Kaderbewertung: Laibach und der erzwungene Neubeginn
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marksoft -
27. August 2012 um 10:00 -
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Seit dem Jahr 2001 bewertet Hockeyfans.at jedes Jahr vor Saisonbeginn die Mannschaften in der höchsten Spielklasse und versucht sich an einer Prognose. Die Saison 2012/13 beginnen wir mit Olimpija Ljubljana. Die Drachen haben einen mehr als turbulenten Sommer hinter sich und den Rucksack eines überraschend guten Abschneidens in der letzten Spielzeit umgeschnallt.
Inzwischen halten die Drachen aus Laibach als letztes Team die slowenischen Fahnen in der EBEL hoch, nachdem sich der HK Jesenice aus der Liga verabschieden musste. Doch auch Ljubljana hatte im Sommer einige Schrecksekunden zu überstehen. Lange Zeit war völlig unklar, wie es bei den Slowenen weiter gehen würde, denn der Hauptsponsor stieg aus und es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis man hier einen Ersatz gefunden hatte.
So lange wollten viele Spieler nicht warten, weshalb es die Leistungsträger Olimpijas allesamt in die Fremde zog. Das heißt, dass sich die Verantwortlichen in Ljubljana daran machen mussten, das Gesicht der Mannschaft völlig neu zu gestalten. Kein einfaches Unterfangen, noch dazu, wenn man in der letzten Saison erst im Halbfinale am späteren Meister aus Linz gescheitert ist.
###Die Ausgangslage
Als krasser Außenseiter gestartet haben die Drachen in der letzten Saison absolut überrascht. Die Slowenen haben immer im Mittelfeld der Liga mitgemischt und konnten sich sogar bis ins Halbfinale vor arbeiten. Dort war dann allerdings Schluss. Trotzdem ein Erfolg, der dem geneigten Fan Beifall klatschen lässt – und an dem man auch heuer gemessen werden wird.
Statistische Fakten 11/12:
Power Play: 20,75% (3.)
Penalty Killing 78,31% (8.)
Fairplay 17,48 Min/Sp (6.)
Shorthander 7 (2.)
Scoring Effizienz 9,31% (3.)
Goalkeeping 91,5% (5.)
Tore geschossen im Grunddurchgang: 122 (6.)
Tore erhalten im Grunddurchgang: 119 (4.)
Wirft man einen kleinen Blick auf die statistischen Werte der letzten Saison, zeigen sich die Stärken und Schwächen recht deutlich. In der Abwehr stand man dank einer soliden Torhüterleistung sehr gut und auch ansonsten hat sich Ljubljana im Vergleich zu den Vorjahren konstant verbessert. Das lag vor allem an einer sehr guten Leistung bei den Special Teams und einer insgesamt sehr kompakten Defensivabteilung. Was darüber hinaus auffiel: erstmals konnten die Drachen auch auswärts wichtige Punkte sammeln und waren nicht ausschließlich auf ihre Heimstärke angewiesen. Das brachte sie unter anderem auch über das Viertelfinale in den Play Offs bis ins Halbfinale.
Da man aber im Sommer zahlreiche Leistungsträger verloren hat ist die Ausgangslage im Hinblick auf 2012/13 eine sehr durchwachsene. Die Offensivabteilung ist völlig ausgeblutet, man hat die Topstürmer John Hughes und Justin Taylor ebenso abgeben müssen wie die beiden besten Verteidiger Jamie Fraser und Scott Hotham. Darüber hinaus ist auch Torhüter J.P. Lamoureux nicht mehr da und somit hat man die Erfolgsgaranten der letzten Saison nicht mehr zur Verfügung. Ein neuer Trainer wurde verpflichtet und muss um einen zugegeben starken slowenischen Kern ein neues Team aufbauen. Das wird allerdings Geduld erfordern, denn insgesamt fehlt es seit Jahren an Kadertiefe und die Fußstapfen der Abgänge sind riesig. So etwas muss erst verkraftet werden, weshalb nicht davon auszugehen ist, dass Olimpija auch heuer wieder ganz vorne mitmischen kann.
