Kaderbewertung: Beendet der KAC seine Mission 30 erfolgreich?

Seit dem letzten Meistertitel im Jahr 2009 warten die KAC Fans auf die Komplettierung der „Mission 30“, also des 30. Meistertitels für die Klagenfurter. Der Kader der Kärntner hat sich im Vergleich zum Vorjahr nur marginal verändert, daher zählt der Rekordmeister auch heuer wieder zum erweiterten Kreis der Titelanwärter. Aber ist das genug, um eine Hand an die Meistertrophäe zu bekommen? Es war nicht unbedingt die mitreißendste Saison, die der KAC 2011/12 aufs Eis zauberte. Die Kärntner befanden sich lange Zeit im Niemandsland des Mittelfelds wieder und konnten erst gegen Ende des Grunddurchgangs Boden gut machen. In der Zwischenrunde leisteten sich die Klagenfurter einige Ausrutscher, begannen dann aber einen unwiderstehlichen Lauf in den Play Offs. Zum zweiten Mal in Serie stieß der KAC dann ins Finale vor, wo die Mittel gegen eine clever aufspielende Linzer Mannschaft aber schon sehr begrenzt waren. Somit beginnt die „Mission 30“ am Freitag von Neuem und dabei vertrauen die Rotjacken praktisch auf jenen Kader, der im letzten Jahr am Eis gestanden ist. Nur zwei Neue leistete man sich bei den Kärntnern und hat sich gleichzeitig von den gestandenen KAClern Dieter Kalt und Christoph Brandner verabschiedet. Beide hatten ihren Zenith schon überschritten bzw. hatten mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Dass Joey Tenute, immerhin der drittbeste Scorer im Team nicht mehr verlängert wurde überraschte, doch gerade im Sturm ist die Kadertiefe beeindruckend. Daher kann man sich das wohl auch leisten. ###Die Ausgangslage Es war kein optimales Jahr, das man bei den erfolgsverwöhnten Rotjacken durchstehen musste. Von Beginn weg hatte man Verletzungsprobleme, das Power Play funktionierte überhaupt nicht und die Kritik an Manny Viveiros wurde immer lauter. Dass dann Christian Weber sozusagen in letzter Minute das Ruder übernahm wurde begrüßt, eine richtige Handschrift des Schweizers war allerdings auf Grund der Kürze der Zeit nicht zu erkennen. Statistische Fakten 11/12: Power Play: 19,08% (6.) Penalty Killing 80,95% (7.) Fairplay 17,20 Min/Sp (3.) Shorthander 7 (2.) Scoring Effizienz 9,00% (5.) Goalkeeping 91,83% (2.) Tore geschossen: 124 (5.) Tore erhalten: 114 (4.) Herausragend waren in der letzten Saison wieder einmal die Torhüterleistungen bei den Rotjacken, die trotz nicht unbedingt tief besetzter Defensive bei den erhaltenen Toren mithalten konnten. Allerdings war man im Angriff lange Zeit zu ungefährlich, kämpfte mit schwachem Power Play und einem noch schlechteren Penalty Killing. Trainer Viveiros zeigte meist keinerlei Ideenansatz, wie man diese Misere ändern könnte und gerade noch rechtzeitig wurde Christian Weber Mitte Februar Trainer. Wie so oft ging nach dieser Personalentscheidung ein Ruck durch die Mannschaft und es lief besser. Vor allem in den Play Offs setzten die Rotjacken zum Höhenflug an, warfen zuerst Titelverteidiger Salzburg und dann die physisch starken Zagreber aus dem Bewerb. Erst als man auf eine technisch und eisläuferisch ähnlich versierte Mannschaft traf, waren die Akkus schon leer und es ging nur mehr wenig. Beim KAC setzt man für 2012/13 auf Kontinuität und hat nur zwei neue Spieler an Board geholt. Die Defensivabteilung blieb unverändert, nur im Sturm wurde auf die altersbedingten Reaktionen am Transfermarkt zugeschlagen. Der Kader bleibt hochkarätig besetzt, ergänzt von vielen Spielern, die seit Jahren als Talente gelten, zuletzt aber keine großen Schritte mehr nach vorne gemacht haben. Dass es einige Cracks gibt, die von Verletzungen verfolgt werden, hat die Rotjacken schon in der Pre-Season eingeholt und die Erinnerung ans letzte Jahr wurden sofort wach. Wer zwei Mal in Serie im Finale war und dabei seinen Kader nur