Michael Grabner: Ich will Tore schießen!
-
marksoft -
28. April 2008 um 12:31 -
4.203 Mal gelesen -
0 Kommentare
Er ist schnell, technisch versiert und torgefährlich. Michael Grabner, ein Torjäger wie er im Buche steht. Der Villacher kämpft derzeit in den AHL-Playoffs mit den Manitoba Moose um den Calder Cup, und das sehr erfolgreich. Grabner führt mit 3 Toren die interne Torstatistik an. Was viele in Vancouver freuen wird, denn auf dem Österreicher ruhen die Offensivhoffnungen der Canucks.2006 wurdest Du von den Vancouver Canucks an Position 14 gedraftet. Wusstest Du bescheid?
Nein, ich war überrascht und natürlich hoch erfreut. Vancouver hat 4 bis 5 Interviews mit mir geführt, sie waren sehr interessiert. Ich habe erwartet und gehofft, dass ich zwischen Pick 15 und 20 an die Reihe komme. Es waren einige Teams an mir dran. Die Rangers wollten mich z.B. unbedingt haben, und die hatten Pick Nummer 21.
Wie würdest Du dein Jahr in Manitoba beschreiben? Mit 22 Toren und 22 Assists konntest Du viele überraschen.
Ich habe in der 3. Linie begonnen. Coach Arniel wollte, dass ich in der eigenen Zone besser werde. Mir wurden daher zwei defensiv starke Stürmerkollegen zur Seite gestellt. Einer von ihnen war Mike Keane, der hat 3 Stanley Cups gewonnen. Vor 2-3 Monaten hat der Trainer dann gemeint, dass ich sehr gut spiele und mein Defensivspiel besser geworden sei. Ich wurde für meine harte Arbeit belohnt, spielte dann mit Moran und Hanson in der 1. Linie. Die Änderung hat sich ausgezahlt, mit der für mich besseren Rolle kamen auch die Tore. Seit Beginn der Saison habe ich defensiv viel gelernt. Ich bin heute ein kompletterer Spieler.
Wie ist dein Draht zu Coach Arniel. Er hat den Ruf eines „harten“ Trainers?
Ich habe ein gutes Verhältnis zu ihm. Er redet oft mit mir, fragt wie es mir geht, was positiv oder negativ war und wo ich mich verbessern muss. Er hat mir auch letztes Jahr schon viel geholfen. Ein guter Coach. Du musst jedes Spiel 100% bringen, sonst spielst du sehr schnell einmal nicht.
Wie schaut deine Rolle in den Playoffs aus. Nach 5 Spielen heißt es für Manitoba verlieren verboten. War die brenzliche Situation vermeidbar?
In den ersten drei Partien habe ich in der 1. Linie gespielt, auch im Powerplay. Seitdem Jason Jaffray zurück in der Lineup ist, bin ich in der zweiten. Das Team erwartet Tore von mir, erwartet, dass ich Chancen herausarbeite. Wenn ich das nicht mache, mache ich meinen Job nicht richtig. In den ersten 4 Partien ist das sehr gut gegangen. Spiel vier war bisher unser bestes, wir haben viele Schüsse genommen und die Pucks sind auch reingegangen.
Am Samstag lief es dagegen nicht gut. Nach dem ersten Drittel hatten wir nur 4 Schüsse, das ist viel zu wenig. Wir müssen als Mannschaft mehr Druck machen, mehr Tore erzielen. Jetzt sind wir in der Serie 2:3 hinten. Es wird schwer werden noch zurückzukommen. Wir haben uns selber ein Loch gegraben, in Spiel sechs müssen wir mehr bringen.
Was muss sich ändern?
Wir müssen zuhause so spielen wie auswärts. Zuhause sind wir zu technisch, wir wollen zu schön spielen und kommen von unserem System weg. Auswärts spielen wir das perfekt, da sind wir hart und schwer zu spielen. Wir können weit kommen, haben eine gute Mannschaft.
Die Moose sind das Hockeyteam von Winnipeg. Die Hauptstadt von Manitoba ist die ehemalige Heimat des legendären NHL-Teams der Winnipeg Jets. Eigentlich ein guter Boden für Eishockey?!
Ja, wir haben immer viele Fans, 8000 im Durchschnitt. Die wollen hier wieder eine NHL-Mannschaft haben. Die leben Eishockey.
