Kaderbewertung: Setzt sich Fehervar als Mittelständler fest?
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marksoft -
1. September 2012 um 07:30 -
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Fehervar AV19 ist in der letzten Saison seinem Logo gerecht geworden: die Ungarn erwiesen sich als rote Teufel und schafften die frühzeitige Play Off Qualifikation. Für die neue Saison setzt das Team aus Szekesfehervar auf Kontinuität und hat nur wenig am Kader geändert. Abseits der Gerüchte um finanzielle Turbulenzen greifen die Magyaren erneut einen Play Off Platz an. Ob sich das ausgehen kann versucht die Kaderbewertung von HF.at zu eruieren.
Platz 9 vor zwei Jahren Platz 6 nach dem Grunddurchgang des letzten Jahres und nach der Platzierungsrunde sogar Rang 3 – die roten Teufel aus Szekesfehervar haben sich in der Saison 2011/12 nicht nur gesteigert, sondern wurden zum Schreckgespenst vieler favorisierten Teams. Kein Wunder, dass man bei den Ungarn darauf bedacht war, den Kader möglichst nicht zu verändern und damit den eingeschlagenen Weg fortzusetzen. Trainer Kevin Primeau musste dennoch den ein oder anderen Leistungsträger ersetzen und überrascht mit einer interessanten Defensive.
Waren die Ungarn vor zwei Jahren noch unglaublich unkonstant, lief es zuletzt deutlich besser. Doch im Viertelfinale konnten die Teufel dann keinen Zahn mehr zulegen und scheiterten schließlich in Runde 1 nach einem denkwürdigen Schlagabtausch an Ljubljana. Die Entscheidung, sich im Vergleich zu den Anfangsjahren in der EBEL deutlich offensiver zu geben, hatte sich ausgezahlt und auch für die Spielzeit 2012/13 dürfte dieser Weg fortgesetzt werden.
###Die Ausgangslage
Fehervar wäre nicht Fehervar, würden die roten Teufel nicht wie jedes Jahr ein interessantes statistisches Detail liefern. Der Sechste nach dem Grunddurchgang 11/12 hatte nämlich ein massives Problem – und das lag zu Hause! Nur der zehnte und damit vorletzte Platz stand nach dem Grunddurchgang am Papier – 10 Siegen standen auch 10 Niederlagen gegenüber. Nur Jesenice machte zu Hause weniger Punkte als Fehervar. Gut, dass es noch die deutlich gesteigerte Auswärtsperformance gab, denn hier belegte Szekesfehervar Platz 3 – hinter Meister Linz und Zagreb. Ansonsten fällt auf, dass man vor allem im Sturm überragend war.
Statistische Fakten 11/12:
Power Play: 20,35% (4.)
Penalty Killing 81,36% (5.)
Fairplay 12,59 Min/Sp (1.)
Shorthander 7 (2.)
Scoring Effizienz 10,9% (1.)
Goalkeeping 91,6% (4.)
Tore geschossen: 132 (4.)
Tore erhalten: 122 (6.)
Traditionell waren die Ungarn auch im letzten Jahr das fairste Team der gesamten Liga – und das mit riesigem Abstand! Keine andere Mannschaft bekam so wenige Strafen wie Fehervar, was wiederum die Ausbeute aus Shorthandern (7) durchaus beachtlich macht. Noch auffälliger ist aber die Kaltblütigkeit vor dem Tor, was an Leuten wie Derek Ryan oder Istvan Sofron lag. Aber auch die Defensivstatistiken zeigen eine kompakte und ausgeglichene Mannschaft, die nur wenige Schwächen offenbarte.
