Kaderbewertung: Ljubljana kann nur gewinnen
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marksoft -
30. August 2014 um 10:50 -
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Die Drachen aus Ljubljana haben noch keine Sekunde in der diesjährigen Meisterschaft gespielt und sind trotzdem schon die Verlierer der Liga. Finanziell schwer angeschlagen kommen die Slowenen nicht aus der Negativspirale heraus und werden auch in der Spielzeit 2014/15 nur als ganz krasser Außenseiter gehandelt.
Wenn man es genau nehmen würde in der Erste Bank Eishockey Liga, dann dürfte Olimpija Ljubljana gar nicht mehr mitspielen. Die Slowenen wurschteln seit Jahren vor sich hin, stehen finanziell nicht nur mit dem Rücken zur Wand, sondern haben eine Grenze überschritten, die im Profitum nichts zu suchen hat. Wie in den letzten Monaten bekannt geworden ist haben die Drachen nicht erst seit der vergangenen Saison Spielergehälter nicht ausbezahlt, schulden einigen ehemaligen Spielern noch Geld. Und trotzdem dürfen die Laibach weiter an der Erste Bank Eishockey Liga teilnehmen, was unter Spielern und Trainer für gewaltiges Kopfschütteln sorgt. Wer in der Vergangenheit seinen Verpflichtungen nicht nachgekommen ist, der wird das womöglich auch in dieser Saison nicht machen. Es wäre an der Zeit, wenn die EBEL zumindest ein Mindestmaß an Lizenzierung vornehmen würde, das über die Überweisung eines Nenngelds und der Vorlage einer Bankgarantie hinaus geht!
###Die Ausgangslage
Rein sportlich bauen die Slowenen aus der Not der finanziellen Dinge heraus auf eine Mannschaft, die nur mit ganz wenigen Legionären auskommen möchte. Sieben Saisonen haben die Drachen bislang in der Erste Bank Eishockey Liga gespielt, drei Mal davon standen sie in den Play Offs. Zuletzt gab es zwei Jahre ohne Post-Season für Laibach, was auch für die neue Spielzeit zu erwarten ist. Auf Grund der oben genannten Probleme ist es kaum vorstellbar, dass der notorische Underdog der Liga große sportliche Sprünge machen kann. Der Kader ist nicht tief besetzt, man darf erwarten dass sich im Verlauf der Saison wieder der ein oder andere nicht bezahlte Crack verabschiedet und man daher wieder am Ende der Tabelle herumkrebsen wird.
Allerdings konnte Olimpija in der Vergangenheit trotz aller Probleme und permanenten Abgängen immer soweit mithalten, dass man nicht Letzter wurde. In den vergangenen beiden Jahren gab es 108 EBEL Spiele, davon wurden immerhin 38 gewonnen. Das ist eine gar nicht so schlechte Quote für eine Mannschaft, die das letzte Mal vor drei Jahren in den Play Offs stand. Es ist bezeichnend, dass die größten slowenischen Talente ihr Heil inzwischen allesamt im Ausland versuchen und nicht zum einzigen verbliebenen EBEL Ligisten des Landes wechseln.
Statistische Fakten 13/14:
Power Play: 13,08% (11.)
Penalty Killing 75,91% (11.)
Fairplay 14,00 Min/Sp (7.)
Shorthander 3 (10.)
Scoring Effizienz 7,92% (12.)
Goalkeeping 90,48% (10.)
Tore geschossen: 98 (12.)*
Tore erhalten: 158 (11.)*
*zwecks Vergleichbarkeit nur aus dem Grunddurchgang
Die Schwachstellen im Team der letzten Saison sind ganz deutlich erkennbar: es fehlte in der Offensive an den Torjägern, die aus den Chancen auch Kapital schlagen können. Keine andere Mannschaft hat weniger Treffer kassiert, kein anderes war vor dem gegnerischen Gehäuse harmloser als die Drachen. Hinten war man für einen Nachzügler grundsätzlich ganz ordentlich unterwegs. Mit dem VSV, Dornbirn und Innsbruck ließen gleich drei Teams mehr Schüsse aufs eigene Gehäuse zu als Olimpija. Die Slowenen hatten mit Jerry Kuhn (91,18% Fangquote) auch einen durchaus respektablen Goalie in ihren Reihen, der allerdings zu oft allein gelassen wurde. Am Ende hatte man doch 158 Gegentore in nur 44 Grunddurchgangsspielen kassiert. Das macht einen Schnitt von 3,59 Treffern pro Partie, die man vom Gegner eingeschenkt bekam. Da wird es dann schwer, ein Spiel zu gewinnen.
