HF.at Kaderbewertung: Startet der VSV durch?
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marksoft -
4. September 2010 um 08:01 -
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Traditionell, eishockeyverrückt und immer für eine Überraschung gut – der VSV gehört in der österreichischen Eishockeyszene wie die Butter zum Brot. Doch in den letzten Jahren ließ der Erfolg etwas auf sich warten. Das Viertelfinale war das Höchste der Gefühle und auch in die Saison 2010/11 starten die Draustädter als Außenseiter. Mit dem Sensationspotential? Die HF.at Kaderbewertung versucht das zu eruieren.
Erstmals im Jahr 2001 wagte sich Hockeyfans.at über die Kaderbewertung in der Bundesliga. Damals noch mit einer rein österreichischen Meisterschaft und klar vergebenen Favoritenrollen. Das hat sich in den vergangenen Jahren deutlich geändert, die Favoriten wurden mehr, die Bewertungen in einer immer ausgeglicheneren Liga immer schwieriger. Das gilt auch für die Saison 2010/11, von der man erneut erwarten darf, dass die Teams enger zusammengerückt sind. Vor allem der Kampf bis zu den Tabellenregionen 6 bis 8 dürfte stark umkämpft sein und für viele interessante Ergebnisse gut sein. Damit möchte der VSV gar nichts zu tun haben, denn die Villacher wollen heuer mehr als das fast schon obligatorische Viertelfinale. Sind sie dazu bereit?
Die Villacher Adler zählen in der EBEL zu den letzten österreichischen Traditionsvereinen. Die Fans strömen in Massen in die Stadthalle und trotzdem bäckt man bei den Draustädtern in letzter Zeit kleinere Brötchen. Man hat keinen Hauptsponsor, die finanziellen Sprünge können daher nicht so wirklich hoch sein und entsprechend klug heißt es den Kader zusammen zu stellen. Das gelang dem VSV zwar in den vergangenen Jahren immer wieder ausgezeichnet, doch es hat nie für den ganz großen Wurf gereicht.
Auch in diesem Jahr gehen die Kärntner als Außenseiter ins Rennen, haben sich aber selbst hohe Ziele gesteckt. Das Halbfinale soll es dann doch sein, was angesichts der immer stärker werdenden Konkurrenz ein sehr ambitioniertes Vorhaben ist. Wie jedes Jahr wird beim VSV sehr viel von den Legionären abhängen, bei denen man aber Wert auf Qualität gelegt hat. Dazu heißt es für die vielen Österreicher und Youngsters im Team, wieder einen Schritt nach vorne zu machen, um mit den Top Teams der EBEL mithalten zu können. Dennoch haben die Draustädter ein großes Problem: die Kadertiefe ist nicht so ausgeprägt, wie bei den „Großen“, längere Verletzungen würden die Zielvorgaben wohl wieder relativieren. Fürs Viertelfinale sind die Villacher aber ohne Zweifel fix einzuplanen und dann ist bekanntlich alles möglich. Dazu wird aber „nur“ der berühmte Kampfgeist und Einsatz der Adler nicht reichen, die Qualität und Stimmung in der Mannschaft muss dann stimmen. Viele wenns und abers für eine Traditionsmannschaft, die zuletzt 2006 den Meisterpokal in die Höhe stemmen durfte.
HF.at Prognose: Platz 5 bis 8
Die Kaderbewertung:
Torhüter:
Hier setzen die Villacher weiterhin auf Altbekanntes. Mit Gert Prohaska und Bernhard Starkbaum hat man ein gutes und sehr gleichwertiges Goalieduo. Prohaska geht wieder als Nummer 1 in die Saison, doch hinter ihm wartet mit Starkbaum ein Mann, der langfristig das Tor der Draustädter hüten soll. Mit seinen 34 Jahren ist „Prohe“ im besten Eishockeyalter und zählte in den letzten Jahren statistisch immer zu den besten Torhütern der Liga. Auf Grund seines Spielstils ist er aber stark von seinen Vorderleuten abhängig, die dafür zuständig sind, die doch etwas häufigeren Rebounds wegzuschlagen. Der Vertrag des VSV Schlussmanns läuft nach dieser Saison aus und wieder einmal darf darüber spekuliert werden, ob Prohaska weitermacht. Mit Bernhard Starkbaum hätte man auf jeden Fall einen Nachfolger im Kader. Mit seinen 24 Jahren wird er 2010/11 noch mehr Eiszeit bekommen, darf sich langsam aber sicher entwickeln und wird von den Draustädtern als nächste Nummer 1 aufgebaut. Ein wohl durchdachter Weg, den Starkbaum schon im letzten Jahr mit guten Leistungen bestätigt hat.
Insgesamt ein gutes Torhütergespann, bei dem die Verantwortlichen auch vor Verletzungen keine Angst haben müssen. Dennoch hat in den letzten Jahren zur absoluten Ligaspitze das kleine Quäntchen mehr gefehlt. Ein echter Sieggoalie mit Schlüsselsaves in den entscheidenden Momenten. Hier ist so mancher Konkurrent zumindest auf der Einserposition besser besetzt, was die Draustädter wie so oft durch die Ausgeglichenheit aber wett machen.
