Kaderbewertung: Kann Znojmo wieder alle überraschen?

Das erste Jahr in der EBEL hätte eigentlich ein Lernjahr sein sollen. Aber die Adler aus Znaim haben ihre Hausaufgaben gemacht, sich während der Saison gesteigert und letzten Endes sind die Tschechen sogar sensationell ins Play Off eingezogen. Das zweite Jahr ist bekanntlich immer das schwerste, doch die Südmähren haben im Sommer einiges getan, um wieder mithalten zu können. Reicht das, um ums Viertelfinale mitmischen zu können? Wer hätte das gedacht? Aus der tschechischen zweiten Liga stieg Znojmo im vergangenen Jahr in die Erste Bank Eishockey Liga ein und zahlte zu Beginn jede Menge Lehrgeld. Die Adler aus Znaim saßen lange Zeit im Tabellenkeller fest und waren teilweise wirklich weit weg vom Play Off Strich. Doch je länger die Saison dauerte, umso mehr hatten sich die Tschechen an die rauere Luft in der EBEL gewöhnt und spielten schließlich in der Qualifikationsrunde richtig groß aus. Als Erstplatzierter ging man aus der Zwischenrunde heraus, im Viertelfinale sahen die Adler dann aber wenig Licht und wurden von Zagreb aus dem Wettbewerb gesweept. ###Die Ausgangslage Es war klar, dass Znojmo ein paar Runden benötigen würde, um in der EBEL anzukommen. Dass sie am Ende sogar bis ins Viertelfinale vorstoßen konnten glich einer Sensation. Sicher, das war auch der schwächelnden Konkurrenz aus Villach und Graz geschuldet, trotzdem war die Weiterentwicklung innerhalb einer Saison beeindruckend. Genau als es nötig war, waren die Tschechen in Bestform. Statistische Fakten 11/12: Power Play: 13,06% (10.) Penalty Killing 75,79% (10.) Fairplay 19,33 Min/Sp (6.) Shorthander 7 (2.) Scoring Effizienz 7,37% (11.) Goalkeeping 89,97% (10.) Tore geschossen: 100 (10.) Tore erhalten: 137 (10.) Im Grunddurchgang hatte Orli Znojmo lange zu kämpfen und brachte es auf wenig überzeugende statistische Werte. Viele Gegentore, wenige geschossen und dazu noch die schlechteste Effizienz vor dem gegnerischen Gehäuse. Doch bereits kurz nach dem Jahreswechsel wurde immer offensichtlicher, dass die Tschechen gelernt hatten. Plötzlich spielte man auch physisch aggressiver und holte die ersten Überraschungssiege. Richtig aufgetrumpft haben die Adler dann in der Zwischenrunde, als die Offensive auf einmal zu produzieren begann. 28 Tore waren beeindruckend, nur die Capitals konnten hier mehr Treffer erzielen. Als die Qualirunde schließlich beendet war, stand Znojmo mit 5 Siegen und 3 Niederlagen (eine davon nach Verlängerung) als Nummer 1 in der Tabelle da und die Überraschung war perfekt. Sicher, in den Play Offs hatte man dann gegen Zagreb keine Chance, aber das erste Jahr konnte durchaus als Erfolg gewertet werden. Auch was die Zuschauer betrifft, denn im Schnitt kamen fast 2.900 zu den Heimspielen der Adler – immerhin mehr als in Graz und Jesenice. Das Projekt „EBEL“ ist für die Südmähren also gut angelaufen, jetzt gilt es aber den nächsten Schritt zu tun. Und die Adler haben aus dem ersten Jahr gelernt. Der Kader wurde mit insgesamt vier Legionären aus Übersee verstärkt, darüber hinaus hat man auch vier Slowaken im Team. Vor allem in der Defensive hat man neue Akzente gesetzt, was auch der eher schwachen Performance der letzten Saison zu verdanken war. Selbst in der erfolgreichen Zwischenrunde kassierte man die meisten Gegentore. Daher setzten die Adler in der Abwehr an, holten