Kaderbewertung: Black Wings – Übergangsjahr oder doch Geheimtipp?

Wenn man in Linz über die letzte Saison spricht, dann denkt man bei den Black Wings zuerst an enormes Verletzungspech und danach an eine unglaublich ineffiziente Offensive. Bei den Stahlstädtern hat man die Zeichen der Zeit erkannt und den Kader fast vollständig umgekrempelt. Die große Frage dabei: reicht das, um den Abstand zu den Großen der EBEL zu verkleinern? Es war keine gute Saison, die man in Linz von den Black Wings vorgesetzt bekam. Mit alternden Stars ausgestattet tat man sich ein ganzes Jahr lang offensiv irrsinnig schwer und kam nie in Schwung. Darüber hinaus war man von einigem Verletzungspech geplagt und schied schließlich sang- und klanglos im Viertelfinale aus. Das hat zum Handeln gezwungen und Anfang August kamen nicht weniger als 13 neue Spieler an die Untere Donaulände, um unter einem neuen Headcoach zu trainieren. ###Die Ausgangslage Wenn sich ein Verein von langjährigen Sympathieträgern trennt, dann ist das meist kein einfacher Schritt. In Linz hat man bei der Kaderzusammenstellung für 2011/12 einen Spagat versucht: einerseits im Hinblick auf eine mögliche Legionärsbeschränkung in den nächsten Jahren schon jetzt Talente aus ganz Österreich an den Verein zu binden und andererseits Leader zu holen, die sich einem einzigen Ziel unterwerfen: der Mannschaft zu dienen! Statistische Fakten 10/11: Power Play: 18,15% (9.) Penalty Killing 83,46% (1.) Fairplay 15,97 Min/Sp (4.) Shorthander 2 (10.) Scoring Effizienz 7,54% (10.) Goalkeeping 89,94% (5.) Tore geschossen: 156 (10.) Tore erhalten: 166 (4.) Der Blick zurück offenbart ganz deutlich die Schwachstellen im Black Wings Spiel der vergangenen Saison: offensiv war zu wenig Druck vorhanden. Keine andere Mannschaft schoss so wenig Tore und ging gleichzeitig so schleißig mit ihren Chancen um. Dieses Phänomen zog sich quer durch alle Spielsituationen – egal ob bei 5 gegen 5, im Power Play oder sogar in Unterzahl – immer waren die Linzer so ungefährlich wie kein anderes Team der Liga. Was jedoch ausgezeichnet funktionierte, war die Defensive. Die Stahlstädter stellten immerhin das beste Penalty Killing und verfügten über ein durchaus konkurrenzfähiges Goaltending. Dennoch wurde im Kader kaum ein Stein auf dem anderen belassen – Abwehr und Angriff wurden gehörig umgebaut, nur im Tor vertrauen die Oberösterreicher auf das alte Gespann. Ein neuer Trainer wurde geholt und soll eine neue Eishockeyphilosophie in die alt-ehrwürdige Halle an der Donau bringen. Es gibt sehr viele Fragezeichen vor dieser Saison, aber eines ist klar: es weht ein sehr frischer Wind durch die Katakomben und der Kampf um den Stammplatz wird durch viele junge, hungrige Cracks angefacht. Der Kader ist tief besetzt, die Namen versprechen attraktives Eishockey – wenn alles gut läuft, das Verletzungspech ausbleibt und die Black Wings ihr Potential abrufen, dann sind sie mehr als nur ein Herausforderer unter vielen. HF.at Prognose: Platz 4 bis 7 ###Kaderbewertung Black Wings – Torhüter und Abwehr: Torhüter: Abgänge: - Zugänge: - Der einzige Mannschaftsteil, der vom Umbau in Linz nicht betroffen war, sind die Torleute. Die Black Wings bauen weiterhin auf den US Amerikaner Alex Westlund und den Vorarlberger Lorenz Hirn. Westlund ist die klare Nummer 1 und hält sich seit Jahren konstant unter den Top-Torleuten der Liga. Dennoch sind seine glanzvollen Jahre scheinbar vorbei und mit bald 36 Jahren neigt sich seine Karriere dem Ende zu. In Linz will er seine Profikarriere ausklingen lassen, muss dazu aber vor allem eines zeigen: Leistung. Nur wenn er unter die Top 3 Torleute der Liga kommt, verlängert sich sein Vertrag automatisch um ein Jahr. Eines ist jetzt schon klar: so viel Eiszeit wie in der letzten Saison wird Westlund nicht mehr bekommen, dazu haben sich die Rahmenbedingungen (siehe Bewertung Trainer) zu sehr geändert. Das kann dem Spiel des US Amerikaners nur gut tun, denn er wirkte doch ab und zu „überspielt“ mit einem Hang zu Patzern bei scheinbar einfachen Chancen. In der letzten Saison haben sich auch die Spiele, die dank Westlund gewonnen wurden, stark reduziert. Das hing wohl auch mit einer wenig präsenten Defensive zusammen – auch das könnte sich ändern. Als Nummer 2 