Kaderbewertung: Ist der KAC bereit für neue Heldentaten?

Zutiefst enttäuschend war die Saison 2013/14 für den Rekordmeister aus Klagenfurt. Der KAC schaffte noch nicht mal den Sprung in die Play Offs – und das als Meister! Es folgte der große Umbruch auf und abseits des Eises: der Kader wurde umgebaut, ein neuer Trainer wurde geholt, es gab Veränderungen im Management. Aber reicht das, um als einer der Großen der Liga wieder um den Titel mitzuspielen? Wenn der KAC in eine neue Saison startet, dann immer mit dem Anspruch, Meister zu werden. Als Titelverteidiger ging man letztes Jahr in die Spielzeit 2013/14 – und fiel gewaltig auf die Nase. Der Rekordchampion spielte über weite Phasen unterirdisch und schaffte es nicht in die Play Offs. Für die erfolgsverwöhnten Kärntner ein Schlag ins Gesicht, der klarer Weise auch Konsequenzen nach sich zog. Im vergangenen Sommer gab es sehr viele Nachrichten rund um die Lindwurmstädter, es soll mit frischen Kräften durchgestartet werden. Das allerdings birgt schon im Vorfeld jede Menge Konfliktpotential, wie man in den letzten Wochen gesehen hat. Ein schon vor Saisonbeginn nicht unumstrittenes Trainergespann, Legionäre die nicht so recht Fuß fassen und erste Verletzungen, die Einfluss auf die Kadertiefe haben. ###Die Ausgangslage Der KAC ist das Traditionsteam im österreichischen Eishockey und entsprechend hoch sind die Erwartungen an den Rekordmeister, der zuletzt vor zwei Jahren den Titel holte. Immerhin, das wäre gar nicht so lange her. Doch diese Meisterschaft ist durch die schlechte Leistung der vergangenen Saison schon wieder verdeckt, jetzt wollen alle alles besser machen. Dass der KAC dabei nicht immer geschickt vorgeht ist auch kein Geheimnis. Immer wieder dringen interne Querelen an die Öffentlichkeit, die Vereinsführung geht sehr häufig völlig unnötig mit Informationen an Medienvertreter – der Ruf des „EC Hollywood“ kommt keinesfalls aus dem Nichts. Die letzte Saison war eine sehr bescheidene, letzten Endes bleib man Meilen hinter dem zurück, was man von einem Titelverteidiger erwartet hätte. Im Sturm haperte es eine ganze Saison lang und man kam nicht aus dem Mittelmaß heraus. Beinahe hätte es in der Qualirunde dann aber doch noch gereicht, wenn da nicht das direkte Duell mit Dornbirn verloren gegangen wäre. Statistische Fakten 13/14: Power Play: 17,57% (9.) Penalty Killing 80,2% (7.) Fairplay 11,31 Min/Sp (2.) Shorthander 5 (7.) Scoring Effizienz 8,78% (8.) Goalkeeping 90,73% (8.) Tore geschossen: 119 (8.)* Tore erhalten: 130 (7.)* *zwecks Vergleichbarkeit nur aus dem Grunddurchgang Rein statistisch gesehen spielten die Rotjacken eine ausgeglichene Saison. 22:22 Siege im Grunddurchgang, 27:27 Siege insgesamt. Die Klagenfurter wanderten immer an der Mittelmäßigkeit entlang und starteten nie so richtig durch. Schon der Saisonbeginn war mit 3 Niederlagen in Folge völlig verpatzt, bis Ende Oktober gab es in 20 Partien nur 9 Siege. Und so ging das weiter. Auch in der Zwischenrunde begannen die Kärntner enttäuschend und feierten in den ersten 7 Runden nur 2 Siege. Damit war der Play Off Zug auch schon so gut wie abgefahren. Rein statistisch gesehen hat man sich vor allem Offensiv Blößen gegeben, die einzige Statistik, in