21 Jahre NHL Erfahrung für die EBEL Referees
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marksoft -
24. September 2014 um 14:06 -
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Seit vergangenem Sonntag ist auch die Preseason in der National Hockey League im Gange. Mit dabei ist Linesman Pierre Racicot, der im Sommer einige Tage mit den Schiedsrichtern der Erste Bank Eishockey Liga verbrachte.
Die beste Eishockeyliga der Welt startet in ihre Vorbereitung und einer ist seit mittlerweile mehr als 20 Jahren dabei, Pierre Racicot. Der 47-jährige Kanadier leitete schon sieben Stanley Cup Finals in seiner Laufbahn als NHL-Linesman, war zudem bei den Olympischen Winterspielen 2006 und 2010 tätig. Erst gestern war die Nummer 65 wieder gefordert, als er im dritten Drittel der Partie zwischen Dalles und St. Louis bei einem Faustkampf der Streithähne Curtis McKenzie und Steve Ott dazwischen gehen musste. Racicot kennt die Welt der Offiziellen und gab sein Wissen beim Schiedsrichter Camp der Erste Bank Eishockey Liga weiter.
Pierre, du hast im August einige Tage mit den Schiedsrichtern der Erste Bank Eishockey Liga verbracht. Welchen Eindruck hast du von deinen europäischen Kollegen gewonnen?
Racicot: Ich war begeistert von der Offenheit und auch Lernbereitschaft. Alle waren hier, um sich zu verbessern. Die Erste Bank Eishockey Liga kann sich glücklich schätzen, solch junge und enthusiastische Offizielle zu haben.
Was waren deine Hauptthemen beim Schiedsrichter-Camp der Erste Bank Eishockey Liga?
Ich sprach über die Rolle des Linesman und wie man das eigene Handeln auf ein noch besseres Niveau bringt. Bewusstsein, Einstellung und Kommunikation sind die Schlüsselkomponenten eines guten Linesman. Wir gingen auch bei der neuen „Hybrid Icing“-Regel in die Tiefe, dies erfordert nämlich eine Ermessensentscheidung des Linesman.
Auch während deiner Zeit in Österreich wurdest du einige Male im Fitnesscenter gesichtet. Wie sieht eine typische Vorbereitung eines NHL-Offiziellen aus?
Um für eine neue Saison fit zu sein, ist die Vorbereitung in zwei Bereiche aufgeteilt: Bewegung und Ernährung. Meine Trainingseinheiten wechseln sich somit zwischen intensivem Zirkeltraining, wo ich für wenige Minute mit hoher Intensität und wenigen Pausen arbeite, und langen Ausdauerläufen oder Radtouren ab. Dabei habe ich sechs Einheiten pro Woche. Aber es ist genauso wichtig auf die richtige Anzahl und Qualität der Kalorien zu achten. Ich bevorzuge magere Proteine und hochwertiges Gemüse.
Als musst du wie auch die Spieler auf deinen Körper achten.
Ja, dieses Programm umfasst zwölf Monate und stellt eine gute körperliche Verfassung sicher. In den Sommermonaten sorge ich für eine solide Basis, das gilt auch für die Spieler.
Kannst du uns Einblicke in deine Karriere geben, etwa den denkwürdigsten Moment bislang?
Ich kann mich glücklich schätzen schon bei sieben Stanley Cup Finals gearbeitet zu haben, darunter war sogar das Spiel 7 zwischen Pittsburgh und Detroit im Jahr 2009. Ich bin mit Marc Joannette, einem anderen NHL-Offiziellen, aufgewachsen, wir gingen gemeinsam zur Schule, spielten Eishockey und begannen auch gleichzeitig unsere Schiedsrichter-Laufbahn. Mein denkwürdigster Moment wird immer jener bleiben, als wir zum ersten Mal ein Stanley Cup Final leiteten. Wir standen auf der Höhe der Mittellinie und sagten rein gar nichts, wir ließen die Vergangenheit Revue passieren und realisierten zeitgleich wo wir in dem Moment gemeinsam waren.
Wie lange musstest du auf dein erstes Playoff-Spiel warten?
Im Jahr 1998 arbeitete ich in Edmonton mein erstes Playoff-Spiel, es war mein fünftes Jahr in der NHL.
Die Entscheidungen des Schiedsrichter-Teams sorgen manchmal für Verärgerung bei Fans, Spielern und Vereins-Verantwortlichen. Wie siehst du die Position der Offiziellen in der Eishockey-Community?
Als Offizielle bedienen wir das Spiel, wie auch Trainer, Manager und Vertreter der Presse. Wir sind aktive Teilnehmer. Die Offiziellen müssen die Fairness und Integrität des Spiels sicher stellen. Uns dürfen die Reaktionen der anderen Teilnehmer aufgrund unserer Entscheidungen keine Sorgen bereiten, solange wir wissen, dass diese im Interesse des Spiels getroffen wurden.
Haben deine EBEL-Kollegen in den gemeinsamen Tagen einen deutlichen Fortschritt gemacht, oder braucht es einfach viel Zeit, um diese Dinge in die Praxis umzusetzen?
Es wird natürlich Zeit benötigen, aber die Offiziellen haben die richtige Einstellung und Lernbereitschaft. Deshalb bin ich zuversichtlich, dass schon gegen Ende des Grunddurchgangs eine enorme Verbesserung zu erkennen sein wird.
Abschließend, wie sieht du das Niveau in der Erste Bank Eishockey Liga?
Die Erste Bank Eishockey Liga ist eine extrem vielfältige und konkurrenzfähige Liga, die immer besser wird. Die Qualität wird weiter steigen, je mehr junge Spieler die Chance bekommen. Auch die Qualität der Offiziellen muss mit der Entwicklung der Liga mitgehen. Die Liga kann sich glücklich schätzen die Führungsqualität von Lyle Seitz zu haben, er gibt dem Schiedsrichter-Programm eine professionelle Einstellung. Die Offiziellen werden gefordert und sind daher in Sachen Fitnessniveau und Entscheidungsfindung auf einem sehr guten Level. Und das ist der Weg, um das Spiel weiterhin gut zu bedienen und Eishockey in Österreich noch größer zu machen.