Die HF.at Play Off Vorschau: HC Bozen - VSV
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marksoft -
19. März 2014 um 08:07 -
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Füchse gegen Adler – das ist so etwas wie der Clash der Spielkulturen. Während der HC Bozen vor allem auf Grund seiner kompakten und defensiv orientierten Ausrichtung beeindruckte, sind die Villacher Adler wohl das gefährlichste Offensivteam der Erste Bank Eishockey Liga. Aber wird das reichen, um den Liganeuling in die Schranken zu weisen?
HC Bozen (2) – Villacher SV (5)
Saisonbilanz: 4:2 Siege, 8:4 Punkte, 21:16 Tore
Es ist ein überraschendes Halbfinale, das sich der HC Bozen und der VSV ab Sonntag liefern werden. Beim VSV hat man das Ziel der Vorschlussrunde ja bereits immer in Visier gehabt und nach den beherzten Auftritten im letztjährigen Play Off konnte man den Kärntnern dieses auch zutrauen. Dass allerdings der HC Bozen als EBEL Neueinsteiger gleich in die Vorschlussrunde aufsteigen würde, das war beim besten Willen nicht zu erwarten.
Die Italiener haben ihren Kader erst deutlich später als alle anderen Teams der Liga zusammengestellt, die Vorbereitung verlief nie mit dem kompletten Team – und trotzdem hat es Trainer Tom Pokel geschafft, vom ersten Meisterschaftsspiel weg eine Einheit aufs Eis zu schicken. Der HCB war fast die gesamte Saison über immer unter den Top Teams der Liga und hat sich als Meister der Defensive und des „Transition-Plays“ präsentiert. Es gibt nur ganz wenige Mannschaften in der EBEL, die das schnelle Umschalten von Verteidigung auf Offensive so verstehen, wie die Füchse. Daran hatte auch der VSV lange zu knabbern, denn die Kärntner konnten zwar das erste Ligaduell für sich entscheiden, verloren dann aber vier Mal in Serie gegen die Südtiroler. Erst im allerletzten Aufeinandertreffen Anfang Februar setzten sich die Adler dann wieder durch.
Als vor etwas mehr als zwei Wochen der Play Off Pick durchgeführt wurde hatten viele Experten erwartet, dass Bozen den VSV wählen würde. Der Grund lag auf der Hand: im direkten Duell die Nase vorne, die geographische Nähe und auch die Attraktivität des Gegners. Aber Tom Pokel entschied sich für Szekesfehervar und sollte Recht behalten: mit einem beeindruckenden Sweep sind die Italiener ins Halbfinale eingezogen und warten nun schon eine halbe Ewigkeit auf die Fortsetzung ihrer Saison. Wenn am kommenden Sonntag die Best of Five Serie gegen Villach beginnt werden die Italiener eine Pause von 9 Tagen hinter sich haben. Der Spielrhythmus ist da klarer Weise wieder weg, dafür ist man ausgerastet.
Die Villacher hatten zwei Tage weniger Zeit, um sich zu regenerieren, haben dafür aber die Euphorie des Triumphs über die Vienna Capitals im Rücken. Zum ersten Mal seit dem Frühjahr 2011 stehen die Draustädter wieder in der Vorschlussrunde und wollen erstmals seit sieben Jahren ins Finale einziehen. Den letzten Meistertitel gab es für die Villacher übrigens im Jahr 2006. Aber bis dahin ist noch wenig Eishockey zu spielen – vor allem die Serie gegen Bozen verspricht dabei einiges an harter Arbeit.
Die Südtiroler sind zwar in keiner Statistik führend, überzeugen aber mit ihrem unglaublich starken und tief besetzten Kollektiv. Bis in die vierte Linie ist man sehr breit aufgestellt, was man beim VSV nicht so sagen kann. Die Kärntner sind stark davon abhängig, dass ihre erste Linie um das teuflische Duo Derek Ryan und John Hughes am laufenden Band scort. Die beiden haben im Viertelfinale 19 Scorerpunkte gesammelt und waren das Herz der Kärntner Angriffe.