Das wird sich auch in der neuen Saison nicht radikal verändern. Der Kader bleibt der Not geschuldet und ist im Vergleich zur Konkurrenz zu wenig tief besetzt. Es fehlt auch weiterhin eine echte erste Linie, die Spiele gewinnen kann, im Tor dürfte man ebenfalls auf der Stelle treten. Man darf gespannt sein, wie gut es die Slowenen dieses Mal schaffen, die rote Laterne von sich fern zu halten.
Vor allem zu Saisonbeginn darf man noch die eine oder andere Überraschung erwarten, mit Fortdauer einer kräfteraubenden Saison ist der Kader aber zu schwach besetzt, um auf Dauer mitspielen zu können. Der große Vorteil für Ljubljana: niemand erwartet große Sprünge vom Underdog. Alles andere als der letzte Platz wäre schon eine Überraschung. Da lässt ganz locker und ohne Druck spielen und als Zünglein an der Waage vielleicht den ein oder anderen Favoriten zum Stolpern bringen. Für mehr wird es aber nicht reichen.
HF.at Prognose: Platz 11 bis 12
###Kaderbewertung Olimpija Ljubljana – Torhüter und Abwehr:
Torhüter:
Abgänge: Jerry Kuhn
Zugänge: Andy Chiodo
Man kann über die Kaderzusammenstellung bei Ljubljana denken was man möchte, im Tor haben die Slowenen aber immer wieder ein gutes Händchen bewiesen. In den letzten fast zwei Saisonen hatte man mit Jerry Kuhn einen zuverlässigen Mann zwischen den Pfosten, der durchaus seine Leistung brachte. Dass er trotz fehlender Gehaltszahlungen bis kurz vor Play Off Beginn in den anderen europäischen Ligen bei den Drachen blieb war eine Charakterleistung des Kanadiers, der dann nach Krefeld (DEL) weiterzog und nun im Pustertal in der höchsten italienischen Liga fängt.
Er wurde durch den in der EBEL bekannten Andy Chiodo ersetzt. Der Kanadier ist gerade erst 31 Jahre alt geworden und ist grundsätzlich im besten Torhüteralter. Mit dem KAC war Chiodo 2013 Meister, spielte aber seither nur 22 Meisterschaftsspiele! Gleich drei Teams waren letzte Saison die Heimat Chiodos – es zog ihn von der ECHL nach Finnland und dort landete er schließlich in der zweiten Liga. Das hat alles seinen Grund, denn Chiodo hat seine beste Zeit bereits hinter sich und war beim KAC auch psychisch nicht mehr der stabilste Schlussmann. Das Engagement beim notorischen Nicht-Zahler in Ljubljana kann als verzweifelter letzter Versuch gewertet werden, sich doch noch einmal in den Vordergrund zu spielen. Ein echter Schritt nach vorne ist der Tausch Kuhn gegen Chiodo nicht, im besten Fall treten die Drachen hier auf der Stelle.
Ales Sila bleibt auch in der neuen Saison die Nummer 2, wobei es lange Zeit so ausgesehen hatte, dass der 27-Jährige heuer mehr Verantwortung bekommen würde. In der EBEL war Sila nie ein echter Rückhalt, brachte es nie auf Fangquoten über 90% und ist daher wohl nur in den seltensten Fällen als Chiodo Ersatz am Eis eingeplant.
Bewertung: 2,0 von 5 Punkten
Abwehr:
Abgänge: Bryan Schmidt, Nick Ross, Kenny MacAulay, Jake LaPlante, Ziga Grahut, Matevz Erman, Damjan Dervaric.
Zugänge: Nejc Berlisk, Marvin Degon, Miha Logar, Kyle Medvec, David Planko, Ivan Sijan
Es war ein großes Kommen und Gehen, das es im Sommer in der Abwehr bei den Slowenen gegeben hat. Nicht weniger als sieben Spieler, die in der letzten Saison noch das Trikot der Drachen übergestreift hatten, sind nicht mehr dabei. Dafür wurden aber auch sechs neue Spieler geholt, die einer der instabilsten Abwehrreihen der Erste Bank Eishockey Liga neues Leben einhauchen sollen. Es ist eine verhältnismäßig junge Defensivabteilung, in der nur zwei Spieler über 30 Jahre alt sind. Einer davon ist Marvin Degon, den man schon von seiner Villach-Vergangenheit her in der Liga kennt. Beim VSV war der US Amerikaner alles andere als herausragend, bei den Drachen soll er aber nun ein Führungsspieler sein. Selbiges erwartet man sich von Kyle Medvec, der mit einer unfassbar schlechten PlusMinus Statistik (-24) aus der AHL nach Slowenien kommt. Ein Offensivverteidiger ist der 26-jährige Kanadier auch nicht, die Aufbauarbeit müssen daher wieder andere übernehmen. Diesen “Quarterback” sucht man aber vergebens und es ist zu erwarten, dass auch in dieser Saison keiner der Drachen-Verteidiger eine besondere Rolle in der Scorerwertung der EBEL spielen wird. Auch für die neue Saison haben die Slowenen versucht, eine Mischung aus Jung und Alt zu finden, die körperbetont spielen kann, aber gleichzeitig mit dem immer schneller werdenden Spiel in der Liga zurecht kommt. Im Ligavergleich wird es aber sehr schwer werden, die schwache Performance der vergangenen Saison zu überbieten.
