Interview - K. Puschnik: Über Mannheim in die NHL!
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marksoft -
24. November 2008 um 19:56 -
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Kevin Puschnik setzt in dieser Saison in der Deutschen Nachwuchsliga (DNL) als Punktesammler Nr. 1 die Maßstäbe. In nur wenigen Monaten spielte sich der in Diensten der Mannheimer Jungadler stehende Feldkircher in das Blickfeld der nordamerikanischen Scouting-Büros. Puschnik selbst lässt über seinen Traum keinen Zweifel offen: "Ich will in die NHL!"
Kevin Puschnik, 17-jähriger Sohn von VEU Altmeister Gerhard Puschnik, liegt mit 43 Punkten nach 20 Spielen als bester Torjäger (22) und Assistgeber (21) an der Spitze aller offensiven Punktewertungen der DNL. Vor zwei Jahren zog es den Vorarlberger weg von Feldkirch. Neue Heimat wurde die Nachwuchsmannschaft der Mannheimer Adler, die Jungadler. Die in Kooperation mit Heilbronn antretenden Jungadler führen aktuell die Tabelle mit 4 Punkten Vorsprung auf Köln an.
Der U18-Nationalspieler wurde letzte Woche angenehm überrascht. Sein Name scheint mit Platz 5 in Deutschland auf der vom Central-Scouting-Büro der NHL veröffentlichten neuen Rangliste für Europa auf ("Preliminary-Ranking"). Das Ranking dient als Grundlage und Richtschnur für den NHL-Draft im kommenden Jahr und stuft weltweit die hoffnungsvollsten Nachwuchscracks nach Talent und Potenzial ein. Am Saisonende wird es das endgültige Ranking geben ("Final-Ranking"). Bis dorthin heißt es für Puschnik eifrig Punkte sammeln. Vater Gerhard: "Kevin ist diese Saison leistungsmäßig förmlich explodiert. Jetzt muss er weiter hart arbeiten." Bleibt Puschnik auf dem eingeschlagenen Erfolgsweg, wird Österreich mit hoher Wahrscheinlichkeit nach dem NHL-Draft 2009 in Montreal einen weiteren NHL-Aspiranten haben. Grund genug, um sich mit dem Nachwuchs-Shootingstar aus dem Ländle ausführlicher zu unterhalten.
Kevin, wie schaut dein bisheriger sportlicher Weg aus und warum bist Du zu den Jungadlern nach Deutschland gegangen?
Ich habe fast immer in Feldkirch gespielt. Mit einer Ausnahme. Als mein Vater 2 Saisonen in Linz gespielt hat, bin ich mitgegangen. Mit 15 wollte ich dann weg von Feldkirch. Der Grund ist ganz einfach, ich wollte nicht in der Nationalliga spielen. Ich habe mich im Ausland umgesehen und war zu zwei Tryouts in Helsinki und Lahti. Beide Teams hätten mich genommen. Dann kam der Anruf aus Mannheim. Ich könnte bei Ihnen spielen, haben sie mir gesagt. Ich habe mir sofort alles vor Ort angeschaut. Die Sprache, die örtliche Nähe, Schule und Internat, die Nachwuchsbetreuung, etc. Das ganze Umfeld ist hier sehr professionell, die Entscheidung viel mir leicht.
In der ersten Saison in Deutschland schaffte ich in 43 Spielen 28 Punkte. Das war OK. In dieser Saison läuft es natürlich um vieles besser. Heute bin ich froh, dass ich nach Mannheim gegangen bin. Im Sommer haben wir einige Nachwuchsturniere in Schweden und Finnland gespielt. Wir haben alle Turniere gewonnen und dabei die besten Nachwuchsteams Skandinaviens geschlagen.
Worauf führst Du die Leistungsexplosion zurück?
