Startrainer Ralph Krueger, Edmonton Oilers Head Coach und Ex-Trainer der VEU Feldkirch und der Schweizer Nationalmannschaft, stand im exklusiven Interview bei "Forecheck –Der Interview-Podcast der Servus Hockey Night –Spezial" Rede und Antwort.
Ralph Krueger auf die Frage wie wichtig die Karriere in Europa war, um in der NHL Fuß zu fassen
„Als einer, der nicht in der NHL gespielt hat, war mein Karriere als Spieler sehr wichtig, ohne die hätte man gar nicht den Respekt bekommen. Es begann wirklich alles mit der Reise in Feldkirch. (...) Das hat natürlich die Weichen gestellt und war meine Visitenkarte für die National Hockey League.“
Ralph Krueger auf die Frage, was ihm bei der Vertragsunterschrift mit den Edmonton Oilers durch den Kopf gegangen ist:
„Nach diesen 2 Jahren (als Assistant Coach, Anm.) war ich eher wieder darauf eingestellt nach Europa zurückzugehen, bevor Edmonton mich kontaktiert hat. An diesem Tag, wo ich dann doch unterschrieb, war es sehr emotional. Ich habe realisiert, dass mein größter Traum Realität wurde!“
Ralph Krueger auf die Frage, ob es vor seiner Vertragsunterzeichnung in Edmonton konkrete Angebote vom DEB gab:
„Es gab Gespräche und es war eine Ehre, dass ich mir das ein paar Jahre anschauen durfte, aber es war für mich irgendwie nicht das Richtige! Es wäre ähnlich wie bei der Schweizer Nationalmannschaft gewesen: eine Nation wieder in den Top 8 zu halten. Uwe Krupp hat da einen ausgezeichneten Job gemacht und die deutsche Nationalmannschaft war stark positioniert, aber (...) für mich persönlich im Moment nicht das Richtige.“
Ralph Krueger auf die Frage, ob er mit der Wahl von Nail Yakupov als #1 Overall Draft Pick zufrieden ist:
„Ich hab ihn Anfang Juli gut kennengelernt (...) und wenn man sieht, dass er in der KHL mit 18 schon 10 Tore geschossen hat und auch Kapitän der russischen Junioren-Nationalmannschaft war (...) dann ist er ein absoluter Star der Zukunft. (...) Ich bin überzeugt von ihm als Superstar der Zukunft.“
Ralph Krueger zum NHL-Lockout:
„Ich war am Anfang involviert (...) aber seither ist mein Kontakt der General Manager (...). Man muss Vertrauen haben, dass die richtigen Leute involviert sind und man sollte gar nicht versuchen mehr darüber nachzudenken.“
Ralph Krueger auf die Frage, ob er sich seine Europa-Schützlinge (u.a. Sam Gagner beim KAC & Corey Potter bei den UPC Vienna Capitals) ansieht:
„Wir haben 6 Spieler in Europa und es ist natürlich schön, dass Sam Gagner und Corey Potter in Österreich spielen dürfen (...) wir haben keinen direkten Kontakt, aber ich hab ein Auge auf sie und sehe, dass beide gut unterwegs sind.“
Ralph Krueger auf die Frage, wann die Entscheidung gereift ist Trainer zu werden:
„Ich bin einer, der immer gesagt hat: Ich werde nie Coach sein. Ich habe immer wieder Sachen in Frage gestellt, während meiner Karriere und dieser Spielertrainer-Erfahrung (in Duisburg, Anm.) (...) hat mir gezeigt, dass ich eine größere Liebe für’s Eishockey empfinde. Mit dem Trainer-Job habe ich einen noch größeren Bezug zum Eishockey bekommen und habe gemerkt, dass das mein Leben ist. (...) Und Feldkirch hat mir damals die Chance gegeben und den Mut gehabt einem 31-Jährigen den Club zu geben und das Gleiche ist mit der Schweiz mit 38 passiert. „
Ralph Krueger auf die Frage, warum ihn sein erster Trainerjob zur VEU Feldkirch geführt hat:
„Was mir an Feldkirch und Österreich gefiel, war die Tradition. (...) In Feldkirch hab ich gesehen, dass man eine ausgezeichnete Basis und eine Liebe zum Eishockey hatte und, dass man viele Eishockey-Kenner hatte.“
