Kaderbewertung: KAC – bereit für Titel Nummer 30?

Enttäuschend verlief die letzten Saison für Rekordmeister KAC, der als Titelverteidiger ins Rennen gegangen war und im Viertelfinale aus den Play Offs. Für die Ansprüche der Rotjacken an sich selbst war das einfach zu wenig und auch wenn der Kader nur punktuell geändert wurde sind die Erwartungen wie immer in Klagenfurt hoch. Können die Rotjacken nach einem Seuchenjahr wieder durchstarten und die Hand an den Meisterpokal legen? Immer dann, wenn es beim KAC so richtig gut oder so richtig schlecht läuft, wird nicht nur in Klagenfurt, sondern auch in Restösterreichs Eishockeyszene gesprochen. Vor zwei Jahren waren die Lindwurmstädter ganz oben, in der letzten Saison kam der große Fall. Verletzungen, eine nie wirklich durchstartende Mannschaft, individuelle Fehler, Leistungsträger, die nicht das aufs Eis brachten, was man erwartete – die Liste der Gründe für nur Rang 7 im Grunddurchgang und dann das spätere frühe Aus im Viertelfinale ist lange. Und diskutiert wurde vermutlich ebenso viel über das schlechte Jahr des Rekordmeisters. Neue Saison, neues Glück: die Kärntner haben sich offenbar den ein oder anderen Gedanken gemacht und ihren Kader entsprechend den Erfahrungen der letzten Saison leicht abgeändert. Vor allem im Tor wurde gehandelt, obwohl Vorjahresgoalie Jordan Parise (92,25% Fangquote, Nummer 1 der Liga) mit Sicherheit keine Schuld am schlechten Ende traf. Dazu holte man für Angriff und Abwehr Frischfleisch, was aber der Tatsache keinen Abbruch tut, dass die Mannschaft – und hier vor allem die Leistungsträger – immer älter wird. Rein statistisch wird am 10. September eine um etwas mehr als ein Jahr ältere Mannschaft an den Start gehen, als noch vor einem Jahr. Die ohnehin schon verletzungserfahrenen Kärntner werden daher auch in dieser Saison wieder darum beten, dass sie vor längeren Ausfällen wichtiger Schlüsselkräfte verschont bleiben und so vielleicht etwas mehr Schlagkraft aufs Eis bringen können. Der Kader besticht auf den ersten Blick wieder durch eine Mischung von älteren Leadern und ganz jungen Hoffnungsspielern. Die Bindeglieder dazwischen sind aber nur ganz rar vorhanden, weshalb man sich beim KAC wohl Sorgen über die Zukunft machen muss. Daher kam es auch etwas überraschend, dass der Kaderumbau nach einer durchwachsenen Saison nicht etwas radikaler ausgefallen ist, denn der Zeitpunkt, „hinter“ den alteingesessenen Spielern neue Leistungsträger aufzubauen wäre perfekt gewesen. So aber ist der KAC wieder in einer ähnlichen Position, wie in der vergangenen Saison: grundsätzlich ist der Kader gut genug, um ganz weit vorne mitzumischen, aber man weiß nicht so genau, ob einige Herren ihre Leistungsfähigkeit ausgeschöpft haben und daher keine Steigerung mehr möglich ist. Auch heuer gilt beim KAC, dass man vom absoluten Superjahr bis zur nächsten Zitterpartie alles abliefern kann – je nachdem, wie die Mischung zündet und ob die Leader diese Rolle auch ausfüllen. Alles in allem hat man sich im Vergleich zum vergangenen Jahr nicht wirklich weiter entwickelt und die Stars werden immer älter. Es ist wohl die letzte Saison, die der KAC in dieser Form zusammen spielt, denn irgendwann wird vor allem in den vorderen Sturmreihen der Umbau beginnen müssen. Eines hat sich in der Vergangenheit aber gezeigt: wenn es bei den Klagenfurter läuft, dann ist das Publikum da und vor allem eine Macht. Das bringt zusätzliche Kräfte und kann den Unterschied ausmachen - vielleicht auch den, dass man sich gegenüber einigen gleich stark einzuschätzenden Teams etwas absetzt. HF.at