der man wirklich vorne mit dabei war, war das Fairplay. Man war körperlich nicht präsent genug, was man in der Transferphase des vergangenen Sommers deutlich ändern wollte. Physisch nicht mehr ganz auf der Höhe spielende Cracks wie Tyler Scofield oder Tyler Spurgeon wurden nicht mehr verlängert, dafür holte man größere und auch schwerere Spieler. Dazu kam mit Martin Stloukal ein neuer Trainer, der gleich mächtig viel Wirbel in die Organisation beim Rekordmeister brachte. Das kam überhaupt nicht gut an, ebenso wenig wie seine cholerische Art und Weise bei den Spielern. Man darf schon jetzt mit Spannung Richtung Süden blicken und beobachten, ob bzw. wie lange der KAC hier zusieht. Wenn der Erfolg in der Liga da ist, wird alles kein Problem sein, wenn nicht, dann könnte es schon eher früher als später an der ein oder anderen Stelle Veränderungen geben. 10 „echten“ Abgängen stehen nur 6 „echte“ Neuzugänge gegenüber – der KAC mag seinen Kader an einigen Stellen so verändert haben, wie es eine Schwächenanalyse ergeben hat, aber die Tiefe ist dabei etwas außer Acht gelassen worden. Man möchte in dieser Saison mit 3 Linien und einer echten vierten Nachwuchslinie agieren. Ob man damit auf Dauer in einer sehr ausgeglichenen und leider auch von Legionären beherrschten Liga konkurrenzfähig ist wird sich weisen, ist aber eher zu bezweifeln. Der Druck ist riesig, es muss Erfolg her, sonst kommt noch mehr Unruhe in den Verein, als sie es ohnehin schon ist. Es wird sehr viel darauf ankommen, dass die Neuen einschlagen und vor allem die erste Linie endlich wieder produziert. Dann kann man mit den Kärntnern zumindest im Kampf um die Play Off Plätze rechnen. Für den Sprung ganz nach vorne wirkt dieser Kader noch nicht reif genug. HF.at Prognose: Platz 5 bis 9 ###Kaderbewertung KAC – Torhüter und Abwehr: Torhüter: Abgänge: Fabian Weinhandl, Wolf Imrich. Zugänge: Pekka Tuokkola, Thomas Stroj. In der letzten Saison setzten die Klagenfurter auf ein rein österreichisches Torhütergespann und wurden nicht dafür belohnt. Fabian Weinhandl wurde den Erwartungen nicht gerecht und hat keinen Platz mehr im Kader – trotz noch laufendem Vertrag. Er soll nun in die Slowakei verliehen werden, wie letzte Gerüchte lauten. Mit Rene Swette hat man zwar einen zuverlässigen, aber nicht herausragenden Goalie, der allerdings kaum eine ganze Saison als Nummer 1 zu spielen in der Lage ist. Daher entschied man sich beim Rekordmeister, wieder auf einen Legionär im Gehäuse zu setzen. Mit dem Finnen Pekka Tuokkola hat man dabei einen im hohen Norden geformten Schlussmann geholt, der allerdings mit wenig begeisternden Werten an den Wörthersee wechselt. Er wird allerdings eine außergewöhnliche Leistung bringen müssen, um aus dem KAC wieder ein Team zu machen, das nach vorne hineinschnuppern kann. Tuokkola gilt als Torhüter mit aggressivem Spielstil und wird sich die Eiszeit wohl mit Swette teilen müssen. Der KAC sagt, dass man mit keiner klaren Nummer 1 in die Saison gehe, was sich in der Vergangenheit meist als wenig förderlich herausgestellt hat. Die meisten Goalies wollen so viel wie möglich spielen, um im Rhythmus zu bleiben und der heuer nicht ganz so komprimierte Spielplan würde es auch zulassen, dass man Torhütern diesen Spielfluss gibt. Insgesamt wirkt das Goaliegespann aber sehr ausgewogen und man muss sich bei den Klagenfurtern auch keine akuten Sorgen machen, sollte einer der Schlussmänner einmal angeschlagen sein. Bewertung: 4,0 von 5 Punkten Abwehr: Abgänge: Florian Iberer, Johannes Kirisits, Nicolaus Paul, Herbert Ratz, Landan Viveiros. Zugänge: Kyle Wharton. 