Kaderbewertung: Fehervar sucht den Anschluss

Die letzte Saison bedeutete für Alba Volan einen klaren Rückschritt. Nach einem sehr guten Jahr rutschten die Ungarn wieder etwas ab und konnten mit viel Mühe gerade noch den letzten Tabellenplatz verhindern. Damit es 2011/12 wieder für einen Platz über dem Play Off Strich reicht muss sich einiges ändern – ist das für Szekesfehervar möglich? Ein Teufel ziert das Wappen von Alba Volan, doch so richtig teuflisch spielten die Ungarn in der letzten Saison nicht. Nachdem man 2009/10 endlich den Play Off Einzug geschafft hatte, war man zuletzt wieder weiter davon weg. Der Trend der ersten EBEL Jahre hat sich abgeschwächt, denn während man anfangs immer wieder deutliche Schritte nach vorne gemacht hatte, war man in der vergangenen Spielzeit doch relativ weit weg von der Konkurrenz. Trainer Kevin Primeau hat viel zu tun, um das entstandene Loch wieder zu schließen. Ein Problem des Vorjahres war, dass die Ungarn keine richtige Konstanz in ihr Spiel brachten. Das zog sich durch den gesamten Grunddurchgang und es gab Partien, in denen die Leistung sogar von Drittel zu Drittel schwankte. Darüber hinaus schien man mit der Entscheidung, ein neues und vor allem offensiveres Spielsystem zuzulegen, nicht gerade eine glückliche Wahl getroffen zu haben. Alba Volan war immer am erfolgreichsten, wenn man sich auf die Defensive konzentriert hat und dann schnell konterte. ###Die Ausgangslage Rang 9, punktegleich mit dem Letzten der EBEL – das war die ernüchternde Bilanz Alba Volans in der Saison 2010/11. Die Ungarn haben ein enttäuschendes Jahr hinter sich und einige große Baustellen zu lösen. Gerade in der Defensive taten sich jede Menge Probleme auf – und genau hier hat man auch die ersten Verbesserungsversuche gesetzt. Statistische Fakten 10/11: Power Play: 18,18% (8.) Penalty Killing 77,61% (7.) Fairplay 13,57 Min/Sp (1.) Shorthander 7 (4.) Scoring Effizienz 9,39% (6.) Goalkeeping 89,2% (9.) Tore geschossen: 163 (8.) Tore erhalten: 203 (10.) Als einziges Team der EBEL kassierte Alba Volan in der letzten Saison mehr als 200 Gegentore – am Ende waren es 203 Tore, welche die Konkurrenz in 54 Spielen bejubeln durfte. Das sind pro Match fast 4 Treffer! Bei einer derartigen Statistik wird es schwer, zu Punkten zu gelangen – noch dazu, wenn man auch offensiv nicht gerade zu den gefährlichsten Team der Liga gehörte. Ein Grund für die schwache Abwehrleistung war wieder einmal ein Problem mit den Torhütern, darüber hinaus funktionierten auch die Special Teams nicht wirklich. Was Fehervar auch ab und zu etwas fehlte, war die gesunde Aggressivität in den Zweikämpfen. Die Magyaren waren das fairste Team der gesamten EBEL, was angesichts eines Penalty Killings von nur knapp 78% auch besser war. In Hinblick auf die neue Saison hat man im Kader nicht viel verändert, aber wichtige Schritte gesetzt. Im Tor wurde auf die schwachen Leistungen reagiert und ein neuer Mann geholt, der endlich auch Spiele gewinnen soll. In der Abwehr hat man ebenfalls reagiert und sich breiter aufgestellt. Das gilt auch für die Angriffsformationen, wenngleich man hier vielleicht sogar noch mehr investieren hätte müssen, denn im Vergleich zu den Konkurrenten ist man insgesamt nicht tief genug besetzt. Traditionell sind bei Fehervar im Idealfall zwei Linien für das Scoren zuständig, der Rest muss „arbeiten“. Die Fortschritte im Vergleich zu einer schwachen letzten Saison sind nur kleine und es ist zu erwarten, dass die Ungarn ein weiteres Jahr zittern müssen. Die Ausgangslage hat sich mit einem zusätzlichen Team in der Liga geändert und ab sofort heißt es, statt zwei sogar drei Mannschaften hinter sich zu lassen. Das wird mit dem bestehenden Kader trotz sehr guter Testspielergebnisse schon schwer genug und man darf damit rechnen, dass die