel mehr betreibe. Fakt ist: Vanek ist bislang nicht angeklagt und schon gar nicht verurteilt. Dennoch ist vom früheren Saubermann-Image eines Top-Stürmers, der immer irgendwie unter dem Radar der Öffentlichkeit flog, nicht mehr viel übrig. Die Medien in Nordamerika berichten über Vanek, dieser scheint nervlich auch am Eis entsprechend beeindruckt. Die Wetten des Österreichers sollen sich übrigens um Football-Wetten gehandelt haben. Hätte er auf Eishockeyresultate gewettet, hätte Vanek ein größeres Problem.
Auch wenn Vanek keine Straftat begangen hat, er hat zumindest für einiges an schiefer Optik gesorgt. Das muss er in den nächsten Wochen und Monaten gut machen. Am besten mit Toren für die Wild.