U20 WM: Tapfere Österreicher verlieren gegen Russland
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marksoft -
27. Dezember 2009 um 02:25 -
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Dass Russland keine Messlatte ist, an der sich das Team Austria messen muss, war bereits vor dem Eröffnungsmatch der Österreicher klar. Das ÖEHV Team verkaufte sich gegen den haushohen Favoriten zwar gut, musste die deutliche Überlegenheit aber anerkennen und verlor nach hervorragender kämpferischer Leistung mit 2:6.
Das erwartet schwere Eröffnungsdrittel musste das Team Austria gegen einen der Medaillenaspiranten der U20 WM überstehen. Russland legte gegen die Österreicher gleich so richtig los und ging schon nach 118 Sekunden in Führung. Man musste schon das Schlimmste befürchten, denn am Abend hatte Kanada die Letten mit 16:0 überrollt und ähnlich dominant starteten auch die Russen. Doch mit Fortdauer des Abschnitts spielten sich die ÖEHV Nachwuchscracks etwas frei und kamen sogar zum sensationellen Ausgleich. Im Power Play kam die Scheibe in der 12 Minute zu Komarek, dieser passte zur Mitte, wo Wolf sofort abschloss, aber am Torhüter scheiterte. Der Abpraller kam jedoch wieder zu Komarek, der mit etwas Glück über den Umweg des Torhüterschoners zum 1:1 einschob.
Der Jubel kannte keine Grenzen, wurde aber jäh im Keim erstickt. Die Russen schienen nun den Gegner wieder ernst zu nehmen und zogen das Tempo an. Lorenz Hirn im Tor der Österreicher musste in der 15. Minute in Unterzahl nach einem Blue Liner ein weiteres Mal hinter sich greifen, konnte danach aber in einigen Szenen brillieren. Dennoch wurde das Ergebnis durch die Nachwuchs-Sbornaja weiter in die Höhe geschraubt. In den letzten zwei Minuten nützten die Russen die nachlassende Konzentration des Team Austria in der Abwehr gnadenlos aus und gingen mit einer standesgemäßen 4:1 Führung in die erste Pause.
Im zweiten Abschnitt starteten die Österreicher mit einem Power Play und dabei hatte der Salzburger Patrick Maier die große Chance, das Ergebnis wieder etwas übersichtlicher zu gestalten. Der Stürmer vergab den Sitzer alleine vor dem Tor, doch dieser Vorstoß war ein Zeichen dafür, dass sich das junge Team Austria auch vor den Großen nicht versteckte und frech nach vorne spielte. Hinten blieb man dabei aber etwas zu fehleranfällig, was zu einem weiteren Gegentreffer führte. Bei einem Schuss aus spitzem Winkel sah Torhüter Hirn in der 26. Minute nicht sehr glücklich aus und musste zum fünften Mal hinter sich greifen.
Diesen Fehler machte er aber in den nächsten Minuten mit guten Saves aber mehr als wett und schien damit auch seine Kollegen zu inspirieren. Nach einem wunderschön vorgetragenen schnellen Konter verkürzten die Österreicher in der 31. Minute durch den freigelaufenen Hartl auf 2:5 und durften wieder jubeln. Danach zog die Sbornaja aber das etwas heruntergefahrene Tempo wieder an und prompt mussten sich die rot-weiß-roten U20 Cracks gleich in zwei aufeinander folgenden Unterzahlphasen heftigen Torschüssen entgegenstemmen. Immer wieder stand Lorenz Hirn im Mittelpunkt, überstand diese Drangperiode aber ohne weiteren Gegentreffer. Das ermöglichte dem ÖEHV Team einen kleinen Teilerfolg: das zweite Drittel ging mit einem 1:1 und damit einem Remis gegen den große Favoriten zu Ende!
Auch zu Beginn des letzten Drittels verkauften die Österreicher ihre Haut sehr teuer, kämpften weiterhin beherzt und zeigten ein großes Laufpensum. Die Russen, die nicht mehr 100% gehen mussten, konnten gegen gut spielende Underdogs selbst eine 5 gegen 3 Überzahl nicht nützen, während sich das Team Austria mit seinem Einsatz in die Herzen der Fans vor Ort gespielt hatte. Dennoch ließen die Kräfte des Teams von Trainer Dieter Werfring nun nach, was sich vor allem in vielen Strafen zeigte und damit den Kräfteverschleiß noch intensivierten. Knapp 10 Minuten spielten die Österreicher mit nur vier Mann, ein geschicktes Unterzahlspiel, sowie ein glänzender Lorenz Hirn ließen aber keinen weiteren Treffer der Russen zu.
Diese überstandenen Power Play schienen die ÖEHV Spieler aber etwas übermütig werden zu lassen, denn als man selbst numerisch im Vorteil war, riskierte man zu viel und kassierte einen Shorthander. Keine drei Minuten später dann die nächste Unterzahlsituation für die Sbornaja, doch dieses Mal war bei Lorenz Hirn, der später zum besten Spieler Österreichs gewählt werden sollte, Endstation. Nach vorne ging jetzt nicht mehr viel auf Seiten der Österreicher, die nun dem hohen Tempo etwas Tribut zollen mussten und selbst im Power Play Probleme hatten, zielgenaue Weitschüsse abzugeben.
Russland hatte sich in der Zwischenzeit mit dem knapper als erwarteten Ergebnis angefreundet und machte nur noch das Notwendigste. 94 Sekunden vor Schluss hätte der Aufsteiger das Ergebnis sogar noch mehr verschönern können, traf aber nur die Stange. Es blieb beim 2:6 gegen den Favoriten aus Russland, der Applaus gehörte nach diesem Match aber dem tapferen Team Austria.
Stocktechnisch, eisläuferisch und taktisch war Russland dem Team Austria erwartungsgemäß um Klassen voraus, mit viel Einsatz, Laufbereitschaft und großartigem Forechecking brachten die Werfring Schützlinge den Favoriten aber immer wieder ins Schwitzen und zeigten als Aufsteiger eine Talentprobe. Dieser wird es wohl auch im nächsten Match bedürfen, wenn die Österreicher auf Schweden treffen. Mit der gezeigten Leistung gegen Russland kann man aber hoch erhobenen Hauptes auch auf diese Aufgabe zugehen, denn zu verlieren hat man auch gegen den nächsten Favoriten nichts.
Russland – Österreich 6:2 (4:1, 1:1, 1:0)
Tore:
01:58 1:0 Khorkriakov
11:38 1:1 Komarek (Wolf, Scholz)- PP
14:32 2:1 Chudinov (Petrov, Pivtsakin) - PP
18:36 3:1 Kuznetsov (Orlov)
19:54 4:1 Tarasenko (Orlov) - PP
26:20 5:1 Kuznetsov (Kulemin)
30:50 5:2 Hartl (Maier)
52:00 6:2 Petrov (Chudinov) - SH
Strafen: 14:24 Minuten
Aufstellung Österreich:
Hirn; Ulmer/Mühlstein, Pallestrang/Scholz, Zorec/Isopp, Untergaschnigg/Hartl; Komarek/Kristler/Heinrich, Hofer/Maier/Wolf, Unterweger/Pöck/Schneider, Kainz.