HF.at Prognose: Platz 8 bis 12
###Kaderbewertung Olimpija Ljubljana – Torhüter und Abwehr:
Torhüter:
Abgänge: Matija Pintaric, Jean-Philipp Lamoureux
Zugänge: Jerry Kuhn
Endlich schienen die Drachen wieder einen verlässlichen Torhüter zu haben. Im letzten Jahr wurde Jean Philippe Lamoureux verpflichtet und hat alle in ihn gesetzten Erwartungen erfüllt. Sicher, der US Amerikaner war für seine „Auszucker“ bekannt und saß auch die ein oder andere Strafe deswegen ab, aber im Tor war er sehr konstant und brachte es auf eine Fangquote von über 92%. Dieser Mann steht aber jetzt nicht mehr zur Verfügung, ebenso wenig wie Matija Pinatric, der in Schweden sein Glück versucht. Gerade die Drachen sind aber auf eine starke Persönlichkeit im Tor angewiesen und brauchen einen herausragenden Akteur zwischen den Pfosten, um auf Dauer im Konzert der Play Off Plätze mitspielen zu können. Mit dem 26-jährigen Jerry Kuhn hat man sich im Sommer einen neuen Torhüter gegönnt, der noch keine große Erfahrung auf Profiniveau hat. Erst eine volle Saison hat Kuhn in der ECHL gespielt, es dabei aber immerhin auf über 92% Fangquote gebracht. Auch in seinen Junioren- und Collegejahren hat der US Boy eine konstant gute Leistungskurve aufzuweisen, muss jetzt allerdings beweisen, dass er das auch in der EBEL fortführen kann. Auf der Backup Position haben die Laibacher zwei ganz junge Leute im Kader, die es, wenn überhaupt, nur sporadisch zu Einsätzen bringen werden. Boh (21 Jahre) und Koren (19 Jahre) sind mit Sicherheit von ihrer Leistungsfähigkeit noch nicht dort, wo im letzten Jahr ein Pintaric war. Sollte es also Probleme, Verletzungen oder Sperren auf der Torhüterposition geben, dann sieht es nicht gut aus für die Drachen.
Bewertung: 2,5 von 5 Punkten
Abwehr:
Abgänge: Brad Cole, Jamie Fraser, Scott Hotham, Domen Vedlin
Zugänge: Patrick Coulombe, Ziga Grahut, Aleksandar Magovac, Michael Ratchuk, Andrew Thomas,
Was die Slowenen in der letzten Saison besonders ausgezeichnet hat, war die Tatsache, dass man erstmals seit Jahren wieder einmal offensivstarke Verteidiger in seinen Reihen hatte. Jamie Fraser und Scott Hotham waren unter den Topscorern des Teams zu finden und sorgten dafür, dass nicht nur von den ersten beiden Sturmreihen Gefahr ausging. Diese beiden Legionäre haben das Team nach einem Jahr aber schon wieder verlassen und sind ebenso wie Brad Cole EBEL-intern weiter gezogen. Wichtige Abgänge, die man bei den Drachen aber versucht hat, adäquat zu ersetzen. Wie immer hat sich Olimpija als sehr findig erwiesen, was die Legionärssuche betrifft und ist mit bislang unbekannten Namen zurück gekehrt. Patrick Coloumbe hat in der letzten Saison in Norwegens höchster Spielklasse bewiesen, dass er ein echter Punktesammler sein kann und damit seine Leistungen aus der EHCL bestätigt. Er könnte der wichtigste Mann in der Defensive werden, gefolgt von Michael Ratchuk, der ebenso punkten kann. Andre Thomas ist hingegen eher ein Mann fürs Grobe und für die physischen Aspekte, während man aus den Beobachtungen in Jesenice weiß, dass Ziga Grahut ein durchaus guter Verteidiger ist. Insgesamt scheint man zwar im Vergleich zum letzten Jahr ein wenig an Offensivpower verloren zu haben, wirkt aber sogar etwas breiter aufgestellt. Für den Kampf um die Top 8 dürfte man in diesem Bereich aber gut gerüstet sein.