aber auch für den meist zwar technisch sehr attraktiv, aber oft extrem ineffizienten Kader frisches Blut. Die Mannschaft von Trainer Martin Stloukal gilt zwar abermals als große Unbekannte, da man Hierzulande einfach viel zu wenig über die Spielstärke der tschechischen Spieler weiß, aber die Adler wirken kompakter und besser besetzt als im Vorjahr. Der Erfolg im ersten Jahr hatte auch viel mit der Konkurrenz zu tun, die bekanntlich schwächelte. Im Normalfall wäre eine Play Off Teilnahme kaum geglückt, wenn nicht der VSV und die Grazer ausgelassen hätten. Für die neue Saison hat Znaim einen Schritt nach vorne getan und den Abstand zu den Gegnern in Reichweite (Fehervar, Ljubljana, Graz) verringern können. Im Vergleich zu Dornbirn und Innsbruck sollte man sich über eine Saison gesehen durchaus vor die beiden Neueinsteiger setzen können. Mit wieder etwas Glück könnte sogar die abermalige Play Off Teilnahme im Bereich des Möglichen sein. HF.at Prognose: Platz 8 bis 12 ###Kaderbewertung Orli Znojmo – Torhüter und Abwehr: Torhüter: Abgänge: Marek Ciliak. Zugänge: - Nichts verändert hat sich am Torhüterduo der Tschechen für die Saison 2012/13. Ondrej Kacetl (21 Jahre) und Filip Landsman (22 Jahre) bilden auch heuer das sehr junge Gespann. Beide mussten sie in der letzten Spielzeit einiges an Leergeld zahlen und kamen trotz einer schwachen Defensive auf eine Fangquote von um die 90%. Kacetl wird wie schon im letzten Jahr als Nummer 1 ins Rennen gehen, hat in Landsman aber einen Backup, der fast gleichwertig agieren kann. Gegen Ende der letzten Saison schlug aber das Verletzungspech zu und Znojmo musste mit Marek Ciliak einen talentierten Ersatzmann aus der Slowakei holen. Der 22-Jährige hat den Verein inzwischen wieder verlassen und spielt heute in der zweiten tschechischen Liga. Znojmo möchte seine eigenen Torhüter forcieren. Diese werden einen weiteren Schritt nach vorne machen müssen, wenn ihre Mannschaft realistische Chancen auf die Play Offs haben möchte. Dabei sind die Goalies aber auch von ihren Vorderleuten abhängig, denn dass sie zwar keine überragenden, aber durchaus konkurrenzfähige Fähigkeiten besitzen haben sie schon bewiesen. Und vom „besten“ Torhüteralter sind noch beide viele Jahre entfernt, können sich somit im EBEL Umfeld nur weiter entwickeln. Bewertung: 2,0 von 5 Punkten Abwehr: Abgänge: David Hajek, Jan Hranac, Lubomir Vosatko Zugänge: Burke Henry, Kyle Wharton, Tomas Latner, Lukas Zabojnik Eine ganz wichtige Baustelle im Kader der Tschechen war die Defensive, die in der letzten Saison nicht nur zu wenig kompakt stand, sondern im Spiel nach vorne auch noch zu wenig Initiative zeigte. Deshalb holte Znojmo mit Burke Henry einen gestandenen EBEL Verteidiger, der auch schon einmal die etwas härtere Klinge sprechen lassen kann. Der 33-jährige hat die nötige Erfahrung, spielte aber in den letzten Jahren sehr wenig. Die Fähigkeit, sich in der EBEL durchzusetzen dürfte auch Kyle Wharton haben. Der 26-Jährige bringt mit seinen 191 Zentimetern Körpergröße und 87 Kilogramm Kampfgewicht auch etwas mit, was den Tschechen oftmals fehlte: die nötige Physis. Mit Thomas Latner und Lukas Zabojnik wurde die ansonst fast unverändert gelassene Defensive noch mit zwei Nachwuchstalenten erweitert, was dem Kader zumindest mehr Breite gibt. Insgesamt wurden die Zeichen der Zeit erkannt und die Abwehr verstärkt. Das