Innsbrucks langer Weg zurück zur Spitze
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marksoft -
7. November 2012 um 14:56 -
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Der HC TWK Innsbruck "die Haie" hat nach dreijähriger Abstinenz ein Comeback in der Erste Bank Eishockey Liga gewagt. Grund genug, um sich mit Thomas und Patrick Mössmer über die Vergangenheit, Entwicklungen und auch Perspektiven zu unterhalten.
"Wir reden eigentlich nicht oft über Eishockey", verrät Thomas Mössmer und bezieht sich dabei auf seinen Sohn Patrick, der den HC TWK Innsbruck "die Haie" heuer schon 19 Mal als Kapitän auf die Eisfläche geführt hat. Dabei würde es den beiden an Gesprächsthemen nicht mangeln, denn zusammen prägen sie das Innsbrucker Eishockey seit Jahrzehnten.
Thomas begann seine Karriere 1978 beim damaligen Innsbrucker EV und wurde 1988/89 auch österreichischer Meister. Der heute 50-Jährige erlebte zudem den Abstieg in der Saison 1992/93 mit. Zwei Jahre später beendete er in Zell am See aufgrund einer Verletzung seine Bundesliga-Karriere. Im Sommer 1994 wurde der HC Innsbruck gegründeten und mit dem Einstieg der "Tiroler Wasserkraft" als Sponsor war "das Heilige Land" nach der Jahrtausendwende wieder in der höchsten österreichischen Spielklasse vertreten. Vor drei Jahren gaben die Tiroler ihren Rückzug aus der Erste Bank Eishockey Liga bekannt, doch heuer folgte das lang ersehnte Comeback. Nach bislang zwei Siegen und sechs Punkten aus 19 Spielen sprechen die Mössmers unisono von "einem Lernprozess".
Thomas: "Die zweite Liga hätte keinen Sinn gemacht, es war der richtige Schritt. Alle haben gewusst, dass es schwer wird, vielleicht aber nicht so schwer. Viele Spieler müssen sich erst an die Geschwindigkeit anpassen und auch an der Kondition arbeiten".
Patrick: "Wir haben es uns nicht einfacher vorgesellt, es ist heuer ein Übergangsjahr. Wir werden nach dieser Saison sehen, welche Spieler in Zukunft auf diesem Niveau mithalten können. Wir haben den Tiroler Weg gewählt und es war die richtige Entscheidung, man wird aber erst in zwei bis drei Jahren sehen, wie erfolgreich dieser noch sein wird. Der Level ist immer höher geworden, das Niveau hat sich im Vergleich zu dem vor etwa neun Jahren deutlich verbessert. Und der Leistungssprung zur letztjährigen Nationalliga ist sowieso immens".
Die Mössmer-Dynastie blickt auf eine erfolgreiche Eishockey-Vergangenheit zurück. Schon Großvater Edi wurde mit dem Innsbrucker EV drei Mal österreichischer Meister. Thomas und Patrick haben eine andere Parallele in ihrer Karriere erlebt, beide verbrachten jeweils eine Saison in Graz, dem heutigen Lieblingsgegner der "Haie". Gegen kein anderes Team haben die Tiroler in ihrer Erste Bank Eishockey Liga-Geschichte öfter gewonnen (37 Siege).
Patrick: "Das ist reiner Zufall, dass wir beide gerade in Graz waren, aber ich kann das jungen Spielern nur empfehlen. Ein anderes Umfeld bedeutet auch immer viele neue Erfahrungen. Ich bin damals nach Innsbruck zurückgekehrt, da sie eine tolle Mannschaft hatten und ich eine mögliche Meisterschaft mit meinem Heimatverein immer im Hinterkopf habe".
Thomas: "Ich hätte mir nicht gedacht, dass dich eine mögliche Meisterschaft beschäftigt und bezweifle, dass das in Innsbruck in naher Zukunft möglich sein wird. Ich bin aber froh, dass Patrick seinen Wunsch verwirklicht hat und wieder in der obersten Spielklasse mitwirkt. Er ist gesund, was am wichtigsten ist und spielt gutes Hockey. Bei mir hatte der Wechsel damals andere Hintergründe. Ich habe mich mit dem Trainer zerstritten und es war dann eine Trotzreaktion. Aber auch für mich war es schön, eine neue Erfahrung fernab der Berge zu machen".
Große Rivalitäten haben das heimische Eishockey über Jahrzehnte geprägt. Gerade gegen den größten Kontrahenten aus Klagenfurt musste der HC Innsbruck in seiner Geschichte aber auch die meisten Niederlagen, 43 an der Zahl, einstecken. Die zwei Tiroler blicken auf den Wandel der Zeit und sehen vor allem die Entwicklungen rund um ausländische Spieler skeptisch.
Thomas: "Es hat sich viel verändert, das Niveau ist immer besser geworden. Aber vielleicht muss man einfach wieder zwei Schritte zurück machen, um viele Einheimische auf den derzeitigen Leistungsstand der Erste Bank Eishockey Liga zu bringen. Unser Nachwuchs ab der U18 ist sehr stark, diese Spieler verdienen bald ihre Chance".
Patrick: "Die großen Duelle gibt es nicht mehr. Auf der einen Seite sind wir heuer beispielsweise vom KAC zu weit weg, auf der anderen Seite wissen die ausländischen Spieler mit dieser Rivalität nichts anzufangen".
Während sich Vater Thomas seit sechs Jahren um den Tiroler Nachwuchs kümmert und derzeit das Young Stars-Team trainiert, ist Sohn Patrick mit 427 Spielen aktueller Rekordhalter des HCI. Auch wenn der 30-Jährige noch lange nicht an ein Karriereende denkt, so wird er laut eigener Aussage den Fußstapfen seines Vaters nicht weiter folgen.
Patrick: "Auf Trainerbasis will ich eigentlich nichts machen, eher kann ich mir vorstellen, dem Verein in einer anderen Funktion erhalten zu bleiben. Vor allem das Management würde mich eines Tages sicher reizen".
Thomas: "Es wäre toll, wenn er seine Erfahrung weitergibt, aber es bleibt seine Entscheidung. Wir sind auf einem guten Weg mit den jungen Spielern. Kinder sind zwar derzeit schwer zum Eishockey zu bringen, aber mit unserem Nachwuchs sind wir sehr zufrieden".