Die WM als Lebenselixier fürs Deutsche Eishockey?
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marksoft -
6. Mai 2010 um 18:52 -
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Wenn am Freitag in Gelsenkirchen die 74. Eishockeyweltmeisterschaft eröffnet wird, geht es nicht nur darum, wer Gold holt. Das Deutsche Eishockey ringt um die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit und greift gleich zum Beginn des WM Turniers tief in die Publicitylade: mit dem größten je dagewesenen Spiel der Geschichte.
Am Freitag um 20:15 wird in Deutschland Geschichte geschrieben. 76.152 Fans werden in Gelsenkirchen dabei sein, wenn Gastgeber Deutschland gegen die USA das 74. WM Turnier der Geschichte eröffnet. Man könnte meinen, der Höhepunkt findet gleich zum Auftakt statt, denn obwohl das Organisationskomitee am Donnerstag verlautbarte, dass bereits 380.000 Tickets für die WM verkauft seien, gibt es bei unseren Nachbarn sehr viele und sehr laute kritische Stimmen.
Eishockey wird, ähnlich wie in Österreich, nur noch am Rande wahrgenommen. In den Hochburgen pilgern die Fans zwar in die Hallen und neuen Arenen, fernab dieser Eishockeyzentren wird der schnellste Mannschaftssport der Welt aber nicht so richtig wahrgenommen. Das mag einerseits daran liegen, dass es im Deutschen Free TV noch weniger Berichterstattung über Eishockey gibt, als das in Österreich der Fall ist. Das könnte aber auch an einer immer künstlicher hochgezüchteten DEL liegen, die sich dem Auf- und Abstieg verschließt und zuletzt gleich drei Teams wegen finanzieller Probleme zu verlieren drohte (Kassel, Köln, Krefeld).
Für einen Tag wird Eishockey also nun in den Mittelpunkt der Sportinteressierten in Deutschland rücken. Mit dem Weltrekordspiel von Gelsenkirchen hofft man nicht nur beim Deutschen Eishockey Verband, sondern auch bei der DEL endlich wieder auf positive Nachrichten. Davon gab es zuletzt auch auf internationaler Ebene für das Team Germany nur wenig. Im Vorjahr ist man sportlich eigentlich aus der Weltelite abgestiegen, bei den Olympischen Spielen von Vancouver zählte man zu den ganz großen Enttäuschungen und auch sonst lassen Nationalteam-Erfolge schon lange auf sich warten.
Wirklich große Hoffnungen auf Sensationen durch das DEB Team macht man sich bei den Deutschen auch dieses Mal nicht. Man ist sich dessen bewusst, dass es gegen den Abstieg geht. Ob das dem Interesse der weniger eishockeyaffinen Sportfans auf die Sprünge hilft?
Problem Olympiajahr
Aber nicht nur in Deutschland hält sich das Interesse an dieser WM in Grenzen. Nach dem Highlight des Jahres, den olympischen Spielen von Vancouver, ist ein WM Turnier nur noch der Schatten eines großen Turniers. Wäre da nicht Superstar Alex Ovechkin, der mit Russland zum dritten Mal in Folge Gold holen will, hätten die wirklich großen Namen überhaupt gefehlt. Wie die Russen überhaupt den namhaftesten Kader nominiert haben.
Die anderen Stars des Sports sind noch in den NHL Play Offs aktiv oder wollen von einer WM Teilnahme nichts wissen. So rückt selbst Kanada mit einer eher unbekannten Truppe an, kann mit den Youngsters Steven Stamkos und John Tavares aber zwei große Hoffnungsträger der NHL Zukunft aufbieten.
Viel zugetraut wird dieses Mal den anderen Nationen, fernab vom zuletzt hochgespielten Duell zwischen Russland und Kanada. Schweden kommt mit einer Mischung aus Eishockeylegenden (Forsberg, Lidström) und jungen Spielern, die sich gerade in der NHL Namen machen. Darüber hinaus könnte die TreKronor noch in den nächsten Tagen so richtig prominent verstärkt werden, sollte Vancouver in den Play Offs scheitern.
Einen Generationenwechsel macht die Slowakei durch und auch die Finnen versuchen sich mit einem Kader der eher unbekannten Spieler. Und so schlägt vielleicht die Stunde der krassen Außenseiter. In den letzten drei Jahren haben nur vier Nationen Mediallen geholt: Russland, Kanada, Finnland und Schweden. Durchbricht dieses Mal ein „Underdog“ diese Phalanx?
Die große Frage lautet aber: „Wer stoppt Russland?“. Die Sbornaja hat in Vancouver enttäuscht, jetzt soll der Stolz der Russen bei der WM wieder hoch gehalten werden. Der Titelhattrick soll her. Oder kann Kanada überraschen und im Goldrennen gleichziehen? Oder schlägt die Stunde eines Außenseiters? Spätestens am Sonntag, den 23. Mai ist auch diese Frage beantwortet. Dann steigt in Köln das Finale. Österreichs Eishockeyfans können sich in den kommenden Tagen entspannt zurück lehnen und zuschauen. Das ÖEHV Team wird erst in einem Jahr bei den Titelkämpfen in der Slowakei wieder im Konzert der Großen mitwirken.