Endlich ist sie da, die beste Zeit des Jahres. Die Eishockeysaison geht in die Play Offs und ab sofort zählt nur noch eines: Siege! Acht Teams sind noch im Rennen um den Meistertitel und wer davon die besten Karten hat, sich für die Halbfinals zu qualifizieren versucht HF.at in seiner Play Off Vorschau herauszufinden.
KAC (1) – Medvescak Zagreb (8)
Saisonbilanz: 4:2 Siege, 8:6 Punkte, 15:18 Tore
Auch im zweiten Jahr in Serie steht Medvescak Zagreb im Viertelfinale und wie schon im letzten Jahr fordern die Bären die Nummer 1 aus dem Grunddurchgang. Die Favoritenrolle ist in diesem Duell der ersten Runde ganz klar vergeben: Rekordmeister KAC war die beste Mannschaft in der regulären Saison und hat vier von sechs Aufeinandertreffen mit Zagreb gewinnen können. Doch schon die letzten Vergleiche mit Medvescak könnten ein Vorgeschmack darauf sein, was den KAC erwartet. In den letzten drei Spielen gab es zwei Siege für die Bären. Darüber hinaus waren die Erfolge der Klagenfurter immer sehr knapp, fielen jeweils mit einem Tor Unterschied aus – zwei davon überhaupt erst mit Überstunden.
Doch das war in der regulären Saison, die jetzt vorbei ist und keine Rolle mehr spielt. Ab sofort werden die Karten neu gemischt und auch als Außenseiter hat man die Chance, sich durchzusetzen. Das haben die Kroaten vor einem Jahr gezeigt und die damalige Nummer 1, die Graz 99ers, aus dem Bewerb geworfen. Wird Medvescak jetzt wieder zum Riesenkiller?
Eines steht für die Klagenfurter schon vor dem ersten Bully fest: gegen diese Kroaten muss man sich auf jeden Fall steigern. Gerade auswärts wird man es mit einem Hexenkessel mit mehr als 7.000 Fans gefasst machen müssen. Mit Robert Kristan verfügt der Viertelfinalgegner über den statistisch gesehen besten Torhüter der Liga, der Partien im Alleingang entscheiden kann. Es heißt Druck zu machen, die eisläuferischen Vorteile auszuspielen und vor allem ein bis zwei Gänge zuzulegen. In den letzten Wochen war das bei den Rotjacken nicht immer mitreißend, man stand schon sehr früh als Sieger des Grunddurchgangs fest und hatte keinen Druck mehr. Die Viveiros Truppe muss jetzt zeigen, dass sie noch Reserven hat. Dann sollte sich das mit dem Halbfinale für den KAC ausgehen.
Hockeyfans.at Prognose: KAC in 6 Spielen
Red Bull Salzburg (2) – Olimpija Laibach (7)
Saisonbilanz: 5:1 Siege, 10:3 Punkte, 28:16 Tore
Für den Titelverteidiger gibt es in der ersten Runde gleich einen Wunschgegner, denn gegen Laibach hatte man im Grunddurchgang nur bedingt Probleme. Keine andere EBEL Mannschaft schoss heuer einem Kontrahenten so viele Gegentore wie die Salzburger den Drachen. 28 Stück waren es in 6 Partien, was es für die Slowenen einfach macht, ihre große Schwachstelle in den Spielen gegen den Meister zu eruieren. Die Abwehrleistung wird entscheidend sein, ob man den Ligakrösus fordern kann.
Das Duell der beiden Mannschaften ist eines mit Geschichte. In dieser Saison gab es die große Aufregung, als der Laibacher Andrej Hebar nach einem Foul am Salzburger Kevin Puschnik für die gesamte Spielzeit gesperrt wurde. Und auch in der Vergangenheit gab es immer wieder heiße Partien, vor allem die Finalserie im Frühjahr 2008 hatte es in sich. Damals gingen die Drachen mit 2:0 in Führung, ehe erst eine Strafverifizierung die Salzburger auf den Meisterweg brachte. Laibach hatte auch Spiel 3 gewonnen, doch kurz vor dem vierten Spiel wurde bekannt, dass auf Grund des Punktesystems dieser Sieg in eine Laibacher Niederlage umgewandelt wurde. Salzburg siegte in Spiel 4 und holte sich schließlich noch den Meistertitel.