Bewertung: 3 von 5 Punkten
###Kaderbewertung Olimpija Ljubljana – Angriff und Trainer:
Angriff:
Abgänge: John Hughes, Justin Taylor, Bostjan Golicic, Petr Sachl.
Zugänge: Chris D'Alvise, Simon Ferguson, Scott Freeman, Alexandre Imbeault, Georgi Pogodin-Alexeyev.
Den größten Aderlasse haben die Slowenen im Angriff zu verdauen. Wer Spieler wie einen John Hughes oder Justin Taylor abgeben muss hat ein Problem. Und dieses ist nicht so einfach aus der Welt zu schaffen, denn in Wirklichkeit ist praktisch alles über die erste Linie der Drachen gelaufen. Haben Hughes und Co. getroffen, war der Erfolg da. War hier Flaute, gab es auch keine Siege. Insgesamt haben die Slowenen im Sturm Spieler abgeben müssen, die für 53 Tore verantwortlich waren – das ist fast die Hälfte aller Treffer, die überhaupt erzielt wurden. In diese Fußstapfen muss man erst einmal steigen und diese dann auch ausfüllen. Diese Aufgabe wir den Neuzugängen im Kader der Slowenen zukommen, wobei man auch hier rein statistisch gesehen gut reagiert hat. D'Alvise und Ferguson haben in der ECHL gut gepunktet, Letzterer im vergangenen Jahr in Dänemark ebenfalls stark aufgezeigt. Scott Freeman reiht sich in diese Liste ohne qualitativen Abfall ein und auch Imbeault kann scoren. Man war bei den Drachen ganz offensichtlich darauf bedacht, die Abgänge der Stars nicht durch Einzelpersonen vergessen zu lassen, sondern den Kader auf breitere Beine zu stellen. Die Zugänge haben das Potential und mit den bekannten Größen wie den Pance Brüdern oder einem Ales Music, der eine sensationelle Saison 11/12 spielte, kann man zumindest wieder die obligaten drei Angriffsformationen aufbieten. Ob unter den Neuzugängen aber Spieler sind, welche die Mannschaft ähnlich einem Hughes führen können, wird sich zeigen. Denn gerade bei einer doch begrenzten Kadertiefe wie in Ljubljana wird man den ein oder anderen Ausreißer nach oben brauchen, um offensiv in der Liga bestehen zu können.
Bewertung: 2,5 von 5 Punkten
Trainer:
Abgang: Hannu Järvenpää
Zugang: Heikki Mälkiä
Ein Finne für einen Finnen… Olimpija Ljubljana hat neben zahlreichen Spielern auch seinen Erfolgscoach Hannu Järvenpää an die Konkurrenz verloren. Der Finne war ohne Frage ein wichtiger Grund für den Lauf der letzten Saison, mit Heikki Mälkiä hat man aber einen Ersatzmann geholt, der die Arbeit seines Vorgängers durchaus fortsetzen kann. Mälkiä war zuletzt beim HK Jesenice tätig und hat in einem noch schwierigeren Umfeld als es Ljubljana je war, gute Arbeit geleistet. Der Finne muss allerdings viele Neuzugänge ins Team einbauen und gleichzeitig eine Mannschaft zur Verfügung, die nicht mehr an die Qualitäten der letzten Jahre heranreicht. Diese kleineren Brötchen, die man aller Voraussicht nach backen wird, ist Mälkia allerdings gewöhnt und man darf gespannt sein, ob er es auch bei den Drachen schafft, mit geringen personellen und finanziellen Mitteln eine Mannschaft zu formen, die mehr ist, als nur ein Mitläufer.
Bewertung: 3 von 5 Punkten
Gesamtwertung: 11 von 20 Punkten
###Die Zwischenwertung in der HF.at Kaderbewertung:
1. Olimpija Ljubljana 11,0 Punkte
Morgen geht es weiter mit Teil 2 in unserer Serie mit dem HC TWK Innsbruck.