130 Gegentore ließ der KAC letzte Saison zu und stellte damit eine der schwächeren Hintermannschaften der Liga. Umso bemerkenswerter, dass man in diesem Kaderbereich nicht deutlichere Zeichen gesetzt hat. Dem einzigen wirklich namhaften Abgang (Florian Iberer) stellt man mit Kyle Wharton einen Neuzugang gegenüber. Man kennt Wharton aus seiner Zeit in Znojmo und der Kanadier gilt als Liebkind von Trainer Stloukal, der zumindest im Defensivverhalten deutlich mehr zu bieten hat, als ein Iberer. Dennoch dürfte man im Abwehrbereich Probleme mit dem Speed bekommen. Kirk Furey und Mike Siklenka gehören bereits zu den Langsameren ihrer Zunft, Thomas Pöck ist gelernter Stürmer und gleichzeitig auch der einzige Verteidiger, dem man so etwas wie eine „Quarterback-Funktion“ zutraut. Der Rest der Abwehr ist zum Großteil ligaerprobt (Isopp, Reichel, Schumnig), wirkliche Herausreißer sind diese Cracks aber auch nicht. Man darf sich also im Vergleich zur letzten Saison nicht wirklich mehr aus dieser Defensivabteilung erwarten. Den besten Offensivverteidiger (Iberer mit 30 Punkten) hat man abgegeben, Wharton wird diese Werte als Defensivspezialist kaum erreichen. Es ist anzuweifeln, dass es da viele kreative Momente aus der Abwehr heraus geben wird. Und ob ein Siklenka oder Furey endlich wieder Torgefahr versprühen können muss auch bezweifelt werden. Bewertung: 3,0 von 5 Punkten ###Kaderbewertung KAC – Angriff und Trainer: Angriff: Abgänge: Tyler Scofield, Tyler Spurgeon, Andreas Nödl, Colton Fretter, John Lammers, Markus Pirmann, Paul Schellander, Markus Steiner, Zugänge: Kim Strömberg, Luke Pither, Jean-Francois Jacques, Thomas Hundertpfund. Der KAC ist in der Szene bekannt für seine teilweise schon lächerlich langen Verträge, die dann dazu führen, dass die Spieler nicht mehr ihre Höchstleistungen abrufen. Daher war es auch mehr als nur an der Zeit, dass man im Sturm einen Kaderumbau begonnen hat. Der vielleicht sogar noch deutlichere Schritt, der nötig gewesen wäre, war es dann aber auch nicht. Mit Tyler Scofield und Tyler Spurgeon verließen verletzungsanfällige Spieler die Kärntner, Colton Fretter und John Lammers waren Arbeitstiere, die man möglicher Weise vermissen wird. Andreas Nödl fand ebenfalls keinen Platz mehr im Kader, wurde aber zumindest adäquat ersetzt. Dass Thomas Hundertpfund nämlich im KAC Trikot plötzlich zum Punktemonster mutiert darf nicht erwartet werden. Er ist ein harter Arbeiter, der auch in der Defensive mit Körperpräsenz zur Stelle ist. Apropos Körper: den hat auch Jean-Francois Jacques, der gleich wieder einen dieser langfristigen Verträge (2+1 Jahr Option) unterschrieben hat. 105 Kilogramm auf 191 Zentimetern, das erinnert ein wenig an Zeiten, in denen Christoph Brandner für Unruhe vor den gegnerischen Toren sorgte. In der Pre-Season konnte der Frankokanadier aber nicht so recht zünden. Da muss deutlich