Kaderbewertung: Wiederholt sich das Laibach Märchen?
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marksoft -
5. Oktober 2008 um 16:29 -
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Kaum jemand hatte es dieser Mannschaft in der letzten Saison zugetraut und trotzdem erreichte Olimpija Laibach das EBEL Finale. Ein slowenisches Eishockeymärchen und ein ganzes Land war plötzlich Eishockeyfan. Als Underdog starten die Laibacher auch dieses Mal, haben sie ihr Team doch nur punktuell verändert. Schafft es die Posma Truppe erneut, sich entgegen allen Vorhersagen durchzubeißen.
Negativserien, schwache Leistungen, fehlendes Zuschauerinteresse – das alles kennt man in Laibach aus der vergangenen Saison schon zur Genüge. Die Slowenen gehören nicht zu jenen Teams, die sich von Beginn weg ganz vorne festbeißen und dort dann auch bleiben. Das „Partyhaus der Liga“ lebt Eishockey ganz anders, wächst über eine gesamte Saison zusammen und wird zu einer verschworenen Einheit. So gesehen vor einem halben Jahr, als man wie Phoenix aus der Asche bis ins EBEL Finale geeilt ist und selbst dort am besten Weg zum Titel war. Ein kleiner Fehler brachte die Mannschaft dann zum Wanken und bedeutete den zweiten Platz.
Es war ein Erfolgslauf, der wohl so einfach nicht mehr zu wiederholen sein wird. Mittlerweile weiß man um die Gefahr der Laibacher, die sich ihre Kräfte auch heuer ganz genau einteilen werden. Mit Leistungsträgern tief in ihren 30ern (oder sogar weit darüber hinaus) kann man keine 56 Runden Vollgas spielen. Was schon in der letzten Saison beinahe schief gegangen wäre und zum frühzeitigen Aus nach der Qualirunde führen hätte können, wird auch heuer nicht einfacher. Mit Angreifern wie Elick, Intranuovo, Banham, Yarema und Co. hat man echte Typen im Kader, die aber auch nur sehr schwer zu coachen sind. Hier könnte vor allem zu Saisonbeginn die Mannschaftsfindung abseits der Eisfläche eine sehr große Verlockung darstellen, was so lange nicht stört, wie der Erfolg irgendwann kommt.
Die Slowenen haben ihren Kader nur sehr geringfügig verändert, hielten ihr erfolgreiches Stammteam zusammen und reagierten auf die wenigen Abgänge rasch und scheinbar gut. Wie vor einem Jahr darf man diesem Team aber auch heuer nicht mehr als bestenfalls eine Mittelfeldrolle einräumen. Die Konstanz wird auch heuer fehlen, doch sollte das „Partyhaus Olimpija “die Play Offs erreichen, sollte sich jeder Gegner anschnallen.
Bis dahin ist es aber ein weiter Weg und es wird wieder einmal darauf ankommen, wie sich die Abwehr und der neue Torhüter über die Saison hinweg präsentieren können. Nach vorne müssen die altgedienten Stars wieder treffen und das bei möglichst wenigen Verletzungspausen. Das kann sich OIimpija noch weniger leisten als andere Konkurrenten, da die Tiefe im Kader nur für gute zwei Linien reicht. Aber wehe, wenn die mal in Fahrt kommen…
Hockeyfans.at Prognose: Platz 6 – 10
HF.at Kaderbewertung: Olimpija Laibach
Torhüter:
Wenn man den besten Torhüter der gesamten Liga verliert, dann gilt es mehr als nur eine Träne zu vergießen. Alex Westlund ist nicht mehr bei Laibach und trotzdem scheinen die Slowenen im Tor wieder sehr gut aufgestellt zu sein. Das Scouting des Vizemeisters dürfte funktionieren, denn mit Mike Morrison hat man wiederum einen sehr konstanten und überaus ruhigen Goalie verpflichten können. Der Kanadier ist mit seinen 190 Zentimetern Körpergröße ungewöhnlich riesig für einen Torhüter, weiß diese Maße aber perfekt einzusetzen. Auch Westlund wusste nicht über eine ganze Saison zu glänzen und war stark von einer ungemein kompromisslosen Defensive unterstützt zur Liga-Nummer-1 geworden. Wenn seine Vorderleute ähnlich stark arbeiten, wird auch Morrison seine Aufgabe erfüllen können. Den einen oder anderen Prozentpunkt an Qualität hat man aber sicherlich eingebüßt.