Und, was macht das Team der Moose abseits des Eises?
Wir sind alle zusammen unterwegs. Es gibt regelmäßig Partys wo alle Spieler dabei sind, egal wie alt du bist. Ich bin der jüngste, Keane mit 40 der älteste.
Der Eishockeyspieler Michael Grabner würde sich wie beschreiben?
Guter Eisläufer mit Torriecher. Meine Schwäche ist die Verteidigung. Obwohl ich schon viel verbessert habe, gibt es noch viel zu arbeiten. Auch körperlich. Ich muss lernen die Checks fertig zu fahren. Der Vorwurf, dass ich eindimensional spiele, stimmt aber nicht. Man braucht sich nur meine Statistiken in Manitoba ansehen. Natürlich aber bin ich in erster Linie ein Scorer, ich will Tore schießen. Bevor ich passe, schaue ich ob es die Möglichkeit für einen guten Torschuss gibt.
Lief das letzte Trainingscamp der Canucks für dich nach Wunsch?
Das Trainingscamp ist nicht optimal gelaufen. Ich habe über den Sommer 7-8 kg an Muskelmasse zugenommen. Ich war mit dem Eislaufen hinten nach, war etwas schlapp. Ich habe mich zuviel aufs Krafttraining konzentriert und war daher nicht so spritzig wie ich sein sollte. Heuer werde ich ganz anders trainieren, mehr auf Kondition und Schnelligkeit. Optimal wäre, wenn ich noch ca. 2-3 kg an Gewicht zulegen könnte, nicht mehr.
Du fällst durch deine gefährliche Backhand auf. Wie kam es dazu?
Von klein an habe ich mir den Puck immer auf die Backhand gelegt. Ich habe das aber nie speziell trainiert oder so. Das ist mein Nummer 1 Trick, Backhand und hoch schießen. Wenn du schnell aufs Tor ziehst, ist das nicht leicht. Aber der Schuss ist für den Goalie sehr schwer zu halten. Du hast eine größere Reichweite.
Hast Du Kontakt zu Canucks-Coach Vigneault?
Mit Trainern nein, aber Scouts kommen immer wieder vorbei. Vor allem Tambellini ist oft zu sehen. Er redet mit mir nach dem Spiel. Als Spieler weißt du aber nie, wann sie kommen.
Vancouver hat mit Mike Gillis einen neuen GM. Dave Nonis, der dich unter anderem gedraftet hat, wurde nach eher mäßigen Erfolgen gefeuert.
Es gibt einen neuen Start. Wir werden sehen was er machen will. Vielleicht setzt er auf eine jüngere Mannschaft, mal schauen ob es Trades gibt. Ich kenne Gillis nicht. Mein Agent hat zu mir gesagt, spiele dein Spiel.
Passt dein Spielstil in das eher defensiv ausgerichtete System der Canucks?
Ich glaube schon. Wir probieren in Winnipeg das gleiche System wie in Vancouver. Das ist eigentlich kein Defensiv-System. Coach Vigneault war letztes Jahr hier in Manitoba Trainer. Wenn du einen call-up bekommst, musst du dann nicht alles neu lernen. In Manitoba haben wir keine Probleme, Tore zu schießen. Schwer zu sagen warum es bei den Canucks in der Offensive oft nicht klappt.
Den Canucks fehlt es oft an offensiver Durchschlagskraft. Nicht wenige Fans hoffen, dass Du wesentlich zur Lösung des Problems beitragen kannst bzw. trauen dir das zu? Bekommst Du davon etwas mit?
Ja, ich bekomme auch viel Post. Die schicken Sie mir immer zur Eishalle. Ich höre davon, aber ich versuche nicht daran zu denken. Da würde ich mir zuviel Druck machen. Das würde in die falsche Richtung gehen. Ich spiele mein Spiel, schaue, dass ich mich verbessern kann.
Was ist nächste Saison möglich. Welches Ziel setzt Du dir?
Mein Ziel ist ein Job in Vancouver. Wenn ich es kommende Saison noch nicht schaffe bin ich aber auch nicht deprimiert. Es ist sicher noch Zeit. Hoffentlich bekomme ich während des Jahres ein paar call-ups. Aber oberstes Ziel sind die Canucks.