EBEL Finale – oder warum die Öffentlichkeit fast ausgeschlossen wird
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marksoft -
22. März 2012 um 11:10 -
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Heute startet die Erste Bank Eishockey Liga in ihr Finale und das mediale Interesse wird sich auf das Duell zwischen den Black Wings und dem KAC konzentrieren. Davon werden viele Fans aber nichts mitbekommen, denn die späte Beginnzeit ist ein Riesenproblem für die Printmedien.
20:30 Uhr, Eishockey zur Prime Time – das hat sich TV Partner ServusTV gewünscht und bereits im letzten Sommer wurde ihm das von Liga und Vereinen auch zugestanden. Damals wurden offenbar nicht viele Gedanken daran verschwendet, was diese Bullyzeiten für Konsequenzen haben.
Bereits in den letzten Tagen und Wochen gab es massive Proteste aus dem Fansektor, denn die neue Beginnzeit an Wochentagen ist ein großes Problem für Auswärtsfahrer und vor allem auch Familien mit Kindern. Das Ende einer Finalpartie, sofern sie in regulärer Spielzeit beendet werden kann, wird sich irgendwo rund um 23 Uhr einpendeln. Für Kinder, die am nächsten Tag in die Schule müssen sind damit Finalspiele wohl tabu.
Ebenfalls wenig begeistert ist man in beiden Fanlagern, denn wenn Auswärtsfahrten ohnehin schon immer mit Aufwand verbunden waren, so sind diese dank der neuen Beginnzeit eine echte Herausforderung. Man darf weder als Linzer noch als Klagenfurter Auswärtsfan damit rechnen, dass man vor 3 Uhr morgens ins Bett kommt. Nicht umsonst rechnet man bei den Finalisten und deren Fankoordinatoren gerade für die Partien an Wochentagen mit deutlich weniger reisewilligen Fans als sonst üblich.
Das Megaproblem für die Printmedien
Wer gedacht hat, das seien schon Probleme, der weiß noch nicht, wie es bei den Journalisten der schreibenden Zunft aussieht. Für die Ausgaben der Tageszeitungen ist der späte Bullybeginn nicht nur eine Herausforderung, sondern schlicht und ergreifend leserfeindlich. Eine kurze Rundfrage von Hockeyfans.at unter den betroffenen Regionalzeitungen zeigt, dass es große Teile der Leserschaft geben wird, die am Tag nach dem Match keine aktuellen Informationen darüber in ihrer Zeitung finden werden.
Zwar versuchen alle Medien, ihre Drucktermine so weit wie möglich nach hinten zu verlegen, doch logistisch ist es unmöglich, eine Gesamtauflage nach 23 Uhr zu drucken und diese dann auch noch am nächsten Morgen zum Frühstück in den Postkästen der Abonnenten und Leser zu haben. Daher wird ein Teil der Auflage ohne die aktuellen EBEL Ereignisse gedruckt werden. Kaum auszudenken, wenn ein Match erst in der Verlängerung entschieden wird!
Jetzt könnte man meinen, dass das in Zeiten von Internet, TV und Radio ohnehin belanglos sei, doch dem ist nicht so. Gerade die Printmedien sind wichtige Faktoren für die Vereine und sind mit ihrer Berichterstattung auch Werbeträger für die nächsten Partien. Das spiegelt sich auch im Werbewert von Teams wieder, denn hier haben Tageszeitungen einen großen Anteil.
„Das größte Problem ist aber, dass man einem Leser nun erklären muss, warum er plötzlich nichts mehr vom Eishockey lesen kann“, schüttelt auch Barbara Kneidinger von der OÖ Krone den Kopf. „Bis jetzt hat er fast immer seinen Bericht in der Zeitung gelesen, plötzlich wenn es um den Meistertitel geht, steht davon aber nichts mehr drin.“ Die Krone wird zum Beispiel mit ganz viel Glück (also bei Spielende bis 23 Uhr) noch etwa die Hälfte ihrer Ausgaben mit der EBEL Finalstory bestücken können. Ähnlich sieht es bei den anderen Regionalblättern aus, wobei hier die eine Zeitung etwas mehr erreicht, die andere dafür wieder gar nichts im Sportteil über das Finale bringen kann. "Eine Katastrophe", bringt es Alexander Zambarloukos vom OÖ Volksblatt auf einen kurzen Nenner.
Letzten Endes ist es die Medienpräsenz, die für Sponsoren besonders wichtig ist – und hier nicht nur die TV Präsenz. Der Kniefall vor ServusTV mag dem Partner gut tun und Eishockey in die Prime Time hieven, doch insgesamt ist eine deutlich geringere Berichterstattung zu erwarten. Auch das also etwas, das in letzter Konsequenz zu Lasten des Fans geht. Zumindest an den Wochentagen, denn Sonntags bleibt ja alles wie gewohnt.