Prognose: Platz 3 bis 6 Die Kaderbewertung: Torhüter: Eigentlich unverständlich, dass man sich beim KAC nicht dazu durchgerungen hat, mit Jordan Parise zu verlängern. Der 27-Jährige soll vor allem auf Grund seiner Leistung im siebten Viertelfinale gegen den späteren Meister Salzburg keinen Vertrag mehr bekommen haben. Ob das bei den Werten, die Parise nicht nur in Klagenfurt, sondern auch im Jahr davor bei den Red Bulls abgeliefert hat, klug war? Mit Andy Chiodo glaubt man bei den Rotjacken auf alle Fälle, einen mehr als würdigen Ersatz gefunden zu haben. Der Kanadier hat in der Vergangenheit einige mittlerweile große Namen (zB Marc Andre Fleury) hinter sich gelassen und in der AHL einige denkwürdige Leistungen gebracht. So richtig durchgesetzt hat er sich aber nirgends, auch nicht während seines zweijährigen Aufenthalts in Finnland, oder einem Jahr KHL. Dass Chiodo durchaus zu den besseren Leuten seines Fachs zählt ist auch anhand seiner Statistiken zu sehen. Immer knapp um die 90% hat seine Fangquote angezeigt, was in den starken Ligen, in denen der Neo-Klagenfurter aktiv war, durchaus bemerkenswert ist. Insgesamt scheint man sich gegenüber Parise in den Play Offs auf dieser Position nicht verstärkt zu haben. Dass man aber im Vergleich zum Grunddurchgang der letzten Saison, den man mit dem Duo Enzenzofer/Swette begann, einen Schritt nach vorne gemacht hat, ist offensichtlich. Rene Swette ist nur noch die Nummer 2, vor allem auch, weil man ihm mit seinen 22 Jahren nicht die Konstanz zutraut, eine ganze Saison auf höchstem Niveau durchzuhalten. Dass er EBEL Potential hat, durfte Swette in den vergangenen Jahren mehrmals beweisen und zählt mit Sicherheit zu den besseren Backups der Liga. Beim KAC muss man sich also auch keine Sorgen machen, denn mit Eiszeit für die Nummer 2 ist noch nicht Feuer am Dach. Bewertung: 4,5 von 5 Punkten Abwehr: Der Defensivbereich hat bei den Klagenfurtern in der letzten Saison grundsätzlich recht gut funktioniert, weshalb es hier auch keine größeren Veränderungen gab. Sean Brown wird nach überstandener Verletzung ebenso jene Leistung bringen, die man von ihm erwartet, wie auch die Österreicher-Connection mit Herbert Ratz, Johannes Reichel, Martin Schumnig und Johannes Kirisits. Das sind alles sehr brave und kompakte Arbeiter, für Glanzlichter können sie aber nicht wirklich sorgen. Da muss schon Kirk Furey verstärkt seine Vorbereiterqualitäten spielen lassen, der mit Peter Ratchuk einen Verbündeten als „Quaterback“ haben wird. Auch der Neuzugang aus der DEL (Düsseldorf) gilt als guter Vorbereiter und soll Jeff Tory ersetzen, der große Torjäger ist er aber ebenfalls nicht. Das ist es, was bei den Klagenfurtern etwas abgegangen ist: der torgefährliche Abwehrrecke, der auch einmal von der Blauen gefährlich wird und ein Match von hinten dikiteren kann. Mit 7 EBEL tauglichen Verteidigern ist man in der Abwehr zudem etwas dünn besetzt, im Notfall kann aber aus dem Nachwuchs bzw. vom Farmteam in Dornbirn nachjustiert werden. Bewertung: 3,5 von 5 Punkten Angriff: Während die Abwehr der Klagenfurter in der letzten Saison die Nummer 4 der Liga war, hatten die Lindwurmstädter im Angriff größere Probleme. „Nur“ 3,07 Tore machten die Rotjacken im Grunddurchgang und waren damit nur im hinteren Mittelfeld der EBEL zu finden. Das mag verwundern, wenn man Namen wie Dieter Kalt, Christoph Brandner, Mike Craig, Jeff Shantz und Andy Schneider unter Vertrag hat, aber alle diese Spieler scheinen mittlerweile ihren Leistungszenith überschritten zu haben und so ist es wenig überraschend, dass der Topscorer der Klagenfurter