In der aktuellen Saison waren die Red Bulls vor allem gegen Olimpija meist sicher und erlaubten sich nur einen Ausrutscher, als man auswärts verlor. Apropos auswärts: das ist auch die große Schwäche der Salzburger. Während man sich zu Hause als bestes Team der Liga präsentierte (nur 3 Niederlagen in 27 Spielen), ließ man auf fremdem Eis viele Punkte liegen. Nur die achtbeste Auswärtsbilanz hat Salzburg aufzuweisen und hat in der Fremde genau so viele Zähler geholt wie Laibach.
Wie in der letzten Saison waren die Salzburger auch 2010/11 das offensivstärkste Team der Liga und lehrten mit 206 erzielten Toren der Konkurrenz das Fürchten. Bemerkenswert aber auch die vielen Gegentore, die man zuließ. In den Play Offs wird sich der Titelverteidiger verstärkt um die Abwehr kümmern müssen, denn Meisterschaften werden normaler Weise in der Defensive gewonnen. Dabei wird auch helfen, dass Trainer Page ab sofort wieder seiner besten Mannschaft vertrauen wird. Vorbei sind ab sofort die Experimente mit blutjungen Mannschaften, Linienrotationen usw.
Laibach kann in dieser Serie nur überraschen, hat genau gar nichts zu verlieren. Gute Voraussetzungen für eine Sensation, aber die Bullen sind wohl eisläuferisch, technisch und offensiv zu stark, um von den Slowenen aufgehalten zu werden.
Hockeyfans.at Prognose: Salzburg in 5 Spielen
Vienna Capitals (3) – Graz 99ers (6)
Saisonbilanz: 3:3 Siege, 8:7 Punkte, 17:15 Tore
Von der Papierform her ist dieses Duell das ausgeglichenste im Viertelfinale. Die Capitals und die Grazer agierten im Verlauf des Grunddurchgangs auf Augenhöhe – nicht nur, was die Siege betrifft, sondern auch bei den Punkten und Toren. Wie eng es werden könnte, zeigte das letzte Aufeinandertreffen am Freitag, als es zum dritten Mal in die Verlängerung ging. Die Wiener bauen vor allem auf ihre Top-Sturmlinie rund um Gratton, Fortier und Rotter, während Graz mit einem starken Goalie und dem Kollektiv punkten möchte.
Die Steirer haben aus den letztjährigen Play Offs gegenüber ihren Fans noch etwas gut zu machen. Damals scheiterten die Grazer als Nummer 1 an Zagreb und verabschiedeten sich mit hängenden Köpfen. Gegen einen der Titelaspiranten hat man nun die Chance, sich zu rehabilitieren. Dazu wird man aber vor allem die Heimschwäche abstellen müssen, denn hier ließ man zu viele Siege für den Gegner zu. Wie dieses Viertelfinalduell überhaupt interessant werden dürfte: das zweitbeste Heimteam (Wien) trifft auf das zweitbeste Auswärtsteam (Graz). Die zweitbeste Offensive (Wien) fordert die beste Defensive (Graz). Aber zuletzt haben sich auch die Capitals im Abwehrverhalten gesteigert.
Wie immer, wenn sich zwei Teams auf Augenhöhe begegnen, könnten die Special Teams in dieser Serie den Ausschlag geben. Hier haben die Wiener mit dem besten Power Play im Rücken leichte Vorteile, die Steirer gelten aber als gute Unterzahlspieler. Und die Capitals schwächten sich im Verlauf der ersten 54 Spiele oftmals mit unnötigen Strafen selbst, sind eines der am meisten bestraften Teams der gesamten Liga.