steht wieder Lorenz Hirn im Black Wings Dress. Der Vorarlberger hat in den vergangenen Jahren konstant mehr Eiszeit bekommen und wird aller Voraussicht nach heuer wieder mehr spielen. Er hat ohne Frage das Potential zum ausgezeichneten EBEL Backup, ob es aber zu einer Nummer 1 reicht darf zumindest angezweifelt werden. Entlastung für einen Westlund kann er aber auf jeden Fall sein – und auch Herausforderer, denn die Leistungen Hirns stimmen bei seinen Einsätzen meist. Insgesamt hat sich hier im Vergleich zur vergangenen Saison nichts verändert und somit verfügt man bei den Oberösterreichern wieder über ein kompaktes Goaliegespann. Bewertung: 3,5 von 5 Punkten Abwehr: Abgänge: Rich Bronilla, Reid Cashman, Aaron MacKenzie, Zugänge: Daniel Mitterdorfer, Justin Kurtz, Adrian Veideman, Curtis Murphy Es mag auf den ersten Blick verwundern, dass man sich in Linz zu einem durchaus massiven Umbau in der Defensive entschieden hat Die Black Wings waren bei den Gegentoren unter den Top 4 der Liga und auch das Penalty Killing war top. Dennoch hatten die Stahlstädter ein Problem: der Spielaufbau und die Offensivgefahr durch die Verteidiger. Dieses Manko zog sich schon seit Jahren durch die Hinterreihen der Oberösterreicher, jetzt soll sich das ändern. Mit Daniel Mitterdorfer hat man sich hier ein hoffnungsvolles Talent gesichert, das schon in Salzburg gezeigt hat, dass es EBEL-tauglich ist. In Linz gilt der junge Verteidiger als Zukunftsinvestition, der man auch Fehler zugestehen und die viel Eiszeit bekommen wird. Derzeit sieht es danach aus, als würde sich Mitterdorfer mit Michael Mayr um den Rang des sechsten Verteidigers matchen. Davor wurden gleich drei neue Legionäre an Board geholt. Herausragend dabei die Verpflichtung von Curtis Murphy, der alle Tugenden besitzt, um einer der besten Defender der EBEL zu werden. Unglaublich routiniert, viel Übersicht, guter Offensivspieler, mannschaftsdienlich und belastbar – ein Top Mann. Mit Adrian Veideman und Justin Kurtz hat man ebenfalls zwei Leute geholt, die vor allem im Power Play für Gefahr sorgen können. Das ist auch dringend nötig, denn viel Luft nach unten war da nicht mehr. Zu diesen Neuzugängen gesellen sich die alten Bekannten der letzten Jahre: Publikumsliebling Robert Lukas, der ein gestandener EBEL Verteidiger mit Offensivgeist und Arbeitsmoral ist. Seine zeitweisen Aussetzer verzeiht man ihm in Linz gerne, denn Lukas weiß mit Leistungen zu überzeugen. Das tut auch Franklin MacDonald, den man „Mister Zuverlässig“ nennen kann. Seit er in Linz ist hat er kein Pflichtspiel verpasst und hatte zudem in den letzten beiden Jahren immer die meiste Eiszeit bei den Stahlstädtern. Ein ebenso zuverlässiger Mann wie Michael Mayr, Linzer Eigenbauspieler und damit so etwas wie ein emotionaler Fixbestandteil des Teams. Dass er seinen Sport nur nebenberuflich ausübt macht seine Leistungen nur noch bemerkenswerter. Als Kaderergänzungen für den Fall der Fälle sind Fabian Scholz und der erst 17-jährige Niklas Mayrhauser wohl zum Pendeln zwischen EBEL und Farmteam gezwungen. Nach den vielen Verletzungen der letzten Saison ist die Abwehr nun sehr breit aufgestellt und auch der erhoffte Offensivgeist dürfte sich einstellen. Es wird sich weisen, ob diese Hintermannschaft die Hoffnungen erfüllen kann. Luft nach oben haben die Linzer einige und mit den Neuzugängen könnte tatsächlich der Fall eintreten, dass man hier mit den ganz Großen der Liga mithalten kann. Bewertung: 4 von 5 Punkten ###Kaderbewertung Black Wings – Angriff und Trainer: Angriff: Abgänge: Christian Haidinger, Markus Schlacher, Rob Shearer, Brad Purdie, Jason Ward, Matthias Schwab Zugänge: Brian Lebler, Michael Lebler, Mike Ouellette, Danny Irmen, Ralph Nachbaur, Rob Hisey, Patrick Spannring, Marcel Wolf, David Rassl, Fragezeichen über Fragezeichen stehen hinter der Offensive der Black Wings. In der vergangenen Saison blieben die Stürmer im Linzer Dress fast alles schuldig und aus einer einst brandgefährlichen Mannschaft wurde ein laues Offensivlüftchen. Das hat auch Trainer Rob Daum erkannt und die Personalien stark verändert. Wer Linzer “Legenden” wie Rob Shearer und Brad Purdie in die Pension schickt hat einerseits Mut, hat aber auch die Zeichen der Zeit erkannt. Harmlos war