Kaderbewertung: Wiederholt Dornbirn seine Traumsaison?

Die Dornbirn Bulldogs waren in der letzten Saison neben Bozen die positive Überraschung der Erste Bank Eishockey Liga. Im Viertelfinale nur hauchdünn am späteren Vizemeister aus Salzburg gescheitert hatte man aber im Sommer nicht unwesentliche Kaderveränderungen hinzunehmen. Können die Vorarlberger auch heuer dort anknüpfen, wo sie vor wenigen Monaten aufgehört haben? Schritt für Schritt haben sich die Bulldogs aus Dornbirn seit ihrem EBEL Einstieg an die Konkurrenz herangearbeitet. Nach Platz 10 im ersten Jahr schaffte man in der letzten Saison den Sprung ins Viertelfinale, wo man Ligakrösus Salzburg einen beherzten Kampf lieferte. Es fehlte nur wenig und die Bulldogs hätten die Bullen in die Knie gezwungen, am Ende war aber nach 6 mitreißenden Partien die Saison zu Ende. Die Vorarlberger haben sich aber nicht nur Punkte erkämpft, sondern auch Sympathien innerhalb der Liga erarbeitet. Mit konstanter und konsequenter Arbeit rund um den Verein, einer kampfstarken Truppe, die kein Match aufgibt und vor allem in den Play Offs unglaublichen Einsatz zeigte. Das gefällt den Fans – und zwar nicht nur den eigenen. Allerdings müssen die Bulldogs nach diesem Sommer ähnlich dem VSV sehr wichtige Abgänge verdauen. Mit Luciano Aquino fehlt dem DEC der nach Schweden abgewanderte Scorerkönig, Torhüter Adam Dennis musste aus gesundheitlichen Gründen w.o. geben. Zwei unglaublich wichtige Spieler, die man zu ersetzen versuchen muss. Trotzdem gelten die Dornbirner nicht nur bei Medien und Fans auch heuer wieder als der gefährlichste Außenseiter der Liga. Auch bei den anderen Teams fällt der Name der Bulldogs immer wieder ganz früh, wenn es darum geht, welche Teams sich im Sommer wieder weiter entwickelt haben. Diese Erwartungshaltung müssen die Vorarlberger nun auch erfüllen, wenngleich es noch den ein oder anderen offenen Punkt gibt, der zu lösen ist. ###Die Ausgangslage Das Viertelfinale war die Endstation der letzten Saison, in diesem Jahr soll es für die Dornbirn Bulldogs wenn möglich wieder so weit gehen. Dabei heißt es aber einige Problemfelder aus dem Weg zu räumen, die es schon vergangenes Jahr gab. Diese befinden sich vordergründlich in der Defensive, die allerdings merkwürdiger Weise auch für die kommende Saison nur bedingt bei der Kaderplanung in Angriff genommen wurde. Offensiv war man nämlich mehr als nur konkurrenzfähig, wie ein Blick auf die Teamstatistiken der vergangenen Saison zeigt. Statistische Fakten 13/14: Power Play: 28,15% (1.) Penalty Killing 79,44% (9.) Fairplay 14,30 Min/Sp (9.) Shorthander 4 (9.) Scoring Effizienz 10,61% (2.) Goalkeeping 90,47% (11.) Tore geschossen: 144 (5.)* Tore erhalten: 151 (10.)* *zwecks Vergleichbarkeit nur aus dem Grunddurchgang Etwas außerhalb des Radars haben sich die Stürmer des Dornbirner EC letzte Saison bewegt. Wenn es um offensivstarke Teams geht, dann denkt man vor allem an den VSV und Salzburg, aber noch durchschlagender waren die Angreifer der Bulldogs. Die Vorarlberger hatten die zweitbeste Effizienz vor dem gegnerischen Tor aufzuweisen, verfügten über das mit Abstand beste Power Play der Liga und konnten daher auch bei den erzielten Treffern im Vorderfeld mitmischen. Düsterer sah es bei all diesem Offensivgeist schon in der Abwehr aus. Dornbirn ließ zu viele Gegentore zu, war auch im Penalty Killing schwach und