Der neue Kapfenberg Präsident im Interview
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marksoft -
9. September 2009 um 06:04 -
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Die Kapfenberg Bulls starten mit Vollgas in eine neue Ära: von nun an steht der Verein nicht nur für Basketball, sondern ebenso für professionelle Arbeit im Eishockey. Warum vom Zusammenschluss beide Seiten profitieren werden und er wegen Eishockey beinahe der Schule verwiesen worden wäre, erzählt Präsident Karl Thaller im Interview.
Herr Thaller, eine neue Ära hat begonnen. Mit welchen Gefühlen blicken Sie der Zukunft entgegen?
Karl Thaller: Mein Gefühl ist positiv in jeder Hinsicht. Wir legen einen umfassenden Neustart hin und haben dazu auch das Logo verändert. Bei der Pressekonferenz haben unsere Pläne für massives Medieninteresse gesorgt, das werte ich als positives Signal. Wir wollen nun den Fans, Sponsoren, den Politikern und allen anderen vermitteln, dass wir ein zusammengewachsener Verein sind. Wenn es uns gelingt, die positiven Eigenschaften beider Sparten zu nutzen, kann das nur eine positive Geschichte werden.
Wie gut funktioniert die Arbeit im nun gewachsenen Verein?
Thaller: Bei den handelnden Personen ist es mit der Umstellung sehr schnell gegangen. Sie identifizieren sich mit Eishockey und versuchen, ihre positive Einstellung von Basketball zum Eishockey zu übertragen. Da haben wir eine echte Bringschuld und müssen erst beweisen, dass wir nicht nur große Ziele haben, sondern, dass wir auch umsetzen, was wir uns vornehmen.
Im Basketball kennt man Sie als engagierten Funktionär. Wie sieht es mit Ihrem Bezug zum Eishockey aus?
Thaller: Von Eishockey war ich schon lange vor Basketball begeistert. Vor allem in meiner Jugend habe ich kein Spiel verpasst und bin in der Halle häufig im Freudentaumel mit Bier überschüttet worden. Einmal wäre ich fast von der Schule geflogen, weil ich versucht habe, einem befreundeten Lehrling einen Schülerausweis zu organisieren, damit er günstiger in die Eishalle kommt. Das ist allerdings aufgeflogen und hat damals meinetwegen zu einer Lehrerversammlung geführt. Ich wäre später dann beinahe nicht zum Basketball gekommen, wenn die Verantwortlichen beim Eishockey geschickter agiert hätten. Mit etwas Verspätung ist es jetzt ja doch noch was geworden.
Welche Vorteile hat die Eishockey-Sparte von der Fusion?
Thaller: Die organisatorischen Rahmenbedingungen, die wir beim Basketball in den vergangenen Jahren geschaffen haben, sind auf österreichischem Spitzenniveau. Nicht umsonst haben andere Profi-Klubs versucht, unser Personal abzuwerben. Das nehme ich als Kompliment. Weitere Vorteile sind die umfassende medizinische Betreuung und eine verbesserte Trainingssituation. Das war bislang zum Teil höchst amateurhaft. Organisatorische Dinge werden von nun an gemeinsam abgewickelt, bis auf die Sportstätten gibt es da ja im Ablauf kaum Unterschiede.
Was hat die Basketball-Seite vom Zusammenschluss?
Thaller: Basketball kann viel von der Emotion und dem Enthusiasmus profitieren, der im Eishockey üblich ist. Wenn davon etwas überschwappt, hat Basketball viel gewonnen.
Wie passen Basketball und Eishockey für Sie unter einen Hut?
Thaller: Das sind zwei rassige, schnelle Sportarten. Es gibt keine Outdoor-Sportart, die an die Vorzüge von Eishockey und Basketball herankommt. Eine Gemeinsamkeit ist auch, dass die Infrastruktur in beiden Fällen verbesserungswürdig ist.
Die Hallensituation bleibt also auch in Zukunft Thema Nummer Eins bei den Bulls?
Thaller: Dieser Punkt ist maßgeblich für die Entwicklung des Vereins. Die Katakomben der Walfersamhalle oder etwa die noch schlimmeren sanitären Zustände in den Kabinen der Eishalle sind von den Ansprüchen einer zeitgemäßen Infrastruktur weit entfernt. Allein die Aussicht, dass sich in diesem Bereich in absehbarer Zeit etwas tut, wäre eine große Motivation für alle Beteiligten vom Zeugwart bis zum Headcoach.
Welche Auswirkungen hat der neue Verein auf die Kapfenberger Sportwelt?
Thaller: Im Nachwuchs sind wir mit 140 Jugendlichen der größte Verein der Stadt und wenn wir es gut anstellen, wird auch die Anhängerschaft bald sehr groß sein. Für Kapfenberg bedeutet die neue Konstellation außerdem, dass man sich in den kommenden Jahren um Eishockey keine Sorgen mehr machen muss. Wir werden klare Prioritäten setzen und heimische Spieler massivst fördern. Wir haben festgelegt, dass mindestens 70 Prozent des Kaders in beiden Sparten aus Österreich kommen muss und immer mindestens vier Akademiespieler dabei sein müssen. Diese Vorgabe übertreffen wird derzeit in beiden Sparten.
Auch bei den Tickets gibt es Neuerungen...
Thaller: Wir haben uns entschlossen, Saisonkarten zu einem günstigen Preis anzubieten, die noch dazu für beide Sportarten gelten. Die Leute sollen sagen: 'heute gehe ich zum Eishockey, morgen dann zum Basketball'. Wir müssen wegen dieser Preispolitik zwar mehr Karten verkaufen, haben dafür aber hoffentlich auch mehr Zuseher in den Hallen.
Wie ist die Resonanz bezüglich der 'neuen' Kapfenberg Bulls bislang?
Thaller: Viele waren überrascht, wie professionell unsere Planung und die Konzepte sind. Jetzt müssen wir auch professionelle Taten folgen lassen. Wichtig ist aber vor allem, dass sich alle Beteiligten mit dem Verein identifizieren. Denn ob Basketball oder Eishockey: jeder ist jetzt ein Bulle.