punktuell verändert hat, der darf sich auch für die neue Saison berechtigte Hoffnungen auf einen Top Platz machen. Für den ganz großen Sprung nach ganz vorne wirkt man aber gerade in der Abwehr zu wenig tief besetzt und vorne sind vor allem Goalgetter verzweifelt gesucht. Die Rotjacken sind heuer so etwas wie eine Überraschungstüte: wenn alle gesund bleiben und ihr Potential ausspielen, mischt man ganz vorne mit, wenn alles so läuft wie letztes Jahr, dann könnte es bitter werden. Alles andere als ein Platz in der oberen Tabellenhälfte wäre aber trotzdem eine große Überraschung. HF.at Prognose: Platz 3 bis 6 ###Kaderbewertung KAC – Torhüter und Abwehr: Torhüter: Abgänge: - Zugänge: - Andy Chiodo und Rene Swette bleiben auch im neuen EBEL Jahr das Torhütergespann beim Vizemeister. Kein Wunder, denn bei einer Gesamtfangquote von fast 92% gibt es keinen Grund zur Veränderung. Im Grunddurchgang werden sich die beiden Schlussleute die Eiszeit wohl wieder halbwegs aufteilen, danach hat man bislang immer auf Chiodo als Nummer 1 gesetzt. Das führt dazu, dass Swette zwar viele Grunddurchgangsspiele bekommt, in den letzten vier Jahren aber nur eine Play Off Partie absolvierte. Andy Chiodo hat in der letzten Saison sehr konstant gehalten und kratzte in der entscheidenden Meisterschaftsphase sogar an der 93 Prozent-Marke bei seiner Fangquote. Ähnlich der Situation in Zagreb oder Wien haben die Kärntner ein ausgesprochen ausgeglichenes Torhütergespann, bei dem man keine Angst vor Verletzungen haben muss. Der Ersatzmann ist praktisch immer dazu fähig die Leistungen des anderen zu bringen. Ein beneidenswerter Luxus, wenn man auf die Torhüterduos in so manch anderem EBEL Team blickt. Bewertung: 4,5 von 5 Punkten Abwehr: Abgänge: - Zugänge: - Schon in der letzten Saison wurde offensichtlich, dass der KAC über ein Tiefeproblem in der Abwehr verfügt. Anführer Furey leistet unglaubliche Marathonarbeit und hat so viel Eiszeiten zu absolvieren, dass er am Ende der Saison ausgebrannt wirkte. Mike Siklenka hingegen schien oft lustlos, war aber trotzdem der beste Torschütze und mit Furey auch der beste Scorer unter den Verteidigern. Danach kommen rein nominell viele harte Arbeiter wie ein Reichel, Kirisits, Ratz oder Schumnig. Letzterer steht zudem an der Kippe dazu, von einem der jungen Talente (Holzer, Isopp, Paul) aus dem Stammaufgebot gekickt zu werden. Trotzdem gibt es eine latente Personalnot in der Abwehr, weshalb im letzten Jahr auch Gregor Hager nach hinten beordert wurde. Letzten Endes musste auch Thomas Hundertpfund als Verteidiger einspringen und wird diese Position nun auch 2012/13 inne haben. Wirklich viel Torgefahr geht von dieser Abwehr nicht aus und wenn Mike Siklenka nicht endlich wieder zu seinem Spiel findet, wird das mit der Verbesserung der Power Play Quote schwierig werden. Hierzu benötigt man neben Furey noch den ein oder anderen Lenker von hinten. Es wäre wenig überraschend, wenn die Klagenfurter je näher das Ende der Transferzeit rückt nicht wieder eine Verstärkung für die Defensive holen würden. Eventuell sogar früher als später, denn schon jetzt ranken sich Gerüchte um NHL Verstärkung im Falle eines Lockouts. Bewertung: 3 von 5 Punkten ###Kaderbewertung KAC – Angriff und Trainer: Angriff: Abgänge: Christoph Brandner, Dieter Kalt, Joey Tenute Zugänge: Patrick Harand, Jamie Lundmark Der Angriff der Klagenfurter verfügt über das Talent, das Können und auch die Routine, um einer der gefährlichsten der gesamten Liga zu sein. Mit Tommy Koch haben die Rotjacken den vermutlich besten österreichischen Stürmer in ihren Reihen, der allerdings über ein Jahr lang seinen Position im Team sucht und nie an die Leistungen in Salzburg anknüpfen konnte. Da könnte die Verpflichtung von Jamie Lundmark helfen, der ein sehr kompakter Stürmer ist