leistete sich zu viele Strafen. Das wiederum führte auch dazu, dass die Torhüter viel Arbeit hatten, oft hinten alleine gelassen wurden und man daher im Bereich der Defensive kein Top 8 Team war. Die Konsequenz daraus wäre gewesen, die Abwehr breiter und vor allem auch tiefer zu besetzen. Stattdessen hat man nur marginale Veränderungen vorgenommen und geht mit viel zu wenig Defendern in die Saison. Im Tor hat man einen neuen Schlussmann, der sich auch erst beweisen muss – und vorne ist der wichtigste Spieler weg. Luciano Aquino versucht sein Glück in Schweden und hinterlässt ein 79 Punkte großes Loch im Angriff der Vorarlberger. Das zu stopfen wird irrsinnig schwer werden, was durch den gesundheitlich bedingten Abgang von Graham Mink (drittbester Scorer) auch noch erschwert wird. Auch wenn die Pre-Season mit dem aktuellen Kader durchaus ansprechend bewältigt wurde, noch dürfte man mit der Kaderplanung in Dornbirn nicht durch sein. Da wird es noch den ein oder anderen Zugang geben müssen, um sich abermals in Richtung Viertelfinale vortasten zu können. Derzeit ist man noch nicht gut genug besetzt, um wirklich ein Wörtchen um die Top 6 mitreden zu können. Der sehr kleine Kader wird sich mit Fortdauer der Saison und einem damit einhergehenden Kräfteverschleiß immer deutlicher bemerkbar machen. In der aktuellen Zusammenstellung wird man sich wohl abermals in der Qualifikationsrunde wiederfinden und muss dann hoffen, dass es auch dieses Jahr klappt, im Kampf um einen Viertelfinalplatz. HF.at Prognose: Platz 7 bis 10 ###Kaderbewertung Dornbirner EC – Torhüter und Abwehr: Torhüter: Abgänge: Adam Dennis Zugänge: Mike Murphy Patrick DesRochers, Adam Dennis und jetzt Mike Murphy. Seit die Dornbirner in der Erste Bank Eishockey Liga spielen gab es jedes Jahr einen neuen Schlussmann. Diese Position ist im Eishockey eine sehr wichtige, kann sie doch über eine gute und eine sehr gute Saison entscheiden. Letzte Saison war Adam Dennis zwar konstant, ein wirklicher Herausreißer war aber auch er nicht oft. In den Play Offs allerdings konnte er sich steigern und damit jenen Sportsgeist an den Tag legen, den man in der K.O. Phase einer Meisterschaft benötigt. Allerdings musste er seinen sportlichen Leistungen auch Tribut zollen und kann auf Grund einer Verletzung nicht mehr weiter spielen. Daher waren die Verantwortlichen gezwungen, schon wieder einen neuen Schlussmann zu holen. Mit Mike Murphy verpflichtete der DEC einen in Europa bislang unbekannten Mann, der noch nie in seiner Profikarriere eine volle Saison als alleinige Nummer 1 absolviert hat. In Dornbirn muss der erst 25-jährige Kanadier allerdings mit der Belastung von knapp 50 Spielen zurecht kommen und seine Leistung über lange Zeit auf hohem Niveau halten. Nur mit einem guten Torhüter werden die Bulldogs eine Rolle spielen können. Murphy hat das Talent, das steht außer Frage. In zwei NHL Einsätzen blieb er ohne Gegentor, in der AHL war er zu Beginn seiner Profikarriere immer knapp an den 92% Fangquote dran. Doch in den letzten Jahren gingen nicht nur die Einsatzzeiten, sondern auch diese Werte zurück. Murphy wird die Station in der EBEL dazu nützen wollen, um wieder mehr zu spielen und sich in die Auslage zu stellen. Derartige Ambitionen können den Vorarlberger nur recht sein, denn hinter Murphy steht mit dem 22-jährigen David Madlener ein sehr unerfahrener Backup. Dieser