Fehervar AV19 ist nicht unbedingt bekannt dafür, ein Team völlig umzukrempeln und so spielen die Ungarn bereits seit Jahren mit einem großen Kaderstamm, was sich langsam aber sicher bezahlt macht. Auch heuer hat man nicht viel am Aufgebot geändert – und wenn, dann wurde man förmlich dazu gezwungen. In der Abwehr hat sich kaum etwas verändert, im Angriff hat man aber mit Derek Ryan einen wichtigen Puzzleteil verloren. Diesen hat man versucht, adäquat zu ersetzen, wenngleich sich an den Voraussetzungen der letzten Jahre nichts geändert hat. Mehr als zwei Linien, die produzieren können, wird man auch heuer nicht aufbieten können. Wenn diese Leute treffen, dann ist alles ok und Fehervar mischt wieder vorne mit. Wenn nicht, dann kämpft man um den Play Off Strich. Der Kader ist allerdings älter geworden, doch auch für die Magyaren hat die Erweiterung Richtung Westen Österreichs etwas Gutes. Diese Gegner sind schlagbar und Fehervar sollte somit alle Möglichkeiten haben, sich im Mittelfeld der EBEL Tabelle festzusetzen. Ganz so weit oben wie noch vor wenigen Monaten sind die roten Teufel aber nicht zu erwarten, denn die zuletzt schwächelnden Gegner aus Wien, Villach und auch Salzburg werden heuer eher keine so schlechte Performance mehr hinlegen. Und schon befindet sich Fehervar mitten drin im Kampf um den Play Off Strich.
HF.at Prognose: Platz 7 bis 10
###Kaderbewertung Fehervar AV19 – Torhüter und Abwehr:
Torhüter:
Abgänge: -
Zugänge: -
Das Torhütergespann der Ungarn blieb im Vergleich zum Vorjahr unverändert. Adam Munro und der talentierte Bence Balizs bilden auch heuer jenes Duo, das den Kasten der Ungarn sauber halten soll. Der Kanadier Adam Munro ist dabei die unumstrittene Nummer 1 und hat mit einer sehr kompakten Vorjahresleistung (92,1% Fangquote im Grunddurchgang) maßgeblichen Anteil am unerwarteten Erfolg seiner Mannschaft gehabt. Dass er mit dem erst 22-jährigen Balizs einen Rohdiamanten hinter sich weiß, entlastet ohne Frage. Balizs gehört beim ungarischen Nationalteam bereits zum Stamm und ist dort die Nummer 1, ein Anspruch, den er in den nächsten Jahren sicherlich auch in Szekesfehervar stellen wird. Bis dahin muss Adam Munro aber auch 2012/13 die gezeigten Leistungen bestätigten und hinter einer etwas schwächer gewordenen Defensive die Kastanien aus dem Feuer holen.
Bewertung: 3 von 5 Punkten
Abwehr:
Abgänge: Justin DaCosta.
Zugänge: Tamas Pozsgai, Arnold Varga.
Einen sehr patriotischen Weg geht Szekesfehervar in seiner Abwehr, denn hier leistet man sich nur zwei Legionäre. Mit Harlan Pratt ist der Anführer in der Defensive schnell gefunden. Der Kanadier brachte es in der letzten Saison auf 24 Scorerpunkte (6 Tore, 18 Assists) in 54 Spiele. Damit war er der beste Punktesammler der Fehrvar Abwehr – bezeichnend, denn für die Offensive sind hier ausschließlich die Stürmer zuständig gewesen. Der zweite Legionär ist der Slowake Juray Durco – kein Torjäger von der blauen Linie, aber ein sehr fairer Spieler, der auch die nötige Ruhe ausstrahlt. Gemeinsam mit den erfahrenen Ungarn Tamas Sille (bester +/- Wert Fehervars) und Andras Horvath sind das die Leistungsträger der Defensive, die allerdings schwer überaltert wirkt. Der jüngste (Pratt) dieser vier Spieler ist 33 Jahre alt, der älteste (Sille) immer 42. Auch Viktor Tokaj, ein weiterer renommierter ungarischer Teamspieler ist schon 35 Jahre und damit wohl schon über seinen absoluten Leistungshöhepunkt hinaus. Der Rest des Defensivkaders wird aufgefüllt mit jungen Talenten aus Ungarn, die zwar ihre Eiszeit bekommen werden, allerdings noch viel lernen müssen. Alles in allem eine kompakte, nicht gerade mobile und schnelle Abwehr, die sich allerdings ausschließlich auf ihre Hauptaufgabe konzentrieren muss: den Angriff.
