Nur noch vier Mannschaften sind im Rennen um den Meistertitel in der Erste Bank Eishockey Liga und nachdem sich mit Titelverteidiger KAC und dem Gewinner des Grunddurchganges, den Graz 99ers, schon zwei Mitfavoriten verabschiedet haben wird der Kreis der Meisterschaftsfavoriten immer kleiner.
Wer hätte das vor der Saison gedacht? Meister KAC schon im Viertelfinale draußen, die Graz 99ers mit Startrainer Bill Gilligan an Außenseiter Zagreb gescheitert und somit sind schon zwei Kandidaten auf den Meistertitel ausgeschieden. Mit Vizemeister Salzburg und den Vienna Capitals bleiben aber zwei Mannschaften im Rennen, die man auch vor der Saison im erweiterten Favoritenpool eingereiht hatte. Doch werden diese beiden Mannschaften auch um den Meistertitel kämpfen? Oder schaffen Linz bzw. Zagreb eine Überraschung? HF.at blickt auf die bevorstehenden Halbfinalpaarungen.
Red Bull Salzburg (2) – KHL Medvescak Zagreb (8)
Saisonbilanz: 5:1 Siege, 11:3 Punkte, 25:15 Tore
So eng die Serie der Salzburger gegen Titelverteidiger KAC war, so deutlich spricht die Papierform vor dem Halbfinale für die Mozartstädter. Die Red Bulls gehören für Zagreb zu den Angstgegnern, das stark eisläuferisch angelegte Spiel der Bullen behagte den Kroaten im Grunddurchgang überhaupt nicht und so reichte es in sechs Duellen zu lediglich einem Sieg. Die meisten Paarungen waren aber dennoch sehr enge Angelegenheiten und gingen bis auf ein Mal (9:3 Sieg Salzburg) mit nur einem oder zwei Toren Unterschied aus.
Die Ausgangslage stellt sich für beide Teams ähnlich dar: beide hatten im Viertelfinale lange und kräfteraubende Serien zu absolvieren, dass Salzburg um ein Spiel mehr in den Knochen hat, kann der Vizemeister mit dem deutlich tiefer besetzten Kader locker ausgleichen. Gerade diese Kadertiefe spricht auch die deutlichste Sprache zu Gunsten des Page-Teams. Zagreb spielte schon im Viertelfinale fast ausschließlich mit drei Blocks, was auf Dauer konditionelle Nachteile bringen wird. Gerade gegen die lauffreudigen Mozartstädter ist aber der volle physische Einsatz notwendig, um zu bestehen. Für Zagreb wird zudem eine abermals große Torhüterleistung zur „Überlebensfrage“ in diesem Halbfinale werden. Die Red Bulls sind jenes Team, das die meisten Tore in der EBEL schießt und nur, wenn die Kroaten diese Angriffsmaschinerie rund um Thomas Koch unter Kontrolle bringen, wird man die Hand an eine weitere Überraschung legen können.
Im Lager der Red Bulls ist man vor dem Außenseiter auf jeden Fall gewarnt. Das größte Plus Zagrebs liegt ohne Zweifel in der mannschaftlichen Geschlossenheit und die Erfolgswelle, auf der man seit dem Seriensieg gegen Graz schwimmt. Die Auswärtsspiele im Dom Sportova werden für Salzburg zu einem wahren Hexenkessel werden, wenn 7.000 Fans ihre Bären erneut als Außenseiter anpeitschen werden. Aber das Team von Trainer Pierre Page kennt derartige Saison, hat man doch schon vor zwei Jahren gegen Underdog Laibach schwer zu kämpfen gehabt.
Die Red Bulls haben im Verlauf dieser Saison nicht immer überzeugt, einige Leistungsträger konnten ihre Möglichkeiten noch nicht ausschöpfen. So gesehen bleibt auch in diesem Bereich Luft nach oben, während Zagreb bereits über sich hinaus gewachsen ist. Doch mit jedem Erfolgserlebnis könnten die Kroaten weiter Oberwasser gewinnen und mit etwas Glück die Bullen durchaus fordern. Insgesamt ist aber davon auszugehen, dass Red Bull Salzburg auch im vierten Jahr in Serie das Finale der Erste Bank Eishockey Liga erreichen wird.