Als Backups hat man in Laibach mit Pintaric und Sila zwei sehr junge Torhüter um die 20 Jahre im Aufgebot. Beide verfügen über praktisch keine Profierfahrung auf EBEL Niveau und könnten im Fall der Fälle wohl nur für einzelne Spiele einspringen. Sollte sich Morrison verletzen, wäre rasches Handeln unabwendbar. Das war mit dem erfahrenen Klemen Mohoric im Vorjahr ganz anders.
Wertung: 3 von 5 Punkten
Abwehr:
Die Defensive bestand in der Erfolgsphase der letzten Saison aus einem ganzen Kader. Hier wurde vom ersten bis zum letzten Mann nach hinten gearbeitet, auf Konter gespielt und die Special Teams bis zur Vollendung ausgereizt. Die Abwehr zeigt sich auch für diese Saison nur bedingt verändert, hat mit dem Finnen Petriläinen ihren wohl konstantesten Spieler. Kevin Mitchell mag der auffälligste Defensivspieler sein, ist aber extrem strafenanfällig und immer wieder für Ausraster wie auch Tore gut. Dahinter folgen einige solide Slowenen, die nach vorne nur bedingt Akzente setzen können, aber hinten durchaus ihre Qualitäten haben. Insgesamt eine farblose Zusammenstellung, die ihre Schwächen hat und nicht gerade zum Besten der Liga gehört. Daher ist man auch heuer vom Backchecking der Stürmer abhängig und kann wohl nur über eine echte Defensivtaktik zum Erfolg kommen.
Wertung: 3 von 5 Punkten
Angriff:
Zungenschnalzen ist angesagt, führt man sich die Namen im Sturm zu Gemüte. Mit Todd Elik bleibt der genialste Spieler der gesamten Liga in Laibach. Er lenkt die Geschicke dieser Mannschaft sowohl am als auch abseits des Eises. Mit ihm steht und fällt das Spiel Olimpijas vor allem im Power Play. Elik muss sich mit seinen 42 Jahren eine Saison mittlerweile sehr genau einteilen und man darf gespannt sein, ob er über 50 Spiele durchhalten wird. Mit Frank Banham, Ralph Intranuovo und Brendan Yarema verfügen die Slowenen über drei echte Goalgetter, die jedem Team der Liga Kopfzerbrechen bereiten können. Sie sind aber auch echte Gemütsspieler, die dann voll einschlagen, wenn es gut läuft. In der Krise wird man von diesen Angreifern kaum Impulse sehen können. Die kommen dann eher von Charakterspielern wie Nik Zupancic oder Tomaz Vnuk, die ebenfalls schon um die 40 Jahre alt sind und vor allem mit ihrer Erfahrung punkten. Für die hinteren Reihen haben die Laibacher einige talentierte Slowenen im Kader, die aber im Vergleich zu den vorderen Linien qualitativ große Abstriche machen müssen. Das Spiel entscheiden müssen die Legionäre bzw. die Erfahrenen, die Jungen sind fürs Arbeiten zuständig.
Wertung: 4 von 5 Punkten
Trainer:
Mike Posma hat seine Hand immer am Herzschlag dieser Mannschaft und weiß vor allem, wie er seine oft sehr wankelmütigen Stars zu nehmen hat. Mit Mastermind Todd Elik verbindet ihn eine Freundschaft, die es vermutlich einfacher macht, den Kanadier im Zaum zu halten. Posma ist ein ruhiger und besonnener Trainer, der aber durchaus Feuer entfachen kann. Er kennt die Stärken seines Teams, weiß aber auch um die Schwächen und ist ein kühler Analytiker in der Kabine. Unterstützt von einem eishockeyerfahrenen Co-Trainer Bojan Zajic ein Gespann, das in Laibach ruhig arbeiten kann und auch in Krisenzeiten bislang immer Unterstützung hatte. Man hat vielleicht nicht die ganz großen Namen auf der Trainerbank, doch die Beiden kennen ihr Team wie kaum jemand anderer. Es wird dennoch schwierig für Posma, eine Truppe voll alternder Stars über eine gesamte Saison hinweg bei Laune zu halten und ein zweites Mal in Folge exakt zum richtigen Zeitpunkt auf den Play Off Zug aufspringen zu lassen.
Wertung: 3,5 von 5 Punkten
Gesamtwertung: 13,5 von 20 Punkten
Bisherige Wertungen:
1. HC Innsbruck 15,5 Punkte
1. Red Bull Salzburg 15,5 Punkte
3. KAC 15 Punkte
3. Black Wings Linz 15 Punkte
5. Olimpija Laibach 13,5 Punkte
6. Alba Volan 12,5 Punkte