Teufel von der ersten Runde weg um die Play Offs fighten müssen. HF.at Prognose: Platz 8 bis 11 ###Kaderbewertung Fehervar AV19 – Torhüter und Abwehr: Torhüter: Abgänge: Tommi Satosaari, Zoltan Hetenyi Zugänge: Adam Munro, Joszef Peszkan Die Ungarn konnten in der letzten Saison mit ihrer Abwehrleistung nicht zufrieden sein – und dazu gehört nun einmal auch der Torhüter. Zu viele Gegentore wurden zugelassen, die Torhüter der Magyaren konnten nicht wirklich überzeugen und schon gar nicht als entscheidende Faktoren auftreten. Mit dem Abgang von Zoltan Hetenyi ins skandinavische Ausland und der Trennung von Tommi Satosaari bleibt dennoch ein Loch übrig, das man erst einmal stopfen muss. Das soll der Kanadier Adam Munro, der aus Italien nach Szekesfehervar kommt und dort endlich Leistungen bringen soll, wie man sie von den Goalies der Konkurrenz gewohnt ist. Gerade das Goaltending ist eine traditionelle Schwäche bei den Teufeln und jetzt ist auch noch Talent Hetenyi nicht mehr da. Hinter Munro klafft daher ein großes Loch, das ein 21- und ein 18-jähriger Backup nicht stopfen werden können. Auch bei Munro muss man abwarten, ob er die große Verstärkung ist, die Alba Volan ohne Zweifel brauchen würde, um konkurrenzfähig zu sein und ein Wörtchen um die Play Offs mitreden zu können. Und dann darf sich der Kanadier auch nicht verletzten, denn sonst schaut es ganz düster aus. Bewertung: 2,5 von 5 Punkten Abwehr: Abgänge: Oskar Ackeström, David Jobb, Ales Kranjc, Zugänge: Harlan Pratt, Cristiano Borgatello, Balazs Lada, Tomas Sille. Durch die Umstellung im Spielsystem gab es in der letzten Saison eine augenscheinliche Änderung bei den Defensivstatistiken: nicht nur, dass Alba Volan plötzlich nicht mehr die meisten Schüsse aufs Tor zu bewältigen hatte, plötzlich konnten auch die Verteidiger Punkte sammeln. Nur drei Mannschaften ließen weniger Torschüsse zu, was grundsätzlich positiv zu vermerken ist. Dass es danach aber erneut die meisten Gegentore gab ist ein Zeichen nicht nur für schlechte Goalieleistungen, sondern auch für zu wenig Aggressivität vor dem eigenen Tor. Für die neue Saison hat man versucht, dieser Tatsache gerecht zu werden und holte mit Harlan Pratt einen Abräumer, der im Verlauf seiner bisherigen Karriere nicht gerade als Punktesammler, dafür aber als Arbeiter aufgezeigt hat. Auch der Italiener Borgatello fällt in diese Kategorie, was gleich wieder eine Frage aufwirft: wenn man zwei derartige Legionäre holt, wer soll dann die Punkte eines Ackeström oder Kranjc machen? Diese werden als Impulsgeber im Spiel nach vorne zweifelsohne fehlen und daher darf man schon alleine auf Grund der personellen Gegebenheiten in der Defensive ein deutlich defensiveres Spielsystem erwarten. Große Qualitätssprünge nach vorne hat man aber in diesem Mannschaftsteil nicht gemacht, offensiv ist man weniger gefährlich geworden, defensiv dafür kompakter. Interessant ist übrigens in der Abwehr ein Mann: Tomas Sille bringt schon 41 Jahre am Buckel mit und soll eigentlich als Trainer in der Eishockey Akademie der Ungarn arbeiten. Spielerisch soll er in der MOL Liga agieren, könnte aber dann und wann auch in der EBEL auflaufen. Bewertung: 2,5 von 5 Punkten ###Kaderbewertung Fehervar AV19 – Angriff und Trainer: Angriff: Abgänge: Daniel Fekete, Szabolcs Fodor, Adam Hegyi, Roger Holeczy, Nathan Martz, Artyom Vaszjunyin. Zugänge: Balant Magosi, Attila Nemeth, Derek Ryan, Ladislav Sikorcin. Wie schon erwähnt hat Alba Volan im Angriff fast schon traditionell keine zu den Mitbewerbern vergleichbare Kadertiefe aufzugreifen. Das ist grundsätzlich nicht einmal negativ, denn die Ungarn bauen in ihren Formationen verstärkt auch auf inländische Spieler und helfen so mit, das Nationalteam weiter zu entwickeln. Das gelang in den vergangenen Jahren recht gut, für den EBEL