wurde allerdings in der Off-Season auch schon von anderen Teams aus der Liga umworben, denn in seinen wenigen Einsätzen konnte Madlener durchwegs gute Leistungen zeigen. Mehr als 10 Spiele wird er aber mit Sicherheit nicht bekommen und sollte es eine Verletzung bei der Nummer 1 geben wird ihm sehr rasch ein neuer Legionär vor die Nase gesetzt werden. Die Situation ist daher vergleichbar mit vielen anderen EBEL Städten, allerdings muss sich der neue Schlussmann bei den Bulldogs im Gegensatz zum Großteil der Konkurrenz erst beweisen. Bewertung: 3,0 von 5 Punkten Abwehr: Abgänge: Alex Plante, David Slivnik, Kevin Montgomery, Martin Oraze. Zugänge: Andy Sertich, Garnet Exelby. Nach vorne waren die Dornbirn Bulldogs auch was die Abwehr betrifft durchaus beeindruckend. Jonathan D'Aversa brachte es auf tolle 41 Scorerpunkte und auch Martin Oraze bzw. Olivier Magnan bewegten sich im 20-Punkte-Bereich. Allerdings war auch keiner der oben Genannten in der PlusMinus Bilanz positiv. Man war zu viele auf das Spiel nach vorne konzentriert, vor dem eigenen Tor waren die Vorarlberger oft zu wenig konsequent. Daher hat man im Sommer mit Garnet Exelby einen physisch ganz starken Mann geholt, der auch schon mal die Fäuste sprechen lässt. Der Mann mit jeder Menge AHL- und auch über 400 Spielen NHL-Erfahrung wird mit seinem Spielstil in der Liga bleibenden Eindruck hinterlassen. Und etwas für die Strafenstatistik tun. Das kann man von Andy Sertich nicht erwarten, denn der routinierte Verteidiger ist kein Freund der Unfairness. In der ganzen letzten Saison sammelte er nur 12 Strafminuten! Er kennt die EBEL aus seinen bisherigen Stationen (Graz, Szekesfehervar, Zagreb) und ist ein zuverlässiger Verteidiger. Für das Spektakel bleibt D'Aversa an Board, auch Olivier Magnan wird sein anständig ausbalanciertes Spiel weiterhin im Bulldogs Dress zeigen. 4 Verteidigerlegionäre, die mit dem sehr unerfahrenen Alexander Jeitziner und Robert Lembacher ergänzt werden. Das war es in der Abwehr, was zumindest zum aktuellen Zeitpunkt viel zu wenig ist. Mit nur 6 Verteidigern in eine lange EBEL Saison zu starten ist gelinde gesagt grob fahrlässig. Hier muss noch der ein oder andere Defender kommen, ansonsten wird man dieser sehr dünnen Personaldecke Tribut zollen müssen. Noch dazu, da man mit Exelby einen Mann hat, der viele Strafen und möglicher Weise auch die ein oder andere Sperre ziehen wird. Das heißt, möglicher Weise wieder viele Unterzahlspiele oder gar ganze Partien mit einem Mann weniger. Das geht auf Dauer nicht gut. Bewertung: 2,5 von 5 Punkten ###Kaderbewertung Dornbirner EC – Angriff und Trainer: Angriff: Abgänge: Luciano Aquino, Graham Mink, Brett Sonne, Patrick Jarrett. Zugänge: Adam Miller, Justin DiBenedetto, Andy Bohmbach, Guillaume Desbiens, Smail Samardzic. Die Offensive war das Prunkstück der letzten Saison, allerdings gingen daraus mit Luciano Aquino, Graham Mink und Brett Sonne drei echte Scorer verloren, die es auf über 30 Punkte brachten. Diese zu ersetzen war die Hauptaufgabe der letzten Monate und ist vorab gesagt auch ganz gut gelungen. Mit Adam Miller kommt ein Mann zurück in die Liga, der schon in Zagreb zu gefallen wusste. Kein Zauberkünstler, aber ein sehr guter Scorer, der es in den letzten Jahren egal in welcher Liga immer auf ca. einen Punkt pro Partie brachte. Justin DiBenedetto kennt man aus seiner Zeit in