Am 11. September 2009 hat die Erste Bank Eishockey Liga 09/10 ihre Saison begonnen, 195 Tage später stehen die beiden Finalisten fest. Mit Ligakrösus Salzburg geht der große Favorit in das Endspiel und trifft dort auf den heißen Underdog aus Linz. Können die Black Wings ihr Märchen weiter fortsetzen, oder wird sich am Ende Salzburg zum dritten Mal den Titel holen?
Red Bull Salzburg (2) – Black Wings Linz (3)
Saisonbilanz: 3:3 Siege, 6:6 Punkte, 18:15 Tore
Das Finale in der EBEL steht und ab Donnerstag richten sich alle Eishockeyaugen Richtung Salzburg bzw. Linz. Zwei völlig unterschiedliche Mannschaften treffen im Endspiel aufeinander und man darf gespannt sein, ob sich die Halbfinalphase noch überbieten lassen kann.
Vor allem die Black Wings haben in den letzten Tagen für eine unglaubliche Euphorie gesorgt. Sie schwimmen nach dem Re-Sweep gegen die Vienna Capitals auf der Erfolgswelle und gehen mit viel Selbstvertrauen in diese Best of Seven Serie gegen die Red Bulls. Trotz vier Siegen en Suite, dem psychologischen Höhenflug zum Sieg gegen die Capitals und der ersten Finalteilnahme seit sieben Jahren gehen die Oberösterreicher aber als Außenseiter in das Duell mit dem (noch) Vizemeister. „Niemand hat mit uns gerechnet, aber jetzt wollen wir mehr“, sagte Gregor Baumgartner nach dem Triumph im siebten Spiel gegen Wien, was wohl als Kampfansage Richtung Salzburg gewertet werden kann.
Die Linzer werden auch im Finale eine außergewöhnliche Leistung benötigen, denn es geht nicht nur gegen das offensivstärkste Team der Liga, sondern auch gegen eine eisläuferisch überragende Mannschaft mit vier sehr ausgeglichenen Linien. Zwar spielen auch die Oberösterreicher mit vier Linien, doch die Kadertiefe ist wohl nicht mit den Red Bulls zu vergleichen. Torhüter Alex Westlund wird wieder sehr viele brillante Momente benötigen und muss über sich hinaus wachsen, um seinem Team die Chance auf den Meistertitel zu geben. Der Schwachpunkt der Black Wings ist ganz klar die Abwehr, die schon gegen die Capitals teilweise überfordert war und vor allem mit flinken und wendigen Stürmern Probleme hat. Genau die stehen aber im Kader der Mozartstädter. Im Angriff ließen die ersten beiden Reihen der Oberösterreicher im Halbfinale lange aus, um dann gegen Ende zu doch wieder zu scoren zu beginnen. Es wird „überlebenswichtig“ für die Collins-Truppe werden, dass man vier scoringfähige Linien aufbieten kann und so in jeder Phase nach vorne für Gefahr zu sorgen im Stande ist.
Was aber für die Comeback-Wings spricht ist ihr unbändiger Kampfgeist, den sie im Verlauf dieser Play Offs mehrmals gezeigt hatten. Schon im Viertelfinale gegen den VSV holte man mehrfach Rückstände auf, was man im Halbfinale gegen Wien noch einmal getoppt hat. Mit dem historischen Comeback nach 0:3 Serienrückstand ist aus den Black Wings eine zusammengeschweißte Einheit geworden. Es wird gekämpft, Vorwürfe gegenüber den Teamkollegen kennt man nicht und alle ziehen an einem Strang. Wenn eine Reihe ihre Leistung nicht bringt, dann treten andere Spieler nach vorne. So spielen Meister, doch die große Frage bleibt: wie viel Kraft hat dieses Halbfinale gekostet?
Die Red Bulls kennen Finalsituationen gegen scheinbare Underdogs und wissen, dass sie niemanden unterschätzen dürfen. Die Salzburger konnten in den letzten Tagen ihre Blessuren auskurieren, wieder Kraft schöpfen und kommen völlig ausgeruht in die Finalserie. Dazu kann Trainer Pierre Page auf den gesamten Kader zurückgreifen, da mit dem zuletzt gesperrten Matthias Trattnig und dem verletzten Kelsey Wilson zwei weitere Spieler ihre Comebacks feiern. Ausgerastet, komplett und dazu noch besser besetzt – was soll da noch schief gehen?
Das dachten sich vermutlich auch die Capitals im Halbfinale und sind dann auf die Nase gefallen, doch die Bullen sind noch einmal ein anderes Kaliber und gehen als deutlicher Favorit in dieses Finale. Alles andere als ein klarer Erfolg in der Serie für die Mozartstädter wäre eine Überraschung, wenngleich die Linzer in der regulären Saison nicht gerade zu den Lieblingsgegnern der Bullen gehörten. Je drei Siege stehen nach den bisherigen 6 Duellen zu Buche, die Partien verliefen allesamt sehr knapp und nie konnte ein Team mit mehr als zwei Toren Unterschied gewinnen.
Die Finalserie ist das Aufeinandertreffen einer Mannschaft aus Linz, die sich als echtes Team für diese Endspiele qualifiziert hat und der Red Bulls aus Salzburg, die ohne Zweifel über die besseren Einzelspieler verfügt. Insgesamt sind die Vorteile auf Seiten der Mozartstädter. Wenn diese aus der Halbfinalserie der Capitals gelernt haben, dürfte das Märchen der Black Wings keine Fortsetzung finden.
HF.at Prognose: Salzburg in 5 bis 6 Spielen