Bewertung: 4 von 5 Punkten
Abwehr:
Mit Mickey Elick und Mike Stewart haben die Villacher vor dieser Saison wichtige Leistungsträger verloren, die zwar rein sportlich auf Grund ihres Alters nicht mehr zur Creme der EBEL gehört haben, der Mannschaft aber viel Charakter gegeben haben. Gerade das wird beim VSV seit Jahren groß geschrieben und man darf gespannt sein, wie die Neuzugänge in der Defensive diese Rolle einnehmen können. Mit Kevin Mitchell hat man zumindest wieder einmal eine Reizfigur im Adler-Kader, die nicht nur immer wieder für Strafen oder Ausraster, sondern auch für Tore gut ist. Zudem hat man mit dem Slowenen Kuznik einen Arbeiter geholt, der zwar keine außergewöhnlichen Dinge macht, aber an der Seite von Mitchell so etwas wie die „Absicherung“ ist. Dazu hat man mit Mike Martin und Gerhard Unterluggauer zwei erfahrene Verteidiger zur Verfügung, die zwar ebenfalls schon weit über 30 Jahre alt sind, aber mit klugem Stellungsspiel einige Nachteile in der Geschwindigkeit übersehen lassen.
Zu dieser „Ü30“ Gang kommen mit Bacher, Wiedergut, Zorec und vor allem Mario Altmann einige hoffnungsvolle jüngere Spieler zum Zug, die neben den arrivierten Cracks nicht nur Erfahrungen sammeln, sondern auch in verantwortungsvollere Positionen wachsen sollen.
Ingesamt hat der VSV in der Abwehr leicht zugelegt, wird stabiler und damit auch konkurrenzfähiger als noch letzte Saison. Von der Geschwindigkeit ist man gegenüber der Konkurrenz zwar noch immer etwas im Nachteil, was aber mit den Abgängen der doch bereits etwas langsameren Herren Stewart, Elick und Pfeffer deutlich besser geworden ist. Es wird viel auf die erfahrenen Spieler ankommen und hier vor allem auch die Scharfschützen Unterluggauer und Mitchell. Treffen diese von der Blauen und führen das Power Play, wie sie es eigentlich könnten, ist die Abwehr mehr als in den letzten Jahren, wo man von hinten oft nur wenig Impulse sah.
Bewertung: 3,5 von 5 Punkten
Angriff:
Im Sturm hat man rein emotionell bei den Villachern einige wichtige Spieler abgegeben, die man auch in der EBEL vermissen wird. Wolfgang Kromp und Günther Lanzinger haben ihre Kuven an den Nagel gehängt, jetzt müssen andere die Leaderrollen im Team übernehmen. Das erwartet man sich vor allem von Neo-Kapitän Ferland und den Zugängen Tomaz Razingar, sowie Derek Damon. Dazu baut man beim VSV weiterhin auf junge, hungrige und schnelle Spieler wie Nicolas Petrik, Michael Raffl und Co. Mit Roland Kaspitz hat man zudem einen bekannt schwer von der Scheibe zu trennenden Center, der in der letzten Saison so richtig aufgeigte. Wenn er seine Leistung wiederholen kann, die Legionäre voll einschlagen und die jungen ihr Potential ausspielen, hat man zumindest drei gute und konkurrenzfähige Linien zur Verfügung.
Im Sturm hat man die Abgänge sehr gut ersetzt, die jungen müssen zeigen, was sie können und vor allem konstanter werden, dann darf man sich mehr Tore als in der letzten Saison von den Villachern erwarten. Nach hinten hin dünnt der Kader zwar wieder etwas aus, wird man aber von längeren Verletzungen verschont, wird das keine größere Rolle spielen. Dennoch gibt es auch in diesem Bereich besser besetztere Teams.
Bewertung: 3,5 von 5 Punkten
Trainer:
Seit dem Jahr 2009 ist der Schwede Johan Strömwall der Chef auf der VSV Bank. Der besonnene Schwede nimmt sich selten ein Blatt vor dem Mund und gilt als harter, aber fairer Coach. Ihm zur Seite steht mit Mike Stewart eine wichtige Personalie, die bis zur letzten Saison noch aktiv am Eis gestanden ist. Er gilt als Stimmungsmacher im Team, als Respektsperson zu der man aufblickt und die auch schon einmal unangenehme Dinge anspricht. Dass der VSV in der letzten Saison trotz deutlicher finanzieller Nachteile den Grunddurchgang auf Rang 5 beenden konnte, ist ein Indiz dafür, dass hier gute Arbeit geleistet wird. Der Kader der Draustädter ist etwas besser geworden, die Tiefe leicht gestiegen – die besten Voraussetzungen also, um dann auch in den Play Offs noch genügend Reserven zu haben, um das Ziel „Halbfinale“ zu erreichen. Wichtig für das Trainergespann ist auch die Ruhe, in der man in Villach arbeiten kann. Anders als bei vielen Konkurrenzteams fehlen hier oft die lästigen Zwischenrufe, man weiß auf was es ankommt und spielt hier die Erfahrungen von vielen Jahren in der höchsten Spielklasse aus. So lässt es sich als Trainer gut arbeiten, die Früchte gilt es dann im Frühjahr 2011 zu ernten.
Bewertung: 4 von 5 Punkten
Gesamtwertung: 15 von 20 Punkten
In Teil 2 der Hockeyfans.at Kaderbewertung geht es am Sonntag, den 5. September um den EBEL Vizemeister aus Linz