Eine Woche vor Beginn der WM in der Slowakei wird in Österreichs Eishockeyszene weniger über das bevorstehende Turnier gesprochen, vielmehr hagelt es lautstarke Kritik am ÖEHV und dem Nationalteam. Vor allem die mangelnde Professionalität wird angeklagt.
Den Anfang machte Matthias Trattnig, der in einem Interview mit Laola1 seinem Ärger in für Österreich sehr ungewohnt offenen Worten Luft machte. Kaum waren diese Worte veröffentlicht war auch Österreichs Star Thomas Vanek zur Stelle und meldete sich über seine Homepage zu Wort. "Ich selbst bin und war immer stolz, für Österreich zu spielen, die Zustände im Verband machen es einem aber leider nicht immer einfach. Man kommt sich da oft vor wie bei einem Sommer-Hockeycamp und nicht wie bei einem Nationalteam."
Es mangle nicht nur an der Verpflegung sondern bereits bei anderen grundsätzlichen Dingen wie einem einheitlichen Auftreten. "Andere „kleine“ Länder wie Italien oder Norwegen treten als einheitliches Team auf und das fängt schon bei der gleichen Trainingsbekleidung an. Wir wärmen in unterschiedlichen Sweatern auf. Matthias Trattnig und die anderen Salzburger in Bullen-Leiberln, Bernd Brückler in einem russischen T-Shirt, ich in einem Buffalo-Shirt."
Was aber noch schlimmer sei, sei die mangelnde Unterstützung durch Personal. "Physiotherapeut und ein Zeugwart für eine Nationalmannschaft sind einfach zu wenig. Vor allem, wenn es so intensiv zugeht wie bei einer Weltmeisterschaft. Bei so vielen Spielen in so kurzer Zeit bräuchten nach jeder Partie rund 15 Spieler einen Masseur, bei Team können aber nur drei oder vier Spieler behandelt werden. Und der Zeugwart kommt mit der Arbeit auch nicht nach."
Seit Jahren fristet das Team Austria im internationalen Vergleich ein Fahrstuhldasein und kann sich einfach nicht in der A-Gruppe halten. Das hatte in der Vergangenheit oftmals auch etwas mit der Einstellung einiger Spieler zu tun, doch wenn schon einmal ein Vollprofi wie Thomas Vanek so deutlich wird, dann sollte das ein deutliches Zeichen für den Verband sein, zu reagieren. "Von den Spielern wird ein professionelles Auftreten erwartet, aber das muss man sich auch vom Verband erwarten können. Wir wollen ja kommen und gut spielen, aber man macht es uns nicht wirklich leicht."
Unter diesen Umständen werden vielleicht auch die Absagen diverser Starspieler in den letzten Wochen etwas verständlicher. Bernd Brückler, Michael Grabner und Thomas Pöck sagten bereits frühzeitig ab. Dass man als Nationalteamtrainer dann auch noch riesigen Nachwuchshoffnungen wie Konstantin Komarek (hat in Schwedens erster Liga einen Stammplatz) und Stefan Ulmer (Stammplatz in der Schweizer NLA) kein A-Niveau attestiert passiert wohl auch nur in Österreich.
Die Spieler selbst hinterfragen mittlerweile offenbar alles, auch die finanzielle Gebarung des ÖEHV. "Wir können nicht beurteilen, wo das Geld hinfließt, ob wirklich alles dorthin fließt, wohin es fließen sollte", so Thomas Vanek. "Es ist aber bedenklich, wenn vergleichbare Nationen wie Norwegen so viel besser dastehen als wir. Wir haben im letzten Jahr mit Verbandskapitän Giuseppe Mion und Präsident Dieter Kalt sen. gesprochen, viel rausgekommen ist dabei aber nicht."
Der Puck ist nach diesen offenen und sehr kritischen Worten beim ÖEHV, der schon seit Jahren keine Innovationen mehr an den Tag bringt und mehr den Eindruck eines Systembewahrers macht. Das wird nicht mehr lange so gehen, denn selbst ein Spieler wie Thomas Vanek, der sich noch nie für einen Teameinsatz, egal auf welcher Leistungsstufe, zu schade war, weiß nicht, ob er im Falle eines frühzeitigen Play Off Outs zur WM reisen wird.