Salzburg, wo er vor zwei Jahren ebenfalls ein zuverlässiger Mann im Angriff war und mit viel Einsatz spielte. Ähnlich veranlagt ist Guillaume Desbiens, der sehr gerne seinen Körper einsetzt und für Platz sorgen soll. Der 29-Jährige ist allerdings ein Mann, der viele Strafen nimmt und daher ähnlich riskant für ein defensiv ohnehin wenig sattelfestes Team ist, wie in der Abwehr Garnet Exelby. Mit Andy Bohmbach kommt schließlich ein DEL2 erprobter Mann nach Vorarlberg, der sich erst beweisen muss und in noch keiner höheren Profiliga wirklich durchschlagenden Erfolg hatte. Seine beste Phase hatte er in der drittklassigen ECHL, wo er es in 172 Partien auf 184 Punkte gebracht hat. Diese Neuen werden von einem Stamm an Spielern ergänzt. Weiterhin an Board sind mit Jamie Arniel und Chris D'Alvise zwei sehr gefährliche Angreifer, die für jede Menge Tore sorgen können. D'Alvise war in der letzten Saison bester Torschütze der Dornbirner und spielte auf sehr hohem Niveau. Mit den erfahrenen Österreichern Martin Mairtisch und Martin Grabher-Meier hat man Spieler zur Verfügung, die in praktisch jeder Linie eingesetzt werden können. Auch Alexander Feichtner und Philipp Putnik kennen die dünne Luft in der Erste Bank Eishockey Liga. Insgesamt stellt man derzeit 13 Stürmer, was zwar rein qualitativ reichen würde, allerdings hat man noch nicht die nötige Kadertiefe. Nicht umsonst halten sich seit Monaten gerüchte, dass Dornbirn noch auf der Suche nach leistbarer Verstärkung für den Angriff ist. Mindestens ein Stürmer soll noch kommen. Im Vergleich zum Vorjahr haben die Vorarlberger vor allem in ihre Physis investiert, die Genialität eines Luciano Aquino hat man nur teilweise ersetzen können. Den Ruf des hart arbeitenden Underdog-Teams wird man zumindest mit diesem Angriff verteidigen können. Dass das reicht, um die letztjährige Torgefahr zu erhalten ist aber eher zu bezweifeln. Bewertung: 3,0 von 5 Punkten Trainer: Abgang: - Zugang: - Dave MacQueen führt die Bulldogs auch im dritten Jahr in Folge durch diese EBEL Saison. Kein Wunder, wenn man an den durchschlagenden Erfolg der letzten Spielzeit denkt. Der 55-jährige Kanadier hat es bislang sehr gut verstanden, seiner Mannschaft das gewünschte Spielsystem näher zu bringen. Was die Dornbirner mit den im Ligavergleich deutlich geringeren Mitteln Jahr für Jahr leisten ist durchaus respektabel. Das hängt auch damit zusammen, dass es MacQueen versteht, seine Mannschaft auf den Punkt hin zu motivieren und zu den entscheidenden Meisterschaftsphasen in Höchstform zur Stelle zu haben. Abnützungserscheinungen waren bislang noch keine zu sehen, es wird sich aber zeigen, ob der nun eingeschlagene, etwas physischere Weg mehr als nur Spektakel und jede Menge Diskussionen bringen wird. Von den taktischen Spielereien und verschiedenen Systemen bei den Titelaspiranten sieht man in Dornbirn nichts. Dort spielt man Eishockey mit Herz und Einsatz. Das weiß MacQueen ausgezeichnet an seine Spieler zu vermitteln, was ihn zumindest derzeit noch den richtigen Trainer für einen Außenseiter in der EBEL sein lässt. Bewertung:3,5 von 5 Punkten Gesamtwertung: 12,0 von 20 Punkten ###Die Zwischenwertung in der HF.at Kaderbewertung: 1. Vienna Capitals 17,0 Punkte 2. Black Wings Linz 15,5 Punkte 3. KAC 13,0 Punkte 3. VSV 13,0 Punkte 5. Dornbirn 12,0 Punkte 6. Fehervar AV10 10,5 Punkte 7. Olimpija Ljubljana 8,5 Punkte