Kaderbewertung:Setzt Volan den Aufwärtstrend fort?
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marksoft -
12. September 2010 um 08:26 -
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Kein anderes Team in der Erste Bank Eishockey Liga hat in den letzten Jahren so konsequent Schritte nach vorne gemacht, wie Fehervar AV 19. Die Ungarn kamen 2007/08 in die Liga, im Frühjahr dieses Jahres standen sie erstmals in den Play Offs. Geht es dieses Mal noch weiter nach oben?
Hatte Alba Volan im ersten Jahr seiner EBEL Zugehörigkeit noch die rote Laterne inne, wurde mit konsequenter und fokussierter Arbeit seither jährlich ein Schritt nach vorne gemacht. Schon gegen Ende des erstes Jahres gab es erste Überraschungssiege gegen die „Großen“, im zweiten Jahr wurde man schließlich bereits Tabellenneunter, verpasste die Play Offs aber trotzdem. Das änderte sich 2009/10, als Szekesfehervar den Grunddurchgang gar auf Platz 6 beendete und sogar den KAC hinter sich ließ! Im Viertelfinale war zwar dann Schluss, der Aufwärtstrend aber weiterhin unübersehbar.
Das schlägt sich auch auf das ungarische Nationalteam nieder, dessen großer Teil von Spielern Alba Volans gebildet wird. Selbst in die A-Gruppe haben sich die Magyaren schon einmal gespielt – eine Folge des EBEL Einstiegs, der die ungarischen Spieler forderte und besser werden ließ.
Für Fehervar heißt es vor der neuen Saison erneut, zuerst einmal die Play Offs zu erreichen. Das ist das Saisonsziel und jene zwei Teams, die man dazu aller Voraussicht nach hinter sich lassen kann bzw. muss sind die aus Slowenien. Die Mannschaft aus Ungarn hat das Zeug dazu, den Kader und auch den Trainer. Ein großes Fragezeichen steht dennoch hinter der neuen Saison: wie wirkt sich eine leichte Umstellung im Spielsystem um?
In den letzten Jahren galten die Ungarn als klassische Kontermannschaft. Massiv in der Abwehr stehend wartete Alba Volan auf diese schmerzhaften und manches Mal auch tödlichen Gegenstöße. Das erforderte Geduld, ging nicht immer gut und war auch nicht gerade schön anzusehen. Und Neo-Trainer Ulf Weinstock wird sich diese Ausrichtung ändern, denn es soll offensiver gespielt werden. In der Vorbereitung hat man das Ergebnis mit 31 erzielten Toren schon gesehen, doch um als offensive Mannschaft bestehen zu können, bedarf es konzentrierter Abwehrarbeit einer ganzen Mannschaft – auch die der Stürmer.
Das war in der Vergangenheit nicht immer der Fall und so ist es auch wenig überraschend, dass man mit 184 Gegentoren in der letzten Saison nur die Nummer 7 der Liga war. Auch in den erzielten Treffern lag man im hinteren Bereich der Tabelle, was sich mit den neuen Vorgaben seitens des Trainers ändern dürfte. Wohin das führen kann, zeigte schon die erste Runde, als man sich Jesenice mit 4:5 geschlagen geben musste und ein zwischenzeitliches 1:5 noch beinahe egalisierte.
Szekesfehervar ist ein guter Eishockeyboden, die Zuschauer stehen hinter der Mannschaft und wenn sich aus der grauen Defensivmaus aus Ungarn in dieser Saison tatsächlich ein Konkurrent entwickeln könnte, der auch offensiv glänzen kann, dann wird man sich in der EBEL noch mehr Freunde machen. Jetzt muss das neue System nur noch greifen...
HF.at Prognose: Platz 7 bis 9
Die Kaderbewertung:
Torhüter:
Bei den Torhütern muss man im Falle von Fehervar AV19 zuerst mit dem Backup anfangen. Der erst 22-jährige Zoltan Hetenyi hat sich in den letzten Jahren zu einem wahren Rohdiamanten entwickelt. Der Ungar konnte in der Saison 2009/10 nicht weniger als 91,63% aller auf sein Gehäuse abgefeuerten Schüsse abwehren und war damit die Nummer 3 der Liga! Der junge Mann wird in Szekesfehervar und auch im ungarischen Nationalteam ganz langsam und konsequent aufgebaut und kann hinter der Nummer 1, Tommy Satosaari, mit immer mehr Eiszeit reifen.
Der Finne im ungarischen Tor ist immerhin bereits 35 Jahre alt und wird über kurz oder lange nicht mehr zur Verfügung stehen. Da ist es beruhigend, dass hinter ihm mit Hetenyi der vielleicht beste Nachwuchsgoalie der Liga wartet. Doch was nützen gute Torhüter, wenn davor in der Abwehr zu wenig gemacht wird? Daran muss man arbeiten, will man sich in der Tabelle noch weiter nach oben orientieren können. Bei den Goalies ist man gut aufgestellt, wenngleich Satosaari derzeit verletzt ist und eventuell länger ausfallen könnte.