ein Verteidiger war. Dahinter folgten mit Gregor Hager und David Schuller, die eigentlich für die harte Arbeit im Team zuständig sind. Bis auf Mike Craig enttäuschten praktisch alle „Stars“ im Angriff, wobei Christoph Brandner mit seiner langen Verletzung und nur 28 gespielten Partien im Grunddurchgang an allen Ecken und Enden abging. Das Problem dabei wird sein, dass man auch heuer nicht weiß, wie lange der Rücken Brandners halten wird und ob er nicht wie schon in den letzten Jahren immer wieder mal ausfällt. Darüber hinaus wird man auch auf die Dienste von Andy Schneider frühestens ab Dezember zurückgreifen können. Der Stürmer will nicht mehr eine ganze Saison spielen und stößt erst später zum Team. Daher haben die Kärntner mit Tyler Scofield und Tyler Spurgeon zwei junge Legionäre geholt, von denen wohl nur einer bleiben wird, sollte Schneider in Top-Form zum Team stoßen. Beide verfügen bereits über Minor League Erfahrung in Nordamerika, für Führungsaufgaben wird das Engagement beim KAC aber zu bald kommen. Einen Schritt nach vorne erhofft man sich beim KAC auch von den Youngsters im Team. Mit den Geier Zwillingen, Herburger, Hundertpfund und Pirmann hat man hier einige Riesentalente im Kader, von denen einige aber nach einer sehr guten Meistersaison etwas stehen geblieben sind. Auch das hängt mit veränderten Aufgaben zusammen, denn wenn die „Alten“ nicht richtig funktionieren, dann spielt es sich mit erhöhtem Druck auch in den hinteren Reihen nicht ganz so leicht und locker. Im Angriff wird beim Rekordmeister also vieles davon abhängen, wie sich die alternden Stars, die alle schon über 35 Jahre alt sind, schlagen. Die Mischung im Sturm ist da, wobei der Abstand zwischen den Routiniers und den Jungen zu groß erscheint und dazwischen eine Lücke klafft, die von Leuten wie Schuller und Hager alleine nicht aufgefüllt werden können. Wenn die Neuzugänge Scofield und Spurgeon hier einspringen können, dann wird das auch mit der Torausbeute wieder besser werden – und natürlich, wenn man diese Saison einmal vom Verletzungsteufel verschont bleibt. Rein von der Papierform eine Offensive mit großem Potential – wenn es genützt wird. Bewertung: 4,5 von 5 Punkten Trainer: In seine vierte Saison als Trainer geht mittlerweile Manny Viveiros und seit er das Amt des Headcoaches inne hat, ist er nicht ganz unumstritten. Mit dem Gewinn der Meisterschaft im Jahr 2009 hat er einige dieser Stimmen leiser werden lassen, mit dem Misserfolg der letzten Saison wurden sie wieder lauter. Der Druck auf Viveiros ist groß, schon im Verlauf des Grunddurchgangs 09/10 wurde ihm öffentlich ausgerichtet, dass sein Job am seidenen Faden hängt. Man kritisierte das schlechte Power Play, die fehlende Linie und ein nicht erkennbares Spielsystem, während sich der Trainer permanent auf die vielen Verletzungen „ausredete“. Viveiros steht ohne Zweifel unter Beobachtung und noch so eine Saison kann er sich nicht leisten, denn dann würde er im Frühjahr 2011 wohl nicht mehr hinter der KAC Bande stehen. Ob es sich so ruhig arbeiten lässt, sei dahingestellt, dass Viveiros im Coachingbereich noch einiges zu lernen hat steht außer Zweifel. Darüber hinaus hatte man zuletzt auch den Eindruck, dass er seine Mannschaft und hier vor allem die älteren Herren im Team nicht mehr erreicht. Bewertung: 3,5 von 5 Punkten Gesamtwertung: 16 von 20 Punkten Die Zwischenwertung: 1. Vienna Capitals 16,5 Punkte 2. Black Wings Linz 16 Punkte 2. Graz 99ers 16 Punkte 2. KAC 16 Punkte 5. Villacher SV 15 Punkte Am Donnerstag geht es weiter mit Teil 5 in unserer Serie mit Medvescak Zagreb.