Nur 600 Unentwegte standen der Jugendausgabe der 99ers beim 1:6 gegen Laibach zur Seite und nützten den leeren Liebenauer Bunker dazu, ihrem Unmut kräftig freien Lauf zu lassen. Dazu gab es Seitens der Grazer Fanclubs auch noch eine Stellungnahme...Mit kleinen Grabsteinen in Form von Zetteln, auf denen ein Kreuz und die in Graz in den letzten Jahren geschassten Spieler zu sehen waren, protestierten die 99ers Fans gegen die eigene Clubführung. Der "Spielerfriedhof" im sonst oftmals so hochgelobten Stimmungsbunker Liebenau blieb aber nicht die einzige Aktion. Es gab Aufforderungen zum Rücktritt für einige Führungspersonen des Vereins.
Einige Fanclubs der Grazer gaben dazu zudem eine schriftliche Stellungnahme gegenüber ausgesuchten Medien ab. Hier der exakte Wortlaut:
Stellungnahme der Grazer Eishockeyfans
zu den Spruchbändern und Doppelhaltern beim Spiel Graz 99ers – Olimpija Ljubljana:
Mit den Namen von ehemaligen Graz 99ers Spielern ("Spielerfriedhof Graz 99ers") möchten wir aufzeigen, wie viele Spieler – teils wahre Idole – die Graz 99ers in den vergangen Jahren ziehen ließen. Diese sind nun als Gegner zu "bewundern", vor allem wenn man den Blick nach Linz wagt. Im eigenen Land waren die Propheten Gruber, Iberer's sowie Oberkofler offensichtlich nichts wert, wohingegen ein Daniel Oberkofler von den Black Wings aus den Sprung ins Nationalteam schaffte. Einige gute bis sehr gute Spieler wie Norris, Rebek, Strömberg, Selmser, Tropper usw. dürfen die Grazer Fans nun leistungsstark bei Liga-Konkurrenten betrachten, während in Graz jährlich mind. 10 Neuverpflichtungen aufs Eis "geworfen" werfen.
Weiters stellen wir mit Spruchbändern die Frage, wann die Führungsetage Konsequenzen der chronischen Erfolglosigkeit zieht. 8 Jahre Bundesliga, kein gewonnenes Playoffspiel. 2005/06 Letzter mit 10 Punkten Rückstand. 2006/07 Letzter mit 16 Punkten Rückstand. Und auch 2007/08 "kämpfen" wir gegen Alba noch um den letzten Rang.
Kann es immer "nur" an den Trainern und Spielern und deren Einstellung liegen, dass just in Graz die Spieler plötzlich das Eishockeyspielen und das Fighten verlernen?
Die ständigen Grabenkämpfe innerhalb der Vereinsverantwortlichen verursachen ein Klima, das in jeder Firma für Wirbel sorgt. 99ers-Mitarbeiter durchstöbern Forums-Beiträge und interessieren sich für deren Autoren, anstatt produktive Arbeit zu leisten, Verträge zu verlängern, Strukturen zu verändern, neue Spieler zu ködern oder sich um Nachwuchsspieler zu kümmern.
Großes Manko bei den Graz 99ers und mit schuld an der Dauer-Misere ist sicherlich auch die Vereins-Struktur; bzw. die nicht vorhandene Struktur. Keiner weiß, wer wofür zuständig ist – aber Hauptsache, es wird gegeneinander gearbeitet statt miteinander. Kein Hobby-Verein wird so unorganisiert geführt, hat man den Eindruck...
Die Leidtragenden dieser Machtkämpfe sind einerseits die Spieler auf dem Eis. Wie soll man in einer Firme, wo die Führung gegeneinander arbeitet statt miteinander, eine gute Arbeit leisten? Wie soll man bei so einem kalten Klima auf dem Eis befreit aufspielen?
Die endgültigen Opfer sind die Grazer Eishockeyfans, die jahrelang mit Versprechungen abgespeist wurden, die der Weltall-Leere nahe kommen. Jahr für Jahr opfert man Geld, Zeit und Nerven – um jährlich dasselbe Desaster vorgesetzt zu bekommen. Übt man Kritik, bekommt man nette Antworten wie "... einfach mal die Klappe halten".
Das Credo der zutiefst enttäuschten Grazer Eishockeyfans:
Spätestens gestern muss sich etwas ändern – doch nicht nur auf dem Eis sondern ein paar Ebenen höher gehören endlich ordentliche Strukturen (bspw. Tommy Jakobsen nach dem Karriereende als Sportdirektor?) eingeführt. Sollte den Graz 99ers dies nicht gelingen, muss man die Daseinsberechtigung definitiv in Frage stelle und ob ein Neustart unter neuer Vereinsführung nicht der auf Jahre gesehen bessere Schritt wäre.
Im Namen einiger enttäuschter Grazer Eishockey-Fanclubs (Lions, Elefants, Uhrturmfront)
Sportliche Grüße,
Christian "Miro" Kriegl
Schriftführer Grazer Elefants