Ralph Krueger auf die Frage, ob vor ihm im österreichischen Eishockey keine Professionalität geherrscht hat:
„Es war sicherlich nicht so professionell, wie in anderen Teilen Europas. Es war eine riesige Chance für mich in Feldkirch. Wenn man nur die Details nimm: das Krafttraining während der Saison, die Ernährung und das ganze Mentale waren viele Möglichkeiten für uns. Ich war überrascht, als ich in Feldkirch war, wie viel man dort bewegen konnte.“
Ralph Krueger zur Professionalität in Feldkirch:
„Ich hab die Professionalität von wirtschaftlicher Seite reingebracht, aber gleichzeitig mit dem Team systematisch einen sehr ordentlichen, klaren Plan aufgezogen. Wir haben entsprechend Spieler geholt, die genau in diesem Tenor trainiert und ganzjährig gearbeitet haben. Und das war eigentlich das Größte: Die Arbeit über 365 Tage. Wir waren sicher der erste Club in Österreich, der einen Plan für die ganze Saison gehabt hat.“
Ralph Krueger auf die Frage, ob er nie Gegenwind in Feldkirch verspürt hat:
„Am Ende meiner zweiten Saison haben wir 15 Spiele hintereinander verloren. Es war eigentlich nur, dass der Vorstand irgendwie spürte, dass ich auf dem richtigen Weg war. Aber der Gegenwind in der Öffentlichkeit und vom Publikum war sehr stark. (...) Ich war knapp am Scheitern und ein Jahr später wurden wir zum ersten Mal österreichischer Meister. Das war für mich eine der wichtigsten Phasen, die ich je erleben konnte.“
Ralph Krueger auf die Frage, wie präsent die Zeit in Feldkirch noch ist:
Diese Zeit kann nicht ersetzt werden und ist immer präsent. Ich habe in dieser Zeit wirklich meine Grundstrategie und Grundphilosophie entwickelt. (...) Ich bin einer der nie vergisst wo man herkommt und wo man war und was man getan hat. Auch in schwieirgen Zeiten denke ich gerne zurück, das sind Zeiten (in Feldkirch), die ich nicht missen möchte. Feldkirch ist und war und bleibt meine erste große Visitenkarte, die alles andere danach möglich gemacht hat.
Ralph Krueger auf die Frage, was sein wichtigstes Erlebnis in Feldkirch war:
Letztendlich war der Sieg gegen Moskau im Finale das allergrößte Gefühl, das man haben konnte. Es war aber eine ruhige Feier. Ich kann mich erinnern, nach dem Spiel in der Kabine haben wir alle Leute rausgeworfen und 10 Minuten nach dem Europameistertitel die Tür geschlossen und wir haben eine halbe Stunde dort gesessen ohne Alkohol, ohne Zigarren, ohne große Worte und haben diese Moment einfach inhaliert und genossen.
Ralph Krueger auf die Frage, ob er die VEU Feldkirch noch verfolgt:
Ich hab noch Kontakt ich hab hier und da auch mit Michael Lampert gesprochen. Es ist für mich ein wenig traurig, aber ich freu mich, dass es noch Eishockey gibt und dass sie mit ihren Derbys auch noch die Halle füllen können. Aber, dass es eine VEU nicht in der erste Liga gibt ist für mich natürlich überraschend und ich hoffe, dass Feldkirch wieder einen Weg zurück auf dieses Level findet.
Ralph Krueger auf die Frage, wie es zu seinem Engagment als Nati-Trainer in der Schweiz gekommen ist:
Wir hatten ein Freundschaftsspiel im Sommer in Davos und da war ein Turnier im letzten Spiel und wir waren 5 Minuten vor Schluss 2 Tore im Rückstand und mussten das Spiel gewinnen, um das Turnier zu gewinnen. Und das haben wir dann getan. Werner Kohler war damals der Präsident des Schweizer Eishockey-Verbands und da hab ich ihn zum ersten Mal kennengelernt. (...) Ich fühlte, dass meine Zeit in Feldkirch wirklich zu Ende war mit dem Europameistertitel. (...) Ich bin dann auf die Suche nach Größerem gegangen und das wurde dann die Schweizer Nationalmannschaft.