HF.at Prognose: Salzburg in 5 Spielen
Vienna Capitals (3) – LIWEST Black Wings Linz (4)
Saisonbilanz: 3:3 Siege, 6:7 Punkte, 13:17 Tore
Aufatmen bei den Vienna Capitals. Nach drei Halbfinalpaarungen in Serie, in denen man gegen Salzburg den Kürzeren gezogen hat, geht es nun endlich gegen ein anderes Team. Ob man dadurch aber leichter ins Finale vorstoßen kann, wird sich in den nächsten Wochen weisen, denn mit den Black Wings wartet ein überaus unangenehmer Gegner auf die Wiener. Schon im Grunddurchgang haben sich diese beiden Kontrahenten ein sehr ausgeglichenes Duell geliefert und man darf davon ausgehen, dass sich das im Halbfinale fortsetzen wird.
Die Capitals haben sich im Viertelfinale gegen einen physisch und kämpferisch stark spielenden Gegner aus Ungarn sehr schwer getan, am Ende aber doch glatt gewonnen. Manko in der ersten Runde war ohne Zweifel die katastrophale Chancenauswertung auf Seiten der Hauptstädter. Gerade diese Abgebrühtheit vor dem Tor wird man aber benötigen, um gegen den vermutlich besten Goalie der Liga scoren zu können. Ob der Heimvorteil in dieser Serie eine Rolle spielen wird darf nach dem Grunddurchgang bezweifelt werden. Beide Mannschaften konnten je zwei Partien auf fremdem Eis gewinnen, dennoch liegt der Vorteil, öfter vor eigenem Publikum antreten zu können, bei den Hauptstädtern.
Ebenso wichtig wird bei den Vienna Capitals die Power Play Ausbeute werden. Die Hauptstädter stellen das aktuell beste Überzahlteam der EBEL, treffen aber auf die zweitbeste Penalty Killing Einheit der Liga.
Die Black Wings konnten in der ersten Play Off Runde nach einer ebenso engen Serie den VSV eliminieren, wobei sich vor allem die Legionäre stark ins Blickfeld gespielt haben. Vor allem Rob Shearer, der in der regulären Saison schon in der Kritik gestanden war, hat gegen die Kärntner stark aufgezeigt. Darüber hinaus verfügen die Stahlstädter mit Pat Leahy und Brad Purdie über zwei weitere Tor- und Punktegaranten, die ein Match im Alleingang entscheiden können. Von entscheidender Wichtigkeit wird für die Oberösterreicher aber werden, dass auch die Österreicher im Team zu ihrer Play Off Form finden. Ein Philipp Lukas hat im Viertelfinale nicht das gebracht, was er im Stande wäre, auch Gregor Baumgartner konnte kaum Akzente setzen. Dazu hat Trainer Kim Collins derzeit ein paar Verletzungssorgen (Bronilla mit angebrochenem Fuß, Ibounig Rippenverletzung), was gegen die betont physisch spielenden Vienna Capitals hemmend wirken kann.
Die Wiener werden ein Mittelmaß finden müssen, um der Kontermannschaft aus Linz physisch entgegen treten zu können und gleichzeitig Strafen zu vermeiden. Besonders wichtig wird auch die Leistung von Frederic Cassivi werden. Der Torhüter muss sich den Vergleich mit seinem Linzer Pendent, Alex Westlund, gefallen lassen. Hier dürften die Vorteile leicht auf Seiten der Oberösterreicher liegen.
Eines ist vor diesem Duell aber klar: es wird auf alle Fälle ein Team ins Finale vorstoßen, das zuletzt in Serie im Halbfinale scheiterte. Die Capitals flogen in den letzten vier Jahren jeweils in der Vorschlussrunde raus, die Linzer drei Mal in Serie.
Wer am Ende um den Meistertitel spielen wird scheint vor dieser Halbfinalserie sehr schwer zu prognostizieren. Die Wiener gehen als leichter Favorit in dieses Duell, es bleibt aber abzuwarten, wie das Team von Trainer Gaudet dessen teilweise sehr reduzierte Linientaktik wegstecken kann. Die Black Wings werden mit vier Reihen agieren und könnten so auf Dauer gesehen leichte Vorteile haben. Dem wiederum haben die Capitals schon mehrmals in dieser Saison ihren Kampfgeist entgegen gesetzt. Eine ausgeglichene Serie ist zu erwarten, in der alles passieren kann und vor allem die Verletzungssituation eine ausschlaggebende Rolle spielen könnte.
HF.at Prognose: Vienna Capitals in 6 Spielen