mehr kommen. Auch von Luke Pither, dem als Center der zweiten Linie keine unwesentliche Rolle zukommt. Mit Kim Strömberg kommt ein in der EBEL erprobter und gestandener Legionär, der immer für seine 30+ Punkte gut ist. Diese Neuen müssen funktionieren und vor allem treffen. Das sollte man auch von alteingesessenen Spielern wie Thomas Koch und Jamie Lundmark erwarten. Letzterer spielte eine ganz enttäuschende Saison und blieb um mehr als 50% hinter seinem Output des Meisterjahres zurück. Die erste Linie muss sich steigern, sie muss funktionieren und Gefahr versprühen. Nach hinten hin wird der Kader nämlich ziemlich dünn. Reihe 3 mit den Geiers ist zwar immer recht schön anzusehen, wirklich produktiv ist sie aber viel zu selten. Und Linie 4 soll heuer ausschließlich aus Nachwuchsspielern bestehen. Das ist mutig, wird aber vermutlich bei ausbleibendem Erfolg relativ rasch über den Haufen geworfen werden. Ebenso darf man erwarten, dass der KAC noch einen Stürmer verpflichtet. Zumindest gibt es derartige Gerüchte, denn dass man in diesem Bereich noch zu schmalbrüstig aufgestellt ist, dürfte auch den KAC Granden inzwischen klar geworden sein. Bewertung: 3,5 von 5 Punkten Trainer: Abgang: Christer Olsson Zugang: Martin Stloukal Trainerwechsel beim KAC sind in jüngster Vergangenheit keine Seltenheit und so war es nach dem Nichterreichen der Play Offs klar, dass der Schwede Christer Olsson weichen wird müssen. Dass dann allerdings der Tscheche Martin Stloukal als Heilsbringer schlechthin verpflichtet wurde kam überraschend. Stloukal gilt als Schleifer, Choleriker und unberechenbarer Trainer. In Znojmo war man offenbar nicht nur unter den Spielern erleichtert, als man ihn vor zwei Saisonen feuerte. Der Tscheche hat sich dann auch gleich keine Freunde gemacht, als er von Beginn weg über die mangelnde körperliche Fitness der Spieler beschwerte, das Sommertraining um Wochen nach vorne verlegte und dann auch noch versuchte, seinen Sohn im Kader zu platzieren und auch noch einen Fünfjahresvertrag für sich selbst forderte. Dass Stloukal auch noch seine ohnehin berühmten Wutausbrüche auf der Bank schon in der Vorbereitung zeigte wird ihm kaum mehr Respekt im Team verschafft haben. Gerade in der „Schlangengrube KAC“ wird der Wohlfühlfaktor gegenüber dem Trainer besonders hoch geschätzt. Wirklich vorhanden ist der nicht. Noch weniger, da Stloukal auch gleich noch im Trainerstab herumdokterte und Gerald Ressmann auf die Bank holte. Der ehemalige Spieler soll unter den Cracks wenig Freunde haben und daher ein ähnliches Standing „genießen“ wie der Headcoach. All das sind Zutaten die für viel Unterhaltung aus Klagenfurt sorgten werden. Die große Frage ist allerdings, ob man sich das bei den Rotjacken wirklich allzu lange antun wird. Solange der Erfolg da ist, werden solche Dinge noch eher ausgehalten. Doch wehe, wenn die EBEL für den KAC so beginnt wie vor einem Jahr. Die Chancen, dass man dieses Saison mit diesem Trainerduo beendet dürften eher schlecht stehen. Bewertung:2,5 von 5 Punkten Gesamtwertung: 13,0 von 20 Punkten ###Die Zwischenwertung in der HF.at Kaderbewertung: 1. Black Wings Linz 15,5 Punkte 2. KAC 13,0 Punkte 3. Fehervar AV10 10,5 Punkte 4. Olimpija Ljubljana 8,5 Punkte