Bewertung: 3 von 5 Punkten
Abwehr:
2.179 Schüsse ließ die Abwehr von Alba Volan in der letzten Saison auf sein Gehäuse zu – ein Wert, der nur für die hinteren Ränge in der EBEL gut ist. Das lag vor allem auch daran, dass die Taktik der Magyaren darauf aufgebaut war, sich hinten einzuigeln und zu kontern. Zudem fehlte von hinten die nötige Unterstützung für die Stürmer. Lediglich Oskar Ackeström konnte hier mit 25 Scorerpunkten in der Liga ein Wörtchen mitreden. Für mehr als Platz 23 in der Verteidigerwertung war aber auch nicht drin. Der Schwede bleibt Fehervar ebenso erhalten, wie Viktor Tokaj und Andras Horvath, zwei weitere wichtige Bausteine in der Abwehr. Eine zentrale Rolle soll hier auch Ales Kranjc einnehmen, der einzige hochkarätige Neuzugang in der Defensive. Der Slowene konnte in Wien zuletzt nicht das aufs Eis bringen, was man von ihm aus Jesenice gewohnt war. Ein guter Abwehrspieler, der mit seinem harten Schuss vor allem im Power Play für Gefahr sorgen soll. Somit hat man vier wirklich EBEL taugliche Abwehrspieler, die mit Erfahrung Führungsarbeit für die Jungen leisten sollen. Der Rest der Defensive wird nämlich von Ungarn gebildet, die allesamt unter 22 Jahre alt sind und sich weiter entwickeln sollen. Richtig tief besetzt ist man nicht, doch mit der Erfahrung der Top 4 Verteidiger im Team kann man sich erwarten, dass Alba Volan in diesem Bereich ähnlich aufgestellt ist, wie in der letzten Saison.
Bewertung: 2,5 von 5 Punkten
Angriff:
Was diese Mannschaft aus Szekesfehervar so sympathisch macht ist die Tatsache, dass man auch Schlüsselpositionen mit inländischen Kräften besetzt. Sind bei der EBEL Konkurrenz die Topscorer fast durch die Bank mit Ausländern besetzt, so beherrschen die Scorerliste der Magyaren fast nur Inländer. Arpad Mihaly ist zwar Rumäne, stammt aber ursprünglich aus Ungarn. Seine 55 Scorerpunkte in der letzten Saison können sich ebenso sehen lassen, wie die 50 von Kristian Palkovics, der seit dem EBEL Einstieg seine Punkteausbeute immer steigern konnte und zu den gefährlichsten Stürmern der Liga zählt. Balazs Ladanyi erfuhr trotz seiner mittlerweile schon 34 Jahren in der letzten Saison einen wahren Quantensprung und verdoppelte seine Punkte beinahe. Auch Spieler wie Kovacs, Vas, Sofron sind sehr zuverlässige Spieler, die wissen, wie man in der Offensive punktet. Mit der Neuausrichtung könnte hier sogar noch mehr drin sein, was die Scorerpunkte betrifft. Neu in der Mannschaft ist mit Roger Holeczy ein US Amerikaner mit ungarischen Wurzeln, der in den letzten Jahren bei den Budapest Stars gespielt hat und für Ungarn im Nationalteam spielberechtigt ist. Als Torjäger ist er nicht gerade verschrien, die Breite im Kader vergrößert seine Verpflichtung aber allemal. Insgesamt hat sich in der Offensive relativ wenig geändert und Alba Volan muss darauf hoffen, das sich die Leistungsträger wieder ein Stück verbessern werden. Vor allem im Spiel nach hinten wird man sich weiterentwickeln müssen, gerade wenn man sich verstärkt offensiv ausrichten will. Das heißt noch mehr Laufarbeit und viele Kräfte, die man im Backcheck lassen muss.
Bewertung: 3 von 5 Punkten
Trainer:
Für Jarmo Tolvanen haben die Ungarn mit dem Schweden Ulf Weinstock einen neuen Trainer hinter die Bande geholt. Seine Erfahrung beruht vor allem in Stationen in Schweden, Norwegen und Dänemark. In der letzten Saison coachte er das ungarische Team des SC Csíkszereda und hat sich selbst bei seinem neuen Arbeitgeber das Ziel „Play Offs“ gesetzt. In der Pre-Season versuchte er den Geist der Mannschaft offensiver auszurichten. Ein Systemwechsel in einem Team, das seit Jahren immer erfolgreicher mit einer strikten Kontertaktik war, ist immer mit Problemen und Lerneffekten verbunden. Man darf gespannt sein, wie Szekesfehervar die Pläne Weinstocks umsetzen kann. Das Material für eine etwas offensiver ausgerichtete Spielweise ist mit Sicherheit vorhanden, im Vergleich zur Konkurrenz fehlt dann aber doch die Kadertiefe, um auf Dauer und über 56 Runden nach vorne spielen zu lassen. Dass er weiß, wovon er spricht scheint mit einem Blick auf seine aktive Karriere klar: Weinstock holte als Verteidiger nicht nur zwei Mal Bronze und ein Mal Silber bei Weltmeisterschaften, sondern wurde auch schwedischer und norwegischer Meister und gewann mit Schweden im Jahr 1980 die olympische Bronzemedaille.
Bewertung: 3 von 5 Punkten
Gesamtwertung: 11,5 von 20 Punkten
Die Zwischenwertung:
1. Vienna Capitals 16,5 Punkte
2. Black Wings Linz 16 Punkte
2. Graz 99ers 16 Punkte
2. KAC 16 Punkte
5. Villacher SV 15 Punkte
6. Medvescak Zagreb 14,5 Punkte
7. Fehervar AV 19 11,5 Punkte
8. HK Jesenice 10 Punkte
9. Olimpija Laibach 9,5 Punkte
Am Montag endet unsere Serie mit der Bewertung von Titelverteidiger Red Bull Salzburg.