Salzburg erzwingt Entscheidungsspiel
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marksoft -
2. April 2009 um 21:44 -
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Was für ein Spiel! Dem KAC fehlte etwas mehr als eine Minute zum 29. Meistertitel, doch am Ende gingen die Rotjacken doch als Verlierer vom Eis. Darryl Bootland traf zwei Mal und schoss damit seine Salzburger in der Verlängerung zum 3:2 Heimtriumph. Das siebte Finale am kommenden Sonntag wird über die Meisterschaft entscheiden!
Beim KAC fehlten mit Hager, Shantz und Brandner wiederum drei wichtige Stützen im Angriff fehlten, man musste somit wieder auf eine starke Defensivtaktik zurückgreifen. Die Salzburger hatten noch wenige Stunden vor Spielbeginn Scalzo durch eine Sperre verloren und hatten ihre Linien auch wegen des Ausfalls von Kapitän Thomas Koch (Magenprobleme) wieder einmal kräftig durcheinander gemischt. Am Ende schlugen sich die Bullen durch ihren fahrlässigen Umgang mit Torchancen in dieser Partie beinahe selbst.
Über 1000 Fans beim „public viewing“
In der Klagenfurter Stadthalle fieberten heute über 1.000 Fans bei der Live-Übertragung des sechsten Finalspiels der Erste Bank Eishockey Liga zwischen dem EC Red Bull Salzburg und dem EC-KAC am Videowürfel mit.
Sehr zurückhaltend gestaltete der KAC die Anfangsphase dieses sechsten Finales in Salzburg. Die Rotjacken blieben ihrer zuletzt so erfolgreichen Spielanlage treu und arbeiteten zuerst konzentriert in der Abwehr, nach vorne lauerte man auf Konter. So übernahmen die Hausherren relativ schnell das Kommando am Eis, die großen Chancen konnten sich aber auch die Salzburger nicht heraus spielen.
Vor allem im Power Play waren die Mozartstädter an Harmlosigkeit nicht zu überbieten und brachten kaum Gefahr aufs Tor von Travis Scott. Ganz anders der KAC, der gleich beim ersten Überzahlspiel einen Treffer erzielten. Dieser wurde aber wegen eines Schlittschuhtors nach Videostudium nicht gegeben. Es war aber ein Warnschuss durch den Rekordmeister, denn im Gegensatz zum Gastgeber suchte man in dieser Phase den Abschluss sehr zielstrebig.
Keine Tore
Ab dem ersten Überzahlspiel der Klagenfurter wurde die Partie offener, nun kamen auch die Gäste vermehrt zu guten Angriffen und durchaus auch Möglichkeiten, in Führung zu gehen. Dennoch blieb die Vorsicht weiterhin oberstes Gebot, denn niemand wollte sich das 0:1 einfangen. Dieses erste Tor hatte in den ersten fünf Partie immer über Sieg und Niederlage entschieden. Mit diesen Vorzeichen blieb es beim torlosen Unentschieden nach den ersten 20 Minuten – mit der Hoffnung, dass sich das Niveau dieses Finales in den darauf folgenden Minuten noch steigern würde.
Nach exakt 60 Sekunden ließ der Salzburger Bootland die bis dahin größte Chance für seine Mannschaft aus, lief wie im Shootout ganz alleine auf Scott zu, dieser behielt aber die Oberhand. Dieser Start weckte jedoch Hoffnungen und Wünsche nach mehr attraktiven Eishockeyszenen. Und zumindest der Titelverteidiger hielt sich daran, denn die Bullen drückten nun aufs Tempo und brachten die KAC Abwehrreihen damit durcheinander. Nach einer sehenswerten Kombination und Vorarbeit von Bootland sowie Hughes war es der als Stürmer oft geschmähte Patrick Harand (diesmal wieder Verteidiger), der die Hausherren in Front schoss.
Salzburg macht Tempo
Das Tor, soviel stand fest, tat dem Spiel auf alle Fälle gut. Der KAC musste etwas offensiver agieren, die Szenen wogten nun hin und her. Das Tempo wurde höher, die Chancen mehr. Das Tor schien den Bullen tatsächlich Flügel zu verleihen, denn die Salzburger hatten nun deutlich die Kontrolle übernommen, die Klagenfurter waren zumeist einen Schritt zu spät und liefen den Angriffen der Mozartstädter hinterher. Dank Travis Scott, der weiterhin sehr ruhig blieb, konnte das Ergebnis aus Sicht der Gäste aber weiterhin eng gehalten werden.
Über mangelnde Arbeit konnte sich der kanadische Schlussmann der Rotjacken wahrlich nicht beklagen, doch trotz deutlichem Chancen-Übergewicht vermochten die Hausherren ihre Führung nicht auszubauen. Harand (35.) und Foster (37.) hatten die deutlichsten Chancen für die Bullen, doch immer wieder rettete Scott. Für den KAC blieben nur sporadische Entlastungsangriffe, die Bullen-Goalie Parise aber nur wenig einbrachten.
KAC trifft doppelt
Bis der KAC in der Schlussphase dieses Abschnitts eiskalt zurückschlug. Mit einem Blue Liner bezwang Jeff Tory den Salzburger Torhüter und glich, völlig entgegen dem Spielverlauf, zum 1:1 aus. Wie so oft im Sport hatten sich die vielen vergebenen Chancen der Gastgeber für diese gerächt.