Bewertung: 2,5 von 5 Punkten
###Kaderbewertung Fehervar AV19 – Angriff und Trainer:
Angriff:
Abgänge: Derek Ryan, Krisztian Palkovics, Tamas Farkas, Adam Fekti, David Horvath, Gergö Nagy,
Zugänge: Frank Banham, Kyle Bailey, Balint Mogosi, Tyler Metcalfe
Wie bereits erwähnt mussten die Ungarn im Bereich des Sturms ihren wohl schmerzhaftesten Abgang hinnehmen. Derek Ryan durfte nach ewigem Hin und Her doch den Verein verlassen und ist inzwischen in Villach. Mit Oldie Krisztian Palkovics hat man einen Leistungsträger und Fanliebling verloren, der seine Karriere beendet hat. Zwei schmerzhafte Abgänge, die man allerdings versucht hat, nicht nur zu ersetzen, sondern den Kader sogar breiter aufzustellen. Mit Frank Banham wurde ein erfahrener Mann geholt, der noch immer für seine Tore gut ist. Vor allem vor dem Tor ist Banham brandgefährlich und sollte somit einen Krisztian Palkovics mehr als nur ersetzen können. Der 28-jährige Tyler Metcalfe soll dann den Part von Derek Ryan übernehmen und der Kanadier hat zumindest gezeigt, dass er weiß, wo das Tor steht. Allerdings bislang nur in schwächeren Ligen. Gemeinsam mit Neuzugang Kyle Bailey, der aus der Uniliga bzw. von ein paar AHL Einsätzen kommt, wurde die Last des Toreschießens hier etwas breiter aufgeteilt. Und dann hat man da ja noch zuletzt so brandgefährliche Leute wie einen Ladanyi, Vas, Mihaly und Johansson. Nicht zu vergessen den besten EBEL Torschützen der letzten Saison, Istvan Sofron. Hier können die Ungarn von Glück sprechen, dass der Teamplayer den Schritt ins Ausland nicht geschafft hat und jetzt wieder in Szekesfehervar für Jubel sorgen wird. Der Sturm ist wie schon in den letzten Jahren nicht sehr tief besetzt, hinter den beiden Topreihen klafft ein riesiges Loch, das nicht kleiner geworden ist. Im Kampf gegen die direkte Konkurrenz um die Play Offs wird das allerdings durchaus genug sein, sofern die letztjährigen Leistungsträger auch heuer ihre Performance bringen können.
Bewertung: 3 von 5 Punkten
Trainer:
Abgang: -
Zugang: -
Kevin Primeau hat seit seinem Amtsantritt im Oktober 2010 aus dem Kellerkind Fehervar einen gefährlichen Mitbewerber gemacht, den keiner mehr unterschätzt. Primeau kennt die Stärken und Schwächen seiner Mannschaft, hat bei der Kaderzusammenstellung darauf geachtet, dass man Abgänge adäquat ersetzt und zumindest etwas mehr Breite in den Kader zu bekommen. Dankenswert auch die leicht offensivere Ausstellung Fehervars, das in früheren Jahren eine reine Kontermannschaft war und jetzt durchaus attraktives Hockey zeigen kann. Vor allem die ersten beiden Linien sind mehr als EBEL-tauglich, das Ziel „Play Offs“ wird aber ein hart zu erkämpfendes. Dass Kevin Primeau auch heuer eine gute Mannschaft zusammengestellt hat, zeigen die bisherigen Ergebnisse in der Pre-Season. Jetzt muss Primeau seinen Mannen nur noch die Kontanz beibringen und die veritable Heimschwäche der letzten Saison ablegen lassen. Nur wenn man zu Hause eine Macht ist und auswärts wieder kontant punktet, dann hat man eine Chance auf die Top 8.
Bewertung: 3 von 5 Punkten
Gesamtwertung: 11,5 von 20 Punkten
###Die Zwischenwertung in der HF.at Kaderbewertung:
1. EC VSV 13,5 Punkte
2. Fehervar AV19 11,5 Punkte
2. Graz 99ers 11,5 Punkte
4. Olimpija Ljubljana 11,0 Punkte
5. Dornbirner EC 9 Punkte
6. HC TWK Innsbruck 8,5 Punkte
Morgen geht es weiter mit Teil 7 in unserer Serie mit dem HC Orli Znojmo.