Laufen der EBEL die Zuschauer davon?
-
marksoft -
1. Dezember 2013 um 09:52 -
6.532 Mal gelesen -
0 Kommentare
Der November ist zu Ende, die Erste Bank Eishockey hat die ersten drei Monate Spielbetrieb hinter sich. Und ein Trend lässt sich weiterhin nicht von der Hand weisen: die Liga hat ein Zuschauerproblem.
Ja, es war zu erwarten, dass die EBEL in dieser Saison nicht mehr jene Zuschauermassen anziehen würde, die man zuletzt begrüßen durfte. Es war ein Selbstbetrug, dem die Liga unterlegen war, denn die großen Events von Medvescak Zagreb haben einen Trend überstrahlt, den es schon seit Jahren gibt: die Fans sind wählerischer geworden.
Das macht sich mit dem Wegfall von Zagreb immer deutlicher bemerkbar. 232.500 Fans hatten die Kroaten in 30 Heimspielen der letzten Siason. Diese werden in der Endabrechnung fehlen.
Nur drei Teams mit mehr Fans
In einer kleinen Zwischenbilanz zeigt sich, dass die Liga aber nicht nur wegen Zagreb weniger Fans hat. Auch in fast allen anderen EBEL Standorten gibt es teilweise deutlich weniger Zuschauer als im Gesamtschnitt der letzten Saison.
In Wien hat man einen deutlichen Rückkang zu verzeichnen. Derzeit sehen im Schnitt 12% weniger Fans die Heimspiele der Vienna Capitals, als noch in der letzten Saison zu diesem Zeitpunkt. Noch dramatischer ist die Situation beim Schlusslicht in Laibach. Die Drachen können heuer nur knapp 40% jenes Zuspruchs verzeichnen, der noch in der Saison 2012/13 zu sehen war.
Einzig Znojmo, Dornbirn und Linz haben einen leichten Anstieg der Zuschauerzahlen zu bejubeln.
Prozentuelle Entwicklung Zuschauerzahlen pro Verein (ohne Bozen):
Znojmo: +3,1%
Dornbirn: +1,9%
Linz: +1,5%
KAC: -0,4%
Fehervar: -8%
VSV: -9%
Vienna Capitals: -12%
Graz: -15,1%
Innsbruck: -16%
Salzburg: -22%
Ljubljana: -57,8%
Eine Übersicht über die Zuschauerstatistiken 2013/14 für alle EBEL Teams gibt es HIER
Über 100.000 weniger Fans
In einer Zwischenabrechnung nach dem November haben laut offizieller EBEL Statistik 448.122 Fans die bisher schon 160 Spiele in der Liga gesehen.
Vor genau einem Jahr waren zu diesem Zeitpunkt 156 Partien absolviert - und mit 563.669 Zuschauern hatte man über 115.000 Fans mehr angezogen. Wenn man nun diese Werte um Bozen und Zagreb "bereinigt" hat der Rest der Liga noch immer ein Zuschauerminus von fast 35.000 Fans zu verzeichnen.
Spielplan als Hauptgrund?
Die Präsidenten der einzelnen Vereine werden sich nun wohl fragen müssen, was man in der nächsten Saison anders machen kann, um wieder mehr Fans in die EBEL Hallen zu holen.
Ein erster Schritt wäre wohl, den stark zerklüfteten Spielplan wieder zu vereinheitlichen und zu den fixen Spieltagen zurück zu kehren. Das ist es, was viele Fans derzeit den Überblick verlieren lässt, da an beinahe jedem Wochentag ein EBEL Spiel stattfindet und es so kaum mehr direkte Vergleichsmöglichkeiten gibt. Auch werden dadurch die Matches der Kontrahenten weniger wahrgenommen und das Interesse verflüchtigt sich offenbar.
Darüber hinaus ist ein international schon deutlich sichtbarer Trend auch in der EBEL offensichtlich: die Fans selektieren ganz genau, welche Spiele sie sich ansehen. Nur noch die Schlagermatches werden "überrannt", die restlichen Partien sind für den durchschnittlichen Sportzuschauer "uninteressant".
Auch die immer weniger zeitgerechte Infrastruktur mit teilweise deutlich überalterten Hallen locken kaum noch neue Zuschauer in die Heimspielstätten der Vereine. Neue Fans anzuziehen wird so immer schwieriger, denn der Trend im internationalen Sport geht zu mehr Komfort und mehr Eventcharakter.
In Zeiten einer weltweiten finanziellen Problemphase sind steigende Ticketpreise gepaart mit wenig attraktiven Rahmenangeboten kaum mehr ein Grund, sich ein EBEL Spiel anzusehen. Noch dazu, wenn der Modus inzwischen durchschaut wurde und selbst der nur phasenweise Zuschauer weiß, dass es erst ab den Play Offs wirklich spannend wird.