Kaderbewertung: Alba Volan – der Traum von den Play Offs
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marksoft -
17. September 2008 um 20:32 -
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Vom Kellerkind zum Überraschungsteam? In der letzten Saison war Alba Volan erwartungsgemäß eine Randerscheinung und durfte sich mit der roten Laterne abfinden. Wie sieht das für 2008/09 aus? Können die Ungarn den Trend fortsetzen und sich weiter verbessern, oder ist da sogar mehr drin? Die Play Offs gar? Die HF.at Kaderbewertung wagt einen Blick auf das Potential der Magyaren.
10. Platz, Schlusslicht und trotzdem nicht wirklich enttäuscht. Alba Volan hat in der vergangenen Saison irgendwie das geboten, was man erwartet hatte. Zu Beginnt mit Anpassungsschwierigkeiten, doch je länger die Saison dauerte auch mit Überraschungspotential. Zwar konnten die Ungarn nur 7 Siege feiern, doch da waren auch einige sehr knappe Ergebnisse dabei.
Ein Jahr danach, mit etwas mehr Erfahrung und dem Wissen, wie es in der EBEL läuft darf man schon vor Saisonbeginn eine Prognose wagen: die Spielzeit 08/09 werden mit Sicherheit mehr Siege bringen. Denn lernfähig ist Szekesfehervar auf alle Fälle und zeichnet damit ein Bild des ungarischen Hockeys. Das ist immerhin seit dem letzten Frühjahr wieder erstklassig. Der Aufstieg der Ungarn in die Weltelite des Eishockeys ist wohl auch eine Folgeerscheinung der Teilnahme des Landesmeisters an der EBEL.
So hat man auch oft den Eindruck, als hätte Alba Volan in der Meisterschaft oft auch den „heimlichen Auftrag“, Vorarbeit für die Nationalmannschaft zu leisen. Man setzt viele ungarische Spieler ein und gibt diesen viel Eiszeit. Das hängt aber auch damit zusammen, dass nicht das große Budget vorhanden ist, mit dem man sich diese herausragenden Legionäre leisten könnte.
Hockeyfans.at Prognose:
Das Lernjahr hat man hinter sich gebracht, jetzt könnte man sich eigentlich nach vorne orientieren. Doch der Schritt zur absoluten Konkurrenzfähigkeit ist ein großer, denn es waren immerhin 23 Punkte, die über den gesamten Grunddurchgang gesehen auf einen Play Off Platz gefehlt haben. Das ist auch mit dem besten Sommertraining nicht wettzumachen.
Alba Volan eilt auch nach einer Saison in der Bundesliga der Ruf des Außenseiters. Sportlich sind Partien gegen die Ungarn für viele Fans uninteressant, das Interesse an Duellen mit den Ungarn hält sich meist in sehr überschaubaren Grenzen. Das wird sich auch in dieser Saison nicht ändern.
Der Kader hat sich etwas verbessert, bleibt für die EBEL aber weiter zu schwach und nicht tief genug besetzt. Die Legionäre der Magyaren sollten eigentlich jene Löcher stopfen, die man mit dem Material im eigenen Land nicht stopfen kann, doch meist tummelt sich hier nur Mittelmaß am Eis. Einige der Ausländer kamen überhaupt erst kurz vor Saisonbeginn an Board und werden daher auch Zeit benötigen, um mögliche Rollen überhaupt einnehmen zu können.
Auch das zweite Jahr wird für Szekesfehervar nicht den großen Erfolg bringen. Das Potential des gefährlichen Außenseiters hat man aber weiterhin und dieses Mal werden mehr als nur ein paar Beine gestellt. Mit Ted Sator hat man einen Trainer, der aus diesem Team einen gefährlichen Außenseiter machen kann – und vielleicht ist sogar die große Sensation möglich. Und das wäre nicht das Erreichen der Play Offs, sondern wenn man ein Team hinter sich lassen könnte.
So sehr sie sportlich vielleicht hinterher hinken mögen, eines kann man den Ungarn nicht absprechen: den Willen. Alba Volan ist ein Team, das bis zur letzten Sekunde alles gibt und immer kämpft. Aufgegeben wird selbst beim höchsten Rückstand nicht. Doch auch dieser Kampfgeist dürfte wohl kaum ausreichen, um einen Konkurrenten aus der Liga zu überholen und somit die rote Laterne abzugeben.
