Jetzt ist es also raus: der HC Innsbruck wird die Erste Bank Eishockey Liga verlassen! Die Liga steht vor einer Bewährungsprobe, die Fehler werden von den Tirolern zwar auch in den eigenen Reihen gesucht, doch insgesamt hat die Entwicklung in der Liga Schuld. Ob man es sich da nicht zu einfach macht?
Das Thema EBEL ist für den HC Innsbruck durch – zumindest vorerst einmal. Die Tiroler gaben am späten Dienstagabend bekannt, freiwillig in die Nationalliga abzusteigen. 2,5 Millionen Euro Budget hätten nicht gereicht, um in der Liga mitmischen zu können und der alljährliche finanzielle Seiltanz sei nicht mehr vertretbar gewesen. Zwischen 300.000 und 600.000 Euro soll laut Tiroler Tageszeitung das Finanzloch der aktuellen Saison bei den Tirolern groß sein – Schuld daran sind wie so oft zum Großteil die anderen.
Ganz so einfach wird man sich dieses Mal aber nicht aus der Affäre ziehen können. Zwar hofft man in Innsbruck noch auf den Strohhalm eines Gesprächs mit Landeshauptmann Plattner, doch es ist kaum zu erwarten, dass hier vom Land mit finanzieller Hilfe eingesprungen wird. So schmerzhaft der Ausstieg der Tiroler für die EBEL ist, dieses Mal sollte man an erster Stelle an die eigenen Fehler denken.
Viele Fehler
Denn gerade beim HCI hat man in den vergangenen Jahren immer wieder den Fehler gemacht, mit viel Geld eine noch teurere Mannschaft auf die Beine zu stellen, die schließlich nicht die gewünschten Leistungen bringen konnte. Geld und Stars allein machen eben noch kein Meisterteam. Jahrelang haben die Innsbrucker immer wieder teure Legionäre eingekauft, so den eigenen Untergang nur noch beschleunigt. Wer Ex-NHL Stars wie Murray oder Guolla engagiert und dann auch noch gegen ein DEL Team das Ringen um Top-Torjäger Bellissimo gewinnt, darf sich nicht wundern, wenn sich das aufs Geldbörserl niederschlägt.
Kein anderes Team in der EBEL hatte in der laufenden Saison so viel NHL Erfahrung am Eis stehen, wie der HCI – nicht einmal der so oft gescholtene Ligakrösus Salzburg. Und auch am Österreichersektor hat man den einen oder anderen teuren und erfahrenen Spieler in seinen Reihen. Doch wie schon in all den Jahren zuvor schaffte man es auch dieses Mal nicht, ein Team zu formen.
Im Vergleich dazu tummeln sich bei der Konkurrenz zwar namenlose Legionäre, die dafür aber auch nur einen Bruchteil der HCI Stars kosten. Dafür brachten diese ihre Leistung und absolvierten nicht wie die Tiroler Legionäre viele Wochen lang Schaulaufen. Die Fehler werden von den HCI Verantwortlichen durchaus auch gesehen – immerhin, ein Weg zur Besserung
Was passiert jetzt?
Der Ausstieg des HC Innsbruck trifft die Ligaverantwortlichen zur wichtigsten Zeit des Jahres zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. In den Play Offs soll das Produkt Eishockey mit möglichst engen und spannenden Spielen vermarktet werden, da sind solche Meldungen mehr als nur kontraproduktiv.
Doch jetzt ist die Ligaführung um Christian Feichtinger gefragt. Seit Jahren ist klar, dass die Liga auf einen Crash zusteuert, schon mehrfach gab es auch aus anderen EBEL Städten im Verlauf dieser Saison entsprechende Zurufe, die aber offenbar nicht gehört wurden. Daran kann aber auch die EBEL nichts ändern, sondern es liegt einzig und allein in den Händen der Vereine selbst, das System zu verbessern und finanzierbarer zu machen. Doch noch immer liegt der eigene sportliche Erfolg den Teams näher, als eine langfristig angelegte und gesunde Liga. Solange sich das nicht ändert, wird die EBEL weiterhin das bleiben, was sie derzeit darstellt: zweitklassig.
Für die kommende Saison wirft der HCI Abstieg viele Fragen auf. Es stehen nur mehr 9 Teams zur Verfügung und damit ist man wieder genau bei jener ungeraden Anzahl an Teilnehmern, die man nicht mehr haben wollte. Seit Jahren geistert das Gerücht um einen Ligaeinstieg Zagrebs durch den Raum – ist das jetzt jenes Sprungbrett, das die Kroaten brauchten? Kommt gar die erweiterte EBEL mit Teams auch aus Italien und eine Zweiteilung in Nord und Süd oder Ost und West?
Die Fragen sind zahlreich, die Liga muss jetzt rasch Antworten auf den Tisch legen. Ansonsten nützt die spannendste Play Off Phase nichts, um diese Liga, der ganz offensichtlich langsam die Luft ausgeht, attraktiv aussehen zu lassen.
EBEL Export in die Nationalliga?
Und über kurz oder lang wird man sich auch in der Nationalliga etwas überlegen müssen. Kurzfristig scheint die zweithöchste Spielklasse zwar Attraktivität zu gewinnen, es besteht aber die Gefahr, dass man mit absteigenden Teams aus der EBEL auch deren Probleme importiert.
Fakt ist aber, dass die finanziellen Probleme, die viele Teams schon quer durch Europa haben, nun auch die EBEL erreicht haben. Österreich ist keine Insel der Seligen und was in der DEL, Elitserien oder Finnland passieren kann ist selbstverständlich auch in der EBEL möglich. Lehren sollten daraus jedoch gezogen werden. Ob das jedoch bis zu den Vereinsverantwortlichen durchdringt wird man erst in den nächsten Wochen sehen, wenn man sich am Kader der Tiroler bedient hat und wieder über die ständig steigenden Kaderkosten beschwert.
Die Liga bemüht sich seit Jahren, ein funktionierendes System zu schaffen, um den Betrieb in einem halbwegs realistischen Rahmen zu ermöglichen. Offenbar greifen die gewählten Werkzeuge jedoch nicht in ausreichender Form. Zeit, sich nach Verbesserungen oder Alternativen umzuschauen...
Denn sonst wird schon bald nicht nur der HCI rufen: "Herr, die Not ist groß! Die ich rief, die Geister, werd ich nun nicht los."