Wankende nationale Ligen als EBEL Chance?
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marksoft -
19. Juni 2013 um 14:57 -
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Als Eishockeyfan weiß man, dass Sommer ist, wenn Spekulationen rund um mögliche Neueinsteiger in die Erste Bank Eishockey Liga diskutiert werden. So auch in diesem Jahr, in dem es allerdings besonders spannend ist, wer aller in die Liga möchte.
In den letzten Wochen hatte die Erste Bank Eishockey Liga nicht immer für positive Schlagzeilen gesorgt. Zagreb entschied sich, aus der Liga auszusteigen und damit geht der EBEL eines ihrer Zugpferde verloren. Mit Ljubljana hat ein langjähriges Mitglied finanzielle Probleme zugegeben, auch andere Mannschaften sollen in diesem Bereich nicht auf festen Beinen stehen.
Nun geht man mit lediglich 11 Mannschaften in die Saison 2013/14 und blickt wieder einmal in eine unsichere Zukunft. Vor allem deshalb, weil neben den internen Problemen einiger Teilnehmer die wie jedes Jahr in die Liga strebenden Mannschaften keine echten "Zugpferde" darstellen. Nicht zu vergessen, dass die geografischen Distanzen inzwischen immer mehr zum Thema werden.
Eine Zusammenfassung potentieller Neueinsteiger in die Erste Bank Eishockey Liga soll auch zeigen, wie realistisch dieser ist.
Piestany, Skalica (Slowakei)
Beide Mannschaften wollen unbedingt in die Erste Bank Eishockey Liga, bekommen vom slowakischen Verband aber frühestens für 2014/15 eine Freigabe. Das heißt, man wird sich im kommenden Jahr mit diesen beiden Mannschaften als Antragsteller auf eine Aufnahme beschäftigen müssen.
Die slowakische Extraliga hat sich in den letzten Jahren von einer angesehenen Meisterschaft zu einer krisengeschüttelten Liga gewandelt. Mit dem Wechsel des größten Vereins aus Bratislava in die russische KHL ist der Stein ins Rollen gekommen, jetzt streben die größeren Teams ins Ausland - besser gesagt in die EBEL. Eine Freigabe für Piestany und Skalica gibt es vom Verband aber erst, wenn die eigene Liga in Richtung Polen erweitert werden kann.
Dunaujvaros/Budapest (Ungarn)
Mit einem ehrgeizigen Projekt meldete man sich aus Ungarn in diesem Frühjahr zu Wort. Der Verein aus Dunaujvaros ist bereits von seiner Teilnahme an der Nationalliga bekannt und sagt seit Jahren, dass er als höchstes Ziel den EBEL Einstieg anstrebt. Dafür möchte man den Verein nach Budapest übersiedeln und dort ähnlich wie vor ein paar Jahren in Zagreb Eishockey etablieren.
Das wäre sogar schon für heuer angedacht gewesen, aber die Ungarn haben sich innerhalb der EBEL eine klare Abfuhr eingeholt. Bei einer Abstimmung war der Großteil der Teams gegen einen weiteren Teilnehmer aus Ungarn und demnach wird es schwer für Dunaujvaros/Budapest werden, doch noch in die EBEL zu gelangen.
Bozen (Italien)
Das Thema Bozen in die EBEL verfolgt die Liga bereits seit Jahren und gehört zum "Sommertheater" wie die Hitzewelle quer durch Europa. Die Südtiroler wären in der Liga zwar gerne gesehen, haben aber schon in der Vergangenheit immer wieder mit wenig konstanten Äußerungen auf sich aufmerksam gemacht.
Die Ligasituation in Italien ist derzeit sehr kompliziert, die Mannschaften der zweithöchsten Spielstufe werden in der kommenden Saison großteils an der INL teilnehmen. Das könnte ungewollt so etwas wie ein Testballon für eine EBEL Teilnahme italienischer Mannschaften werden. Hier wird es allerdings auch darauf ankommen, wie es in der Serie A, der höchsten Spielstufe in Italien, weiter geht.
Entgegen einigen Hoffnungen wird Bozen in dieser Saison noch kein Thema für die EBEL sein. Gespräche und Kontakte gibt es bereits seit Jahren, realistisch gesehen wird derzeit allerdings der Boden für eine mögliche Teilnahme ab 2014/15 aufbereitet.
Zaglebie Sosnowiec (Polen)
Auch das Thema Polen ist für die Erste Bank Eishockey Liga kein neues. Bereits vor zwei Jahren gab es erste Kontakte aus Polen, die jedoch von der EBEL nicht wirklich verfolgt wurden.
Derzeit macht das Gerücht um Zaglebie Sosnowiec die Runde - angeblich wird an diesem Standort an einem schlagkräftigen Team gearbeitet, das letzten Endes den Antrag auf EBEL Aufnahme stellen möchte. Fakt ist, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass die Liga in Richtung Polen erweitert wird - hier wird es wohl keine Mehrheit für eine Aufnahme geben.
Mladi Jesenice (Slowenien)
Der altbekannte EBEL Standort war bereits vor wenigen Wochen als möglicher 12. Teilnehmer für die kommende Saison ein Thema. Jesenice scheiterte aber an den finanziellen Rahmenbedingungen und daran dürfte sich so schnell nichts ändern. Wenn man bedenkt, dass auch Lokalkonkurrent Ljubljana massive finanzielle Probleme hat, sieht es mit einer Rückkehr Jesenices nicht so rosig aus.
Mit Grauen erinnert man sich noch an die letzten Wochen der EBEL Zeit in Jesenice, als die Krainer fast alle Profis aus dem Kader entlassen mussten und mit einer (sportlich durchaus interessanten) besseren Nachwuchsmannschaft die Meisterschaft fertig spielten. Jesenice wird mit Sicherheit nur dann in die EBEL zurückkehren können, wenn derartige Vorkommnisse ein für alle Mal ausgeschlossen sind.
Aus heutiger Sicht gesehen gibt es somit derzeit drei auch innerhalb der EBEL realistische Aufnahmekandidaten für 2014/15: Piestany, Skalica und Bozen. Damit wäre die Liga am Plafond der selbst kommunizierten maximalen Teilnehmerzahl von 14 Teams angekommen - vorausgesetzt, dass sich inzwischen nicht bei den aktuellen Teilnehmern eine Änderung ergibt.
Fakt ist, dass sich in Europa vor allem bei den kleineren und finanziell wenig potenten Ligen etwas tut. Viele nationale Ligastrukturen wanken und hier könnte die bereits seit Jahren länderübergreifend geführte EBEL als "mitteleuropäische Liga" durchaus reizvoll für Neueinsteiger sein. Im Schatten der großen Eishockeyligen (KHL, SHL, SM Liiga, DEL, NLA, CZE Extraliga) besteht also durchaus Entwicklungspotential für die Erste Bank Eishockey Liga - und sei es nur als Sprungbrett in andere Ligen (siehe Zagreb).