Betrieb bedeutet das aber eine relativ leichte Ausrechenbarkeit. Nur 6 Spieler hatten in der vergangenen Saison mehr als 10 Tore – das reicht für besagte zwei Linien. Ein Glücksgriff war ohne Frage Eric Johansson, der erst während der Saison kam und sofort am laufenden Band scorte. Wenn er diese Leistung fortsetzt, dann wird er der Topscorer der Ungarn werden. Kein Wunder, dass sich diese den Schweden einiges kosten ließen und so die ebenfalls interessierten Linzer ausstachen. Mit dem Ungarntrio Ladanyi, Vas und Palkovics kann man weiterhin auf bewährte und zuverlässige Offensivkräfte vertrauen und auch Soforn sollte mit seinen noch jungen 23 Jahren einen weiteren Schritt nach vorne machen. Arpad Mihaly liebäugelte lange mit einem KHL Vertrag, schaffte dann aber doch das Try Out nicht und bleibt somit Fehervar treu. Um vorne etwas breiter aufgestellt zu sein wurde aber auch in einen neuen Stürmer investiert. Derek Ryan kommt mit seinen 24 Jahren direkt von der Uni und hat dort ausgezeichnete Statistiken vorzuweisen. Es wird sich zeigen, ob der kleine Angreifer im Kontersystem der Ungarn aufblühen kann, denn ein zusätzlicher guter Scorer würde dem Sturm Alba Volans sicher gut tun. Die restlichen Neuzugänge dürfen in die Kategorie „Kaderergänzungen“ eingereiht werden, was auch beim Angriff den Eindruck hinterlässt, dass hier nur minimale Bewegungen nach vorne gemacht wurden. Auffällig in der letzten Saison war, dass die Ungarn trotz etwas offensiverer Spielweise trotzdem die wenigsten Torschüsse der gesamten Liga abgegeben haben. Für eine Kontermannschaft wäre das durchaus in Ordnung, dazu müsste die Effizienz aber noch etwas gesteigert werden. Keine Frage, die Scorer der letzten Jahre werden auch heuer wieder gute Leistungen zeigen, auf Dauer sind die Angriffslinien aber zu wenig ausgeglichen und nach hinten hin zu ungefährlich, um hier große Sprünge zu machen. Bewertung: 3 von 5 Punkten Trainer: Abgang: - Zugang: - Kevin Primeau bleibt auch in der neuen Saison als Trainer hinter der Bande in Szekesfehervar. Der 56-Jährige kennt die Liga sehr gut, denn er trainierte auch schon den KAC (05/06). Der Kanadier ist ein Fachmann, der in Ungarn aber sehr begrenzte Mittel zur Verfügung hat. Primeau weiß ganz genau, was ihn in Szekesfehervar erwartet und kennt auch die Voraussetzungen – in der letzten Saison kam er im Oktober zum Team und musste mit dem bestehenden Spielermaterial zurecht kommen. Im Sommer durfte er selbst am Kader mitbasteln und wird nun versuchen, die 2010/11 immer wieder diagnostizierten Probleme anzugehen. Dabei dürfte der Kanadier keine Zauberdinge versuchen, sondern weiterhin auf das setzen, was die Magyaren früher so unangenehm machte: hinten dicht machen und nach vorne gnadenlos kontern. Einige Wunschspieler hat Primeau geholt, dass er nicht ganz vorne mitspielen kann weiß der Kanadier selbst. Das Ziel lautet „Play Offs“ und das zu erreichen wird schon schwer genug. Kevin Primeau ist ein Fachmann und hat seine Mannschaft gut auf die EBEL Saison eingestellt - das zeigen schon die Ergebnisse der Pre-Season. Über die lange Saison gesehen wird er nun aber versuchen müssen, dass sein Team konstanter spielt als im letzten Jahr. Denn nur dann hat man eine Chance auf die Top 8. Ansonsten kann es passieren, dass Alba Volan wieder einmal die Reißleine zieht. Länger als zwei Saisonen hat es bei den Magyaren seit Jahren niemand durchgehalten. Bewertung: 3,5 von 5 Punkten Gesamtwertung: 11,5 von 20 Punkten ###Die Zwischenwertung in der HF.at Kaderbewertung: 1. KAC 17,0 Punkte 1. Vienna Capitals 17,0 Punkte 3. Black Wings Linz 16,5 Punkte 4. Medvescak Zagreb 14,5 Punkte 5. VSV 14 Punkte 6. Graz 99ers 12,5 Punkte 7. Olimpija Ljubljana 12 Punkte 8. Alba Volan 11,5 Morgen geht es weiter mit Teil 9 in unserer Serie mit Jesenice.