Hockeyfans.at Prognose: Rang 10
Kaderbewertung Alba Volan:
Torhüter:
Es reichte für Alba Volan zwar in der letzten Saison nur zu Platz 10 in der EBEL, positive Überraschungen gab es aber trotzdem auch von den Ungarn. Eine davon war wohl Backup Goalie Zoltan Hetenyi. Der 20-Jährige wird auch heuer wieder den Platz hinter der Nummer 1 einnehmen und vermutlich mehr Eiszeit bekommen als in der vergangenen Saison. Das Talent dazu hat er mehr als unter Beweis gestellt – in der vergangenen Spielzeit und auch in der Pre-Season. Hetenyi ist eines der größten Torhütertalente in der Liga, doch noch ist er nicht reif genug für einen Einserplatz. Statistisch gesehen war der Ungar letztes Jahr sogar die Nummer 2 der Liga (92,12% Fangquote)!
Als neue Nummer 1 in Szekesfehervar heuerte nach dem Abgang des durchaus überzeugenden Krisztian Budai der nächste gute Goalie an. Levente Szuper verfügt über große Erfahrung und spielte sogar schon in Nordamerika. Im Jahr 2000 von Calgary gedraftet reichte es für den Ungarn aber nur zu AHL Einsätzen. Diese waren aber durchaus erfolgreich und Karrierestationen in Schweden, Deutschland oder Italien zeigen, dass dieser Mann internationales Format hat. Hinter einer bekannt löchrigen Abwehr darf sich der 28-Jährige aber auf viel Arbeit einstellen. Es wird schwer sein, die schlechteste Abwehr der Liga alleine rauszureißen – auch wenn das Torhütergespann durchaus Hoffnungen wecken ließe.
Wertung: 3 von 5 Punkten
Verteidigung:
Keine Frage, die Defensive war in der ersten EBEL Saison das große Problem von Alba Volan. 152 Gegentore in 42 Spielen, das war eindeutig zu viel. Entsprechend stark wurden die Verteidigungslinien auch umgebaut. Drei Legionäre sollen den Defensivreihen mehr Rückhalt geben, doch ob hier der große Wurf gelungen ist, muss abgewartet werden. Ryan Bonni verfügt zwar über viel Erfahrung, doch sein Leistungsvermögen dürfte wohl für die EBEL nur bedingt ausreichen. Mit Blake Forsyth hat man einen Kanadier geholt, der selbst in Nordamerika nie höher als in die drittklassige ECHL kam. Und auch Andreas Byström ist zwar ein Routinier, aber seine Erfahrungen hat er ebenfalls „nur“ in der zweithöchsten schwedischen Spielklasse gesammelt.
Dazu gesellen sich bekannte ungarische Namen aus der letzten Saison. Der beste Verteidiger war hier noch Viktor Tokaji, der vor allem als Aufbauspieler ungemein wichtig ist und für seine Sturmkollegen in der ersten Linie oft den entscheidenden Pass aus dem Ärmel schüttelt. Der Rest bleibt weiterhin Durchschnitt und es gab keine merkbare Verbesserung. Aber man kann davon ausgehen, dass man bei Alba Volan aus der ersten Saison gelernt hat. Immerhin gab es schon in der Qualifikationsrunde der letzten Saison in der Defensive Verbesserungen und mehr Konzentration. Das Problem der Magyaren besteht eben auch darin, dass man als Team der Konkurrenz unterlegen ist und meist über 60 Minuten Abwehrschlachten liefert, immer auf Konter spielt. Das beherrscht man zwar gut, kann aber für eine Verteidigung auch schon mal ins Auge gehen.
Die Defensive ist auch heuer wieder auf erfahrene Beine gestellt, bis auf den einen oder anderen Lichtblick, dürfte es aber wieder zu wenig sein. Auch in der Verteidigung zeigt sich, dass man zu wenig tief besetzt ist und diese insgesamt wieder die große Achillesferse sein wird.