und in der EBEL zu den besten Angreifern zählen sollte. Ein Torjäger ist aber auch der Kanadier nicht – genau der wäre aber dringend gesucht. Nur Tyler Scofield übersprang die 20 Toremarke gerade so eben, der Rest der erzielten Treffer verteilte sich dafür auf sehr viele Schultern. Ein Zeichen dafür, dass beim KAC alle vier Linien produzieren können. Dennoch würde eine Scoringlinie nicht schaden. Ob der zweite Neue, Patrick Harand in diese Rolle schlüpfen kann, sei bezweifelt. Auch er gilt als Arbeiter, der einem Koch zum Beispiel den Rücken frei halten könnte. John Lammers war schon im Vorjahr zuverlässig, muss sich aber steigern, um die Abgänge von Brandner und Kalt zu kompensieren. Mit den Geier Brüdern, Herburger und dem zuletzt sensationell aufspielenden Markus Pirmann kommt viel junges Blut ins Spiel, das auch torgefährlich ist. Gregor Hager und David Schuller gehören schon seit Jahren zum Stamm beim KAC, sie scheinen aber die beste Zeit schon hinter sich zu haben, waren aber auch verletzt und müssen nun zeigen, dass sie weiterhin bedeutende Rollen im Team spielen können. Und dann ist da noch Tyler Spurgeon, der auf Grund einer Schulterverletzung in der letzten Saison nur 11 Partien absolvierte. Seine Tore fehlten und wenn er zu alter Form finden kann, dabei verletzungsfrei bleibt und wieder mit seinen Sturmpartnern harmoniert, wie noch vor zwei Jahren, dann hat man hier ein Sorgenkind weniger und wird noch gefährlicher. Wie erwähnt: der Sturm ist tief und sehr gleichmäßig besetzt. Jetzt heißt es für die KAC Fans Daumen zu drücken, dass ein Koch zu treffen beginnt und die Leistungsträger ebenfalls besser zielen als im Vorjahr. Dann ist man in diesem Bereich mehr als nur konkurrenzfähig. Bewertung: 4 von 5 Punkten Trainer: Abgang: - Zugang: - Christian Weber übernahm am 13. Februar diesen Jahres das Amt des Headcoaches bei den Rotjacken und musste daher die Saison mit einer vorgegebenen Mannschaft fertig spielen. Dass der KAC dann bis ins Finale vorstieß kam überraschend, wie viel der Schweizer dazu beigetragen hat kann objektiv nicht bewertet werden. Weber hat vor allem in der Schweiz viele Jahre Erfahrungen sammeln können und im Nachwuchsbereich beim KAC einiges bewirkt. Es ist umso erstaunlicher, dass Weber nicht ein bisschen mehr am Kader verändert hat, der vom aktuellen Sportdirektor Viveiros im Vorjahr zusammengestellt wurde. Zumindest von der Philosophie scheint der Eidgenosse zu den Rotjacken zu passen: er will junge Spieler forcieren und liebt schnelles, technisch hochwertiges Eishockey. Im Finale der letzten Saison wirkte Weber dann aber gegen die taktischen Finessen eines Rob Daum völlig überfordert und fand über mehrere Spiele hinweg kein passendes Rezept. Der Schweizer mag motivieren können und einer Mannschaft ein grundsätzliches Spielsystem beibringen können, als Taktikfuchs ist er eher nicht bekannt. Für seinen KAC wird es wichtig sein, dass die größten Baustellen zugeschüttet werden: das wären vor allem die Special Teams und eine um eine Spur bessere Offensivleistung. Wenn das gelingt, dann wird Weber beim Rekordmeister lange ohne Druck arbeiten können. Bis man sich dann in den Play Offs wieder in Richtung Titel orientieren möchte. Und hier hat sich der Schweizer selbst das größte Ziel gesetzt: er will Meister werden. Bewertung: 4 von 5 Punkten Gesamtwertung: 15,5 von 20 Punkten ###Die Zwischenwertung in der HF.at Kaderbewertung: 1. Vienna Capitals (17 Punkte) 2. Medvescak Zagreb 16,5 Punkte 3. KAC 15,5 Punkte 3. Red Bull Salzburg 15,5 Punkte 5. EC VSV 13,5 Punkte 6. Fehervar AV19 11,5 Punkte 6. Graz 99ers 11,5 Punkte 8. Olimpija Ljubljana 11,0 Punkte 9. Orli Znojmo 9,5 Punkte 10. Dornbirner EC 9 Punkte 11. HC TWK Innsbruck 8,5 Punkte Morgen geht es weiter mit Teil 12 in unserer Serie mit Meister Linz.