Aber auch nach hinten wurde viel gearbeitet und mit einer ungewohnt harten Spielweise konnte man die Vienna Capitals überraschen. Dem VSV haftet aber ein wenig der Ruf einer launischen Diva an: wenn es läuft, dann schweben alle auf Wolke 7 und alles geht wie von selbst. Sollte aber einmal der Wurm drin sein, dann geht gar nichts mehr. So geschehen zuletzt in der Zwischenrunde, in der man nur 4 von 10 Spielen gewinnen konnte. Aber das ist vergangen, die Kärntner werden dank der vielen offensiven Freiheiten von Trainer Hannu Järvenpää auch im Halbfinale auf Teufel komm raus angreifen und mit viel Kampfgeist gegen Bozen anstürmen.
Doch der HCB ist vorgewarnt und kennt die Stärken der Villacher Adler. Es gilt vor allem die erste Linie des VSV in Zaum zu halten, denn wenn das gelingt ist für die Italiener schon einiges gewonnen. Die Südtiroler gelten nicht unbedingt als große Offensivmaschinerie, was man auch im Viertelfinale gezeigt hat. 14 Tore in 4 Spielen sind ein ordentlicher Output, deutlich beeindruckender ist aber, dass die Füchse nur 7 Gegentore zugelassen haben. Selbstverständlich ist der VSV ein ganz anderes Kaliber als es Szekesfehervar war, aber es ist ein Zeichen Richtung Kärnten, was da im Halbfinale wartet.
Zu hoffen wäre, dass spätestens mit dem sehr attraktiven Gegner „Villach“ endlich auch einmal die Eiswelle von Bozen richtig gut gefüllt wird. Bislang hatte man im Saisonverlauf einen Zuschauerschnitt von knapp über 2.000, in den Play Offs wurde das schon auf 2.300 gesteigert. In einer Halle, in die über 7.000 Eishockeyfans passen ist das trotzdem sehr dürftig für ein EBEL Play Off und daher heißt es die Daumen zu drücken, dass die durchaus vorhandene Titelchance das Eishockeyinteresse im Großraum Bozen weiter steigern lässt.
Sollte der HC Bozen weiterhin seine kompakte und sehr effiziente Spielweise an den Tag legen können, hinten auch im Halbfinale gut stehen und so wenige Gegentore kassieren wie bisher, dann wird es für den VSV schwer. Die Villacher gehen als Underdog in diese Serie, sind zu sehr auf ihre Einserformation angewiesen und haben eine Defensive, die es bislang in dieser Saison nicht geschafft hat, über einen längeren Zeitraum wirklich konstant zu spielen. Trotz aller Euphorie, trotz aller Offensivpower und trotz des sicherlich riesigen Fantrosses, der auch zu den Auswärtsspielen mitreisen wird wäre es eine weitere Sensation, könnten die Draustädter auch diese Runde überstehen. Eine Sensation wäre es auch, wenn dies dem HC Bozen gelingen würde – allerdings nur deswegen, weil man den Italienern vor der Saison im besten Fall das Mitwirken am Kampf um die Top 8 zugebilligt hatte. Nun haben die Foxes sehr gute Chancen, sich sogar ins Finale vorzuarbeiten.
Als bester Liganeuling aller Zeiten ist man zudem der einzige Vertreter im Halbfinale, der nicht aus Österreich kommt. In der Vergangenheit gab es vor allem in den wichtigsten Play Off Spiele immer wieder Beschwerden über Benachteiligungen bei Schiedsrichterentscheidungen – auch in den laufenden Play Offs war das schon der Fall. Man denke nur an die Serie zwischen Znojmo und Linz. Der HC Bozen wird all das hinter sich lassen und sehr konzentriert bleiben müssen, denn es gibt in der EBEL kaum einen unangenehmeren Play Off Gegner als den VSV. Die Kärntner gelten als das Play Off Team überhaupt. Man darf gespannt sein, wer sich im Duell Defensivkünstler gegen Offensivzauberer durchsetzen wird.
Hockeyfans.at Prognose: Bozen in 4 bis 5 Spielen
Die Termine des Duells:
So, 23.03.2014 (17:45): HC Bozen (2) – VSV (5)
Di, 25.03.2014 (19:15): VSV – HC Bozen
Fr, 28.03.2014 (19:45): HC Bozen – VSV
*So, 30.03.2014 (17:30): VSV – HC Bozen
*Di, 01.04.2014 (19:15): HC Bozen – VSV