Nach 6 Duellen im Grunddurchgang kündigt sich ein besonders spannendes Viertelfinale an. Wie in den letzten Jahren blickt die Expertenwelt vor allem darauf, ob die Wiener nach ihrem 2 bis 3 Linieneinsatz im Verlauf der regulären Saison genug Kraft haben werden, um eine enge Serie für sich zu entscheiden. Letzten Endes sollten sich die Hauptstädter aber doch durchsetzen, vor allem auf Grund der deutlich besseren Offensivabteilung.
Hockeyfans.at Prognose: Wien in 6 Spielen
VSV (4) - Black Wings Linz (5)
Saisonbilanz: 2:4 Siege, 7:9 Punkte, 17:20 Tore
Es ist schon verrückt! Da spielen 10 Teams über 250 Partien in der regulären Saison und immer wieder kommt es im Viertelfinale zu dieser Paarung. Zum dritten Mal in Serie stehen sich der VSV und die Black Wings in der ersten Play Off Runde gegenüber und jetzt soll es für die Villacher endlich so weit sein: sie wollen im dritten Anlauf die Stahlstädter rauswerfen. In den letzten fünf Jahren gab es vier Mal dieses Play Off Duell, die Kärntner haben in ihren Köpfen bereits ein veritables Linz-Trauma aufgebaut. Das sah man auch in den Duellen des Grunddurchgangs, als die Black Wings nur gegen eines der Top 8 Teams eine positive Bilanz aufweisen konnten. Richtig! Gegen den VSV.
Die Motivation auf Seiten der Villacher wird besonders groß sein, wenn man sich die Geschichte dieses Duells ansieht. Die Spielweise der beiden Mannschaften ist ähnlich, relativ unspektakulär und immer wieder mit Leistungsschwankungen. Die Kärntner haben dieses Problem seit dem Trainerwechsel unter Kontrolle bekommen und zeigten sich zuletzt in guter Form. Jetzt wird sich aber weisen, was die Siege der letzten Runden wert waren, denn immerhin wurden diese meist gegen Kontrahenten eingefahren, für die es um nicht mehr viel ging. Bei den Oberösterreichern war kurz vor den Play Offs vor allem die Verletzten- und Krankenserie ein Thema, die sich auch schon durch die gesamte Saison zieht. Daher hofft man beim Vizemeister vor allem auf Gesundheit, denn die letzten Wochen haben mit Sicherheit Kraft gekostet.
Insgesamt scheinen die Oberösterreicher, die im Grunddurchgang die wenigsten Tore geschossen haben, vom Kader her ausgeglichener besetzt zu sein. Es hat sich gezeigt, dass bei ihnen alle vier Linien eine Partie entscheiden können. Dem steht der VSV gegenüber, der unter Neo-Trainer Mike Stewart wieder mit alten Tugenden besticht. In der neutralen Zone dicht machen, physisch intensiv spielen und nach vorne effizient spielen – das soll das Erfolgsrezept sein. Interessant wird auch sein, welche Mannschaft sich am meisten steigern kann. Bislang galten immer die Adler als Paradebeispiel für ein Team, das sich in den Play Offs unglaublich steigern kann, aber nach der sensationellen Leistung der Linzer im letzten Jahr (0:3 im Halbfinale gegen Wien umgedreht, im Finale gegen Salzburg 2:0 in Führung) wird der Respekt gegenüber der Mannschaft von Kim Collins auch groß sein.
Ein alles in allem ausgeglichenes Duell, in dem sich jene Mannschaft durchsetzen wird, die disziplinierter agiert und in der Abwehr samt Torhüter am besten steht. Auch wenn die Linzer im Grunddurchgang die Nase vorne hatten, die vielen Verletzten haben Spuren im Kraftbereich hinterlassen und je länger diese Serie dauert, umso schwerer wird es für den Vizemeister werden. Der VSV hat stark aufsteigende Form, denn plötzlich läuft es auch bei den Leistungsträgern wieder. Wenn die weiterhin treffen, dann könnte es endlich wieder einmal mit einem Halbfinale klappen.
Hockeyfans.at Prognose: VSV in 7 Spielen