Das erste Mal habe ich in diesem Jahr den ganzen Sommer richtig und professionell trainiert. Jeden Tag eine Kombination aus 5 Stunden Kraft-, Ausdauer-, Koordinations- und Schusstraining. Ich habe den harten Trainingsplan durchgezogen und konnte 5kg an Kraft zulegen. Mein Gewicht stieg von 70 auf 75 kg. Die Jahre vorher habe ich meist alleine trainiert.
Was macht das Mannheimer System so attraktiv und erfolgreich?
Wir haben zweimal am Tag Eistraining, einmal vor und einmal nach der Schule. Nach dem Eistraining kommt Kraft, Ausdauer und Koordination an die Reihe, also das Trockentraining. Mittwoch ist der freie Tag. Samstag und Sonntag wird nicht trainiert, da sind die Spiele. 28 Spieler kämpfen hier immer um einen Platz in Team. Bei denen die Leistung nicht passt und es nicht in den Kader schaffen, müssen in der Jugendbundesliga spielen.
Im Unterschied zu Österreich mit einem Trainer stehen hier immer 3 Trainer gleichzeitig am Eis. Ein Head, sein Assistent und ein Tormanntrainer. Es gibt auch einen eigenen Trainer fürs Trockentraining, einen für Zuhause sowie ein Physioteam. Zusätzlich gibt es zwei eigene Betreuer und einen eigenen Teammanager für die Jungadler. Hier passt alles.
Wie schätzt Du das Niveau der DNL ein?
Körperspiel und Schnelligkeit betrachtet könnten die guten Spieler in der Nationalliga mitspielen.
Wie würdest Du dich selbst beschreiben? Wo liegen deine Stärken und Schwächen?
Mein Vorteil ist die Schnelligkeit. Ich bin sehr quirlig und torgefährlich kann aber auch genauso der Spielmacher sein und die Tore vorbereiten. Meine Statistiken beweisen das. Meine größte Schwäche ist mein Körperspiel, das muss noch besser werden. Die grundsätzlichen Sachen (Stickhandling etc.) kann man auch immer verbessern.
Welche Ziele hast Du dir für diese Saison gesteckt?
Mit den Jungadlern ist der Meistertitel das Ziel, mein persönliches ist Topscorer. Zwei Punkte pro Spiel und 80 Punkte am Saisonende wären mein Wunsch. Mit dem U18-Nationalteam möchte ich den Aufstieg schaffen und viele Punkte dazu beitragen. Es kann auch sein, dass ich in die U20 einberufen werde.
Wo spielt Kevin Puschnik im nächsten Jahr: DEL oder…?
Auf einen Platz in der DEL habe ich als junger Ausländer keine realistische Chance. Die Ausländerlizenzen werden fast nie an junge vergeben, eher an ältere und erfahrene Spieler. Daher muss ich woanders hingehen. Entweder nach Nordamerika oder nach Skandinavien. Am liebsten wären mir die USA oder Kanada und Ligen wie die WHL, OHL oder die QMJHL. Ich möchte im Ligadraft unterkommen, so wie es Stefan Ulmer geschafft hat. (Anmerkung: der „CHL Import Draft“ dient der Aufteilung der nicht in Nordamerika aktiven Spieler auf die oben genannten Ligen.)
War deine Reihung auf im Preliminary-Scouting-Report der NHL eine Überraschung für dich oder hattest Du schon Kontakt mit Scouts?
Nein, damit habe ich überhaupt nicht gerechnet. Ich war wirklich überrascht als ich das gelesen habe. Am Anfang der Saison hätte ich mir das nicht träumen lassen. Direkten Kontakt mit Scouts habe ich keinen aber man bekommt es schon mit, wenn auf den Tribünen die Leute mit ihren Blocks sitzen und mitschreiben.
Erklingt der Name Kevin Puschnik im NHL-Draft 2009?
Dass ich das schaffe wäre ein Traum von mir! Ich möchte beim Central-Scouting-Ranking am Saisonende noch weiter vorne sein, dann hoffe ich, dass ich gedraftet werde. Es ist mir völlig egal von welchem NHL-Team, Hauptsache ich werde gedraftet. Ich will in die NHL.