Bewertung: 2,5 von 5 Punkten
###Kaderbewertung Olimpija Ljubljana – Angriff und Trainer:
Angriff:
Abgänge: Alex Berry, Judd Blackwater, Andrej Hebar, Scott Howes, Pascal Morency, Ken Ograjensek, Miha Verlic.
Zugänge: Hunter Bishop, Luka Kalan, Aljaz Uduc, Matt White.
Man kann wohl von einer echten Baustelle sprechen, wenn man in der letzten Saison die schlechteste Offensivabteilung der Liga hatte und es als einziges Team nicht schaffte, über die 100-Tore-Marke zu kommen. Dass man dann mit Miha Verlic und Ken Ograjensek auch noch die beiden besten Scorer des Teams verlor, die sich insgesamt für 36 Treffer verantwortlich zeichneten war für die Kaderplanung eine Herausforderung. Man braucht Stürmer, die treffen und damit zumindest eine bis zwei funktionierende Angriffslinien, um nicht auf völlig verlorenem Posten zu stehen. Mit den Nordamerikanern Hunter Bishop und Matt White hat man versucht, diese Löpfer mehr schlecht als recht zu stopfen. Bishop kommt nicht gerade mit dem Ruf eines Torjägers nach Laibach, White hat zumindest auf ECHL Niveau sehr gute Zahlen vorzuweisen und könnte eine der Entdeckungen der Saison bei den Drachen werden. Ergänzt werden diese beiden Legionäre durch eine Phalanx von Slowenen im Alter zwischen 20 und 30 Jahren. Keiner davon hat in der jüngsten Vergangenheit in der Erste Bank Eishockey Liga für Furore gesorgt, die meisten haben wohl bei den Drachen verlängert, um überhaupt noch auf diesem Niveau spielen zu können. Wegen des Geldes spielt kaum jemand bei Ljubljana, soviel ist inzwischen klar.
Auch im Sturm hat sich nicht wirklich viel Dramatisches verändert, der Kader ist dünn, es bleibt abzuwarten, ob man überhaupt zwei wirklich gefährliche Angriffslinien aufs Eis bekommt. Es wäre eine große Überraschung, könnten die Drachen ihre Werte der letzten Saison in diesem Bereich übertreffen. Rein auf dem Papier ist das die Nummer 12 unter allen Sturmformationen der Liga.
Bewertung: 2,0 von 5 Punkten
Trainer:
Abgang: Ivo Jan
Zugang: Fabian Dahlem
Es ist ein Schleuderstuhl, dieser Trainersessel bei Olimpija Ljubljana. Die Slowenen gehen als klarer Außenseiter in die Saison, werden im Normalfall auch heuer wieder deutlich mehr Spiele verlieren als gewinnen und somit ist das Amt des Chefcoaches eines auf Abruf. Mit dem Deutschen Fabian Dahlem hat man zudem ein relativ unbeschriebenes Blatt geholt, das zuletzt drei Jahre in der zweiten deutschen Liga für die Eispiraten Crimmitschau tätig war. Schwere Standorte mit wenig Erfolgschancen kennt der 48-Jährige also schon zur Genüge und weiß daher auch ungefähr was ihn erwartet. Mit Bojan Zajc steht ihm eine echte Laibacher Persönlichkeit zur Seite, die in der Vergangenheit immer wieder einmal eingesprungen ist, wenn das Traineramt während der Saison vakant wurde. Der Slowene kennt die Spieler und die Umgebung, was meist dazu führte, dass zumindest kurzfristig unter ihm mehr Erfolge gefeiert wurden. Wirkliche taktische Neuheiten darf man sich von diesem Trainerduo nicht erwarten, es wird sehr stark darauf ankommen, wie gut sie ihr Team auf das Defensivspiel einstellen können. Die große Frage lautet allerdings, ob es Ljubljana heuer schaffen wird, mit einem Trainer die ganze Saison durchzuspielen.
Bewertung:2,0 von 5 Punkten
Gesamtwertung: 8,5 von 20 Punkten
###Die Zwischenwertung in der HF.at Kaderbewertung:
1. Black Wings Linz 15,5 Punkte
2. Olimpija Ljubljana 8,5 Punkte