noch das Netteste, was es zu sagen gab über die Offensivleistung der vergangenen Saison – das wird sich aber ändern. Denn die Stahlstädter haben einige höchst interessante Neue geholt, eine gute Mischung aus Technikern und phsysisch starken Spielern soll die Konkurrenz zittern lassen. Interessant ist die Zusammenstellung auch deshalb, weil es in Linz zahlreiche Jungtalente aus Österreich zu sehen gibt. Brian Lebler weiß nicht nur durch seinen Körper, sondern auch durch Technik zu überzeugen, sein Bruder Michael wird sich zwar ab und zu im Farmteam finden, hat aber durchaus auch EBEL Potential. Das spricht man auch Talenten wir Wolf, Spannring, Rassl und Nachbaur zu – sie alle haben eines gemeinsam: sie kämpfen um ein Leiberl und werden Eiszeit bekommen! Das ist der Plan des Trainers und auch der Verein steht voll hinter dieser Entscheidung. Apropos interessant: die Verpflichtung von Rob Hisey ist zumindest mutig, denn vor ein paar Jahren in Graz war er enttäuschend. In Linz präsentiert er sich zumindest austrainiert, ober ein Impulsgeber und Torjäger sein kann, muss er erst beweisen. Das weiß man von einem Mike Ouellette schon längst. Wer in Graz und Zagreb um die 50 Punkte sammelte hat das Zeug zu einem der Topscorer der Liga. Und auch Danny Irmen wird für dieses Team sehr wichtig werden. Der Stürmer scheut keine Arbeit, überzeugt im Backchecking und gilt als guter Penalty Killer. Dazu gesellen sich die Cracks, die aus dem Vorjahr übrig geblieben sind. Pat Leahy steht unter Beobachtung und darf sich wohl keinen Durchhänger mehr leisten – sonst droht ein Tausch. Auch Gregor Baumgartner wird den Druck der von hinten nachstürmenden Jungen spüren, Kapitän Philipp Lukas gilt da mit seinen Leaderqualitäten trotz schwächelndem Abschluss schon eher als gesetzt. Das ist auch das Trio-Infernale Oberkofler/Mairitsch/Grabher Meier. Sie haben als dritte Linie letzte Saison für Furore gesorgt und müssen diese Leistung nun bestätigen. Justin Keller muss nur eines: Tore schießen. Dafür wurde er im Vorjahr geholt und das versucht er aus jeder Situation. Unter dem neuen Trainer wird er auch andere Arbeiten verrichten müssen – ob ihm das schmeckt? Der Kader liest sich nach jeder Menge Spaß am Linzer Eis, die Formationen sind jünger und schneller geworden. Jetzt müssen sie „nur“ noch treffen. Und ob die Anzahl an Torjägern ausreicht, um im Vergleich zu den Topteams 50 Tore zu „finden“? Bewertung: 4 von 5 Punkten Trainer: Abgang: Kim Collins Zugang: Rob Daum Bis vor wenigen Monaten kannte vermutlich niemand in Österreich Rob Daum. Seit der Kanadier in Linz ist weiß man aber, dass sich hier ein echter Vollprofi eingefunden hat. Bis in die letzte Haarspitze strahlt der neue Black Wings Trainer Professionalität aus und erwartet das auch von seiner Mannschaft. Ab sofort müssen die Cracks auch abseits des Eises perfekt auftreten – wer nicht spielt, hat im Anzug zu erscheinen. Alles eine Frage der Arbeitsmoral – und die fordert Daum von seinen Jungs permanent. Von der ersten Minute an hatte der Kanadier den Respekt seines Teams, das vieles neu lernen muss. Neue Wege, neue Systeme, ein laufintensives und aggressives Tempospiel mit viel Druck auf den Gegner – das braucht Zeit, die Daum von der Vereinsführung auch bekommt. Für vorerst einmal drei Jahre hat man sich einen gemeinsamen Plan zurecht gelegt – nur wenn die NHL rufen sollte „darf“ Daum weg. Wer in Nordamerika am College und in der AHL zahllose Erfolge und Meisterschaften feierte und im System der Edmonton Oilers tätig war, der versteht sein Fach. Selbst Co-Trainer Mark Sczüs ist begeistert und meint, dass er noch nie so viel gelernt hat – jeden einzelnen Tag. Viele Vorschusslorbeeren, die Daum da bekommt. Wenn seine Mannschaft alles umsetzen kann, was er fordert, dann wird er Erfolg ernten. Wenn es nicht so klappt und vor allem von den bekannt fordernden Fans in Linz Druck bekommt, dann wird man sehen, ob Daum auch damit umgehen kann. Es wäre überraschend, wenn nicht. Bewertung: 5 von 5 Punkten Gesamtwertung: 16,5 von 20 Punkten ###Die Zwischenwertung in der HF.at Kaderbewertung: 1. KAC 17,0 Punkte 2. Vienna Capitals 17,0 Punkte 3. Black Wings Linz 16,5 Punkte Morgen geht es weiter mit Teil 4 in unserer Serie mit dem Villacher SV.