Wertung: 2,5 von 5 Punkten
Angriff:
Man darf sich wundern. Eigentlich hätte man davon ausgehen können, dass man Namen wie Palkovics, Ocskay oder Kovacs nach ihren tollen Leistungen in der letzten Saison schon mal in anderen EBEL Kadern findet. Aber die Magyaren hielten ihren Traumsturm (35 Tore und 55 Assists) zusammen. Die POK-Linie war ein heller Lichtschein aus Szekesfehervar und machte praktisch allen Teams der Liga Probleme. Seit Jahren eingespielt geigen diese drei auch auf Nationalteamebene und sind die gefährlichste Waffe Alba Volans. Dass sie sich auch in der EBEL behaupten können weiß man nun, doch um für das Team wirklich wertvoll zu sein muss diese Linie auch nach hinten mehr arbeiten.
Damit nicht nur die erste Angriffslinie für Tore gut ist, hat man sich bei den Ungarn auf dem internationalen Transfermarkt umgesehen und glaubt mit Todd Jackson einen würdigen Stürmer gefunden zu haben. Der US Amerikaner zeigte aber nur in der ECHL seine Torjägerqualitäten, ob das gut genug für die EBEL ist? Selbiges gilt auch für den Kanadier Nathan Martz, der aber in einem Norwegen-Jahr durchaus Potential erkennen ließ. Sein Trainer glaubt überhaupt, dass er zu einem der besten Spieler der Liga werden kann. Dazu hat man mit Daniel Fekete einen Mann, der in Österreich kein Unbekannter ist. Auch er stieß aus Norwegen zu den Magyaren und möchte beweisen, dass er besser ist, als seine bisherigen Stationen andeuten.
Dahinter folgen wieder die obligatorischen Kaderfüller, mit einigen Nachwuchshoffnungen. Zwei halbwegs konkurrenzfähige Linien dürfte man also aufbieten können. Zu wenig über ein langes und kräfteraubendes Jahr gesehen und man muss sich die Luft schon gut einteilen, um bei fast immer drei Spielen pro Wochen nicht frühzeitig wieder aus dem Play Off Rennen zu sein. Dennoch verspricht die Offensive wieder etwas gereift zu sein und vielleicht sind es ja dieses Mal die Legionäre, die für etwas mehr Konstanz im Angriffsspiel sorgen können. Alba Volan wird weiterhin auf das Konterspiel setzen und auch auf seine Power Play Formationen hoffen. Und vielleicht werden es ja dann mehr als die 78 Tore aus dem Vorjahr.
Wertung: 3 von 5 Punkten
Trainer:
Ted Sator ist im internationalen Eishockey ein vielbeschriebenes Blatt und kann auf eine lange Karriere als Trainer zurückblicken. Der US Amerikaner trainierte zwischen 1983 und 1997 als Chef- und Co-Trainer diverse NHL Teams und hat sich hier ein Grundwissen angeeignet, das wohl nur wenige intus haben. Über die ECHL ging es nach Europa, wo er unter anderem mit dem slowenischen Nationalteam und dessen begrenzten Ressourcen international gute Ergebnisse ablieferte. In der letzten Saison übernahm er Mitte Dezember das Amt in Szekesfehervar und es ist kein Zufall, dass ab diesem Zeitpunkt die Entwicklungskurve bei den Magyaren nach oben zeigte.
Eigentlich kann Sator in Ungarn nichts verlieren. Schlechter als Platz 10 geht es nicht mehr und sein Team kann sich eigentlich nur verbessern. Vor allem im taktischen Bereich wird der US Amerikaner den Hebel ansetzen und aus Alba Volan ein gut organisiertes Team machen. Das hat in der letzten Saison die eine oder knappe Niederlage ausgemacht. Kann man diese Spiele heuer umdrehen, dann ist vielleicht doch was drin.
Ein Profi wie Sator und seine Erfahrung ist etwas, auf das man hört. Der Respekt seines Teams ist ihm sicher und dass er Führungsqualitäten hat, bewies der Amerikaner schon in seiner letzten, halben Amtszeit. Am Trainer dürfte es wohl nicht scheitern, wenn Alba Volan dieses Jahr nicht in die Play Offs kommen sollte.
Wertung: 4 von 5 Punkten
Gesamtwertung: 12,5 von 20 Punkten