wird nicht reichen, um mit den ganz großen Teams der Liga mitzuhalten, im unteren Tabellendrittel ist man damit aber sicherlich zumindest konkurrenzfähig. Bewertung: 2,5 von 5 Punkten ###KaderbewertungOrli Znojmo – Angriff und Trainer: Angriff: Abgänge: Mike Danton, Radek Haman, Petr Kanko, Martin Podesva, Vladimir Riha, Ales Stanek, Jan Trojan, David Videlka Zugänge: Ondrej Fiala, Kim Strömberg, Marek Uram, Paul Crowder, Petr Beranek. Auch im Angriff haben die Tschechen auf die Torflaute und Ineffizienz der letzten Saison reagiert. Mit Adam Havlik und Oldie Peter Pucher (38 Jahre alt) konnten die beiden besten Scorer der letzten Spielzeit gehalten werden und rund um diese beiden sollen nun neue Leute für mehr Gefahr sorgen. Kim Strömberg hat es im Grunddurchgang der slowakischen Extraliga auf einen Punkt pro Partie gebracht, ein echter Torjäger ist der schnelle Finne aber auch nicht. Da hat Center Paul Crowder ganz andere Statistiken vorzuweisen. Er wird die erste Linie anführen und vor allem die nötigen Tore machen müssen. Diese Rolle könnte auch dem erfahrenen Marek Uram zukommen. Der 37-Jährige hat es auf über 800 Spiele in der höchsten Klasse Tschechiens, sowie der Slowakei gebracht und stand auch schon im slowakischen Nationalteam. Er ist vielleicht nicht mehr der Schnellste, hat aber den nötigen Torriecher und auch die Erfahrung, um die vielen Youngsters im Sturm zu führen. 14 Stürmer hat Znojmo derzeit im Kader, der Großteil davon ist noch keine 25 Jahre alt. Ein junges Team, das noch viel lernen muss und kann, aber mit der Führung der geholten Verstärkungen durchaus das Potential haben, um sich zu steigern und der Konkurrenz mehr Respekt einzuflößen. Bewertung: 2,5 von 5 Punkten Trainer: Abgang: - Zugang: - Martin Stloukal übernahm das Amt des Headcoaches bei Znojmo nach einem miserablen Saisonstart. Er beerbte Karel Soudek und bekam im Anschluss auch die nötige Zeit, um seine Mannschaft ganz langsam ans EBEL Niveau heranzuführen. Dem 41-Jährigen fehlt es zwar an der nötigen Erfahrung, er hat nicht die taktischen Varianten auf Lager, wie andere Trainerfüchse, aber er hat den Draht zur Mannschaft gefunden. Unter ihm steigerte sich das Team und wenn es einmal nötig war, wurde Stloukal auch laut. Auch heuer erwartet ihn eine schwere Saison mit seiner Mannschaft, die zwar für das hintere Drittel gerüstet ist, der Abstand zu den ganz Großen der Liga ist aber eher angewachsen. Dennoch bemerkenswert, wie konsequent man auf junge Leute setzt und diesen jetzt mit einer Handvoll gestandener Legionäre Führungskräfte zur Seite gestellt hat. Wenn sich die jungen Tschechen im Team weiter entwickeln und man die Schwächen im Torabschluss verbessern kann, dann sind auch einige Überraschungen drin. Einen großen Vorteil haben die Südmähren in dieser Saison: sie kennen jetzt die Gegner, deren Spielweise und können die Liga einschätzen. Ein großer Vorteil, den man zumindest in den ersten Wochen und Monaten gegenüber den beiden Neulingen hat. Bewertung: 2,5 von 5 Punkten Gesamtwertung: 9,5 von 20 Punkten ###Die Zwischenwertung in der HF.at Kaderbewertung: 1. EC VSV 13,5 Punkte 2. Fehervar AV19 11,5 Punkte 2. Graz 99ers 11,5 Punkte 4. Olimpija Ljubljana 11,0 Punkte 5. Orli Znojmo 9,5 Punkte 6. Dornbirner EC 9 Punkte 7. HC TWK Innsbruck 8,5 Punkte Morgen geht es weiter mit Teil 8 in unserer Serie mit Medvescak Zagreb.