Trainer proben Aufstand gegen ServusTV Pläne
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marksoft -
9. September 2010 um 22:07 -
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Mit noch nie dagewesenem technischen Aufwand wird der Free-TV Sender ServusTV ab Freitag die Erste Bank Eishockey Liga live übertragen. Bis zu 15 Kameras, neue Wege der Soundübertragung und mit Mikrofonen bestückte Spieler bzw. Trainer – interessant für die Fernsehzuschauer, aber ein Problem für Spieler und Coaches. Es gibt Widerstand gegen die Pläne.
Als am vergangenen Montag der offizielle Teil der Pressekonferenz zur neuen EBEL Saison zu Ende gegangen war, setzten sich alle Trainer und Kapitäne der Ligavereine zusammen und diskutierten die technischen Pläne des neuen TV Partners. Vor allem die permanent installierten Kameras in den Kabinen, sowie die Mikrofone bei Spielern und Trainer sind ein gewaltiger Dorn im Auge. Am Ende wurde per Handzeichen abgestimmt – und festgestellt, dass man gegen diese Dinge ist.
Ein schwelender Konflikt in der Erste Bank Eishockey Liga? Davon will niemand etwas wissen, wenngleich sich Spieler und Trainer von diesen Neuerungen etwas überrollt fühlen. „Ich habe kein Problem mit neuen Sachen“, sagt auch Black Wings Trainer Kim Collins. „Aber es gibt Dinge, da habe ich kein gutes Gefühl dabei. Wenn ich ein Mikrofon trage, denke ich immer daran, ja nichts Falsches zu sagen und dann bin ich mit dem Kopf nicht zu hundert Prozent bei meiner Arbeit. Kameras in den Kabinen finde ich nicht gut, denn das was dort passiert, sollte auch da drinnen bleiben.“
Etwas differenzierter sieht es sein Teamoldie, Brad Purdie. Er wir neben Thomas Koch der erste Spieler sein, der von ServusTV verkabelt wird. „Ich kenne das aus Nordamerika und habe kein Problem damit“, so der Stürmer. „Ich werde mein Spiel spielen wie immer, werde sagen, fluchen und wenn es der Spielstand erlaubt, meine Witze machen.“
Ganz so heiß wird der bereits hochgespielte „Streit“ dann doch nicht gegessen, denn zuerst werde man sich die Ideen von ServusTV anschauen. „Wenn alle in der Liga damit zurecht kommen, dann werden wir das auch“, so Kim Collins, der damit wohl die allgemeine, abwartende Tendenz in der EBEL wiedergibt.
Nicht live
Bei ServusTV gibt man sich gegenüber HF.at zu diesem Thema beruhigend und will vor allem eines: Eishockey mit einem noch nie dagewesenen technischen Aufwand über den Bildschirm schicken. Christopher D. Ryan, neuer Eishockeychef beim Free-TV Sender, meint zur aktuellen Diskussion über Mikrofone und Kameras: „Wir werden vorerst von diesen Sachen nichts live senden, sondern uns die interessantesten Details raussuchen. Ich kann versichern, dass wir ganz genau darauf bedacht sind, dass hier nur positive Aspekte gesendet werden. Es ist uns wichtig, dass der Eishockeysport professionell und in einer unvergleichlichen Qualität präsentiert wird. Wir übertragen mit 15 Kameras, erstmals in HD und haben uns viele neue Dinge einfallen lassen.“
Neben dem großen Kameraaufwand und den „Cable Guys“ unter den Spielern wurden in den Hallen auch neue Mikrofone in den Banden versteckt. So sollen die Geräusche direkt am Eis und bei Checks noch besser eingefangen werden, um den Zuschauer die Intensität des schnellsten Mannschaftssports der Welt zu vermitteln. Die Blocks mit den Mikrotönen und den Kamerabildern aus der Kabine werden hier nur zeitversetzt und geprüft gesendet werden. „Wir werden hier sicher keine kritische Szenen senden, es wird keine halbnackten Männer oder Wutausbrüche in der Kabine am Bildschirm geben“, so Ryan.
Erstmals kann man sich am Freitag, ab 19:15 Uhr von der neuen Übertragungsqualität von ServusTV überzeugen. Dann erwartet Vizemeister Linz den Meister aus Salzburg. „Am Ende der Saison wollen wir eine Übertragungsqualität geliefert haben, die in Europa einzigartig ist. Und die höher ist, als bei der Fußball-Bundesliga oder gar der Champions League!“
Gelernt hat die Mannschaft von ServusTV bereits vor dem ersten Bully sehr schnell. Die "Cable Guys" werden zwar immer sehr frühzeitig festgelegt und die Teams entsprechend informiert, aber Verletzungen wurden dabei noch nicht bedacht. So hätten am kommenden Sonntag Jürgen Penker und Christoph Brandner verkabelt werden sollen. Beide fallen verletzt aus... "Wir werden ab sofort immer auch Ersatzleute festlegen, die dann für den Fall der Fälle einspringen können", so Ryan gegenüber HF.at. Am Freitag sind diese Standby Leute Philipp Lukas und Manuel Latusa.