Dieser späte Treffer machte die letzten 20 Minuten in diesem Abschnitt weiterhin spannend. Mit dem 1:1 ging es ins dritte Drittel – und damit war weiterhin alles offen. Aber nicht lange, denn nach nur 36 Sekunden nützte Andy Schneider einen Stellungsfehler in der Bullenabwehr und hob die Scheibe an Parise vorbei. Es stand 2:1 und dem KAC fehlte noch 19 Minuten zum Titelgewinn.
Der Schock dieses Doppelschlags auf Umwegen saß bei den Gastgebern tief, nichts war mehr zu sehen von der Dominanz des Mitteldrittels. Im Gegenteil: der KAC kam verstärkt zu Konterchancen und war dem dritten Treffer sogar näher, als die Bullen dem Ausgleich. Salzburg wirkte vor allem hinten sehr verunsichert, alles dachte nach vorne, was dem aggressiven Forechecking der Rotjacken zu Gute kam. Die Kärntner störten das Aufbauspiel des Titelverteidigers frühzeitig, dadurch kam man der Meisterschaft immer näher.
Ungestüme Bullen, sichere Rotjacken
Die Zeit tickte ganz klar für den Rekordmeister, daran änderte auch ein frühes Time Out von Pierre Page nichts. Einzig Jordan Parise im Bullen Tor hielt sein Team noch im Rennen, rettete mehrmals gegen alleine auf ihn zustürmende KAC Angreifer. Den Salzburgern fehlte in diesen Momenten die beruhigenden Routiniers, die das Heft an sich reißen. So stürmte man beinahe blind in die sicher stehenden Klagenfurter Abwehrreihen und konnte so Travis Scott überhaupt nicht mehr in Gefahr bringen.
Zwei Minuten vor Schluss verließ Parise das Salzburger Tor, die Bullen wollten den Ausgleich erzwingen. Mike Craig verpasste die endgültige Entscheidung mit einem Weitschuss knapp am leeren Tor vorbei, im Gegenzug durften die Hausherren jubeln. Aus scheinbar unmöglichem Winkel traf Bootland zum 2:2 Ausgleich und ließ dabei Travis Scott überhaupt nicht gut aussehen. 68 Sekunden hatten dem KAC zur Entscheidung gefehlt.
Mit diesem 2:2 ging es in die Verlängerung, diese startete für die Red Bulls mit einem unglaublichen Vorteil: durch einen Wechselfehler schwächten sich die Klagenfurter eine Sekunde vor Schluss selbst und kassierten eine Strafe. Damit ging es mit einem 4 gegen 3 Vorteil Salzburgs in die Overtime.
Bootland schießt KAC k.o.
Diese Strafe sollte der Sargnagel für die Titelhoffnungen des KAC an diesem Abend werden. Wieder überraschte Darryl Bootland den KAC Schlussmann aus außerordentlich spitzem Winkel und traf nach 99 Sekunden in der Overtime zum 3:2 Sieg der Bullen. Und auch im sechsten Finale setzte sich der Trend fort: jenes Team, das mit 1:0 in Führung ging, gewann am Ende das Match...
Damit erzwang der Titelverteidiger ein alles entscheidendes siebtes Finale. Dieses wird am Sonntag in Klagenfurt steigen, Favoriten gibt es üblicher Weise in einem Spiel 7 keine mehr.
EC Red Bull Salzburg - EC KAC 3:2 n.V. (0:0, 1:1, 1:1, 1:0)
Zuschauer: 3.200
Referees: BERNEKER T.; HOFER F., PEISKAR W.
Tore: HARAND P. (21:56 / BOOTLAND D., HUGHES J.), BOOTLAND D. (58:52), BOOTLAND D. (61:39) resp. TORY J. (38:08 / SCHNEIDER A., SCHULLER D.), SCHNEIDER A. (40:36 / GEIER M., TORY J.)
Goalkeepers: PARISE J. (61 min. / 30 SA. / 2 GA.) resp. SCOTT T. (61 min. / 29 SA. / 3 GA.)
Penalty in minuten: 8 resp. 4
Die Kader:
EC Red Bull Salzburg: BOOTLAND D., CIBULSKIS O., FEICHTNER A., FISCHER M., FOSTER A., HARAND P., HEINRICH D., HÖNECKL T., HUGHES J., JULIEN S., LANZ W., LATUSA M., MAIRITSCH M., MCDONOUGH R., PARISE J., REBEK J., SIKLENKA M., SWEATT W., TRATTNIG M., ULLRICH P., ULMER M., WELSER D.
EC KAC: BROWN S., CRAIG M., FUREY K., GEIER M., GEIER S., HARAND C., HERBURGER R., HUNDERTPFUND T., JAKOBITSCH S., KIRISITS J., NORRIS W., PELLEGRIMS M., PIRMANN M., RATZ H., REICHEL J., SCHELLANDER P., SCHNEIDER A., SCHULLER D., SCHUMNIG M., SCOTT T., SWETTE R., TORY J.
Finale (Best of Seven):
EC KAC - EC Red Bull Salzburg 3:3 (5:4 n.V., 2:7, 3:6, 4:1, 3:0, 2:3 n.V.)