Nödl und die Flyers schreiben Geschichte
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marksoft -
15. Mai 2010 um 03:38 -
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Unglaublich! Die Philadelphia Flyers haben es tatsächlich geschafft und ihr historisches Comeback gegen Boston mit dem Aufstieg ins Conference Finale gekrönt. 4:3 siegten die Flyers bei den Bruins und schrieben dabei gleich doppelt Geschichte: erstmals seit 1975 drehte ein Team einen 0:3 Serienrückstand und dabei lagen Nödl & Co. im ersten Drittel schon mit 0:3 zurück!
Ganz und gar nicht nach Wunsch starteten die Philadelphia Flyers in dieses entscheidende siebte Duell gegen die Boston Bruins. Auswärts geriet man von Beginn weg unter Druck, leistete sich zwei frühe Strafen und kassierte in diesen jeweils ein Tor. Als die Bruins in der 15. Minute sogar das 3:0 machten, schienen die Hausherren auf dem Weg ins Conference Finale.
Aber dann kämpfte sich Philadelphia nach einem wichtigen Time Out noch einmal heran: vor der Pause verkürzten die Flyers auf 1:3 und waren schließlich im zweiten Drittel das klar bessere Team. Die Bruins wurden mit Tempo überlaufen, die Chancen wurden nicht nur herausgespielt, sondern erkämpft. Der Lohn dafür: zwei Tore in den ersten 9 Minuten und damit der Ausgleich zum 3:3. Beinahe wäre sogar noch die Führung gelungen, doch der Videobeweis zeigte, dass die Scheibe nicht ganz über der Linie gewesen ist. Vorne hatten die Flyers nun auch getroffen, in der Abwehr hatte man die Gastgeber weitestgehend vom Tor fern gehalten. Nur fünf Mal musste Michael Leigthon eingreifen und hielt seinen Kasten im Mitteldrittel sauber.
Das letzte Drittel versprach somit weiterhin einen Thriller. Die Flyers psychologisch im Vorteil: Nicht nur in der Serie ein 0:3 aufgeholt, sondern jetzt auch im Entscheidungsspiel. Wer sich nun ein Schachspiel am Eis erwartet hätte, sah sich getäuscht. Beide Teams warteten zwar auf die Fehler des Gegners, suchten aber bei Puckbesitz den schnellsten Weg zum Tor. Immer wieder kam es zu gefährlichen Szenen vor den beiden Goalies, die auch das ein oder andere Mal Glück hatten. So rettete für Michael Leigthon gleich zwei Mal Aluminium, Bostons Rookie Torhüter Tuukka Rask wurde einmal vom Torgestänge unterstützt.
Ein Wechselfehler brachte schließlich einen entscheidenden Vorteil für Philadelphia. Die Bruins waren für wenige Sekunden nicht organisiert, ließen vor dem Tor zu viel Platz und so konnten die Flyers im Power Play der 53. Minute erstmals in diesem Spiel in Führung gehen. Simon Gagne hatte die Scheibe hoch ins rechte Kreuzeck eingenetzt und damit sprach nun alles für die Gäste. Die Zeit, sie lief nun für Nödl & Co. und die Flyers konzentrierten sich nun darauf, ihren Vorsprung zu verteidigen. Die letzten beiden Minuten liefen und die Spannung steigerte sich noch einmal. Boston drückte auf den Ausgleich, nahm knapp eine Minute vor Schluss ein Time Out und besprach noch einmal den Plan, wie man in diesem Finish den Ausgleich schaffen wollte.
Der Torhüter blieb 53 Sekunden vor dem Ende auf der Bank, die Bruins spielten volles Risiko, wurden dafür aber nicht belohnt. Die Philadelphia Flyers gingen als 4:3 Sieger vom Eis und hatten NHL Geschichte geschrieben. Als erst drittes Team in der langen Geschichte der Profiliga schafften es die Flyers, einen 0:3 Rückstand in einer Best of Seven Serie umzudrehen und am Ende als Sieger vom Eis zu gehen! Das letzte Mal war dieses Kunststück im Jahr 1975 (zuvor 1942) gelungen! Und nicht nur das: als dritte Mannschaft in der Geschichte konnte Philadelphia ein 0:3 im Entscheidungsmatch einer Serie in einen Sieg umdrehen (nach 1988 und 1991)!
Die Comebackkids aus Philadelphia werden nun im Finale der Eastern Conference auf das zweite Cinderella Team dieser Saison treffen. Gegen die Montreal Canadiens kämpft Andreas Nödl mit seiner Mannschaft um den Einzug ins Stanley Cup Finale. Start der Serie ist am kommenden Sonntag und wenn man die Leistungen in der letzten Runde betrachtet, ist auch dieses Duell für sieben Spiele gut. Übrigens ist es das erste Mal, dass in einem Eastern Conference Finale die Nummer 7 (Philadelphia) gegen die Nummer 8 (Montreal) um den Einzug ins Finale kämpft.
Andreas Nödl kam in diesem siebten und entscheidenden Spiel nur wenig zum Einsatz. Insgesamt stand der Wiener 6:09 Minuten am Eis, wurde im Mitteldrittel aber gar nicht eingesetzt. Der Österreicher beendete das Match ohne Torschuss, ohne Scorerpunkt und mit einer -1 in der PlusMinus Bilanz. Das wird Nödl aber an diesem Abend wenig kratzen, denn ab sofort gilt der Focus dem nächsten Ziel – und das heißt Stanley Cup Finale!